Oedenburger Zeitung, 1889. Januar (Jahrgang 22, nr. 1-26)

1889-01-01 / nr. 1

a ex a al . y Pr­e I­ichaft, der Verschleuderung des öffentlichen Vermö­­gens. So kann es nicht weiter gehen, wie bisher. Das Jahr 1888 Hat die Saat zu Hoch im die Halme Schießen lassen — im Jahre 1889 wird und muß die Sichel angeregt werden! E. M. mir Spitz, die Roruption ist die Königin des Tages. Dis Öffentliche Vermögen scheint nur dazu vorhanden zu ein, um von einem Ring von Glück­­rittern und’’Abenteurern, die aus der Politik ein Handwerk gemacht haben, vergeudet zu werden, und der Staatsmann, der berufen wäre der oberste Richter und Kremitor des Rechts zu sein, bildet mit feinem Leib den Schlußstein des Gebäudes diesser Mit­­wirthschaft. So sehen wir denn — was nicht zu ver­­wundern — auf allen Gebieten Nacgang oder doch zum mindesten Stillstand. Am unerfreulichsten ist unsere Justiz be­­schaffen, die Richter des Landes — Ehre den Aus­­nahmen! — richten nicht nach ihrer moralischen und rechtswissenschaftlichen Welterzeugung, sondern nach der Utilität, je nachdem­­ es­ vortheilhafter ist dem Gefragten oder dem Kläger Recht zu geben. Das ist ein kläglicher Jahresabschluß und gewährt wenig Hoffnungen für unsere Wohlfahrt im Jahre 1889. Gott besser’s! Im Staate geht es im großen, wie in einer Zabris im Kleinerem Maßstabe: Es handelt sich weniger darum etwas Großes als Selbstzweck herzustellen, als vielmehr alle Arbeiter (das sind im Staate die Bürger des Landes) zufrieren zu stellen und dabei das Uebernehmen dennoch rentabel zu gestalten. Tipa stellt Niemanden zufrieden, ruinirt aber die Steuerträger und macht doch die Staats-Unternehmungen nicht einträglich, sondern bringt Ungarn immer mehr und mehr in finanzielle Nöthen. Man liebt es, seinen Angehörigen und Freun­­­den für das neue Jahr Glück und Zufriedenheit zu wünschen. Das Glüd, das fie in der Gunst der Verhältnisse zeigt, die den Menschen umgeben und in der Gunst der Zufälle, denen er begegnet, ‚die Zufriedenheit, welche er fie, was freilich viel schwieriger ist, selber Schaffen muß. Nun kann es kaum etwa Umverträglicheres­ geben, als einen Meenscher, der immer zufrieden ist, und wenn man den Wünschen ernstliche Kraft zuschriebe, müßte man sie in dieser Hinsicht ein wenig begrenzen. Aber es ist seine Gefahr, daß die Zahl der Per­­­sonen, die durch allzu beständige Zufriedenheit unter Mißfallen erregen, ung erdrüde. Im Gegentheile, immer weniger, und nur noch besonders glücklich angelegte Gemüther vertreten das fortdauernde Rosenroth im Farbenspiele unserer Gesellschaft. Das Glück ist Heutzutage Wenigen, nur sehr wenig Auserwählten des Geschicdes gewogen, vollends aber die Zufriedenheit Hat abgenommen. Vielleicht sind ‚Diejenigen, die vordem zufrieden waren, es zu sehr auf Kosten der Anderen gewesen, und reicht die ‚Dede, so sehr sie vergrößert worden, für Nieman­­den, seit sie Seder zu sich ziehen will. Und dane­­ben mag es noch manchen anderen Grund geben, den wir schon vorhin mittelst Streiflichtern ange­­deutet haben, indem wir­ von der Steuer- Ueber­­bürdung und von der enormen V­ershhär­­fung des Wehrgefeges gesprochen haben. Es läßt sich indeß immerhin noch deuten,­­­ daß Einer oder der Andere von den obern Zehn­­tausend etliche glückiche Augenblice genießt, die ‚wahrhaft Zufriedenen werden aber, wenn sie patriotisch denten, spärliche sein. Die Liebe, der Ruhm, der Genuß der Schön­­­heit können glückelig machen, ohne das Gefühl der Unzufriedenheit ‘zu verbannen; sie machen die Unzufriedenheit für kurze Stunden vergessen bis sie­ wieder auftaucht und ihren alten vorherrichen­­‚den Plan einnimmt. Die eigentliche, die Hartnädigste Unzufriedenheit ist die Unzufriedenheit mit dem Ne­­gierungssystem, mit der Lage des theuren Vater­­landes. — " Gleich jener Hand,deren Schriftzüge man an der Wand vorcillazar’s Königssaal einst wahr­­nahm,ohne sie selber erblicken zu können,hat eine unsichtbare Hand auch bei unschäuende Worte an die«Wand des Reichstagssaals geschrieben,sie heißen:Korruption­ und Bankerott.Und jetzt sind die Blinden sehend geworden und die Stummen haben die Sprache erlangt und die Läm­­mer­ haben Tigerzähne bekommen.Ueberall ruft man nach Abhilfe,aber die winzigen Mittelchen und die verdünnten Tropfen nach Hahnemann’schem Rezept,die man anwenden will,werden dem­­ sieb­en Leib Ungarns nicht die Rettung bringen. Nicht­ die Opferung des einen oder des anderen Sünden­­bodes kann uns helfen, nur ein Wechsel im System, sonst werden die Uebel, die seit 1887 schon auf eine nahezu unerträgliche Höhe gesteigert hat, sich so ee dag der B Zusammenbruch unvermeid­­lich ist. Wir schütten abermals riesige Summen in e­n­iden, — wir stehen leider zu «' .VPE Wider finanziell,noch inora­­an Kan Bekanntlich­ sagte der allmächtige D­eutsche Reichskanzler Zürst Bismarck kathegorisch Nein, als die Tochter Kaiser Friedrich II. und zwar die Schwester des Negenten Wilhelm II. dem Mann ihrer Wahl die Hand zum Lebensbunde reicher wollte. Denn Derjenige, den die Kaiser­­­tochter liebte, der ehemalige Fürst von Bul­­garien, der tapfere Battenberger, war dem rus­­sischen Czaren verhaßt und so durfte die stets nüchterne Politik mit rauher Hand die Be­­ziehungen der Herzen auseinander halten. Nun aber berichtet man aus Darmstadt, daß es gelang eine Ber­öhnung des russischen Kaisers mit dem Prinzen Alexander von Battenberg anzubahnen. Die Großfürstin Elisabeth Fe­­doromwma war die­­Vermittlerin; sie soll es zu Stande gebracht haben, daß sich die feindlichen Würsten wieder nähern. Auf die Wunde, welche der Haß geschlagen, wird die Liebe lindernden Ballam legen. Der Czar kann den Battenberger nicht mehr nach Bulgarien zurückführen, kann ihm die geraubte Fürstenfrone nicht wiedergeben, kann ihm den Pla nicht wieder einräumen, den ein Anderer eingenom­­men hat. Wenn aber der Groll des Czaren be­sänftigt ist, wenn sich der mächtige Kaiser im Nor­­den wieder freundlich zu dem FEl einen deutschen Prinzen neigt, dann hat die Politik sein Veto mehr einzulegen, wenn er um die Tochter Friedrichs III. wirbt. Die Kluft, welche die Herzen trennte, ist überbrückt, sie können sich nähern, sich finden. Und noch ein anderer Herzensbund soll ge­­schlossen werden, welchen die Politik zu zerstören drohte. Es handelt es um die Ehe der Prinzessin Clementine von Belgien mit dem­ Kron­­prinzen Rittor Emanuel von Italien. Belgien ist ein katholisches Land und eine mächtige Burg der Kirche. Italien steht aber im Kampfe mit dem P­apste. Der Papst hat das Königshaus, welches ihn der weltlichen Herrschaft beraubte, in Act und Bann erklärt und dieser Bann geht auch auf die Fürstentöchter über, welche einem Mitgliede der savoyischen Dynastie die Hand reichen. Man wird somit begreifen, welche Elemente geschäftig waren, den Bund­­ zu zerstören, den der Kronprinz Italien d? mit der Fürstentochter des flor­falen Belgien schließen wollte. Von Wien aus sollen die Fäden der Intrigue geleitet worden sein und Nuntius Galimberti wurde al ihre Seele bezeichnet. Die Intrigue ist indessen mißglüct, alle An­­schläge des Hafses sind zurücgewiesen, im nächsten ai soll bereits die Beriehung des Kron­­prinzen Viktor Emanuel mit Prinzessin Clementine stattfinden. So gelingt es, die Bolitis­ferne zu halten vom Glück und Wehe der Fürstentöchter.. Eine Zeit ist herangebrochen, welche die Frei­­heit befreib­t, nicht blos für die Völker, sondern auch für die Königstöchter, soferne.sie dem Zuge ihres Herzens folgen wollen. Und nicht blos in den Hütten, auch in den marmornen­­ Palästen darf: das Glas wohnen. inemberg SdL, Komma ımt der 21. Kav.-Brig. wurde zuXommandan 1 der Kav.-Tr.-Divij. in Wien des hl.-Neg. Nri 2 zum Kommandanten der 21. KrBrig. — Reid unter vorläufiger Belastung ihrer ‚| gewärtigen Chage, ernannt.­­ © Infulter 2 gegen Oesterreich-Ungarn i a­ls alter Nachts wurde | die österreichisch-ungarischen Konsulat 3-Kanzlei­, die das oberhlb des Konsularwappens befind: sich öfter dur, Steinwürfe zertrümmert. lei­der wurden auch an mehreren österreichisch-unge­­r in Unterthann gehörigen Häusern der verl­iehenen Stadtuertel die Fenster eingeschlagen. Deelbe geschah sich an vielen Häusern ‚Terbisch 3 Urb­anen, die der czechisschen Nationalität ang hi. Konsul Stefani reflamirte bei der ser­bitn Regierung, verlangte Erjag_ und Satisfa­tie und die Aufstellung eines Sicherheitsposten­ jet der Polizei- Präfektur, der auch sofort her­sellt wurde.­­ Die Durchführungs-Verordnung zum Senkgefällegelege wird gegenwärtig im ‚Sinanz- Dysterium ausgearbeitet, da einige der wichtigsten­timmungen des Gefeges schon mit 1. Februar 19 ins Leben treten werden. Nachdem auch di Sifbestimmungen­­ schon im nächsten Jahre Geltum hat, erfordert namentlich die genaue Umschreibun jed Punktes des Gefehes, wonach der Beifall vo gesundheitsschädlichen oder jedes anderen Se­reifen unter falschem Namen oder falsschem Titel um Androhung des Berlustes der Schanflizenz veoten ist, präzise Zermeli­ung. Die Feststell­te für die eilf Monate des nächsten Jahres tcenden Schanflizenzgebühren wird den damit tuten Behörden auch eine nicht geringe 7, varfachen und werben Die hierauf t ügliche Tifungen des Finanzministeriums dem Be in kurzer Zeit zugehen. « Verföhnte Gegentäte. Dit Oswald Gaf Kilmantjeg, Kommando Vom Tage, OO­ronprinz Rudolf hat das Wıotesto­­tat des­ Verbandes der Freiwilligen Feuerwehren Oberösterreichs übernommen. t O Wieder eine österr.-ungar. Erzherzogin — Braut! E3 verlautet: Fürst Albert Thurn und Taris, 21 Jahre alt, Chef der älteren (Haupt-)Linie des Hauses, solle sich demnächst­­ mit­­ österreichisch-ungarischen Erzherzogin ver­­oben. ie O Auszeichnungen und Beförderunge herzog Leoopold Ferdinand, Gee-Ko? 2. Klasse, die Bewilligung zur Annahme­ und? Tragen des ,demselben verliehenen Großfrei, Ordens der fiamesischen Krone ertheilt,, Majestät hat die Uebernahme des FMEL. 5,9 von Schönberger, in den Nuhefta ordnet und ‚demselben bei diesem Anlasse‘ mandeurfreut de8 Leopoldorde­kien hen. — Seine Majestät hat ferner die Öiz­­nung in gleicher Eigenschaft der ZWLRE" Kirn Brsionhammer Rnamman" in der k. k. Armee. Seine Majestät hat dem­­ Aus den Comitaten. Esepreg, 31. Dezember. Der h­iesige Eis­eifverein hat seine Eisbahn schon herrichten Ta­c­ vor vierzehn Tagen, am Sonntag Nachmitt­a recht Lebhaft besuchtes Schlittschuhlaufen eitaltet, dann war eine Abendunterhaltung Sufis, Feuerwerf und bengalischer Beleuchtun­gjeftirt — leider blieb es beim Projekt, denn d Xetter machte einen Strich durch die Rechnung » Eis ist verschwunden. Hoffentlich macht di ne Jahr dem Vereine die Freude und bringt wied­e ersehnte Kälte. « «Telegramme. Budapest,31.Dezember·Die hervorragen­ i­sten ungarischen Brauereibesitzer beschl­ug die Gründung eines ungarischen Braue­r­­verbandes mit dem Sitz ein­ Budapest.Im Berband,dessen Konstituirung bereits Anfang spä­ter erfolgen soll,beabsichtigt sofort Petition­e im Reichstag in Angelegenheit der Regal- Konsumstellen sowie der Restitution zu­m S­­verungarischen­ Brauindustriezurichten Veligrad,31.Dezember.Die Skup­tina wurde mittelst eines Ukas eröffnet,wer Ministerpräsidents Christics verlas.»Zum fidenten wurde Tausanovics,zum Vizepräsid­ten Rista Popovics,beide radikal,mit imm­en Majorität gewählt.Die liberalen Kandidaten er­hielten 96 Stimmen Der Fü­hrer der radikalen Difsidentengruppe, Koftics, erhielt drei Stimmen. Das Woaylergebnis hat allseitig befriedigt. ES herrscht überall Ruhe und Ordnung a­uf Sophia, 31. Dezember. Der Schluß d­­­­er EN Sobranje doch den Prinzen Serdinam“ fand unter demselben Zeremoniell wie die Eröff­nung statt. In der Thronrede dankte der Prüz den Degutiiten für ihre Arbeiten und wünsch­tenselber anläßlich ihrer Heimfahrt einenglt** A Reife. Der Bring wurde beim Erscheinen m­­­ehr le I &ing, 31. Dezember. Der Verdacht d, MSohranje und beim DVerlassen derselben f ont aft afflamirt. we­ißraubmordes: gegen Ferdinand Pfaffl, Refike einer hiesigen Branntweinschänze, richtet sich = nen gewissen Peter Klar, 35 Jahre alt. be it start blatternarbig, W­RN,­­­­ ı me = 2okalkdeitung. ti ih Erb. dd ger D-

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