Oedenburger Zeitung, 1887. Februar (Jahrgang 20, nr. 25-47)

1887-02-01 / nr. 25

GE ALLE-.1 XX.Zahrgang. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) eifung. edenburger­­ Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beorachten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ — Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Eur Loes: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Bierteljährig Dr so, Monatsh fh Bär Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Biertel­­jährig 3 fl 50 fl. Ale fü­r das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme an Inseraten, Bräm­merations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. F » Administration, Verlag und Inferatenaufnahme: Suhirkeri &, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 121. EI Einzelne Nummern Rotten 5 Krem­er. uU Inserate vermitteln: nm Wien: Hafenstein & Bogler, Wal­­m­agafie 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Scales, 1., Wollzeile 12, N. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dufes, 1, Ries­mergafie 12. In Budapest: Saulus Gy. Dorotheagafe 11, Sepp Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Bervitenplag 8, nfertions:Gebüßbren: 5 fr. für die ein­, 10 fr. für die zwei, 15 fr. für die drei, 20 fr. für die vierspaltige und 25 Tr. für die durchlaufende »Pustzen­k exclusive der Stempelgebühr von schr. Zeitnebm­aliger Einfmnb­rugbrdeutet der Ru­ss De­­ ichtung vor der Arbeit Dedenburg, 31. Jänner. Im ungarischen Neichstage fiel während der legten Budget-Verhandlungen auch die Doftrine wie ein Zunfe in feuchtes Stroh, ohne also die Wahrscheinlichkeit des Zündens für sie zu haben, in das Auditorium, das das Land nur dann einen gedeihlichen Aufschwung nehmen könne, wenn die Intelligenz desselben sich entschließt, ihre Kräfte der bürgerlichen Arbeit, nämlich dem Gewerbe, der Landwirtschaft, dem Handel, der Syndustrie zu widmen. Schön! Allein man frage, wozu die be­­treffenden Bahnbreher und Apostel einer neuen Nichtung ihre eigenen Söhne erziehen und man wird finden, daß es diesen Herren gar nicht einfällt, die praktischen Konsequenzen der von ihnen verfündeten Prinzipien zu ziehen. Die praktische Ueberwindung einer sozialen Krise ist eben viel schwieriger, als die Erlenntung ihrer Ursachen. Jene bürgerliche Gesellsgaft, jener reiche und ge­­bildete und ökonomisch unabhängige Bürgerstand, werden die weitligen Staaten ihre wirthschaft­­liche Blüthe in erster Linie verdanken, läßt ich nicht im Handumdrehen Hervorzaudern. Am aller wenigsten läßt sich der so sehr wünschenswerthe soziale Umgestaltungsprozeß durch wohlgemeinte Mahnungen an die verarmten Edelleute beschleunigen, daß sie ihre Söhne den bürgerlichen Beschäftigungen widmen möchten. Denn der Klasse, an welche diese Mahnungen gerichtet sind, fehlen gerade am meisten die ethnischen und mate­­riellen Borbedingungen einer solchen Umges­taltung. Ein verarmter Edelmann, der in den besseren Familien des Ko­­mitates verwandtschaftliche Verbindungen hat, kann­­ viel eher erschwingen, seinen Söhnen eine im Stunde ziemlich dürftige. Doch immerhin ausreichende Erziehung zu geben, welche es ermöglicht, daß diese in irgend einem bescheidenen Amte untergebracht werden, als aus denselben tüchtige Industrielle zu machen. Sudh­eft liegt eine gewisse, unbeabsichtigte Herablegung der industriellen Lebenssphären darin, wenn man annimm­t, daß der Sohn eines herab­­gekommenen Edelmannes tod gut genug sei, um — ohne materielle Hilfsmittel Seitens der Familie — auf dem Gebiete der Aindustrie zu reuffiren. So kann nur jemand sprechen und denken, der die Iindustrie und die Bedingungen ihres Empor­­blühens nur sehr oberflächlich kennt. Die unteren Schichten unseres minder bemittelten Adels werden niemals ein beträchtliges Kontingent zur Ber­­stärkung der eigentlichen bürgerlichen Berufszweige liefern, weil ihnen die Kraft niezu fehlt. Der größte Theil dieser Gesellshaftsschichte wird seine Söhne auch fernerhin in den Western zu vers­­orgen traten, so dag eine Entlastung des Staates und der üb­rigen öffentlichen Körperschaften von dem Andrange, der, ihnen von­­ dieser Seite droht, niemals von einer Wendung in den Sonstinkten und Gewohnheiten der Centry erhofft werden dar. Vielmehr muß die Staatsregierung in sich selbst und in den strengeren Regierungsprinzipien Die Abwehr gegen diese Ueberfluthungstendenz suchen und finden. Das­­ Material zur Bewegung der Uemter wird so lange denselben Schichten ent­­nommen werden, denen es bisher entnommen wurde. Was hindert aber den Staat an der Ein­­führung einer strengeren Auswahl und einer strammeren Disziplin? Dieselben Elemente, welche jeit ihre Pfligt nur halb erfüllen, werden mehr und besser arbeiten, wenn man von ihnen mehr fordert und sie besser kontrolirt. Eine praktisch ec­­folgreichere Ableitung der überschüssigen Elemente der Gentry wäre in der N­ichtung des Mili­­tärdienste­s möglich und zugleich wünschens­­­werth, wenn nicht leider auch hier eine chine­­sische Dauer von V­orurtheilen der natürlichen Entwicklung im Wege stünde. Doch wird es am Ende allerdings gelingen, diese Mauer zu durch­drehen. Was uns vor Allem noch thut, das ist Liebe zur Arbeit und Achtung vor der Arbeit, auf welchem Gebiete sie ich auch bes­c­ätige. Der tüchtige Landwirth, der selbst an der Arbeit Freude empfindet, wird selten geneigt sein, die Vertreter anderer Erdwerber­weige zu miß­­achten. Diese Neigung it vornehmlich bei jener Klaffe zu finden, melche sich mit seiner Arbeit ernstlich beschäftigt und den Müßiggang für den einzigen noblen Beruf ansieht. Nicht sowohl gegen die Industrie und gegen den Handel ist der Haß dieser Klaffe gerichtet, als vielmehr gegen Ale, melde, auf eigene Kraft gefragt, durch G­eschc­­hihkeit, Fleiß und Sparsamkeit vorwärts kommen. Der nahmen wir doch während der jüngsten Bud­­­getdebatten von odiosen Angriffen gegen einen Ab­­geordneten, der seiner rastlosen Thätigkeit auf finanz­zielem und volfswirtsschaftlichem Gebiete einige einträgliche Stellen bei großen Unternehmungen verdankt. Wäre dieser Abgeordnete ein herabge­­kommener Aristokrat, dem­ seine vornehmen­­Ber­­wandten, ohne daß er die Eignung dazu besäße, ein Dugend Vernwaltungsrat bestellen verschaffen, damit er ihnen nicht zur Tat falle und aus dem Erttrage seiner Sinefuren die Schwelgereien, denen er sich hingibt, bestreiten könne, er würde im Un­gurischen Abgeordnetenhause Niemand einfallen, ihn deshalb anzugreifen. ES it eine ganz merkwürdige Demokratie, deren Apostel wir in unserem Abge­ E­ ­­ sen flielen. Große Freuden Kleiner Leute. (Schluß) Der Moriz nimmt mit großem Behagen sein Beißerbrod und ruft dann die Franzi zu sich, um ihr ein „Ausgezeichnet“ zu zeigen, das der Herr B Professor unter seine lateinische Aufgabe gefegt hat. Der Franzi kommen die Thränen in die Augen, da sie diese Klassifikation sieht. Sie denkt vor Allem um die Freude, die damit den Eltern bereitet wird, und dann möchte sie den Herrn Professor, der so­­ brav ist,­­ dem Moriz ein „Ausgezeichnet“ zu geben, herzlich ab­ Büffeln. « Der Moriz lacht,wie eben ein gebildeter Student über eine Einfaltlacht,und schlägt dann sein Buch auß um darin zu lesern —Du,was ist das für eine G’schicht? —­Das ist die Geschichte von Philemon und­­ Baucis,erwidert der Student,und froh,sich so­­fort in freier Uebersetzung üben zu können,erzählt er der aufmerksam horchenden Schwester die schöne Geschichte von dem glücklichen Ehepaare. —Gott,wenn nur der Vater und die Mutter auch so alt und glücklich werden möchten. Ich weiß gar nicht,was ich darum geben«that. Jeden Tag bitt’ich den lieben Herrgott d’rum. Die Leut’plagen sich halt gar so viell —Weißt Du,daß heute der Geburtstag der Mutter ist?Ich hab’mir’G in mein Buch aufgeschrieben,sie ist gerade heute vierzig Jahre alt. —Du,Moriz!DJ sollt’n wir Kinder doch etwas machen.Aber,leider,wir hab’n ja kein Geld auf Blumenk —Na,wart!Laß mich nachdenkem vielleicht fällt mir Elwa seit. Der Moriz denkt lange nach,aber er kommt zu keinem richtigen Gedanken- Daspr·ingt die Franzi auf. —Weißt Du!ruft sie,vor Erregung zit­­ternd.Ic­ hab’s.Morgen ist Samstag und da kommt die Mutterfchottzeitlich zu Haus wegen dem Ausreibem Wir überraschen’s und reiben'g’schwind aus.Gilt’s? —Gilt!Ic­ hol’sWasser­— —Und ich reib’aus! —O,ich kann Dir Ich·nhelfen! —Das ist nicht nothwendig!Du,a Stu­­dent,und Zimmer reiben! Im nächsten Moment ist der Moriz beim Brunnen,und in deß sich das Schaff füllt,eilt er zum Greisler,um­ Reibsand und Wasch­l,die Franzi kniet auf einem Sack und nun geht die Arbeit an. Kaum ist das Wasser schmugig, eilt der Moriz schon wieder zum Brunnen und nach einer halben Stunde sind Stube und Küche so rein, daß man­ auf den Dielen essen könnte. Die Gejgwitter schauen si stolz an, da sie nun die Teppiche, ver­armselige Rogen, aus­breiten, um den Boden damit zu bededen. — Du, das war eine großartige See­­ ruft der Moriz entzüdt und glättet mit dem Fuße die Falten, und­ jegt sol der Karl heraufkommen. Die Mutter kommt erst in einer Stunde und da muß er ihr Etwas aufjagen. Ich mache ein Gedicht. — Karl! Sali! Mizi! Pepi! ruft die Stanzi in den Hof hinab, wohin sie die Kinder während de­susreibens geschidt hat, und die Großen tragen die Kleinen hinauf in die Wohnung. „Weil Geburtstag feiert heute Unsere liebe Frau Mama, Kommen wir in große Freude, An der Heine Karl it da. Wünschen Dir ein langes Leben, Gesundheit, Glück, Zufriedenheit Und dem Vater ganz dasselbe Dis in alle Ewigkeit !" Endlich Hat’s der Karl gelernt. — Die Mutter kommt­ ruft die Franzi, die alle Schwarzposten auf dem Gange Porto ges­faßt hat. — Also aufgepaßt ! fommandirt der Meorit, und da die Frau Hauheneder, eintretend, ihre Kinder in einer Neihe stehen sieht, da wird sie verdugt, und als der Karl seinen schönen Vers­chüchtern vorträgt, da treten ihr die Thränen in die Augen und sie hebt den Buben zu fi empor. — Und den­ [hhönen Vers haft ‘Du gemacht ? mwendele sie sich an Moriz und frcdhaut mit leuch­­tenden Augen auf ihren Größten. — 9, die Ueberraschung fommt erst, Mutter, schreit die Franzi, reißt die Thüre auf und weist auf den reingewaschenen Boden. — Na, so was! Ausg’rieben Habt’3 mir ! Kinder !­hr seid’8 Halt so viel brav und wir hof­­fen so viel Freud’ zu derleben, wenn uns der Herrgott redi alt werden läßt! — D’rad so, wie Philemon und Baud­e­­ flüstert die Kleine Franzi verstohlen dem Moriz zu, den die Mutter gar nicht von sich lasfen will. E. Br | ·..s«­·­.". ER BEE 9 a 3 I ET M­ RT ee DEF­RES ER ER 3 da EEE SER ER ee WE, San Bi­te NET IR TORER ee ee

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