Oedenburger Zeitung, 1888. März (Jahrgang 21, nr. 50-76)

1888-03-01 / nr. 50

X U —q« [: > 6 mn BES HeE ee = . Mär; 1888. ihung. (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Forstik, Kandel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortscritt zur Eher! — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.* PIERRE ge­­­mein amemz = AR ee­ ­ m 1 Be «sisses Cassius-Z s I Ist's-Its Dauziahing­er ® Satfageig­er, Biertel­ i­ ufle für das Blatt bestimmte Ehabec mit Armed he wa Yaferaten, Bräm­merations- und Infertionsgebühren, zu Die Redaktion portofrei einzusenden. Kid, wit Uus en an Bu folgenden Xag Frim­meralione Bene: er 5 Ru Biertelfäßrig Administeasion, Dem­og un Inferatenaufnahme: Yatırıderii &, Romtvalter & Sohn, Grebenrande 121. WE Einzelne Nummern koffen 5 Breuer. EU Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein © Rei­­­dk­afle 10, 9. AOpbEH, 1., Etubenbastei L Henning Saalek, ollzeile 12, R. Moffe, "Seilerflätte 2, M. Dutes, ı., Miss wergafse 18. Im Budapest, Saufus Gh. Dorotheagafse , Xeop Lang, ®ifellaplag 3, A. VB. Goldberger, Servitenp Infertions: Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zwei­, 15 fr. für die beere, 30 fr. für die vierspaltige und 25 Tr. für Die durchlaufen Wetitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 ir. Bei mehrmaliger Einihaltung bedeutender a Bon flotser Höhe — in’s dunkle Grab Dedenburg, 29. Februar. Erst Baron Paul Sennyehy,­ der greise Staatsm­ann, der große Patriot, die weithin strahlende Leuchte der Wissenschaft und der Stolz Ungarns und jegt wieder Koloman GhyczH, der fledenreine, untadelhafte Bol­tifer, der edle Greiß, der wie jener von einer glühenden V­aterlandsliebe und eine geradezu antiken Opferfreudigkeit beseelt war, die Beide — diese bodhssinnigen Charaktere — hat in rascher Aufeinander­­folge der I T­od dahingerafft, er­ zertrümmerte die edle Schale und goß den Riesengeist, der sie erfüllte in das­s Nichts. Ia, Koloman Shyczy ist todt! Noch vor zwei Tagen ragte dieser hochbedeutende Denfer, wie ein bemooster erratischer F­l8blod, au anderen Zeiten stam­mend, hinein in unser modernes politisches Leben, imposant und ehrfurchtgebietend wie ein Denk­­mal der Weisheit und Vaterlandsliebe und nun haben ihn eine jüdische Krankheit und die Gebrechlichkeit des Alter unterwühlt, das er stürzen mußte, aber sein Fal erschüttert ganz Ungarn, und mehr no­ :­ch durchzittert das Gefühl des Schmerzes über den Ber­ust eines solchen Mannes die ganze politische Welt. Freilich, in den allerlegten Jahren seines Wirkens im Laufe der Magnmaten,als Pair von Ungarn, da gemahnten feine mitunter civad antiquirten An­­schauungen an den großen Helden der „Zoldi"-Sage unseres unsterblichen Johann Ar­and. Ebenso wie in der herrlichen Epopöe jener T­ol­di, so erschien uns bisweilen GhyczHh mit einer verrotteten Rüstung angethan. Man weiß, daß TZoldi — nachdem er sich von seinen Großthaten auf seinem bäuerlichen Herrensige die­ Jahrzehnte über ausgeruht, an seines­ Lebens Abend wieder an des Königs Hof berufen wurde und er daselbst in einer Rüstung aus alter, alter­­ Zeit eriichten, ex mit seinem guten, aber shon [hartigen Schwerte raffelte und sein Wap­­penro@ in oberblichender Farbenpracht um seine edlen Glieder wallte; man weiß, daß, ob diese aller:­thümlichen Prinfes die Herren des Hofes fast mit­­leidig über ihn lächelten. Nun, geradeso war hy 5 Y für Diele gleichsam außerhalb der Zeit, in der wir­ leben, stehend, und man stellte sich als begriffe man seine alten Prinzipien über Steuerkraft und die Schädlichkeit aller fremden Anleihen nicht, denn als er dieselben im Magnatenhause verkündigte, hörte man es zwar mit Ehrfurcht an, wie ernst er es mit seinen Pflich­ten halte, man bewunderte seine Royalität im ersten Nam­e der Nation, aber — als ob­ seine wissen­­schaftliche Rüstung, als ob die zwingende, Logik seiner Berechtsamkeit in der ländlichen Einsamkeit mittlerweile Rost angeregt hätten — |­o verstand ihn die Gegen­­wart nit mehr, wie er die jenigen Zeitgenossen nit mehr verstand ... . Er war es ja, der die ewig denkwürdigen Worte rief: „Wie!­hr nennt Steuerzahlen ein Opfer, das Ihr auf dem Altar des Vater­­landes niederlegt ?“ Bringt­ denn der Schuldner, der dem Gläubiger Zinsen und Annuitäten zahlt, ein Opfer ? Die Steuer ist weder ein Opfer, noch eine Entlohnung, sondern die Erfüllung einer Pflicht, das unentbehrliche Mittel zur Erhaltung des Staatslebens, welches die Grundlage unser Aller Existenz bildet. Sie ist eine obligate Gegenleistung für den Schuß, welchen wir den staatlichen Einrichtungen für die Sicherung und Erhaltung unserer Vermögenz, unserer Familie und überhaupt al’ weijen schulden, was uns werth und theuer ist. Wenn da nun anges­­ehene Männer vor der­­ Vertretung des Landes von der Steuer wie von einem Opfer sprechen, muß da nicht die »öffentliche­ Meinung­­ in Verwirrung gerathen und muß da­nit mit­ der Opferwilligkeit auch das Pflichtgefühl in der Nation ersterben?* Allein gar wohl ..stand diese Sprache einem, Manne an, der in seiner eigenen­ Person den kathegorischen Imperativ zu verkörpern schien, und nicht vergessen mag es sein, daß er seinen glücklicheren Nachfolgern nur mit Hilfe der einschneidenden Maßregeln, deren Odium Koloman Shyczky ohne Zögern auf si genommen, gelang, die Finanzen Ungarns aus den­­ unseligen Wirren zu retten, in welchen er selbst sie übernommen hatte. Kein größeres persönliches Opfer hat jener Römer gebracht, der ji mit­ voller Rüstung in den Abgrund stürzte, um das Unheil von seiner Stadt ab­­zuwenden. Wie bereit er aber auf sein mochte, seine Popularität, seinen staatsmännischen Ruf und die Ruhe seines Alters auf dem Altar, des D Vaterlandes nieder«­zulegen, zum Aufgeben auch wur des geringsten Theiles seiner sittlichen Persönlichkeit war er auch da nicht zu bewegen und er unterzog sich dem Martyrium, das die ungarische Finanzministerschaft im Jahre 1374 be­­deutete, nur unter der Bedingung, sich, die Freiheit seiner Meinung allezeit wahren zu dürfen. Dreizehn Monate lang hat er dieses Martyrium getragen. Am besten charakterisiren den dabhingeschiedenen großen Mann die Worte, mit denen er das finanze Portefeuille annahm: „Sch. begreife: e8* — sagte damals GHyYyc5 Hin seiner ‚ergreifenden Anspruchs­­losigkeit — „daß junge Kräfte, die eine Zukunft haben, Männer, welche ihre Gesundheit wahren,­­ Männer, welche ihre Familie berücksichtigen müssen, eine Stel­­lung nicht annehmen wollen, der die Wahrscheinlichkeit des Falles weit näher stand, als die Möglichkeit einer Rettung. Ich kenne­ auch meine geringen­ Fähigkeiten, ich kenne die Schwierigkeit der Stellung, ich kann­ mich selbst­ der traurigen Befürchtung nicht ganz erwehren, daß Ungarn gerade unter meiner Leitung gezwungen sein könnte, seine Stahlungeunf­ähigkeit auszus­prechen, und ich weiß auch, daß meine Borsschläge mir anstatt F­reundschaft und Sympathie, welche mir von mehreren Seiten­ über, mein Berdienst zu. Theil­ wurden, Kälten und roll, statt Popularität, die ich bisher genoß, mir den allgemeinen Haß­ zuziehen wirdn. Ich bedeute indessen, Daß ich auf der Welt allein dan seuifleton. Erbin von Wallerssrunn­­en von­ Marie -Nomany,­ ­ «« Nachdruck verboten ,­Fekt­ewan «­­Auch Herr von Erlenburg, obgleich er Köche niemals Zeuge der ruhigen Slüdeligkeit demwesen war, empfand, daß ein Schatten über dem Horizont des Barlo’schen P­aradieses lag. Er wußte fr­üher die Ursache seine Aufklärung zu geben. Man Hatte­ ihm­ der Wahrheit gemäß mitgeteilt, DAB. die Thätigkeit des jungen Zimmermeisters von Morat­ zu Monat bessere Früchte trage, er sah, daß innige­ Liebe die beiden Gatten. ‚Dereinte, daß der Liebreiz der Heinen Emmy das junge Paar beglücte, und „Dennog fühlte. _er_.das UnbeBagen., welches_ seinen. dunklen Schatten wo trat. Nur in der Absicht,­ wäre Ungemach, so w­it '8 ihm möglich, ce aus dem Wege zu räumen, tastete er. daher, sobald si die Gelegenheit zeigte, der Ursache na. „So bin weih, wie ich ihhon, mehrmals er­­wähnte", begann er, zu­ Paolo gewendet,­­als die Mittagstafel, an der er Theil genommen­­ hatte, vorüber war und Cäcilia id mit der Kleinen ent­­fernt hatte, um das Kind, wie es ihre Gewohnheit h­at, zur Ruhe zu wiegen. „28 war meine Absicht, meiner Tochter ‚ein Legat zu vermachen, welches ihr eine Rente zumeilt, die ihr das Leben in glänzen­­deren Farben­ zu sehen gestattet.* „Und warum das ?“ fragte Paolo, glattweg, als Handle 28 sich um­ eine tägliche Angelegenheit. Der­ Freiherr stußte „Meine Frau hat nichts vermift, so­­ lange „Pie nicht wußte, daß die Geburt fir. zu seinem höheren Kofe, als ih. er ihr bereiten kan, ber fimmte*, fuhr Paolo fort. „Und wenn ic­ ‚Cäcilia ‘ richtig verstehe, so glaube ich, daß sie auch für die­­ T Zukunft mit dem, was mein Beruf und einbringt, zufrieden sein­ wird.“ „Das heißt : ‚Nein, nein“, Baal Baolo geschwind ein, das er glaubte, in der­ Erregung: „Die. .sich bei­ der ‘Berührung dieses Themas feiner bemächtigt hatte, Mn. ‚heftig esproc­hen zu haben, „ed war.nicht meine Aofict, hrer guten Meinung zu nahe zu treten, ‚lieber, Schwiegerpapa. Aber es ist der Stolz eines jeden. „Mannes, dem. Gott als Empfehlung, nur seine Zücl­gkeit, im Handwerk gegeben hat, daß seine Gattin durch das. %o8, welches er ihr­ bereitet, glück­d und also zufrieden übe­r „&8.gibt rauen, deren, pekuniäre Verhält­­nisse­ eine, Erleichterung, für. .den Beruf ihrer Deänner, sind“, „meinte der­ Freiherr, in­ dessen [] Biedersinn Bad­o’s Rede Gefallen erzeugte. „Gewiß“, ‚versichert: der­ junge ‘Ehemann, „Aber Sie mußten, als Sie Ihre Gattin heim führten, daß­ ein solcher Wortheil ihr zur Seite sein würde,­ch freite Cäcilia, weil mein Herz für,sie sprach.“ „I liebe meine Frau,“ fügte er, nach einer harten, hinzu­­, „ich habe seit drei Jahren, seit dem Auge, da. ich, sie zum ersten Male sah, mit vner­­kurzen Weile, in der beide Männer gefwiegen doppelter Kraft ‚gearbeitet und mit wahrer, Gier den Erlös meiner Arbeit­ zusammengehalten, um ihr eine trauliche Heimath zu ‚Dielen;­­ was. wir um­ uns sehen, ist das. Produkt meins: Strebens; was wir zu­ hoffen haben, sind die­ Früchte meiner Thätigkeit. . Und wir sind glüclich.. Glauben Sie, mir, ‚lieber Schwirgerpapa, 28 bedarf keiner, herz, vorragenden Schäge, um einem: Weibe. d18. 008, welches sie glücklich macht, zu befheeren; Eintrachtz Liebe, das Bewußtsein vereinigten Strebens und Vertrauen auf den Beistand des Höchsten, seit dem Tage, au. welchem ich. mir. Cäcilia‘ vom Altar der St. Marienkirche holte, hat jeder..Mto­­ment. dazu beigetragen,­­ Daß, unser.. beiderseitiges Glüd, befestigt ward.“ ob­ Herr. von Erlenburg Augenblick, „Bad­o,.. sagte er. dann. in einem Zone, der bereginet war, die Schwärmerei des jungen Idea­­listen auf eine ‚praftische Seite: zu fehren, „1 Ihäge die Desinnung des Mannes, der im Ber­trauen auf Die Kraft seines­ Verdienstes­ spiigt. Aber die Welt, wie sie vor uns liegt,­­ist al in anderem Licht zu betrachten. Man­ kann sich, ohne seinem­ Charakter etwas schuldig zu bleiben, das Leben heiterer­­ gestalten, wenn­ das pefuniäre Ver­hältnig uns­ die Erlaubniß gibt.“ „Und was­ fehlt­ung ?* ‚fragte Paolo, Fr­eiregend, ‚Mein Geschäftz hat, bis jegt,in gutem Maße hergegeben, was für Die Bewürfnisse, einer, Pisgelomile wünjgenswerth 5 „Bäcilia hat. niemand eine, Ahnung. ‚gehabt, das sie einem freiherrlichen Haufe entstamme,“ fügte er in begütigendem Zone­n bei, „und die Ein« | | schwieg einen h & . $ Rs

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