Oedenburger Zeitung, 1886. Dezember (Jahrgang 19, nr. 275-299)

1886-12-01 / nr. 275

Nittwoch, 1. Dezember 1886. ETERTEEE TIER TEE BRUTTTEN ERRESN XIX. Sahragang. Az. 275 Dedenburger Leitung, GR (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Beprüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Ba$ Blatt erleint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonns oder Feiertag folgenden Tages. Präanunmterations­­reife: «be Lors: Gangjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Bierteljährig » uU LE, Monatlich EU ! » Ususwärik nggthbtisg 12 A, Hetsiähris TR., viertel­­jährig . lllesit Ins Blatt bepimmt esendus gemwirst-sinnt UsufisteI,Pcäm­merations-und Instru­outsebihker,pss site-unwertportofrei einzusendem FTRERTTTTEERTTETEZETTETETTTETETEREEENEEETEET rn na 5} Administensien, Berlag und Infernienaufnahme: Kucin­kerei ©, Romtvalter & Sohn, Grahrrrunde 121. BEI Einzelne Nummern kofen 5 Kreszer. IH Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Bogler, Wal­kianesie 10, A. 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Graf Kálnofy hat in den Delega­­tionen der beiderseitigen Reichshälften die bündige­­ „Erklärung“ abgegeben,daß Oesterreich-Ungarn ganz beruhigt sein künne, denn er werde so lange frieden haben, bis — etwa ein Krieg ausbricht. Wir —­ so fuhr der scharfsichtige und zielbewußte Staatsmann fort, wir werden, wenn wir ja in Berwidlungen mit einbezogen werden sollten, deren Eintritt immerhin im Bereiche der Möglichkeiten liegt, und aus denen und nur eine Politis der „starken Hand“ mit Ehren hervorgehen zu lassen vermag, wir werden Deutschland auf unserer Seite haben, das heißt, wenn es nicht vorzieht, mit Rußland zu paktiven; — und Desterreich- Ungarn wird niemals dulden, daß der Absolutismus des­­ Zaren den gerechten Ansprüchen der Vulgaren auf eine selbstständige Regelung ihrer eigenen inneren Verhältnisse Gewalt anthue ; nein! Defterreich:­Uns garn läßt dem ruffischen Bären nimmermehr festen Fur faffen auf der Balfan-Halbinsel, vorausgejegt, dak­ei Rußland ad die Wahlmeinung Defterreichh» Ungarne fehrt und es nit vorzieht, an über und hinweg zu thun, was des allmächtigen Czaren Wille ist. Nachdem diese „Erklärungen“ unseres Ministers de6 Aeußeren ade nur denkbare Klärung in die Situation gebracht, und man über die veter­­minirte Haltung unserer aus­wärtigen Politik der Ueberzeugung leben kann, daß die Dinge alle auf das DBette geordnet seien, begreift man den jabgab, bestätigen vollkommen, was wir in Ueber- Grafen Albert Upponyi nicht, der in der Sagung der ungarischen Delegation vom 29. d. meinte, er müsse offen gestehen, die Beruhigung über die politische Lage, die empfinden zu sollen Graf Kálnofy von den Delegirten nach seinen eben gemachten Aufklärungen verlangt, künne er nur in sehr geringem Maße und blos inner­halb äußert eniger Grenzen theilen, denn ihm — dem Grafen Apponyi — erscheint vielmehr die Situation so schwanfend, so unsicher, so wenig vertrauenerwedend, als je, und die Haltung unseres Auswärtigen Amtes wäre in seinen Augen eine nie entschlosfene und vollständig im Dunkeln tappende. Da sprechen sich die Staatsmänner Frank­reichs und Italiens schon viel zuverläsfiger aus: Herr von Freycimet hat im Orgentage zu jenen heißblütigen französischen Politikern, welche Bulgarien zum BerfuHsfelde für ein französisch­­hufftiges Bündnis machen möchten, bestimmt er­­klärt, das F­rankreih einerseits S­eit unmittelbar an der bulgarischen Angelegenheit sich zu betheiligen habe, und dag andererseits für Frankreihh die Er­­haltung des Bestandes der Türkei ein wesentliches nteresse sei; einer etwaigen Aggressivpolitik Nuß­­vande würde also die Republik zunächst seine Sym­­­pathie entgegenbringn. England gegenüber beroute Herr von Kreycimer allerdings mit ungewöhnlichem Nachdruce, dag Frankreich ein besonderes und unmittelbares Spätereffe ersten Ran­­ged an der egyptisc­hn Frage hege und nicht zugeben könne, daß das Nil-Land in der Hand einer einzigen europäischen Wacht bleibe. Aber Herr von Srepycimnet vermied ed hiebei sorgfältig, doch irgend ein Wort England herauszufordern, und er gab der Niederzeugung, daß eine endgültige friedliche “jung der egyptischen Frage möglich sei, bestimms den Ausdruck. Die Erklärungen, welche Graf Robilant gestern in der italienischen Kammer­einstimmung mit unseren jüngst aus Budapest er­­haltenen Informationen über die mit Italien und England schwedenden Unterhandlungen zum Behuf einer vollkommen­en Verständigung über die buls­garische Frage seinerzeit hatten mittheilen können. Graf Robilamt bezeichnet die Beziehungen Stad­talıena zu den beiden Kaisermächten als Die herz­­h­aften und vertrauensvollsten ; er sagt ausdrücklic, Italien habe si dem friedlichen Programme der Zentralmächte angeschlossen und er werde si be­­mühen, dieses Einvernehmen zu einen immer innie geren zu gestalten. In ähnlicher Weise charakteri­­sirte Graf Robilamt Italiens Verhältniß zu England. Ueberdieb berief er sich darauf, daß die italienische Regierung ihre Sympathien für den Fürsten Alexander und für Bulgarien nicht verleugnet habe. Die thätige Mitwirkung Italiens sei unbedingt jeder Macht gesichert, welche Auf­­rechterhaltung des Friedens und Achtung der Verträge wolle ,s­it also vollkommen hat, daß Sstasien bezüglich der bulgarischen Frage sich genau auf derselben bis nie bewegt wie die beiden Kaisermächte und Eng­­land. Mögen diese unummwundenen Erklärungen sicherer zur Erhaltung des Friedens führen, als die vagen Ausführungen unseren Grafen Kálnofy. Budapest, 29. November. Die österreichische Delegation hat in der heutigen fünften EPlewart­igung das Extra-Ordinarium des Heeres, dbemmah auch den geforderten Kredit für die Dom Tage. Aus den Delegationen. er un Jeuifielen. Eine „Schlaraffen“-Bafrt nach Baden bei Wien, Gerghilvert von Er­nst Marbach. (Fortlegung ) Die „Schlaraffia in Baden bei Wien, oder wie wir sie fortan nennen wollen, wenn wir von Oberfelden im weiteren Verlaufe dieser Auf­­zeichnungen sprechen: „ Aquae thermae“ feierte am 20. November Tr. Sahres das Sanfation6- Test,das heißt die solenne Begehung der, nach einjährigem Bestande als „Kolonie“ von der „All­mutter Braga“ erfolgten Anerkennung ihrer Würdigkeit als „Neid“ , wodurch Aquae thermae ein weitere wichtiges Bindeglied im der großen Kette Sämmtlicher Schlaraffenreihe geworden ist, die jeit über 2000 Mitglieder zählen und die ftets, so weit sie auch Berge und Ströme, ja selbst das unbegrenzte Weltmeer von­einander trennen, da immerdar einen geistigen Rapport unter fi aufs recht halten und gleichsam eine einzige Gemeinde bilden, die beseelt von gleichen Trieben, angespornt von gleichen Streben, begeistert von dersel­­ben realen, ein „einig Volk von Brüdern“ in sich sagt, die, wo sie immer mit­einander zusamm­en­­treffen, das Gelübde der innigen Zusammengehörig­­keit und treuer, opferbereiter Freundschaft bethätigen. Eo kam e8 denn auch, das, als der Ruf der ‚Aquae thermae* durch alle „Reihe“ ging an dem herrlichen Seite dortige theilzunehmen, daß Die „ Schlaraffia” zur würdigen eier ihrer Sant­tion­ vorbereitet, sich alle ohne Ausnahme rüste­­ten, entweder doch Abgesandte vier do mindestend durch sonstige sinnige Manifestationen die Freude zu befinden, die sie sämmtlich D durch­­glüht, eine so ausgezeichnete­ Schaar geistiger An­­verwandten, wie es die Männer von „Aquae ther­­mae“ sind, als „hochpreisiiche Brüder“ fortan betrachten und lieben zu künnen. Auch Deyden­­burg, in der jlaraffischen Geographie „Sem­­pronta“ geheißen, blieb natürlich nicht zurück und beschloß ein stattliches „Fähnlein“, unter Füh­­rung v­­n redegewandten Oberschlaraffen und mit Gesdienten rei beladen, zur Ritter­­fahrt zu wappnen , und damit, neben der Herz­­lichkeit, deren feurige­nterpreten die Sendlinge sein sollten, auch jener Brunt sich gefelle, welcher geeignet ist die Hiesige „Schlaraffia“ angemes­­sen nach außen hin zu repräsentiren, wurde des ferneren Defretiret, das auch alle Standarten und Trophäen, alle Embl­eme und Baramente der „Sem­­pronia“ anitgeführt werden sollen, um so mehr, als sich dech die „Aquae thermae” unter den hügenden Fittichen der „Sempronia“ zu ihrer gegenwärtigen Macht und Größe entwidkelt hat, obgleich eigentlich die Schlaraffia in Linz (O­berösterreich) — also die „Vinztia‘ — damit von „Braya” Der erhabenen „Allmutter“ be­­traut worden war „Aquae thermae" zu „be* martbeii“. Allein „Vinzia“ übertrug ihre Nechte und Pflichten der „Se­mpronia“, weil diese dem aufstrebenden KReide räumlich näher liegt und sie somit eher geeignet war, das Erziehungswerk zu volldringen. Es ist so nahh die „Aquae thermae“ eine Hiehbtochter der „Sempronia“ und, Zraun­­ eme jolde, auf welche die Erzieher­in ebenso stolz zu sein allen Grund hat, wie die „Mutter“, das hohe Neid „Linzia." Es zogen von hier ein Dugend HMeden aus und zwar : „Neidsgraf Guttenberg“, und Ritter „Minneholde“ — Oberschlaraffen, dann die Ritter: „Natatata" — „Ceärdas" — „Modes poly““ — „Stilllieb“" — „Bluthund“ — „Deopfes“ — „Zihindadra“ — „Bummelblig“ — „Cyan Dys“ und „Hamadryas.“ In Wiener-Neustadt, mittelst des schnaubenden Dampfraffes angekommen , harrte ein zweites, edelgeartetes Fähnlein der dortigen Schlaraffia — der „Neostadia“ — auf dem Perron ; er war auch etwa ein Dutzend ehrenfester Ritter der dortigen „Kolonie, welche von den Oberschlaraffen, den Ritttern: „Drachenschwanz" — „Asbeit“ und „Riff“ angeführt wurden und die ih, unter dem jubelnden Schlaraffengruß: „Culum hin er und auf das geflügelte Dampfrog schwangen. Nun ging es in Windeseile, daß die Funken stochen, nach „Aquae thermae“. Daselbst gegen 1­ 9 Uhr Nachts eingetroffen, empfing ung am Bahnhofe eine Deputation dortiger Solariffen, die und in den bereit gehaltenen Sarossen das Ehrengeleile in die Gemarkungen der „Aquae thermae“ gab, wo für uns in den ersten Hotele von Baden wohl duchheizte und beleuchtete Zim­­mer als „Unterschlupf“ angewiesen waren. (Sortfegung folgt.) A­u­f 2] a­u

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