Oedenburger Zeitung, 1887. Juni (Jahrgang 20, nr. 123-146)

1887-06-01 / nr. 123

Ve­RE­RR­NER ESSENER . , « OYear Magnatenhaug gättig fiedenDie gewesenen«sAVgeovdkketm--Fran­zqusbßfsysunds Sigmund v.Bo­shus"fvllen«in das ungarische Oberhaus berufen werdem O Zur Verminderung dergsahtauglagen Der Herrk.ungar.MiniuerdestIern hat an die Zentral-Wahlausschüsse des Landes zwei Zirkulare Erlässe gerichtet.Der eine enthält die Weisung bezüg­lich der Wahlspeisen, welche die Regierun­g zu restituiren das mit größter Sparsamkeit vorgehen zu wollt.Namentlich bezieht sich diese Mahnung auf die Wahllokale, die womerlin in Gebäuden zu fusen sind, welche den Munizipien gehören und somit nichts folgen. In dem zweiten Zirkular-Erlasse werden die­ Munizipien aufgefordert, in ihrem Wirkungstreffe Alles aufzubieten, um während der Wahlagitationen und der Wahl selbst gefegwidrige und staatsfeindliche Agitationen, um gejegliche Handlungen, Ordnung tötungen und Unruhen zu ver­­hindern. Sollten solche dennoch vorkommen, so ist gegen die­ Betreffenden sofort im Sinne der bestehenden geoüglichen Verfügungen vorzugehen. oO S Kardinal-Fürstprimas Simor. Wie wir vernehmen, hat ©. Eminenz die von Seiner Majestät ausdrücklich gewünschte Karlsbader Kur mit anscheinend gutem Erfolge beendet und ist im besten Wohlbefinden in &rvan angekommen.­­ Das neue französische Ministerium hat sich unter dem Präsidium Voupier’s Con­­stituirt. Dieses neue Kabinet­te steht ausschließlich aus Opportunisten, und aus dem früheren Minis­­terium­ gehört demselben nur Herr $louren$ an. An Stelle des Generals Boulanger übertrug man den General Sauffier das Kriege: portefeuille. Dean darf gespannt darauf sein, welche Aufnahme die neue Negierung in der Kammer finden wird. Die unerbittliche Gegnerschaft der Radikalen und der Nechten ist ihr im Voraus ge­­sichert und damit ersceint ihr Bestand ebenso ge­­fährdet, wie jenes des Kabinett Goblet. Telegramme, Brünn, 31. Mai. Der Weber Franz Jura, wohnhaf­t in Schimig bei Brünn, hat sein Werk Marie, mit dem er in Streit gerathen war, mittelst eines Messerstiches ermordet. Der Mörder wurde dem­ Luns­deögerichte eingeliefert. Füttich, 31. Mai. Eine stark besuchte Arbeiter­versammlung faßte Deichlüffe, welche das allge­­meine Stimmrecht, eine Ammnestie, und die Burückziehung des Gelegentwurfes, betreffend die $lei­ch Eingangszölle, verlangen. Paris, 31. Mai. Sauffier hat in den legten Stunden seine Berufung abgelehnt, dagegen hat General Berron, Kommandat der 13. Division und ehemals Generalstabschef unter­ dem Ministerium Gambetta das Kriegsportefeuille über­­ FETTE FERNE REIT ARETHERTT­okal-Bettung. Dom Theater. Angesichts den frhredlichen J­ammerszenen, die sie beim Brande der Opera comique in Paris abgespielt haben, und melde das Herz eines jeden fühlenden Menschen zu tiefstem Mit, und Beileid‘ erregen, sowie eingehenf dem namenlosen Elend und Jammers, den eine ähnliche Katastrophe vor kaum mehr als fünf Jahren in unserer nächsten Nähe hervorgerufen, muß sich Einem die Frage von selbst aufdrängen, ob hier in Oedenburg denn auch schon das Möglichste geschehen ist, um die „Gefahr, welcher Leben und­ Gesundheit des theaterbesuchenden Publisum­s im leeten Falle doch immer aufgefegt sind, so weit menschliche Vorsicht reicht, doch auf das geringste Maß zu reduziren. Chihon. Br­im“ -Walfache, tage ich es doch, u diese Frage' ganz: bestimmt zu verneinen, und darum eben halte ich e3 im­nteresse der­ öffentlichen Sicer­­heit für meine Pflicht, D­iesen Gegenstand hiemit der allgemeinen Diskussion und der Erwägung aller ber­theiligten Faktoren zuzuführen, indem ich mich der Hoffnung hingebe,­ daß angesichts der­ rauchenden Trüms­fer der Opera comique die baulichen Uöbelstände, de3 hiesigen Theatern der­ genauesten Nevision unter­zogen und­­ womötglic noch im Laufe der saison-morte die nöthige Abhilfe getroffen werde. IH möchte mir erlauben, die mir auffälligen baulichen Uebelstände, welche meiner laienhaften­ Anfit nach eine Abhilfe zulassen, mit einigen Worten an­­zudeuten. Dor Allem mühsen wir, um die­ baulichen Uebel fände des hiesigen Theaters, und die durch selbe ,her­­vorgerufenen Gefahren richtig beurtheilen zu künnen uns, wenn die Phantasie eines Menschen hiezu übers Haupt ausreicht, den­­ Schauerlichen Moment im Geiste der gegen­wärtigen, in welchen die von Schrei­n und Entfegen­­ ergriffene Menge, dem mit­ gierigen Arien nach ihr hafchenden Tode zu entrinnen tradiıtet. In diesem Augenblicke supremer Gefahr hört das Publikum auf, eine aus vernünftigen und den­­kenden Wesen bestehende Körperschaft zu sein, und ist in seiner Blindheit eher einem Strome zu vergleichen, der nur dem Gefege seiner eigenen Schwere folgend, wenn stark­ genug, jeden Widerstand mit elementarer Gewalt beiseite schafft, oder wenn zu Schwach, machtlos reichelt, und nur dann gefahrlos und ohne Unheil zu stiften seines Weges zieht, wenn der freie Abzug der den Strom bildenden­ Massen, der es auf natür­­lichem oder fünftlichem Wege, ermöglicht wird. Stellen wir und nun einen Moment der Panique im hiesigen Theater vor, und zwar bei gefüllten Haufe. Um­­ eine solche hervorzurufen bedarf es gar nur des grellen Feuerscheines und­ des erfü­denden Raudes des in Flammen stehenden Hauses ; ein unvor­­sichtiger Ruf, ein Ohnmachtsfall auf der Gallerie, der brenzliche Geruch einer zu nahe gekommenen Feder vom Helmbufe einen papiernen Ritter, genügt dazu vollkommen, Was geschieht nun? Das dem Ausgange zu­­nächst stehende Publik­um vom 2. Parterre stürzt hinaus, prallt “an die ihm gegenüberstehende, den ohnedies Knappen &ehraum verengende, die sogenannte Gardes­tobe, bildende Mauer an ; es gelingt jedoch den Meisten durch die zwei Seitenthüren und Foyer, und von dort, dur den ebenfalls zwecwidrig angebrachten Thürkasten und Freie gelangen. Inzwischen hält der graufe Tod im 1. Batterre reiche Ernte, denn da ist an ein Entrinnen kaum zu denken. Da die zwei schmalen G Seitengänge schon während der Vorstellung so bleib­t sind, dag man, um zu feinem ©ige zu gelangen, si förmlich durch­zwängen muß, so ist dort, im Momente der Panique, an eine prostitable Passage gar nicht zu denken, eben­­so wenig wie an ein zeitliches Herauskommen aus den engen Sigreihen. Die wilde, von Todesangst erfüllte Menge stürzt über die Stilehnen dem Ausgange zu, doch ab, dort. liegt und windet sich bereits ein unüber­­steigbarer Haufe ächzender, stöhnender, zuhender Küts­per, denn hier ist’s, wo das Galerie-Bublitum wie eine Lawine auf das vom Parterre kommende stürzte, Alles unter sich begrabend, und so sich selbst den Weg zur Rettung hemmend. Das ganze Parterre-Publikum ist also wie in einer Mausfalle gefangen und rettungslos verloren. Die Leute vom Orchester gleichfalls , denn, entweder steht, die in unterirdische Labyrinth führende sogenannte Treppe, reste Hühnersteige bereits in Slammen, oder die armen eute werden auf dem Wege dahin vom Rande ersticht. Doch genug der graufen Bilder. Es fragt si: Sit hier eine Abhilfe möglich, und wenn ja, auf welche Weise ? Auf diese Frage antworte ich, wieder als Laie, aber aus innerster Ueberzeugung, mit einem­ ganz bestimmten, entschiedenen Ja. Die Lösung dieser, das theare Leben unserer Mitbürger berührenden Frage liegt in der Entlastung des Foyer, respektive der mittleren Ausgänge, durch­melde fi, das Parterres sowohl, wie auch das Galeriepublikum, wie dur das Rohr eines Trichters pressen muß. Diese Entlastung oder Ablenkung ist nur so möglich, wenn knapp am Orchester, unter den beiden Proscenium-Barterre-Logen, auf beiden Seiten, direkt ins Freie führende bequeme Gänge durchgebrochen werden. Auf diese Weise könnte sich das Parterre in kürzester Frist auf beiden Seiten entleeren, und die unheilschwangere Stauung bei den jenigen Parterre- Aus und Galerieabgängen wäre vermieden. Alle Thüren müßten selbstverständlich nach Augen zu öffnen, und während der ganzen Vorstellung offen, nämlich nicht abgesperrt sein. Schließlich sollten die ins Foyer führenden Staf­­feln dur­­fschräge Rampen überbrüht werden, denn stürzt in der wilden Flucht auch nur Ein Mensch, so kann dieser eine Fall den Nacfolgenden verhängniß­­voll werden. Dedenburg, Pfingstsonntag 1837. Prevention is better than cure. * Aus der Dedenburger Stadtrepräsentang geht bekanntlich jet das neue Organisation Statut hervor. Troß der eminenten Wichtigkeit des Gegenstandes spinnt sich die Debatte darüber unge­­wöhnlich lange aus, da sich die Herren Repräsen­­tanten an­­ den Sitzigen leider nur äußert spärlich beiheiligen, so daß auch moch heute und morgen, ja wieleicht länger noch im­ dieser­­ Angelegenheit Verhandlungen stattfinden müssen. Obschon das endliche Zustandekommen des Statuted im Inter tesse aller Mitglieder­­ des „grauen” Hauses läge, zeigt;sich,doch ein bedauerlicher Andifferentismus ‚und, wärestemnach lebhabst zu wünschen, daß sich die Herren Stadtväter endlich möglichst vollzählig der Angelegenheit widmen. N Lokalnotizen. * = Zum Leitungsfre ‚der Staats. Ob: Fe­renlfhüler­am­m in Wolfe geht der Separatzug der „Raab- Dedenburg # Ebenfurter* Bahn nicht — wie es irrthümlich im den Ausgege­­­benen Einladungen heift —­ um 2 Uhr 20 Min. Nachmittags, sondern erst um 3 Uhr Rach­­mittags nach Wolfs ab. Diejenigen Theils­nehmer, die mit meld’ immer Zain der genannten Bahn nach Wolfs fahren, künnen nicht nur mit dem gewöhnlichen Personenzuge die Radfahrt ane treten, sondern auch den Separatzug br­ing’n, welcher von Wolf um 10 Uhr 30 Min. Nayıs nach Dedendburg abgeht und hier um 5:11 Uhr eintrifft. “ Bon der Rurnfahrt. Wie befinnt, untere nabınen einige Turner am 29. d. M. eine Turns fahre nach Wr.­Neustadt. « Als gegen 4 Uhr Morgens ein ausgiebiger Regen niederging,zweifelten wohl mehrere an dem Abmarsch,was auch die Ursache gewesen sein mochte daß nuröeurneh trotz der U­nfreundlich­­keit des Wetters frch amQammelplatze emfandem welche dann aber auch um 5 Uhr aufbrachen und trog der vom Wegen aufgeweihten Waldwege rüstigen Schrittes um 6 °, Uhr Brennberg er­ reihten. Da aber lernt man east Hutter’ Keller und Kühe fliagen und it zu ionitatiren, daß Herr Hutter unter den besten Gasthäus­ern der Umgebung eines der vorzüglichsten ist. Nachdem man sich gestärkt, wurde der Weitere­marsch um 7 °­­ Uhr angetreten und erfüllte es die luftigen Wanderer mit Freude, den Weg mit blauen Wegemarfen versehen und schön gangbar gemacht zu finden, wofür ji Her E&. Rom­­malter den wärmsten Dank der Touristen auf alle Zeiten verdiente, Und wahrlich, die Weize der Gegend, des Schönen Waldes und Landschaften, konnten seinen Abbruch erleiden Durch den Koth auf den Walds megen, denn unvergleichlich schön und wohnend, alle Mühsale des beschwerlichen Marsches vergessen machend, it Das großartige Banorama, der mühend­ erstiegenen Spige der „Nojalia" aus genießt. Wohl Hatte man sich im Schlagwirtshause bei gutem Iruns und Kost restaurirt, aber «3 ges hörte doch die volle Ausdauer gestählter Deustern dazu, um nach siebenstündigem ‚rüftigen Marie eine teile Höhe, wie die der „Notalia“, zu ers flimmen. Nachdem man sich an der herrlichen, im heilen Sonnenschein­ prangenden großartigen Landschaft ergeht hatte, gings im raschen Tempo zur „Warte“, hinunter nach Kagelsdorf, wo Heren Ofe mböds neuerbaute­s Gasthaus mit prächtig schattigem Restaurationsgarten rühmlich erwähnt zu werden verdient. Der edle Wein aus unserer Gegend er­reischte die Geister und die kurze Strebe nach Wr. Neustadt wurde stramm zurückgelegt, trug dem man wegen der unpasfirbar nassen elchwege, einen Ums weg, nämlich die Yandstrage beschreiten mußte. Ehen schluss 1/8 Uhr Abends, als die uns ermühligen Wanderer den Akademie-Barf von Wr.­Neustadt erreichten und sodann leider nuc­ht 9 Uhr den lnstigen Weisen der Regiments-Kapelle Wr. 65 in­ der Dreder’schen Bierhalle laufen konnten, denn um 9 Uhr führte der legte Personenz­zug die Ausflüggler nach Oedenburg zurück." Daß dieser­ anstrengende Marih die Turner nihht alzufehre zu erschöpfen vermochte, Schlagend der Umstand, dag am Montag : Nach­­mittags ein Marih nach Zinsendorf, Holling, Wolfd unternommen wurde, bei welcher Gelegen­­heit Jupiter Pluvius denselben nigt so hold war, wie am Dortage, denn :bis auf die Haut­­naß fehrten Dieselben nach Dedenburg mittelst Dahn von Wolff zurück. * Todesfall. Sestern fand die Beerdigung der hiesigen Advokatens-Gattin Frau Louise Fund geb. Unger, welche am Pfingstsonntage eines plöße­ligen Todes starb, am evang. Friedhofe, zahlreicher­ Betheiligung von Leidtragenden statt. * Das Pfingstwetter, das sich am Sonntag zwar ziemlich gut, am Montag aber blos bis 2 Uhr Nachmittags prächtig anließ, war­ wieder den armen Gartenwirthen sehr abHold, denn von 2 Uhr Nahe mittags bis in die Nacht hinein herrschte trostloser Regen, der die Ausflügler theils­ heimtrieb,­­ theile aber die meisten abhielt etwaige Erfurtfond- Pro auszuführen, welches man von beweist: unter > A. Engelweuigkeiten. Am 28. + Raubmordverlug in Ofen. Mai, kurz nach Mitternacht, kam in die in der Dfner Kettenbrüdegasse befindliche Tabaktrafil, den Schwestern Marie und Karoline Heymann (Legtere ist eine berwitwete Frau Brodeffer) gehörig, ein ziemlich elegant gekleideter, ungefähr 24-jähriger Mann, der Zigaretten verlangte und als man sie ihm darreichte, die Marie Heymann mit einem Faustschlage zu ee . ae .I

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