Oedenburger Zeitung, 1887. Mai (Jahrgang 20, nr. 100-122)

1887-05-03 / nr. 100

EEE EBEN TRETEN TE t­y­­­t­or“ FE­EEE TERN der Ausgleichsfragen in die Wahlkampagne als Agitationsstoff hineingetragen werden würde. Die Regierung legte Hauptgewicht auf den Gesammt­­einbruch, den das Offenlassen der Ausgleichsfragen im Innen und nach Außen machen würde, und es läßt sich nicht i­n Abrede stellen, daß eine solche Erwägung der Sache das endliche Beifettwerden des Ausgleich8 dringend nothwendig gemacht hat, dürfniß nach endlichem Abschlusse der Ausgleichs­­verhandlungen macht sich jedoch bei der ungarischen Regierung und der Majorität des Abgeordneten­haus es zu sehr geltend,als daß die vom Grafen Apponyi geäußerten Bedenken auf die Ents­­chließungen des Hauses von entscheidender Wirkung hätten sein könne. Der Thatsache entsprechend,daß nicht die Frage des Zollbündnisses selbst meritorisch auf der Tagesordnun­g stand,sondern blos eine ganz un­d wesentliche Modifikation in der Textirung des Ver­­trages,bezweckte der vom Grafen Apponyi eingebrachte Antrag nicht die Ablehnung, sondern nur die Vertagung der Vorlage. Die Argumentation,mit welcher der Graf diesen Antrag begrü­ndete,konnte keineswegs als nun wesentlich und unrichtig ohne Weiteres abgelehnt werden.Es handelt sich um die Wahrung der In­­teressen der ungarischen Spiritusi­­ndustrie und der von diesen nicht zumw nen dannteressen des u­ngarischen Rekurs.Aus den Verhandlungen des Kongresses der Spiritusindus­­triellen und auss den Auseinandersetzungen zu "welchen diese in der Presse Veranlassung boten, kennen die weitesten Kreise die kritische Lage unserer Spiritusfabrikation Das bestehende Steuersystem bildet allerdings nicht die alleinige,doch immerhin eine nicht zu ignorirende Ursache dieser kritischen Lage.Graf Apponyi meint­ut,daß,solange wir keine Gewißheit darüber haben,daß es gelingen werde­ die von ungarischer Seite verlangten Mod­i­­ikationen der Spiritusbesteuerung bei der­ öster­­reichischen Regierung durchzusetzem es überhaupt nicht rathsam sei,daß Ungarn durch Annahme des Zollbündnisses s sich die Händekindt.Das Miß­­­trauen gegenüber der österreichischen Regierung ist das eigentliche Motiv des vom­ Grafen Apponyi eingebrachten Vertagungsantrages.Und wertönnte z ohne Weiteres behauptem daß das bisherige Vors­tehen der österreichischen Regierung tiefes Mißs­trauen nicht gerechtfertigt erscheinen läße.Die von der ungarischen Regierung zur Schau getragene Vertrauensseligkeit hätte allerdings eine etwas ein­­gehendere Motivirung und­ Rechtfertigung verlangt, als dies von Seite des Ministerpräsidenten geboten wurde, Ist die ungarische Regierung hinsichtlich der CS­piritussteuerreform ihrer Sache vollkommen ge­­wig? Diese Frage ist berechtigt. Wir wollen uus geben, daß die ungari­ge Negierung im Befige positiver Versprechungen ist und daß sie, auf Diese gefragt, donn fide die Abmachungen Hinsichtlich der Spiritussteuer vom Abschlufse des Zolbündnisses trennen zu dürfen meinte, doch wurde das Vertrauen­­ der ungarischen Negierung von Seite der österreic­hischen Faktoren wiederholt getätigt und das ist der Grund, weßhalb wir gerne eine möglichst fa»­ire Motivirung der Haltung der Regierung ge­wünscht hätten, anstatt der allgemein gehaltenen Bereicherung, daß das Interesse des öüterreihtigen Uerard ebenso die Mo­difikation des Spiritussteuer­­gefeges erhei­te, wie das I­nteresse der ungarischen Staatskasse. Es gibt Umstände, unter welchen das Migtrauen geradezu eine politische Tugend, ja, wo mehr, politische­r Pflicht wird. Nun, die Wiedererneuerung des Balles von 1867 ist jegt so gut wie verbrieft und be­­siegelt und Die ungarische Regierung selbst it am besten in der Lage, den Grad der Sicher­­heit zu beurtheilen, auf welche sie in der Spiritus­­frage Oesterreich gegenüber rechnen darf. Täuscht sie si in ihren Erwartungen, so werden die bösen Folgen nicht ausbleiben. Darüber aber dürfen wir und feiner Täuschung hingeben, daß die Ga­­rantien, auf welche die ungarische Regierung in Bezug auf das Wohlwohlen und die Gerechtigkeit des österreichischen Kabinett und Parlaments rechnen zu dürfen glaubt, genau so viel unwerth sind, als die thatsächlichen Pressionsmittel über wilde sie verfügt. Wir sind denn als vollkommen überzeugt, daß, wenn nicht schwerwiegende Politische Erwägungen dem baldigen Absgluß der Ausgleichs­­verhandlungen rathsam erscheinen ließen, die unga­­rische Regierung keineswegs vor Abflug der Un­­terhandlungen über die schwebenden Fragen der indirekten Steuern zur Finalisirung des Zollbünds­niffes und des Tarifentwurfes die Hand geboten hätte.­­Diese politisgen Erwägungen hat Minister­­präsident Tipa nur schwach gestreift, indem er auf gewisse Besorgnisse hinwies, welche die Ableh­­nung, beziehungsweise Befragung des Zollbündnisse s nach sich zöge. Wir vermuthen, daß in der Meng­­lickeit dieser Besorgnisse und in der wahrschein­­­igen Rückwirktung derselben auf die Kreditopera­­tionen des Staates der wichtigste Grund dafür liegt, daß das Ministerium si durch Bedenken hin« figilid der Spiritussteuer nict daran hindern ließ mit dem Gro8 der Ausgleichsfragen rasch aufr zuräumen. Y Auch wäre es für die Negierung und ihre Partei aus naheliegenden Gründen nicht$ mei­niger als wünigend werth, wenn die Gesammtheit Dem Tage. Die Abberufung des russischen Bot­­schafters in Berlin. E83 verlautet offiziöe, daß nunmehr in den diplomatischen Kreisen der Deutschen Reichshaupt­­tadt die Abberufung des Grafen­­ Paul Schumaloff von dem dortigen Bot­­schafterposten als eine ausgemachte Sache­ betrachtet werde. Die Affaire habe anfänglich einiges Be­fremden erregt, weil er allgemein bekannt sei, daß Graf Bau Shumaloff sich in höherem Maße als irgend­einer seiner Vorgänger des Ver­­trauens, ja der Freundschaft des Deutschen Kanzlers erfreue. Allein man sei mittlerweile zu der Uebers­­eugung gekommen, daß Graf Paul Shumaloff auch fürderhin in der Lage sein werde, seine Stimme und seinen Rath zu Gunsten der Erhaltung der Freundigaft mit Deutschland zur Geltung­­ zu bringen, und nehme die Sache nicht mehr so ernst. Allerdings sei zur Stunde noch nichts darüber bes­pannt, auf welchem Boiten und für welche Ver­­wendung die Dienste des Grafen Shuwaloff fünfzighin in Anspruch genommen werden s­ollen. Bis vor ganz kurzer Zeit war die Deeinung vor­­waltend, daß Graf Shumaloff berufen sein werde, Herrn v. Giers in der Leitung der aus­­wärtigen Angelegenheiten abzulösen. Die Position des Reiteren wird [Rom seit geraumer Zeit für sehr geschwächt und erschüttert gehalten und überall hat der Glaube Eingang gefunden, daß Herr von Giers über kurz oder lang einen Nachfolger finden werde. Die neuesten Berichte aus Petersburg versichern jedoch mit einer gewissen­­ Bestimmtheit, daß Herr dr. Giers vorläufig im Amte verbleiben sol und daß der Name des Grafen Paul Sc­us­­waloff sich absolut nit unter denjenigen befinde, die für die Nachfolgerschaft auf dem Posten des Ministers der Auswärtigen in Betracht kommen. Von gewisser Seite wird Fürst Dondurosif K­orjatoff als Kandidat für das Ministerium des Auswärtigen genannt. Fürst Donduroff ist gegenwärtig Statthalter im Kautalog und es hängt wohl mit den Gerüchten über seine Abbe­­rufung von diesem Posten zusammen, daß­­ Graf Paul Shumaloff vielfach als fünfziger ©­o­u­­verneur des Kauklasus bezeichnet wird. Es wäre Trog des bestimmten Auftretens der obigen Nachricten Doch noch verfrüht, ss heute schon über die Bedeutung der eventuellen Berufung des Fürsten Donduroff-Korsakoff zum Nachfolger des Herrn v. Gier 8 zu äußern. Oziirgz unterbliebene nach Offizier. Am 30.April veröffentlichte die»Wiener Zeitung« das von Seiner Majestät sanktionirte Gesetz, betreffend die Versorgung der Militär- Witwen und Waisen von Offizieren und Soldaten des Heeres,der Kriegsmarine,der Lands . Aus Königlichen Streifen. Se. Majestät der König trifft, wie uns aus Wien ge f­rieben wird, in dr Mitte des Monates Mai in Budapest ein, wo große Truppen­­mandöper stattfinden werden. — hre Majestät die Königin dürfte bis 10. Juni in Herkules­­bad verweilen. Bei der Abfahrt aus Herkulesbad tief — wie der dortige S Korrespondent des „P. “U.* seinem Blatte mittheilt — die Königin E­lie fabeth5 von Rumänien unserer Königin zu: „Auf Wiedersehen in Sinaia !* Man nimmt daher an, daß ein Gegenbesuch demnächst bevorsteht. — Die Königin Natalie von Serbien wird am 12. Mai Belgrad verlassen und über Odesfa nach der Krim reien — Königin Christine von Spanien ist am 30. April in Paris eingetroffen.­­ Das ita­­lienische Königspaar ist am 30. April in Begleitung der Deinister Crispi und Brin in Venedig angekommen, wurde von der Bevölkerung enthusiastisch empfangen und verherrlichte am 1. Mai durch dessen Theilnahme die feierliche und unter grandiosen Manifestationen vor sich gegangenen Enthülung des Biltor-Emanue­ls Dentmale. © Allerfehrte Auszeichung. Se. Majestät verlieh das Ritterkreuz des Leopold-Ordens an den Oberlieutenant der T­rabanten-Leibgarde Obersten Heinrich Ritter von Spindler, in Anerken­nung seiner in der Zutheilung beim Hofstaate des Kronprinzen Rudolf durch viele Jahre geleisteten vorzügligen Dienste. ·, wehr und des Landsti­rmes.Das Gesetz trat mit 1.Mai in Wirksamkeit. »Ogns dem unzugeordnetenschaul. In der Sitzung vom 7.April interpellirte Georg Kegel wegen Aufhebung des Verbotes der Pferdeansfuhr Ministerpräsident v.Tipa betonte,daß angesichts der friedlichen Aussichten die­ vorbereitenden Schritte­ behufs Aufhebung dkseä Berboces bereits eingeleitet wurden,und daß diese Maßregel thatsächlich auch durchgeführt wird,sobald dies geschehen könne,­­ohne besorgen zu m­üssen,daß hie durch eventuell die Bedeckung unseres eigenen Pferdebedarfes Abbruch erleiden könnte. Der Handelsminister erklärt,daß das Ges rächt,es sei bei den Vertragsverhandlungen die zollfreie Einfuhr zu männ­chengemästeten Hornviehes in Aussicht genommen,ganz grund­­los sei.Ueber den Stand der noch im Zuge bes findlichen Verhandlungen sei er dermalen nichts in der Lage, nähere Aufschlüsfe zu geben. Er werde sich bei den Verhandlungen von seiner besten Ueber­­zeugung leiten lassen und seinem Bertrage zus­­timmen, welcher den­nteressen des Handels ab­­träglich wäre. O Aus der D­iplomatisgen Welt. Der Generalsekretär im rumänisgen Ministerium des Aeußern, Herr von BPlanescu, wurde provi­­sorisch mit der Leitung der Gesandtschaft in Wien betraut. CD) Arb­eite Hofer Gerichtshöfe. Nach in Budapestt am 30. April D durchgeführter Schlußverhandlung wurde Zsupanszty, wel­­cher den unter Namen Stantoffun Mility das Bodenfreditinstitut um 68,000, be­ 3iehbungs­wei­se 25,000 fl. prellte, zu siebenjährigem Kerker, ferner wegen An­nahme eines falschen Namens zu 600 Gulden Geld»­strafe verurtheilt. Fr­eien wurde am 29. April der Taglöh­­ner Eduard Vokal, welcher die Kohlenhändlerin Antonie­­ Lief ermordete, zum Tode durch den Strang verurtheilt. OD: Todesfall. Nächst Prag starb am 30. April Graf Fr. Wald­stein, Landtags-Abgeord­­neter und Großgrundhesiger im Alter von 53 Jahren, auf seinem Gute Audolila.­­ Der Kroatische Landtag. Wie aus Ur­ga­rn berichtet wird, sol der kroatische Lands­­tag gegen Ende des Monat Mai oder spätestens in den ersten Tagen des Monats Juni zu einer kurzen Session­­ zusammentreten und sodann aufgelöst werden, so daß auch in Kroatien die Wahlen no im Juni stattfinden können. O Bu ©bergefpanssekretären wurden er­­nannt: der Zorontaler Honorarspizenoter Nikolaus Jablongiy mit dem Range eines Ministerial- Konzipisten neben den Zorentaler Ddergespan , der Szatmärer II. Bizenotär Karl Majcs mit dem Range eines Ministerialkonzipisten neben den Szat­­märer und der Eisenburger Pizenotär Stefan Menney mit dem Range eines Ministerkonzeptss Ar­unften neben den Eisenburger Dobergespan. Fokal-Reitung. Fokalnotizen. * Der erste Mai. Diese drei Worte sind der­­ Unbegriff des Frühlings. Kommt so wie heuer der besonders erfreulige Umstand Hinzu, dag der 1. Mai auf einen Sonntag fält, so feiert die Menscheit doppelt sofern das anmuthige Frühe­lingsfest. Von diesem Tage an rechnet sie im All­gemeinen den Beginn der schönen Frühlingszeit. Mai! Diese kurze Silbe wiegt ein schönes Gedicht auf. Die Schwingt nach dem Mai ist wie das Heimmeh und nur wenige Men­gen bleiben von diesem Gefühle verschont. Und Lene, die­­ diese Empfindung ni­ kennen, sind bedauernswert­e Geschöpfe, denn sie müssen schon namenlos uns glücklich oder sehr verkommen sein, wenn sie seine Freude an dem Erwasen der Natur empfinden. Wohl hat jede Jahreszeit ihre eigenthümlichen Reize, aber der Frühling ist wie das Löb­ligste Jahres­­viertel und der Monat Weai die litterwogen der produktiven Natur. Dieser Liebliche Zeitatschmitt is unser treuester Freund, er Hopft an unsere Thüren und lodt uns in die freie Natur Gottes hinaus, damit wir deren Einfluß auf uns wirfen lassen und Leib und Seele. kräftigen. Würde aber auch nicht der Falendarishe Ruf an und ergehen, das Lenzfert schon früh Morgens zu bejubeln, so zwänge ung die musikalische Tagsreveille dazu, welche Hier von der woderen Militärkapelle schon um 5 Uhr Früh mit lautem Klang angestimmt und, dort mehrere Stunden fortgefegt worden ist, bis auch der verstocterte Schläfer sich den Mohn des Morpheus aus den Augen geriehen hatte. Mit Klingendem N

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