Oedenburger Zeitung, 1887. August (Jahrgang 20, nr. 174-197)

1887-08-02 / nr. 174

»L» URN Sedenburer (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Kandel, I­ndustrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. u „Den Fortschritt zur Ehre? — Betrüchten zur­ Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.* Motto: xx. Saargang, Des Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Bonus oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumerations: Freire: E&r Loco: Ganzjährig Dur­ee 5 RL, Biertelfährig r., Monatlich Bir Undwärts: Serien eh fl., „geleiätris Tfl., Biertel­­ri Alle für das Blatt bestimmte Re mit Ausnahme Ben Imferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind in die Redaktion portofrei einzusenden. Le 2 I m = N, EIER EHRE ET NER ET N „Dienstag, 2. August_ 1887 a ET N IM SER DU BI­ER SEEN RE RS in — Administrasion, Verlag und Inseratenaufnahme: Suhirukrrei &. Nomsvalter & Sohn, Grabenrande 121, WI Einzelne Nummern Kosten 5 Areur. EU - Inserate vermitteln: Sin Wien: Hafenstein & Bogter, Bık Ns­fie 10, 9. m 1, Etubenbastei 2, Heinrich Shalek, ollgeile 18, Diofie,­­Soilerflätte 2, M. Dules, ı., Ries­mergafie 12, An KR, Paulus Sn. Dorothengafle. 1, Sepp Lang, Bifelaplag 3, U. 8. G­oldberger, Bervitenplog 8. ‚SInsertions:Sebüßren: 5 fr. für die eins, 10 T. für die zwei­, 15 Te. für die Seels, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Betitzeile erclusive Der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Belast zur Situation. Oedenburg, 1. August. In vielen Städten Böhmens, insbesondere in Prag, eifert man — die Herren Ezechen wissen wahrscheinlich selbst nicht recht warum — gegen Un­­garn. Vermuthlich ärgert er die dortigen — näme ls die verbiffensten czechischen Chauvinisten — daß Ungarns M Politiker, man kann sagen ohne jede Ausnahme, Toyal fühlen, daß sie trog BVBerschieden: artigfeit in den Parteibestrebungen, e3 doch alle ehr­­lich mit Oesterreich meinen und alle unverbrüchlich, mit­ hingebungsvoller Treue an der Dynastie hängen, Daß einige der ungarischen Patrioten das Heil ihres Diaterlandes eher durch eine bloße Personal« als vermittelt der bestehenden Neal:Union mit der andern WeihShälfte gewährleistet glauben, ändert an der Thatsache nichts, daß wir Ungarn Gut und Blut willig für den König lassen, wenn er auch Kaiser von Oesterreich, it; ja noch mehr: [daß, wenn die uns verbündete andere NeichShälfte je unserer Hilfe bedarf, wir sie gewiß mit Aufgebot all’ unserer Kräfte leisten werden und umgekehrt ebenso stets auf den Beistand Defterreich8 rechnen. Alf ist das Band, dad und mit dem SKaiserstaate verknüpft, ein festes und unzerreiß­­bares, auch dann, wenn unsere äußerste Linie an’s Ruder kommen­­ solte. — Nicht also in Ezethien. Die böhmischen Panslavisten würden Oesterreich so bald sie nur könnten, an Rußland ausliefern und die Organe der Ultras in Böhmen und Mähren erheben kühn ihr Haupt und benennen­­ offen ihre Sympathieen für den Eyzar. Sie bekämpfen mit struppiger Inserenz unsere deutschen Alliierten und schmähen­­ die Ungarn. Dabei­ aber mollen sie noch sein (!) satyrisch sein. Die Prager „Politif“ bemerkt in einer Fo­­le mit gegen den­­„Pester­ Lloyd“: „Unser Volk rennt seine Pflichten gegen den Staat und wird denselben im ‚Kunstfalle wenigstens in dem Maße gerecht werden, Jahre 1866. Die „politif“ vergißt aber, daß das Jahr 1867 ganz andere Verhältnisse geschaffen hat, daß Ungarn aus einer wider alles Recht vergewaltigten Provinz Desterreich, zu seiner ihm gebührenden Selbst­­ständigkeit gelangt ist und mit den glorreich erkämpften höheren Rechten um Pflichten übernommen hat, denen es sich an ehrlich paltirender Theil nicht entziehen wird. Die Grechen strebten unter andern­m Versuchen, gegen die Monarchie zu intriguiren, ihre infurgirende Politik polypenartig auch bis Montenegro aus und hofften es am Werkzeug wider Oesterreich ausbeuten zu können. Nun aber gelang es unseren Staats­­männern al dort entsprechend zu interveniren. Zur offiziös gemeldeten „Besserung der politischen Beziehungen mit allen Staaten“ gehört auf ein Berjuch, welcher in der allerlegten Zeit mit­ Montenegro gemacht wurde. Es wurden nämlich Verhandlungen zwischen Abgesand­­ten der beiden Länder begonnen. Um sein Aufsehen zu­­ erregen, wurden diese Verhandlungen zuerst in Wien,­­später in­ einem­ Orte Südungarisd geführt. Ein Vertrauensm­ann des Fürsten­ Nikita und ein Vertrauter der serbischen Regierung — beide Abge­­sandten standen ehemals im diplomatischen Dienste — fallen bei den Unterhandlungen in Wien über einen, die Situation in Serbien betreffenden Meinungs­­austausch nicht hinausgekommen sein. 3 zeigte sich, daß man­ am Hofe von Getimje einen vollständigen Bew­eh der V­erh­ältnisse,eine volle und ganze Regierungsfrist3 in­ Serbien er­­wartet. Die von montenegrinischer Seite dem­­gemäß gestellten Forderungen, sollen unter Anderem dynastischer Natur gewesen sein, welche der­ Vertrauensmann der serbischen Regierung voll­­ständig ablehnen zu müssen glaubte, da heute in wie die Ungarn im Serbien weder Furt Nikolaus von Dionimpaler noch dessen Schwiegersohn Betr Karagyorgye die als Thronkandidaten gedacht werden konnten. Da nun Defteresh,Ungarn ‚ganz fest mit Ser­­bien alüb­t ist dies der montenegrinischen Negierung begreiflich zu machen, so gab Fürst Nikita ohne Zögern „Klein bei“ und zeigte somit, daß er es sich nicht einfallen läßt gegen unsere Monarchie zu fonspiriren. In Kisfingen wird regt Grf Käls nofy auch, bezügld Bulgarien mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarks­­­machungen formuliren. Wie es den Anschein hat, werden die Bulgaren insofern zeuffiren,alle3 ihnen gelingen dürft, D den Prinzenferdinand von Koburg zu besti­mmen,nach Tirnova zusommen, dort den Eid auf die Berfassung zu feisten und eine neue Regierung zu bilden. Wenn dies gethan sein wird, wird der Prinz si wahrscheinlich wieder zurückziehen und, um nit den Schein auf sich zu laden, daß er widerrechtlich eine Herrschaft usurpive, für welche, die vertragsmäßigen V­orauslegungen noch fehlen, fern von Bulgarien die­ weitere Entwicklung der Dinge abwarten. Wir vermögen nicht zu erkennen, welchen Nasen die Bulgaren aus folde einer Episode ziehen werden, und welchen Gewinn dieselbe dem ge­ wählten Fürsten bringen wird. Doc müssen wir­ vorang«­ießen, daß die Bulgaren von dem Schauspiele­r mehr als ein Schauftüd wird das Erscheinen des Prinzen in Tirneva unter jo gearteten­ Umständen tod, wohl nicht sein — sehr großen Erfolg erwarten, da sie sich sonst nicht mit so außerordentlicher V­ehzmenz für die Iu- Taentuung desselben einfegen würden. Angenommen, daß Alles progran­mgemäß und ohne Störung abgelaufen, dag die Eidegleijftung de Fürsten im feierlicher.. Weise vor fi gegangen, ein neues Ministerium die Regie­­rungsgewalt aus seinen Händen übernommen und der Prinz sich sodann, vollkommen befriedigt von den­en Nach diesen Worten verließ der Bediente und es unseren Diplomaten gelang, Seuilleton. Der eingebildete Kranke. Aus dem Französischen von H,.Kol. Pahmann. (Bortregung.) „Wenn nit pröglich ein starker Umsälag in seinen­­ Gedanken eintritt, stirbt er wahrhaftig bald; es ist sein Zweifel daran. « Ein plötzlicher und starker UmschlagP Was würden Sie von einem jähen Schreden halten ?« ‚Guiton sprach sich dahin aus, das dieses Mittel wohl in Fällen helfen könne, iebog: seiner­ Ansicht nach, auf Laffitte‘ Teinerlei Einwirkung, haben würte­­n Wie wäre es, wenn ich ihn herausforderte und Teicht Verwundete 2" So sehr der Dotter dieser glänzenden See Tod spendete, so sehr zweifelte er aber auch an dem Erfolge dieses zweiten Mittels. Nun begann der Fremde, arg brummend und schimpfend das Zimmer mit­ großen­­ Spritzen, zu durchmessen. Der Arzt glaubte, etwas über die Beziehun­­gen des Offiziers zur­amilie Herauszubringen, da sein nußloses Bemühen erkennend, verabschie­­dete er ff­enbii­. „ Am Babel Morgen, nämlich an Hi­des gefürchteten Sterbetages, saß Laffitte in seinem Lehnstuhle und erwartete mit Ruhe den Eintritt­­ des Todes. Seitwärts stand der Doktor, Kranken und dann welcher ab­­wieder das wecselnd den­­ Vorwärtsrüden des Zeigers der Uhr ängstlich be­­trachtete. Madame Laffitte weinte unaufhörlich und­­ hatte, die Augen s­chon ganz vord; später fiel sie in Obenmacht um dann zu erneuerten Ausbrüchen wieder zu erwachen, was ihrem Gemahl ungemein schmeichelte. Endlich verließ sie auf einen Augenblid das Zimmer, kehrte jedoch, eigenthümlicherweise, nicht frogdem der entscheidende Augenblick in nächster Nähe war. „Wo ist meine rau?“ Lispelte der Krante. Diener meldete, Ein “ hereintretender daß fremder Besuch gelommen sei und Madame den« jelden im­ anstoßenden Zimmer empfangen habe. „Sie hätte ‚Besseres zu thun !‘ — murmelte der Dottor. Das war auch die Meinung der in Laffitte, und er sagte dem Diener, daß er Niemand, als nur seine Frau zu sehen wünsche. Der Bediente wendete sich zum Gehen, dabei haldlaut vor sich Hinsprechend, er glaubte überhaupt nit, daß­ der Fremde beim Herrn eingeführt zu sein wünsche. „Ssacques !“ befahl der Kranke, „sage meiner Frau, si sofort Hieher zu begeben. ch habe nur noch etliche Augenblicke zu leben und ihre Abwer­fenheit betrübt mich.“ Der Diener entledigte sich seines Auftrages und brachte die folgende Antwort: „Madame sagt, die Prüfung sei zu stark für ihre angegriffenen Nerven ; sie verlangt, mit ihrem Schmerze allein bleiben zu dürfen.“ [nel das Sterbegemach). „Das ist wirklich seltsam“, Bere Dottor ‚Suiton. „Doch ich Bitte, raffen Sie sich ?" Plöglich erfoll ‚nebenan ein lautes­­ ‚Gr lädter. „Da kann doch meine Frau nit dabei ‚sein! ?#­­ sagte erschredt der Patient. „Ich glaube dennoch ihre Stimme zu Hören | sie sprigt mit dem Besude. Doch mein theuerer Herr,“ fuhr der Arzt begütigend fort —­­wissen, daß man die Gebote der Gastfreundschaft achten und üben muß, selbst dort, wo der Tod seinen Wohnsig zu erwählen ‘gedenkt.* Der Kranke fühlte sich ziemlig, beunruhigt. [Dies war seit­ Jahren wieder die erste Aufregung, die ‚er empfand, umso mehr,­­ ald jegt ganz uner­ wartet, ein noch DDR Laden an sein Dr shhlug. „Das ist zu arg, sagte der Doktor ärgerlig „Wenn Sie erlauben, so werde ic­h mit Madame reden. Fall dieselbe auch nit das Zartgefühl­ befigt, hier­­zu sein, so sollte hier doch so viel Takt­ entwickeln, diesem Fremden, Ruhe zu gebieten.“ Der­ Kranke zeigte eine betrübte Miene und Guiton ging, sein Vorhaben auszuführen. bald kam er mit­ langem Geist zurück und als er dem Patienten das, was­ er soeben gesehen, bekannt­­gab, überflog die bleigen Wangen Laffitte?s­eine purpurne Rethe. Dieser baffte die Fäuste und­ bat den Doktor, der Frau­ den Auftrag zu enger daß sie unverzüglich hereinsomme. (Struß folgt­­­­ Tzurüd, „Sie, Uber se nt eier Fi “ 2 Bere) Fu z vr re: 7 A 3 ä = 2 EAN et 2

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