Oedenburger Zeitung, 1886. November (Jahrgang 19, nr. 251-274)

1886-11-03 / nr. 251

Mittwoch, 3 Arme-user 1886 edenlfurgerZetknn» (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Bun für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. ie „Den­ Hortschritt zur Ehr! — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine eat « Votto Xlxzatjrgang Bad Blatt ertgei­t täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Präanumerations:Preise: Gür Loco: Ganzjährig in EN 5 fl, Bierteljährig onatl­ Sär Unswärth: mn 12 Br „gelsiährig 7 fl., Biertel= jährig Alle für das Blatt bestimmte Verbinden, mit Ausnahme Ben Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebfähren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. =—— Ronirfrain, kn und Inferatenaufnahme; Suherakeri &, Nommwalter ,KSohn, Grahenunde 121. EI 2 Einzelne Nummern Rotten 5 Stenger. EB 1 ERNEST Az.251 - an 10 Sateelite vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wale Dagese 10, U. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Schalek, olfgeile 12, N. Moffe, "Seilerstätte % M. Dules, 1, Nies­mergasse 12 Rat; Budapest : Saulus Sy. Dorotheagasse 11, Leop Yang, Ötfellaplas 3 ‚, A. 3. Goldberger, Servitenplag ®. Insertions: Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 Tr. «für die zweis, 15 Tr. für ..die dreis, 20 Tr. für die vierspalt­­ige und 25 Er. für die Durchlaufends Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Habatt­er Ungarns Finanzlage. Oedenburg, 2. November. Ungarn gleicht dem Manne, der in den Tagen des wirthschaftlichen Aufschwungs sich einen reichen Haushalt eingerichtet hat, dessen ganz von selbst wach­­sende Kosten zu bestreiten höchsstens in den Glücksjahren, nut jedoch zu normalen, viel weniger zu Zeiten des Nachgangs möglich ist. Der Mann hält es durch An­­spannung seines Kredits noch lange Zeit über Wasser. Sein Sanguinismus malt ihm vor, daß irgend ein unberechenbares Ereigniß, ein Wunder eintreten werde, das ihn vor dem Berfinfen rette. Diese b­erichte Hoff­­nungslosigkeit und die falsche Scham hindern ihn, sich nach der Rede zu strehlen, namentlich den äußeren, Die Anderen blendenden Aufwand einzustellen. Und das Ende — wir erleben es hundert und aber hundert Mal. Hier knallt ein Revolverschuß, der die Schulden und sonstigen Verpflichtungen tilgen sol, während er doc die moralische Schuld des Selbstmörders verdop­­pelt ; dort kommt ein Banferott, welcher die Firma des Falliten aus der Reihe der aufrecht ste­­henden Häuser streicht. — Wir haben unseren Staat ein­­gerichtet in den­ Tagen, da der frisch errungene Sieg über die Reaktion uns eine rosenrothe Zukunft vor die Seele zauberte und die Gunst des Himmels eine reiche Ernte bescheerte und eine Export-Gampagne zuwandte, wie solche niemals wiederkehren kann. Die Kosten all’ jener Institutionen, zu welchen wir damals die Keime legten,vermochten wir nicht zu ahnen, während wir unsere wirthschaftliche Kraft weit überfcäßten , wohin ‚Joh das andere führen, als zum staatswirthschaftlichen Ruine ?! In dürren, aber leider nur zu beredten Biffern, ausgebraht, haben wir — trog zweifacher Steuererh­öhung 22.043,926 Gulden De­­fizit pro 1887, es ist beinahe um acht Mil­­lionen noch mehr, als wir im laufenden Jahre hatten. Unser­ Finanzminister Graf Szapary hat eben gerade so schlecht gewirthschaftet, als alle seine Vorgänger und selbst als sein österreichischer Kollege der Gegenwart, Herd. Dumajewski, denn der Entwurf zum österreichischen Budget zeigt bei einem Gesammterforderung von 522 nur einen Fehlbetrag von 16 Millionen, der ungarische Entwurf ermeist ein Zurückklei­ben der Staatseinnahmen hinter dem auf 350.000,000 präliminirten Erfordernis um mehr als 22.000,000. Selbst in der Schäßung ist Jonach u­n­­ser Defizit verh­ältnißmäßig d­op­­peltfohhoh,wie daß däst erreichide. Und da Graf Szapáry bisher einen doppelt so hohen Sanguinismus erwiesen hat, als Herr v. Du­­najewöäuft, so wird sich das Mißverhältnis zu Gunsten Ungarns auf das Dreifache steigern. Ver­­gleiche mit Staaten, die sich geordneter Finanzen er­­freuen, wagen wir gar nicht anzustellen. Erschrechend an si), wird die Ziffer des Defizits noch­ viel bedenklicher durch den Umstand, daß der mi­­nisterielle Budgetentwurf fast unangreifbar, eine Art Normalbudget ist. Die sogenannten außerordentlichen Ausgaben sind um bald drittepalb Millionen geringer geprägt, als es für 1886 geschehen ; sie betragen. Die verschiedenen, nur auf Ireführung der öffentlichen Meinung berechneten Titel (Transitorische Ausgaben, Siuvestitionen u. s. w.) zusammengerechnet, nur 25 Millionen, von welchen noch 6­­, Millionen außeror­­dentlicher Einnahmen abzuziehen sind. Der Kriegsmi­­nister nimmt um der Anschaffung der N­epetitgewehre willen nur eine halbe Million mehr, als im V­orjahre in Anspruch. Geringer, als für 1887 präliminirt, werden die sogenannten extraordinären An­gaben,welche ganz g ordinäre, weil alljäh­rlicd unvermeidlich wieder­k­ehrende sind, in Zukunft niemals sein. Der Bau des Parlamentsgebäudes dauert noch neun Nahe, die begonnenen Eisenbahnen müssen vollendet, die voll­­endeten müssen in Stand gehalten werden, Schule und sonstige Bauten werden auch fünftig erforderlich sein u.­­. w. Unser Land transt übrigens weit mehr no­cls an seinen außerordentlichen %­­ern in den Einkünften des Staates, an der abso­­luten Unerschwinglichkeit des or­­dentlichen Budget. Olaf Szapary will die Bohrlöcher in das Eigenthum der Staatsbürger vermehren, die Steuer­ Ichraube noch fester anziehen, allein ihm geht es wie den Wilden mit dem Hungerriemen. Hans gert dem Hottentoten, so zieht er seinen ledernen Gür­­tel um den Magen fester zusammen. Dieser Gürtel hat Löcher in welche der Dorn der Schnalle eingreift, ist das seßte Rock erreicht, so geht eben nicht mehr weiter und der gequälte Neger legt sich hin und — deriich machtet ! Die ungarische Nation ist Schon nahezu am seß­­ten Loche angelangt und das unerbittliche E Schnüren derselben wird nicht zur Genesung des Staates führen im Gegentheile. Die Erhöhung der ohnedies enormen Transportsteuer und der gleichfalls beispiellos hohen Rechtsgebühren wird nur die Geschäfte ruiniven, aber nicht die erwarteten Mehreinnahmen in den ärarischen Säbel leiten. Hie und da lassen sich wohl im Budget kleine Summen abzwachen, aber das Endergebniß wird dadurch wenig geändert. Die Res­gierung ist bemüht gewesen, Ausgabe-Steigerungen möglichst zu vermeiden ; die von ihr verheißene Spar­­samkeit ist seine bloße Nebensart. Selbst das Ned fehlt uns, über den Militärmoloch zu jammeln. Unser Beitrag zu den ordentlichen und den außerordentlichen Ausgaben der Militärverwaltung erreicht nicht 30 Millionen jährlich und ist seit 1868 um höch­stens 3 Millionen gestiegen; diese legtere Summe kann nicht ein thatsächliches Defizit von 30 und mehr Millio­­nen erzeugen, da 38 — weil die zur Deckung der Defi­­zite bestimmten Anleihen verzinst werden müssen — naturnothwendig von Jahr zu Jahr steigt. Selbst IA die Einschränkung der Wehrkosten durch, die poli-­­­­­­­­­­ feuiffeton. LER. Die neue Pufiphar. — Novelette — (Fortfegung ) . Der Fürst reiste ab, ohne Madame Dal­­homme noch gesprochen zu haben, die aus vielen Gründen Migräne hatte und ihn nicht mehr em­­pfangen wollte, und Quftheim, der schöne Schiffe­­fähnrich, genas und machte am­ Archermittmod Madame Dalhomme seine Aufwartung, indem er beim Achten ein Bild­ im Fauteuil liegen ließ, dasselbe, welches die schöne­rau mit verstellter Schrift an den Fürsten geschrieben hatte, das uns­ter dem Sachtuch fehlging und lautete: „Um vier Uhr nach dem Balle in meinem Boudoir.” — Ludwine war einige Minuten „todt“ über diesen Fatumscherz, denn lange von trug sie sich mit einem besonderen‘­teresse für Luftheim, ganz einfach deshalb, weil er sie nit zu mögen schien. Der Seiffsfähnrich, der, obzwar leichtlebig und hie und da gewissenlos, wie die meisten sei­­ner Kameraden war, hatte dennoch ihr gegenüber stets den Platonifer, den strengen ‚Soealisten her‘ ausgeführt. Von Liebe sprach er immer nur ‚objek­­­tiv, von Frauenlob und Frauenehre schwärmte er, so daß Ludmwine oft in Stunden der Rangemeile fi selbst zuer Jugend zu überreden trachtete und in diesem Sinne si soviel. «als möglich, einen Nim­­bus zu­­ geben bemüht war, an den er höflichst zu glauben­ schien. So­ war ein eigenthümlicher Verkehr zwischen ihr und ihm entstanden, der für sie ein uns gewöhnlicher war. Dennoch verwünigte oft Ludmwine die Unbe­­zwinglichkeit ihres Freundes. Stets wußte er ihren wärmeren ©edankenwendungen auszumeichen, er nahm es nie an, sich rieben sie auf’8 Sopha zu jegen, und wenn sie sich oft, vor lauter Mühe im­­mer geistlich sein zu müssen ohne Nesultat, müde zurücklehnte und ihm mit ihrer Lorgnette firirte, ihn, der immer wenigstens drei Schritte von ihr entfernt saß und der oft minutenlang gesenk­ten Blides auf seinem Site verharren konnte, ohne Rede, ohne Antwort, dann sagte sie sich wie zum Trope : — Geine Nase ist doch ein wenig zu lang, um schön zu sein. Sie müßte auch im Küffen stören. Und so vergingen Wochen, Donate. Yondem Ludwine aus einem Siegesrausch in den anderen verfiel, blieb doch, ohne daß sie es in ihrer olym­­pischen Heiterkeit selbst ahnte, eine heimliche Leidens­chaft für Luftheim in ihrem Herzen, zu dem ihre Phantasie immer wieder zurückkehrte. Von ihrem Manne vergöttert, von der Welt gehuldigt und geschmeichelt, sah sie in ihrem­­ Treiben sein Un­­recht, nur eine Folge ihrer despotisch auftretenden Genußsucht, deren Grund ihre Schönheit und ihr dämonisches Glück­ waren. Sie hatte, sich ihrem Gatten gegenüber ja au­f einen eigentlichen Bei­trug­ vorzuwerfen, war er da vorläßlich blind, taub und blöde, wo er sehen, hören und begreifen hätte können. _ Und was mehr ? Sie kofettirte ja nur — ihre Anbeter litten, schlugen ich und verzweifelten — aber an ihren Befig zu glauben, das wagte Reiner. Sie aber fühlte sich zum ersten Mal beuns ruhigt dur­ einen Mann, und dieser Mann war Zuffheim. E83 war nichts besonders an ihm, aber was braugt «3 viel, um einer gewöhnlichen Frau zu imponiren ?_ Und schließlich war er da vielleicht ein wenig unverdorbener, al tausend Andere... Kurz, Zudwine dagte und date immer mehr an ihn. Er aber schien nichts Davon zu merken.­­ Sit e8 ein Kaprize von ihm ? ‚Hat er Fishblut ? Warum hat er seinen Wunsch mir ges­genüber ? So dachte sie manchmal und lächelte nur, sie war so sicher, wer könnte doch im Ernste ihr wie­derstehen, wenn sie wollte, daß man sie liebt! * * — Klara, sagte sie einmal zu­ ihrer Geselle­nchafterin, einem blonden Mädchen mit Beilchen­­augen, die wie eine christliche Märtyrerin an der Seite dieses meiblichen Triumphators lebte, nicht wahr, der Schiffsfähnrich ist doch ver einfältig, daß er gar so ruhig bleibt mir gegenüber ? Klara erröthete si8­unter die afhblonden Zöpfe hinein, welche wie eine Szene auf ihrem Süeitel lagen, und jagte ausnahmewreise muthig. — Weil er, um für ein Spielzeug zu­ geis­ten, viel zu gut ist — und Thränen standen in ihren großen, sanften Augen. Ludwinen ihmwoll die Vornadel. Ein Blik aus ihren Schwarzen Augen auf das , erschre die Mädchen, ein fledender Blumenbiid, als Antwort darauf und die Herrin, raufete davon mit folcher DENE ah NET ERENE > ir NR TE

Next