Oedenburger Zeitung, 1887. Januar (Jahrgang 20, nr. 1-24)

1887-01-01 / nr. 1

EEE RR 25T Eu | ” En Der Krieg aber in der Rater der Verände­­rungen. Bis jest gelang 6 moch jedem blutigen Konflikt auszumeiden, doch auf wie lange?! — Au sind wir speziell in Ungarn von ernten, inpern Krisen bedroht, deren feßte Konsequenzen schwer abzugrenzen sind. 8 existirt eine gefälschte Prophezeiung des berühmten­ Negimontanus der im 15. Jahrhunderte als Astronom und Mathe­­matiker auf der Wiener Universität thätig war. Darnach sollen die achtziger Jahre eine be­­sondere Bedeutung haben. Im 16. Jahrhundert deutete man­­ diese Prophezeiung auf die große Flotte, die Philipp II. von Spanien gegen Eng­­land ausgerüstet hatte, im 18. Jahrhunderte auf die französische Revolution und im 19. Jahrhun­­derte konnte man sie nur auf die Orient­­frage anwenden. Die Fabel ist ein Ueberbleibsel astrologiscer Kalendermärden. Unsere Zeit fühlt sich von sols­hem Wahne frei; sie glaubt an die unbesiegbare Macht des Fortschrittes. Es wäre ein Widerspruch in sich, daß bei dem Fortighritte der Wissen­­schaft und Kuns, in dem Jahrhunderte der größten Entdeckungen und Erfindun­­gen, in dem Zeitalter der Eisenbahnen, die Tele­graphen und des elektrischen Lichts die Welt posi­­tif, ökonomisch und sozial zum mörderifgen Brus der Kampfe verurtheilt sein sollte. Dieser Wider­­spruch muß und wird überwunden werden. Aus dem neuen Jahre grüßt uns die Hoffnung, daß wir troß der blutigen Steuergulden für neue Gemwehre, troß dem enormen Kriegsbudgets, trog des auf dem qui vive stehenden Czars, der brül­­lend wie ein Xemwe einherschreitet, jehend wen er verschlinge, und trog der Nahe brütenden Fran­­zosen, wir dennoch vielleicht ein Jahr des Frie­dens und des Glückes, ein alt besonnenen Fort­schrittes schreiben werden. Heuer fallen auch Die Reichstagswahlen in Ungarn und Gewicht, mögen sie zum Guten führen und mit diesem Wunsche schliegen wir und rufen — wenigstens allen unsern lieben, treuen Lesern zu: Profit Ne A­ER Dom Tage. O Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät Der König hat dem 1. Ef. Major des Rur­bestandes, Albert Bornmüller, den erblichen österreich. Adelstan­d mit dem prächtete „Fürs­tenfeld“ verliehen. O Spende des Königs. Wie man uns mittheilt, hat der Monarch für den im nächsten Jahre stattfindenden Hygienischen Kon­­greß den Betrag von 6000 fl. zu widmen geruht. oO Ein Henjaßrs-Angebinde für Barof. Koloman Tipa hat den Ungarn ein Neujahr­s­angebinde in der P­erson eines neuen Kommunika­­tions Ministers gemacht, Staatssekretär Gabriel Barof wurde zum ung Kommunikations-Mini­­stere ernannt. Gabriel Bar­of, ein junger Mann, der vor nur viel mehr als einem Jahrzehnt als Abgeordneter auf der politischen Bildfläche erseien, hat überaus rasch Karriere gemacht ; unter Bus­dapester Korrespondent hat vor Monaten diese Persönlichkeit als den einzigen, ernst zu nehmenden Kandidaten für das Portefeuille des Kommunika­­tions-M­inisteriums genannt. Zu dieier Zeit pub­­lizirt das­­ Budapester Amtsblatt den vorlängst anz­gekündigten Nachtritt des M­inisters am königlichen Hoflager, Baron Dorczy, der sich in das Pri­­vatleben zurückzieht. O Rußland wird vorsilhiger. Eine diplo­­matische Aufgriff im­„Nowoje Wremja“ warnt vor einem Kriege mit Oesterreich- Ungarn, der zu den gleichen Folgen, wie seiner­­zeit der Krieg gegen die Türkei führen werde. Ohne Srfahr, selbst als Sieger den Kürzeren zu ziehen, künne Rußland Oesterreich-Ungarn nur dann aus­greifen, wenn Deutschland in die Zuheilung der österreichische ungarischen Länder willig, was dog wit zu erwarten sei. — Die bulgarischen Emigranten überreichten auch dem Botschafter Nelidoff eine Dentschrift über die Lage Bulgariens. O Generalmajor Kanibars wurde zur Verfügung des Oberkommandirenden der Garde­­truppen und des Petersburger Militärbezirkes ge­­stellt.­­ Aus Sonftantinopel verräth der elek­­trii­che Draht, dad Gadoban Effendi nach Konstantinopel abberufen wurde. O Portalisches. Das Kommunikations-Mi­­nisterium gibt bekannt,­­daß vom 1. Jänner 1887 angefangen das auf Sendungen aus dem Auslande haftende und von dem inländischen Wdresfaten zu vergütende Porto mit Hinzurechnung des Golda­­gios eingehoben werden würd­­e. Todesfälle. Vorige Woche wurde in Ebene bei Genf die Gräfin Mathilde Szyma­­nomwsäfa, geborne Fürstin Boniatomwmsfa, beerdigt. Wit ihr­­­ ver­legte Sproß die historisch berühmten Hauses gestorben, das Bolen in Stanislaw August seinen legten König gab.­­ Syn Wien starb am 29. Dezember der fün. ung. Telegraphendirekteur in B Pension, Julius Laubender im 69. Lebensjahr.­­ Ein Hofkonzert in Abbazia. Als Be­weiß, wie sehr sich Kronpringsfin Stefanie für Musil interessirt, dient neuerdings die That­­sache, daß über deren Wunsch in Abbazia ein Hofkonzert stattfindet. Dasselbe wurde für den heutigen Neujahrstag, Samstag, in der Billa „Angiolina“ anberaumt. Bei demselben werden Die Hofopernsänge Reimann und Winfel­­mann, sowie der Pianist Robert Erben mit­­wirken. Die genannten Künstler begaben sich am Sylvestertage um 7 Uhr Abend zu diesem Behufe mit dem Rourirzuge der Cüpdbahn nach Abbazia und fehren nach Neujahr wieder nach Wien zurück.­­ Vol von Staunen über diese rationelle Sparsamkeit ging ich, die Vortheile und Ersparnisse berechnend, welche dem Staate aus­­ diesen Ber­­fügungen erblühen, über den Plag, da begegnete ich zwei Polizeimännern, die einen Mann arretirten, der mir sehr bekannt schien und ihlau Fächelnd, an der Seite seiner Begleiter ging. ch erkannte in ihm einen früheren amtlichen Ofenhteiger und bes fragte ihn und seine Begleiter um die Ursache der Arretirung. „Paragraph 75 des Gefeges von den Uebertretungen, wegen Ruhestörung und außerdem boshafte Beschädigung fremden Eigenthumes“, lautete die Antwort. Der Arretirte aber sagte mir: „Sehen Sie, ich war Derjenige, der im X=-Amte stets mit einer folgen Hingebung eingeheigt hatte, daß den Bartheien und Advokaten, die zu und ges fommen sind, der Angstschweiß auf der Stirne stand, ja hin und wieder sogar Mander ohnmächtig geworden ist, und jegt sol ich selber erfrieren? So Bin entlassen worden, aber ich will meinen Dienst, für den ich [chwärme, um jeden Preis jegt wieder haben, will wieder halbe Tage bei meinem treu bedienten Ofen einschlafen, und da meinen Dienst fest Sträflinge versehen, suhte ich diese Dualifikation auch zu erwerben, weshalb ich unter dem Rufe: „Es lebe die Sparsamkeit“ einige Neujahrsbazar-Auslagefenster zersshlug. So­­ bin ich denn im Begriffe, meinem u. wieder non oben zu merden.*“ # Aus den Komiisten. Stapuvär, 31. Dezember 1886. Al­er» band vo Neues im alten Jahr.) Begin­­nen wir gleich mit der wohlthätigsten Einrichtung, die wir in die Annalen des künftigen Jahres ein­­zutragen haben werden, mit einem Akte der Vin­­nifizenz Sr. Durchlandt des Herrn Oberge­­spans, das it die bevorstehende Eröffnung des Komitatsspitales vom 13. Jänner 1887 an. Der Bauplan mit Gartenlage zu dem prak­­tischen, schönen, ja mit Komfort erbauten Gebäude ist eine Spende des hochherzigen­­ Fürsten Paul Esterházy. Ein großes Verdienst zum gu­­tandekommen des humanen Werkes hat sich unter Hirr Bizegespan königl. Rath von Simon, er: :«un,der b mucht sich nicht erst»schuldig" zu würfeln, Drahte ih und lenkte meine Schritte weiter. Da begegnete ih einem Trupp von Leuten, in denen­ ih entlassene Diuinisten, Heiger und Bruder erkannte. Jh drückte den Leuten mein Be­­dauern aus, daß man sie so unverhofft mitten im Winter entlassen habe und fragte, was sie nun zu thun gedächten. Sie dankten der gütigen Nachfrage, welche der Herr Minister nicht zu stellen für gut befunden hatte und der Reliefte derselben sagte: „Es gibt nichts so Schlechtes, daß es nit au­f eine gute Seite hätte. Unsere Entlassung selbst wird dem Staate unendlich große Summen er­­sparen und der Umstand, daß wir im Winter ent­ lassen’ worden sind, hat auch einen humanitären Hintergrund, denn jeßt können wir uns wenigstens mit „Schneeschaufeln“ fortbringen, wir dürfen nur warten, bis einer Herabfäll. Es ist nur schade, daß mir, so lange wir das Brot des Staates agen, nit so viel erübrigen konnten, um uns tügtige Stiefeln aufhaffen zu können, die jeht nothwendig wären. Die Jüngeren unter uns gehen zum Militär, denn das Kriegsbudget wird nie geschmälert, und eine Abrüstung ist nicht zu fürchten !" So gab dem Manne vollkommen ver, wendete mich zum Gehen, und mich im Bette umdrehend, erwachte ich, als eben meine Hausfrau den Morgentaffee brachte. Profit Neujahr! N. N. worben, und die Grundide­­e von Her, Baron v. Berg, dem Kpıwär­igen so viele seiner schönsten Gebäude, wo sie Sparkassa, Bürgersguren­tc. zu verdauen hat. Dich erwähnte Anstalt, die­run. shhon seit haft, zwei Jahren fertig gebaut if wurde vorläuf blog auf 30 Betten eingerichtet, jed­och beabsigti­gt man, wenn das Unternehmer (die ja kaum zweifeln ist) prosperirt, einer ebenso­ großen Flüs­sel anzubauen. Zum Präses des Spitzlaussgufses wurde Baron von Berg und zum zweiten Präses der­ Herr Stuhlrigter Anton Rovnacs designirt, außerdem noch ein Ausschuß­ vor fünf Dirglievern, erwählt. P­rimars Arzt ist der bestrenommirte Bezirkss, Arzt Dr. Vogl, und als Gelundär-Arzt, nennt man den ebenfalls sehr gesuchten Doktor me Nehting,f­üf Militär-Obearzt. Die Besoldung dieser Hexen ist so unechebe­lich, daß selbe durch die Ausibtung ihres aufopfern­­den Berufes, die edelste NeHtenliebe befunden, und wird daher ihnen, sowohl, wie jedem der bol­ben Gönner, welche Die Unft­lt in’s Leben riefen, im Namen der leidenden Watbrüder, den wärms­asten Danf aller Menschenfreu‘ n» nicht entgehet. Natürlic dürfen wir debi nit den Erbaus­er des Spitales, virgeffen, die den Grundstein zum Emporblühen der Anstalt legte, (gleich wie a der Landmann, welcher das Samenforn dem Erdenshoope anvertraut, auf das ed zum mäctigen Baume emporwache, dessen Früchte uns laben, und dessen Saiten nur wohlthuende Kühlung spendet); wir rufen demnach, dem Heren Architekten Meise­ner zum Colupe vom ganzer Herzen ein tief empfundenes Essen zul — 1% Bor jeitliger Beriff­ung dis Spitales wird­ ein solerner Gottesdienst in hiesiger Pfarrkirche aus­gehalten und werden hiezu der Herr Vizegespan, dann wo andere Komitatsvertritte und auch sonstige ilustre Berfönligkeiten aus der Naabgegend und dem Coornaer­ Bezirke erwartet. Den eifrigen Anregungen des Herrn Barend von Berg und de B Bzirksarztes Herrn Dr. Bogl ist es gelungen, die Gemeinde und unsere hiesigen Fleisghauer endlich zu bestimmen, ihre Zus­timmung zum Baue eines Schlachthauses zu ge­­ben. Selbes ist mit 3000 fl. präliminirt, un wird zu Anfang des kommenden Frühjahres, gler außerhalb des Wearktplaßes, errichtet werden. Nur würden wir es im Interesse der öffent­­lichen Sierheit gerne sehen, daß auf unserer Marktplage, Die „Masthütte“ aufgebaut würde,» damit sich das Wäcen und Mefen vor dem Horte v&th’schen Haufe, (in welchen wie bekannt die Bürgerfule untergebracht ist) ndlich aufhöre, und unsere Kleinen nit duch den Verkehr der vielen Wägen vor dem Edulbhaufe­­­n Lebensgefahr ger » bragt werten. Zudem ist auch in der ganzen Eisen­­­­bahnstraße, und zwar gerade vor dem bezeichneten Haufe, die Passage am schmälsten, wodurch dort selbst Er­wachsene einem Warenunglück ziemlich leicht ausgelegt sind. Da wir schon die Schule berührt haben, so fann ich nit umhin von der katholischen Gemeinde, Schule zu sprechen, in welcher 400 Knaben nur von zwei Lehrern, einen Ober- und einen Unter­­lehrer, unterrichtet werden. Das dürft mir denn doch als eine zu große Aufgabe für die Lehrer, und eine unzureichende hi Belehrung für die Schüler. IH fürchte nur: un­s jere weibliche Jugend, die, von den ehrwürdigen Nonnen, jed8 an der Zahl, in 6 Staffen Untere ticht genieft, wird unseren männligen. Nag muss überlegen werden, das heißt, ihm im Punkte des Wissens, über dem Kopf warfen und im a „Jahrhundert demzufolge bei uns ein Krauene, Regime heringen. Dagegentonstatt renntr mtt Freuden das­ I Floreren unserer Bürgerschule(Staatsschule) Nur State, daß, wie schon vorher gesagt, jelde modh immer in einem B Privathbaufe etablirt aber king sind noch seine weiteren Bauverb­reitungen getroffen worden. Warum ? Ueber ärzt­liches Anleihhen mußte die Schule leider noch vo den Weihnachtsferien geschlossen werden, da neun der Schüler an den seit fünf Wochen hier häufiger auftretenden Kopfityphu­s erkrankten. Die Bürgerschule kretzte seit kurzer Zeit an drei Klassen für Lehrlinge, und werden diese fünfma wöchentlich von 7 bis 9 Uhr Abends unterrichtet. Die verschiedenen Ham­merfervereine trugen dazu 200 fl. bei, und für jeden neneintretenden Lehrling werden 4 fl. Einigreibegebühr­ erlegt. Diese Summen kommen den Lehrkörpern zu Stat­­­­ten, doch sind die Herren Lehrer trogdem wahrlich nit zu beneiden, da sie nach der Anstrengung de » :­­.n es a zu ee | « ‘ = no i we­­­en S Fortlegung in der Beilage. Ri­k a 2 ee­rk: « .

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