Oedenburger Zeitung, 1888. März (Jahrgang 21, nr. 50-76)

1888-03-01 / nr. 50

er ,­­­ stehe, ich habe niemanden, sch zü­rtern müßte, b­in­­ ein-be­ -jahrter Mann,db er auf die Zukunft nicht meh­r rechnet. Ic folgere also, wenn e8 einem Anderen möglich ist, so künne e8 auch mir möglich sein, und wenn e8 überhaupt möglich, so ist e3 meine Pflicht, die Stellung anzunehmen, die mir das Vertrauen meines geliebten Königs, die mir die Weisesten der Nation anweisen.“ Und dieser Mann ist todt, er zog aus glanzvoller Höhe ing tiefe&rab!— — Koloman GhyzH ist am 2. Februar 1808 in Komorn geboren, flucirte an der Universität Pest die Rechte und wurde im Jahre 1828 Atvolat,. Er wurde sodann Komitatsnotär im Komorner Komitat, wurde im Jahre 1843 in den Neid­tag gewählt und im Jahre 1847 ordentlicher Richter am Obertribunale 2:3 Komitat. Deak berief ihn 1848 auf den Posten eines Unterstaatssekretärs im S Justizministerium. Nach dem Scheitern der Revolution zog er­st ins Privat­­leben zurück. Bei Beginn der Konstitutionellen Aera wurde er zum D­putrrten von Komorn gewählt und zeigte nachher als Präsident des Abgeordnetenhauses viel Unparteilichkit und Fertigkeit. I­n den Dele­gationen zum Neisherathe war er der Chef der ver­­söhnlichen Partei. 1874 wurde er Finanzminister im Kabinet Bitte. Nach dem Sturze dieses Mini­­steriums­ wurde er wieder Präsident des Abgeordneten­­hauses, legte aber diese Würde wegen seines hohen Alter am 2. April 1879 nieder. In den legten Jahren bis zu seinem am 28. d. erfolgten Tode gehörte er als einer der angesehensten Mitglieder der Magnatentafel an. Wir schliegen diesen kurzen Nekrolog im Sinne de­r P. 21." : „Die Nachwelt wird ihm den Eichen­ krafz des hochverdienten Patrioten nimmer versagen und sie wird mit ihrer Anerkennung nicht gelzen den Andenken dieses Veteranen dem ungarischen P­arlamen­­tarismus gegenüber, der seinen redlichen Antheil gehabt an dem Miederreißen des alten und an dem Aufbau des neuen Ungarn !“ E.M. für Der Sprung ins Dunkle. Dedenburg, 29. Februar. Die Frage, wie sich die Mächte den russischen Borschlägen gegenüber verhalten werden, ist bis zur Stunde noch nicht entschieden. As Faktum Hingegen kann bereits Fonstatirt werden, daß mehrere Mächte bezüglich der russischen Borschläge ein Zögern an den Zug legen, welches leider nur berechtigt is. Denn es ist eine nicht hinwegzuleugnende und sich immer wieder in den Vordergrund drängende Thatsache, daß an diesen russischen Vorschlägen das Allerwichtigste, wie nämli­che endgiltige Regelung der bulgarischen Verhältnisse erfolgen solle, vermißt wird. Darüber hat sic Rußland bisher nochh nicht ausgesprochen, darüber enthält der Artikel des „Res­gierungsboten“ sein Wort. Rußland beschränkt sich darauf, die Entfernung des Prinzen von Koburg zu anwa­n­den] begehren ; allein es deutet nicht einmal an, was dann, zu geschehen ‚hätte. Das­ zw:erfahren, ehe’ sie den­ von­ Rngland gewünschten Schritt in Konstantinopel unters nehmen, haben die Mächte ohne Zweifel ein Recht, denn, wenn sie nicht wissen, mit welchen weiteren Plänen Rußland sich trägt, thun sie einen Sprung in’s Dunlle. Sehen wir den wenig wahrscheinlichen Fall, die Ereignisse verlaufen nach Rußlandse Wünschen. Die Mächte richten die gemeinschaftliche Aufforderung an den Sultan, den Prinzen Ferdinand von SKoburg als ungejeglichen Inhaber des bulgarischen Thrones zu brandmarken. Der Sultan kommt der Aufforderung sofort nach ; der Prinz wird von seinen Anhängern aufgegeben und sieht ei genöthigt, das Land zu verlassen. Dann ist vollzogen, was Rußland erstrebt. Aber wäre dadurch die bulgarische Frage gelöst oder dem Berliner Vertrage Genüge geleistet ? Mit­nichten, sondern dann würde erst recht die Nothwendigkeit an die Diplomatie herantreten, einen geieglichen Zustand in Bulgarien herzustellen. Die Entfernung des Fürsten Ferdinand würde die Anarchie herbeiführen, denn mit ihm dürften auch die Minister fallen. Wer wird dann in Bulgarien regieren ? Rußland hat bisher alle öffent­lichen Gewalten Bulgariens für ungefeglich und nicht vorhanden erklärt, den Fürsten, das Ministerium, die Sob­ranje Hält man in Petersburg wo an­­ diesem Grundlage fest oder ist man jegt milder gest­immt und geneigt, die jegige Sobranje anzuerkennen ? Eine Stelle in dem Kommuniqué der „Regierungsboten“ ließe sich ohne Mühe in Ieiterem Sinne deuten. Daß man aber nicht einmal über di­sen Umstand im St­aren ist, beweist die Unzulänglichkeit der russischen Vorschläge für eine wirkliche Lösung der bulgarischen Frage. Man versichert in Petersburg, man strebe nichts Anderes an, alle die Bestimmungen des Berliner Vertrages auf friedlichen Wege durchzuführen. Am Mittel hiefür gibt man jedoch nur die Entfernung des Koburgers an, der meide wohl einem Bedürfnisse Rußlands genügt wird, das große bulgarische Fragezeichen indes nicht verschwindet. Es scheint uug daher ein ebenso natürlicher als berechtigter Standpunkt zu sein, wenn die Mächte, welche bisher in der bulgarischen Angelegenheit die antirufsische Gruppe bildeten, vor ihrer Zustimmung zu den rufsischen Vorschlägen Näheres darüber erfahren möchten, wie man sich in Petersburg die Entwicklung der Dinge nach der Beseitigung der „Räuber der Gewalt“ denkt. Einen Sprung in’s Dunkle, wie ihn die legten rufsischen Vorschläge den Mächten zumuiben, werden dieselben Feinesfalle machen. fahhheit, in der sie erzogen wurde, hat ihr keinen­­ Biid in Verhältnisse gestattet, für melche sie als Zögling des Findelhauses nit bestimmt zu sein schien. Sie erreichte das höchste Ziel ihrer Wünsche in dem Gefihd, in welches ihr meine Arbeit und meine­ Liebe bereiteten. Warum sie in Verhältnisse drängen, rnd deren Befug das junge Weib Eine Sehnuugt Hat? Käcilia hat nit die Erziehung bekommen, um die Rolle einer­ Hochgeborenen Dame im großen eben zu spielen, und mein Wunsch ist es gewiß nit, daß sie über die Schranken meiner eigenen Stellung Hinaustritt. Laffen wir daher die Verhältnisse, wie Sie liegen. E8 war bis jet meine höchste Glücseligkeit, für meine Emilie zu arbeiten, um Alles, was nöthig ist, zu erringen, weil die ungetheilteste Liebe und Verehrung dann mur mir allein, dem Gatten und Vater, gilt.*. Paolo Hatte sich im eine gewisse Erregtheit hineingesprochen, als er zu Ende ging, und es fchien, als Babe der Freiherr, der ihn fest beobach­­tete, den Schluß seiner Worte im richtigen Sinne­­ verstanden. Er preßte die Lippen auf­einander und starrte vor sich, bevor er zu reden begann. „Cäcilia gehört Ihnen“, sagte er mit einer gewissen Niedergeschlagenheit, „und ich habe nicht die Vereinigung, eine Verfügung zu treffen. Cäcilia ist glücklich. —" '­­. " Paolo nicktr. T »Und doch würde esii­ir alle Zeiten eine sp­ränkung sein,nicht in irgendein­er Weise zum­ Wohlbefinden meines Kindes beigetragen zu haben. Sie aber auf Grund der Betlassen­heit meiner Tochter während ihrersin­dheb­weisen­ ein Erbe, aus das Cärilia sogar ein gesetzliches Recht haben würde,von sich.Sie überden­ken nicht die Träns­chung,die für mich in ihrer Weigeriung liegt.« «Papa!«riek Paol­o. (Fortschung solgt.) « Dem Tage. Aus der legten Konferenz der gemäßigten Oppositions-Partei. Die auf staatsrechtlier Basis stehende Oppo­sition hielt am 28. d. Abend­ unter dem Vorlige Paul Király’s eine Konferenz, in welcher vor Allem der Gelegentwurf über die mit Rumä­­nien abzufäg lie­gende Grenzkon­­vention berathen wurde. Bea Grün­wald entwickelte, daß er im Wesen nichts gegen die Vorlage hinzumwenden habe, daß der Tert der Konvention jedoc eine so schwere­taatsrechtliche DVBerlegung involvire, wie ei eine selbstbewußte Nation dieselde nicht ge­­fallen lassen dürfe. Aus dem Vertrage gehe näm­­lich hervor, dag die Regierung seiner­lei Einflußbesige dort, wo es sich um die Geltendmachung der Indivi­­d­ualität des ungarischen Staa­­tes handle. Wir können wohl Alles in unsere eigenen Gefege hineinlegen, wenn es fs aber um einen internationalen Veitrag handle, gegenüber dem Ausland affe die Regierung die staatsrecht­­liche Stellung Ungarns vollständig fallen, da vers lege sie die staatlichen Rechte Ungarns auf das Schwerste. — Die Ausführungen Grünwald’s wurden mit lebhaftestem Beifalle aufgenommen. Hierauf erklärte Alos Beöt­hy, daß der Geleg­­entwurf insolange nie angenommen werden dürfe, als für jene Verlegung entsprechende, d. h. inter­­nationale Genugthuung nicht geboten werde. Die Partei akzeptirte bezüglichen Bergfußantrag Grün­wald’s und ersuhre den genannten Abgeordneten, den Antrag im­ Hause zu vertreten. — Die Par­­tei lehnte hierauf über den motivirten Vor­­trag Ferdinand Horangslys auf den Geh­­egentwurf über die Zudersteuer ab und ersuchte Horanßky, diesen Standpunkt vor dem Plenum geltend zu machen. O­llerhönste Auszeicnungen. Se. Ma- Titär-Referenten der­ Landesverteidigunge-Oberbe­­hörde­ für­ Tirol. und­ Vorarlberg, auf sein Anruhen in den wohlverdienten N­athhestand umgeordnet und demselben bei diesem Anlasse­ten General­­m­­ajore-Charafter ad honores mit Nachsicht der Tore, sowie in Anerkennung seiner langjährigen, vorzügligen, vor dem Funde wiederholt ausge­zeichneten Dienstleistung, tatfrei das Ritter­­kreuz des Leopold-Ordens­, weiters dem Obersten Friedrich Dürr, Kommandant des Landes Gen­darmeriekommando Nr. 2, in Aner­­kennung seiner langjährigen, vorzüglichen im Kriege bewährten Dienstleistung den Orden der Eisernen Krone dritter K­lasse verliehen. O­rdelsverleihung. Durch allerhöchste Ent­­liegung wurde dem Oberstoßrrichter der Sol­­ter mittleren Bezirk, Anton Gajak­ und des­­sen geieglichen Nachkommen, in Anerkennung seiner Verdienste um die Öffentlichen Angelegenheiten, der ungarische Adel mit dem Prädikate „Mis­­kei &s Csertöi" tarfrei verliehen. Gerner wurden durch allerhöchste Entschliegung der Budapester Großhändler Friedrich Neumann und dessen geierlichen Nachkommer, in­ Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der öff­entlichen An­­gelegenheiten, gleichfall in den ungarischen Adelsstan­d erhoben. O Rika’s Kabinetsfrage Wie an anderer Stelle erwähnt, berietd das ungarische Abgeord­­netenhaus am 28. d. die rumänische Grenzregu­­­lierungs-Konvention. Györffy (von der Äußer­­sten Linken) und Beöthy (gemäßigte Oppo­­sition) unterbreiteten ihre Beigrußanträge, wonach die Konvention wegen staatsrechtliger unkorrekter Ausbrüche abgelehnt, beziehungsweise an Die Mes­sierung zurückgeleitet werde. Ministerpräsident Kos­loman Lipa erklärte­n diese staatsrechtlichen Be­­denken für unbegründet, und stellte sh sich sich die Kabinetsfrage Apponyi erklärte, er würde im gleichen Yale eben­so han­­deln , aber nicht im­­ Abgeordnetenhause, sondern dort, wo man die Sank­ung der Öravarıina ungarischen Staatsrechten verhindern will. Die Debatte wird morgen fortgelegt. O­­isenbahn- Wertimarken. Im Junteresse der Hebung des Bersonenverkehräs durg Gewährung entsprechender Sahlerpreiser­­mäßigungen in praftiiger und Syedermann leicht zugängliger Form hat sich die Mehrzahl der ungartigen Bahnen zur Einführung einer sehr praftischen Einrigtung vereinigt. Am 1. März 1. 3. werden nämlich Eisenbahn-Werth­­marfen auf nachfolgenden Bahnen eingeführt werden, und zwar auf den Linien der königlich ungarischen Staatsbahnen, Arad-Temesvärer, Budas­pest-Fünffich­ner, Mohäck-Fünffichner und Fünf­­fichen-Barcder Bahn, der ungarisgen Nordostbahnr, sowie auf den ungarischen Linien der Ersten ungas rischen galizischen, Kaldau-D­erberger und Ungas­rischen Westbahn. Diese Eisenbahn-Werthmarken gelangen in Heften zu 50 fl. zur Ausgabe, welche Hefte Marken, im G­ fammtbetrage von 65 fl. in Appoints zu 1 fl, 50 fl. und 10 fr. enthalten. Auf Grund der in diesen Heften enthaltenen Werth­­marken können auf sämmeligen ungartigen Linien der oben angeführten Bahnen, und zwar mit allei­ niger Ausnahme des Dorient-Erpreß- Zug, zu allen fahrplanmäßigen­ Personenzügen, daher an zu Eils und Kourirzüger, sowie jede beliebige Wagens­tiasse giftige gewöhnlige Fahrkarten gelöst werden. O der König von Spanien erkrankt. Aus Madrid wird unterm 28. d. geschrieben: König AlfonsoXlList an den Majern erkränkt Sein Zustand flößt ernste Be­sorgnisse ein. O Preßburger Biehmarkt. Der Bres­­burger Bieh­markt ist angeblich — wie der „Stzbt." meldet — wieder gesichert! Die Beitrittserklärungen zum Preßburger Kartell erreichten die Zahl 101. Wesentlich ist ein Auf­­trieb von 1300 den gesichert. Die Araber Märter sicherten ihre Theilnahme zu, so daß der Presburger Markt auf no breiterer Basis in Auesicht steht. sodann dem­ x vr jestät­ter König hat die Uebernahme des Obersten Heinrich Ritter von Gatterer, Mi­­BEREIT ” ' Wudapest, 29. Februar. Yu der Verhand­­lung gegen die Exzedenten bei den Yansty- Krawallen wurden vier Angeklagte zu Ge­­fängnißstrafen zwischen zwei Monaten und acht Tagen verurtheilt, die übrigen Ange­klagten wurden freigesprochen. Petersburg, 29. Februar. Der „Neuzeit“ zufolge wurde die Umwandlung Libaus in einen Kriegshafen befglofen und fest­­gelegt, dag die betre ffenden Arbeiten im Mai be- _—_ foffen. Vom, 29. Februm. In Folge jtarkır Schneefälle im Arrondissement Sorea =

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