Oedenburger Zeitung, 1887. Juni (Jahrgang 20, nr. 123-146)

1887-06-01 / nr. 123

.«.«" «­­gäittwochtgsuniJsR GE Yr.123 XX.Zaljrgang. Oedenburgerzeiiun (vormals „DBeden­burger Nachrichten“) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortstritt zur Ehr! — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ a: U © summiemeiset äqusyursusssskcmun im Slawodazeiettag folgendenchos. Zräm­meration DZreisek MAWZON­KAOLalbiös riq z siq stemlishti P­flh. II­­­ k., Monatlich til. I GUN­OZUIZ Ganzjährig sit 5710.,krsalbjöhris Til., Biertels jährig 3 . Alle für das glatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme vom Inferates, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Sudirsarrei &, Nomtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. BI Einzelne Nummern Rotten 5 Arenier. EU Administrasion, Verlag und Inferatenaufnahme: Inserate vermitteln: S in Wien: Hafenstein & Vogler, Wal« Rihgafse 10, A. Oppelit, 1, Etubenbastei 2, Heinrich Sale, 1., Wollzeile 12, N. Moise, Seilerstätte 2, M. 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Die Erlangung des M­andates ist, abgesehen von einem gewissen Alter und vom D­efige des aktiven Wahlrechtes an keinerlei Dualifikation geknüpft. Und das ist im Prinzipe ganz in der Ordnung. Das Vertrauen seiner Mitbürger, das soll die Qualifikation sein, welche allein zum Mandate verhilft. Dieses Vertrauen solle aber seinem Un­­würdigen, seinem Unfähigen zu Theil werden. Die BWrufe und V­orschläge bewährter Führer im öffent­­lien Leben bezüglich der Wahl von Kandidaten verdienen gewiß Berücksichtigung ; allein das blinde Napbeten von, der Kameraderie oder aus persön­­lichen Interessen in den Vordergrund geschobener Namen, das wir so vielfach, selbst in den intellie­gentesten Bezirken bei der Aufttelung von Kandi­­daten berrichen sehen, ist ein geistiges und politisches Armuthszeugniß für ganze Maffen von Wählern. Die Deandatswerber werden nun ihre schönsten Reden halten (in Mattersdorf geschah es bereits vorgestern dur Professor Dr. v. Degen), sie werden wieder die Wünsche ihrer Wähler er­­forschen und versprechen, genau nach denselben zu handeln, sie werden persönlich die Schnüre ihres Geldbeutels lodern und recht tief hineingreifen für Diejenigen, denen sie genug Einfluß zutrauen, ihre Wahl durc­hzufegen. Ist aber diese einmal vollzogen, so werden die meisten hier natürlich mit dem Strome schwimmen und im Parlamente nur die verheißene Kirchelturmpolitik,sondern einfach die der Oppor­­tunität — jene nämlich, die ihrem Synteressen am besten frommt — vertreten. „Mann mit zugek­öpften"Qafcen" wird man dann von der Mehrzahl jagen können „Du t­ust Keinem waß zu lieb.“ Darum muß nit bIo8 der­ oppositionell ©e­­sinnte, selbst der Regierungsanhänger, der sich sein Vertrauen zu dem providentiellen Staatsmann an der Seite des Ministeriums troß der zwölfjährigen Mitwirtsschaft noch immer nicht hat rauben lassen, vorsichtig, sehr vorsichtig fein in der Wahl seines fünfzigen Sen­ioten in den Reichstag. Jeder Wähler muß wünschen, daß während der nächsten fünf langen Jahre, auf,welche die Nation sich ihre Vertretung erfährt, in den Reihen derselben fähige, ehrliche, unabhängige, muthige Männer in möglich­er Anzahl Plag finden mögen. Unfertwegen sei der Mann der Wahl an ein Anhänger Tipa’s ala $abinyi, aAla Degen, Hochwürden Bubics u. s. w., aber er sei da wenigstens dankbar für die ihm zu Theil gewordene Unterfrügung in der Erreichung seines Zieles. Wir — obgleich in der Richtung der gemäß­­­igten Opposition steuernd — wir hegen seine Feindseligkeit gegen Regierungskandidaten, denn wir leben leider der fatalen, nicht zu entwurzelnden Ueber­­zeugung, daß ob Hinz oder Kunz auf dem Fauteuill der Gefäßgeber in der Sandergasse figt, die Nation toh immer gleich viel zahlen werde müssen, denn die Lasten der Regierung werden immer größer und auch die Äußerste Linke Fan sie nit abladen, — aber wir wünschen, daß der fünftige Sendbote so viel wie möglich das Interesse seines Wahlbezirkes, natürlich so weit er mit der allgemeinen Wohlfahrt des Vaterlandes möglich­st, zu verwirklichen suche; daß der für seine Wähler persönlich zugänglig bleibe und ihren Bitten stets ein gemeigtes Ohr leide, daß er die Karteih für seine Sache nicht als Zit­­ronen behandle, die einmal ausgequetscht bei Seite geworfen werden. Niemand erwartet nach den bisherigen Er­­fahrungen große und dauernde Schöpfungen von dem nächsten Reichstage, obwohl dieser ja noch im Schoße der Zukunft schlummert und deshalb ein voreiliges Urtheil so ungerechtfertigt zu sein sein­, wie ein Verdilt über die zukünftige L­ebensführung eines noch nicht geborenen Kindes. Und doch wird man selten fehlgehen, wenn man aus den Eigens­chaften der Eltern auf die Fähigkeiten der Kinder einen Schluß versucht. Auch für ein Parlament ist der Geist der Zeit bestimmend, is melde die Hervorbringung desselben fält. Die Zeitperiode, in welche wir leben, ist eine sterile, zu größeren und fühneren Konzeptionen unfähige. Woher soll denn das Parlament die Kraft und den Schwung zu großartigen Schöpfungen erhalten? Wo sind die Männer, welche der Nation als­ glänzende Bei­­spiele voranleugten? Wo ist die Regierung, welche energisch und konsequenz dem ausgestedten Ziele zustrebt und die Garantien des Erfolges zu bieten vermag ? Wählt al­d wenigstens solche Männer, die das Herz auf dem rechten Frede und so viel Verstand und Bildung haben, daß sie fähig sind ihre Anfiten in der erleuchteten politischen Körpers­chaft, in die sie berufen wurden, zu behaupten. unnumm­ern —­ ­ Jeuilleton. Aus dem Beamtenleben. Don Antıs Theuriet. — Nach dem Französischen. — (Fortlegung nach Schluß ) Dieser Kontrast zwischen der festlichen Ums» ge­bung und­­ seiner Düsteren Syngender unnedte melancholische Gefühle in ihm, aus welchen er jedoch pröglich durch frößliche Stimmung geriss­sen wurde ; gleichzeitig hörte er sich bei seinem Na­­men anrufen. — Ah, Herr Toufsaint, das ist ein guter Wind, der Sie herrührt, Sie müssen mit uns halten ! Er erhob den Blick und erkannte seinen A­nt­ipeftor, Herrn de la Brunie, der inmitten einer Gruppe von Damen stand, die im Grase saßen. Die eine derselben stand bereits im reiferen Alter, die beiden anderen waren jung, hübssch und fahrenen Schwestern zu sein. Wir haben, sagte Herr de la Brunie, eine Heine Sonntagspartie veranstaltet ... So hoffe Sie werden mir nicht verweigern, unser Der jeiner zu theilen ... .. Meine Frau und meine Z Töchter werden entzückt sein, Sie ihre Küche loben zu hören... . Prosper suchte zuerst einen Vorwand, um die Ein­ladung abzulehnen, allein der Inspektor bestand so Hartnädig auf derselben, daß der junge Mann weniger aus Ge­hmach daran, ald aus Chrerbies­tung gegen seinen Vorgefigten, im Sinn­e zwischen den beiden räuleind de la Brunie Plag nahm. Das Dejeuner verlief ohne Förmlichkeiten. Kaltes Geflügel, Pastete und guter Wein, Erdbeeren. Alles war ausgezeichnet und beim Deffert fühlte sich die Gesellshhaft sehr angeregt. Die Z Töhter des ne­spertor8 waren, wenn auch nit gerade schön, so doch angenehm ; die ältere Rosephine war von ernsterer Gemüthsart, die jüngere Jacqueline besaß einen Hang zum Muthwillen, der recht amüsant war. Es gelang ihr, damit auch den scheuen Pros­­per zu besiegen ; man spielte heitere Gesellschafts­­spiele, man pflückte Vergißmeinnicht mit­einander und als man si am Abend verabschiedete, lud Frau de la Brunie den jungen Beamten ein, ihr Haus zu besuchen. Zuvörderst machte er daselbst eine Verdaus­ungsvisite. Herr de la Brunie war nicht reich, allein er führte ein angenehmes Haus. Prosper wurde daselbst freundlich aufgenommen, die beiden Schwestern brillirten vor ihm mit ihrer Fertigkeit im Klavierspiele. Jacqueline bot ihm zuthunlic eine Zafffe Thee an. Das heitere und trauliche Plauder­­stündchen verlängerte sich 618 gegen elf Uhr.­ Den armen Beamten, der nie eine angenehme Häuslich­­keit besofsen hatte, erfeien­­ diese beseidene Woh­­nung, die aber voll Blumen und durch die Gegen­­wart von zwei jungen Mädchen erheitert war, wie ein Paradies. Er kam fast in jeder Woche einmal, ganz glücklich, jenes Familienleben wenn auch nur flüchtig mitgenießen zu können, das ihm süß wie ein Honigfuchen erschien. Später stiegen die Strupel der Ehrbarkeit in ihm auf und er fragte si, ob diese häufigen Besuche eines ledigen jungen Mannes von achtundzwanzig Jahren die beiden Hausfräulein nit Kompromittiren fünnten. — Dadurch,daß er sich in diesen Gedanken ver­­tiefte,hielt er sich für moralisch verpflichtet,um eine derselben zu werben und da Jacqueline dies entgegenkommendere war,zeigte auch er sich ihr gegenüber aufmerksamer.Das Mädchen,welches ziemliche Neigung zur Koketterie hatte,entmuthigte ihn nicht und allmälig glitt er sanft den Abhang hinab und wurde­ ernstlich verliebt in dasfeulr. Kurz darauf trug er seine Werbung den Eltern vor, welche, ganz glücklich darüber, daß sie ein Mädchen ohne Aussteuer anständig versorgen konnten, seinen Antrag mit freudiger Bereitwilligkeit als S­zeptirten. Die Mitgift wurde festgefegt und nur vier­­zehn Tage Schwamm Prosper in Glücseligkeit. Die Aussicht, endlich aus seiner düsteren Vereinsamung herauszukommen, ein Heim, eine geliebte und lies­bende rau, eine Familie zu haben, erfüllte sein Herz mit poetiigem Enthusiasmus. Eines Abends als er wieder fam, um seinen Besuch zu machen, hörte er die beiden Mädchen allein im Salon plau­­dern ; ein Teppich machte seine Schritte unhörbar und er widerstand der Versuchung nicht, zu hören, ohne gesehen zu werden. Du Liebst ihn also nut ? fragte Josephine ihre Schwester. So finde ihn Linfish und von einer lächerl­iiden Geshrauchtheit; aber was for man thun? Schließlich ist es doH ein Ehemann... . wir |

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