Oedenburger Zeitung, 1887. September (Jahrgang 20, nr. 198-222)

1887-09-01 / nr. 198

} By N Ba Donnerstag, 1. September 1887 XX. Zafrgang. r. 198. A ng. (vormals „Bedenburger Machrichten“.) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interesen überhaupt. ze Motto: „Dem Fortsepritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ . edenburger Zeit Administration, Verlag und Inseraien aufnahm­: Sahne &, Romtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. RE Einzelne Nummern Koslen 5 Are. EU Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Gonn- oder Feiertag folgenden Tages. From­merations­­reife: Er Low: Gerjährig 9f., Deibfkheig 5 fl, SBierteljährig 2 fl. 50 tr.,­­Monath­ of­er Uudwärts: Ganzjärig vb fl., „geteitris TR, Biertel­­adrı uTle für das Blatt fine &x Sendungen, mit Ausnahme sein Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein & Bogler, TBaB­­>­affe 10, 9. Oppeli, 1., Etubenbaftei 2, Heinri­ce ollgeile 12, R. Doffe,­­Seilerstätte 8, m. Dules, ı., mergaffe 12. In ai Jaulus Sy. Dorotheagaffe ei Lepp Lang, Gisellaplag 3, 9. 3. Goldberger, Servitenp­onfersions:Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zwei, 15 fe. für die Deals, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die duchlaufende Bet­tzeile ercluffne der mng eeeR: von 30 fr. Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Kadett Bin Ara, women —— Die Macht der Gewohnheit. Dedenburg, 30. August. Ein deutsches Sprichwort sagt: „Die Ger mwohnheit ist ein eisernes Hemd, das man nicht abzulegen vermag, so ihm verlaftend und drühend er auch ist.". Die­ Großwardeiner Wähler sind es seit Jahren gewöhnt, Herrn Koloman v. TZipa das Weandat ihres Bezirkes für den Reichstag, ohne allen Widerspruch anzuvertrauen und so ist er denn auch für die nun bald beginnende Legis­­lations - Periode ihr Deputirter, obgleich er sich gar nie herabgelasfen hat, eine Kandidatenrede zu halten. Legt erst — so verlautet aus Buda­­pest — wird der Großwardeiner Ablegat, der Ministerpräs­ident männlich, nach den siebenbürgischen Manövern, also gegen Ende Sep­­tember, in der Mitte seiner Wähler eintreffen und dort eine Rede halten. Er ist no wirtlich Hübsch von ihm, daß er diese Gnade seinen Wählern und den Wählern des ganzen Landes erweist. Er hätte 8 jegt wirflich nit mehr zu thun gebraugt, Ger wählt ist er, gewählt’sind alle seine feurigen Ans­hänger, er fehlt ihm kaum ein theures Haupt, das er nit selbst im Stillen gerne vermifsen würde — maß hat er es also eigentlich no möthig, Der gefammten Wählerheerde Nede und Antwort zu tieben ?! Wenn sie Verstand und Charakter ger babt hätte, würde sie dies vor den Wahlen gefordert haben oder eigentlich, dann würde es si Tipa gar nicht haben einfallen lassen, die „ge­­ehrten Wähler“ zu ignoriren und sie stumm wie das Schlachtvieh zu den Wahlurnen, Die für so Viele die Futterbarren sind, schreiten zu lassen. Da sie aber diese Selbstständigkeit nicht gehabt, w.r­­wer etwa­s tiefer blickt, wer den vollen Ernst unserer Finanzlage zu ermefsen fähig und geneigt ist, dem wird mit heimlichen „© rufeln“ das Wort des greisen Chiczy einfallen: „Wenn es Ungarn nit gelingt, das Defizit zu beseitigen, sind alle Opfer, welche die Nation seit WMohäce für ihre Unabhängigkeit gebracht hat, verloren.“ Die jegigen B Verhältnisse lassen aber E­ineswege hoffen, daß wir je zum Sleichgewichte zwiigen Ein­­nahm­en und Ausgaben gelangen künnen und ale Regierungsmaßregeln, die angeblich solches anbahnen sollen, sind im ein mystisches Dunkel gehalt. Selbst „Po­ster Lloyd“ und „Nemzet“ geben sich blog mit vielen Worten Mühe, ihre Unwissenheit über die Pläne Tipa’s zu verbergen. Wis uns betrifft, wir wissen nur, dag wir am Rande unserer Steuerleistungsfäh­igkeiti­ustehen, dag der Hain hereinbrechen m­us, wenn nicht ein ganz anderes System befolgt werden wir» als­ jenes ist, welches bisher die Macht der Ges­wohndheit sanktionirte. Vorläufig mußten wir, auf Grund des ver­­öffentlicten Staatskasten Ausweises leerer Konstativen, daß das Gebahrungs- Defizit des ersten Semesters 1887 mit 36.702,486 fl. 75 Br. abschließt; und haben noch hinzuzufügen, daß seit zwanzig Jahren diese Ziffer für Ungarn die ungünstigste ist. Im zweiten Quartal D dieses Jahres sind um nahezu sieben Millionen Gulden mehr ausgegeben worden, als in demselben Zeitabschnitte des Vorjahres, und die wichtigsten Einnahmen mweisen geringere Ziffern aus. A­ngesichts dieser betrübsamen Sachlage wird also Herr v. Tipa in Großwardein viel ernstere Savantien bieten müssen für eine gründliche dienen sie?… doch gar nicht, wenigstens nachträglic­h sind ver trübseliger Natur gewesen, aber die­ Umkehr in unserer Finanzwirthichhaft, wenn er auf in die Lage verfegt zu werden, als hätte man nicht|Macht der Gewohnheit läht uns dieselben Börsen Halbwegs freundliche Stimmung ek und‘ ‚ Berant­wortuigteitegefüßt vor der ehre Thatsache weniger drüdend empfinden. Frei­n­d —' machen will­ samen Wählerschaft. Darum ist’s in der That wo iden vom Herrn von TZipa, daß er ihr wenig­­stens vorgaufelt, er gäbe Etwas auf ihre Wohl­­meinung. Vielleicht ist es übrigens auch nur Die Macht der ®erwohnheit, die Herrn v. Tipa veranlagt, die übliche Programmrede sich au. heuer nicht zu Schenken. Auch ist es ihm mög­­licherweise nur darum zu thun, mit einer, über seine Finanzpläne beruhigenden Rede, auf dem etwas fühler gewordenen Geldmarkt Stimmung zu ma­chen. Tipa wird nämlich nicht lange ohne Ur­anspruchnahme des Kredits wirthichaften fLünnen, seit dem Rückkritte Szapáry’s aber berrrät in der Finanzverwaltung Ungarns ein Provisorium, dem man füglich keinen besonderen Kredit schenken kann, zumal so lange man nit weiß, was «… denn eigentlich thun wird, um die [ schweren Sün­­den des­ bisherigen Tiga»Regimes gut­­zumachen. Es wird also Tiyga reden und Handeln müssen, um der Börse wenigstens den Vorwand zu bieten, unsere Mente weiter auf den Markt zu werfen. Das Handeln dürfte darin bestehen, daß er den Staatssekretä­r Wederle zum Sinang minister macht und das beruhigende Weden wird er in Grogwardein besorgen. Da man aber nach beiden Seiten hin befriedigt werden dürfte, ist abzuwarten. Bis jegt it Wederle’s Thä­­tigkeit nur von besonderen Erfolgen gekrönt ge­wesen, um seinem Avancement in allen Fällen eine günstige Aufnahme zu siltern. Und Tiga’s Re­den sind an nicht immer prompt einges­töste Wechselgemweier. Sa, seine junge Finanzministersgaft läßt bisher sehr kläglich an. Die Staatseinnahmen­ und Ausgaben: Nach­weise Jeuilleton. Yas% Seal. Novelle von Hermance Potier, . Ale Rechte vorbehalten. (Borticgung:) „Grüß Gott, Servus, mein Junge. Na, wie geht’s? Du, das war dir eine Jagd heute; Tehe Prachthafen, ich sage, dir 4 fehl. Aber der Wolfshunger ! Abend, Lilly, mein Herz." Er tritt auf sie zu, nahm ihr Köpfchen zwischen seine derben Hände und drücte ihr einen fehallenden Kuß auf ihre Lippen. Sie flieg ihn fürmlich EnaE von sich, ale entweihe sie­l dieser ehrliche, laute Zärtlichkeits­­beweig.­­­­ Glühende Zornesröthe stieg ihr in die zarten Wangen und ihr funkelnder Blick maß Fritz vom Scheitel bis zur Sohle. Er begleitete staunend diesen Bli und late dann im seiner Weise, daß er dröhnend wieder­­ballte. »« ,,Wahrhaftig Kind,ich habe ganz vergessen, daß ich aussehe wie ein Vagabund,der die Nacht im Straßengraben gelegen.Mit solchem Schmutz an Rock und Händen umarme ich das Püppgen. Sit sie nicht reizend, wenn sie zornig ist, bitt’ Die Karl, schaue sie an.“ Damit wendete er mit jedem Griff dem Freunde ihr Gefichtchen zu. Dog auch dieser stellte sie entrüstet und trommelte ungeduldig den Boden mit den Füßen. Seine Wuth über Frigens Erscheinen, gerade jet, wo er si bereits so nahe am Ziele geglaubt, war unbes&reiblich ; er hätte ihn zerreigen mögen ! „Na, ik gehe Ichon­­— ich gehe“, sagte der junge, fröhliche Mann. „Karl, Du bist so freundlich und gehst mit mir.“ Weigern hätte nichts geholfen, denn seinen Arm in den des Nittmeisters schiebend, hob ihn Sing mit leichtem ARnde vom Stuhle empor und 303 ihn mit­tig. „Also Freund, wie weit bist Du mit Lilly? Hast Du ihr Deine prosaischen Ansichten dar­­gelegt ?“ „Hm, einstweilen noch nicht, wir sind erst bei der Mondrchein-Sonate. Sie wollte gerade von ihren Dichtungen sprechen, als Du heimkamst.“ „So — so. Aber Du glaubst doch, daß sie Vernunft annehmen wird ?* „Ohne Zweifel.“ „Hat sie von mir gesprochen ?* „Gar nit“, entgegnete Karl troden und Sing big sich die Lippen. „Sie scheint us wirklich nicht zu lieben“ , meinte er nach einer Weile, „war das heute ein Empfang? Ich sehe ja ein, ich war nit falon» fähig, aber hol’ der Teufel die Toilette, wenn ich die Person liebe, die mir entgegentritt! Hast Du gesehen, wie sie mich von si stieg? Und warum ? Weil ich seinen reinen Hemdkragen hatte. Wäre sie mir um den Hals gefallen, sie hätte den Mangel nicht entdecken künnen. Aber freilich, so ein gemeiner Altagsmensch wie ich darf derlei Liebes­­ergüße nicht beanspruchen. Ein Poet — das wäre etwas „Anderes.“ Dabei warf er im Werger eine Karette mit Handschuhen zu Boden und zerriß einige Krawaten. Karl langweilte sich fürchterlich und hörte kaum die Hälfte von dem, was der Freund sprach; seine Gedanken weilten bei der schönen Frau, auf die al’ sein Wünschen gerichtet war und deshalb fragte er: „Sehst Du morgen wieder auf die Jagd ?* „Nein. So viel NRüdficht darfst Du mir fon zutrauen; ich werde meinen Saft nigt immer allein lassen, denn meine Frau zählt nichts. Spricht­ sie doch mit mir tagsüber nicht fünf Worte, wie exit mit einem Fremden. Und zudem scheinst Du verstimmt. Bist wohl beleidigt, daß ich nicht bei Dir geblieben ?* „AG, was fällt Dir ein, Meeinetwegen geni­e Dich gar nit, ich bin gerne allein.“ „Sanz wie sie — ich verstehe. Du schwebst in höheren Regionen, dahin kann ich Dich aller­­dings nicht begleiten. Dein Geist nimmt seinen Flug in’s Unermeßlie, weit über Zeit und Raum, in blühende Gefilde, wo Du der Sphären Har­­monie erlaufcest, die ihr süßes Echo weht in Deiner Brust. Na, war das nit Schön gejagt ? 3ch fürchte — ich fürchte“, und er fragte sich lächelnd hinterm Ohr, „ich werde noch ein Dichter.“ „Dieser Schmerz wird Dir erspart bleiben, guter unge; dafür stehe ich.“ „Du meinst? Sol mich freuen, zu Tiihe. Schaue ich reputirlich aus ?“ Karl musterte ihn und nichte befriedigt. (Bortfegung folgt.) Aber jeht NE FR Dart Ds Fe­en EM 5 Ra

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