Oedenburger Zeitung, 1889. Februar (Jahrgang 22, nr. 27-49)

1889-02-01 / nr. 27

\ ,.-.."T«—««:·-«««7-57s-.ng;xsz» IN EEE TEE BEI SETS ENTE TOTER 7 - -. , ..»«E -- s«;---s,s-.,..-, Freitag, 1. Februar 1889. XXH. Jahrgang. Ar. 97. Scham, (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre! — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“­­ Das stattet scheint möglich,I­it Ansname desonseinen Blase oder Verselag folgenden Sägen an die Redastion portofrei einzusenten. % + + ee Administration, Merung und Insernienaufnahme: teile 18­0 Mole, Eiern 3, 1ı. Cute, 1, Me­lie &oeo: Seristein­ur eine 5 fl., Bierteljährig­­ Leop. I Gisellaplag 3, U. 8. Goldener. ehe U für Auswärts: Bamiäktig 12 No Dalblährig 7 f., Viertel | Bufbruherei E. Romtmwalter & Sohn, Grabenunde 121. Infertions:Gebühren: Afle für das a­le Feadın en, mit Nnänchın a | ae ge a . ve­n 2 ee den Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgevühren, Ans RE” Einzelne Nummern Rollen 5 Steuer. EU I­nferate v­ier Inf­ermitteln: In Wien: Safenstein , Vogler, Wall» kione afe 10, A. Oppelik, ı., Etubenbastei 2, Heinri­ch Schalet, Betitzeile ee Stembeliebühr Vei m­ehrmaliger Einshaltung bedeutender Rabatt. Ntaufende­ r Erzherzog Rudolf Kronprinz von DER tEi:­ Ungarn todt! Unter dem niederschmetternden Eindruckk dieser erschüttern­­den Kumde stehend, vermögen wir es kaum, tiefgebeugt wie wir uns fühlen, die schmerzliche Pflicht des Tageschronisten zu er­­füllen, um dem so plößlich dahingerafften erlauchten Königssproß, unserem heißgeliebten Kronprinzen, in stiller, aber un­­auslöschlicher Verehrung einen Eypressen-Zweig auf das für ihn, acht so früh, so unerwartet aufgedeckte Grab zu legen. Der stumme Genius mit der ausgelöschten Tadel hat wieder einmal die erschauernde Erde heimgesucht, um eine der reichbegabtesten Seelen für den Himmel zu pflücken, um die edle Schale zu zerbrechen, deren fostbarer Geist bestimmt s­chien dereinst Millionen Menschen zu beglüden. Der blasste Friedensfürst, der Tod, hat seinen Geister­­arm ausgestrebt und ein fuistbegeistert, warmfühlendes Herz an sich gerissen, ein Herz voll L­iebe, ein Herz voll edelster Menschlichkeit, ein Herz voll Tugenden und unerschöpflicher Güte, ein Herz voll der herrlichsten Schäße für die Größe und die Wohlfahrt unseres Reiches und voll der verheißendsten Ahnungen Fünftigen B­ölferglades. — Kronprinz Erzherzog Rudolf it todt! Die Bölfer Ungarns erfüllt namenloses Web, denn er ist un­widerbringlich dahin, der hochsinnige, ge­­dahingerafft in der lehrte, ungewöhnlich erleuchtete Thronerbe ; Blüthe des Mannesalters, bevor er noch das einunddreißigste Lebensjahr erreicht hat. Ein unerklärliches, grausames Geichte Hat ihn uns und seinem zukünftigen erh­abenen Berufe entrisfen und das heißge­­liebte Königspaar in unsägliche, unfaßbare Trauer verlebt. Seine jammernde Witwe, die unglück­che Erzherzogin Ste­­fanie, steht gebrochen vor den irdischen Ueberresten ihres unerreglichen, theuren Gatten und ihre langnachhallende Stlage findet ein schmerzliches Echo in jeder Brust eines patriotisch fühlenden Ungars, aller loyal gesinnten Bürger dieses großen Doppelreiches, dem ein huldreicher, weise führender Vater zu sein der BV erklärte sich umsonst zum leuchtenden Ziele gejebt. . Leider, Leider­­ hat die Art des Todes Oesterreich-Ungarns blühendsten Baum gefällt, jenen hohen, edlen Baum, der la­­bende Früchte der Wissenschaft seinen Zeitgenossen bereits in reicher Fülle geschenkt hat und von dem die Nationen hofften einst sicher in seinem Schatten zu ruhen. Nun wandelt Kron­­prinz Rudo­lfs unsterblicher Theil im ewigen Lichte ver­­klärter Höhen. Inmitten des Jagdvergnügens, dem er gesund und Frlich an Leib und Seele, frohmuthig und naturfreudig wie Rudolf der Stifter oder Mar der lechte Ritter zu huldigen liebte, hat ihn der Tod ereilt. Stets hat er Alle, die ihn rannten, und Alle, die das Glück hatten, ihm in die Nähe zu kommen, durch sein Hochsinniges Wesen, durch seine ritterliche­­" Würrde, durch seine Anmuth, die Schäße seines Willens und seinen Geist ein und beglüct, heute — zum erstenmal, hat er den Bölfern seines Staaten-Bundes, seinem erhabenen Vater und seiner edlen Mutter, der treuen Gemahlin und seinem Kinde tiefen Kummer bereitet. Stets haben wir uns seiner erfreut. Heute weinen wir zum erstenmale über ihn und rufen mit den Worten der heiligen Schrift: „Ich will nicht getröstet sein !* Unser theurer Monarch, der Liebevollste beste König weint und da­ dessen Thränen fließen, bleibt auch seines seiner Bürger Augen teoden. Und können wir und einen Augen= bh­ dem eigenen Leid entreißen, dann weinen wir um die jugendlich holde Waise, die kleine Elisabeth, das „Kind von Oesterreich-Ungarn”, dann weinen wir um das Urbild aller holden Weiblichkeit, um die edle Stefanie, unser Aller Liebling. Wir fragen um unseren königlichen Herrn und seine erhabene Gemahlin. Auf die Freude des vierzigjährigen Jubel­­festes folgt so unmittelbar dieser Schlag ! Wie jedwer prüft das Geschick doch unseren armen Landesvater ! Ein junges, der Pflicht geweihtes Leben, stete Berleugnung des eigenen Ich, stetes Selbst­­vergessen um Anderer willen, Arbeit ohne Ende, „und wenn es föstlich gewesen, tr eg Mühe und Arbeit gewesen!“ Und nach alledem dabei stehen zu müssen, wie der einzige Sohn in’s Grab sinkt in vollster Jugendfraft! Die Hand des Himmels lastet schwer auf und Allen ! Thränen ermweden nicht die Todten und sein Bitten und leben gibt und unseren Rudolf wieder. Wäre er am Leben geblieben, wir hätten unermeßlich viel des Schönen und Des Großen an ihm gesehen, da uns nun, ach­ fir immer ent­­geht. Er war eine der heilsten Leuchten der Wissenschaft, ein Schriftsteller von bewunderungsw­ürdigen Fähigkeiten ; dabei ein enthusiastischer Freund und Bechübter der schönen Künste ; als einstmaliger Negent hätte er sich sicher höcht küniglich bewährt. Nun, ihn gibt uns seine noch so schmerzliche Klage wieder. So künnen wir denn auch nur unser tiefes Herzeleid mit jenem der königlichen Eltern, mit­­ dem der trostlosen Gemalin, der holden Blume von Belgien, vereinigen, die sich jet thaube­­schwert zu Boden neigt. Wir können seinen Trost spenden, sind wir doch selber unteöstlich. In unsferer Schmerzempfindung wollen wir feiter als je­an unserm König halten, uns treuer dem je­an’s theure Vaterland anschliegen ; das gemeinsame Leid soll zum unangleichlichsten aller Bindemittel werden. Gott erhalte, Gott tröste Franz Joseph und sein Haus! Sei ihm Kraft beschieden, seinen Schmerz zu ertragen! Sei uns die Kraft gegeben, ihm darin zu helfen! Sei uns der rechte Sinn und das rechte Herz verliehen! Wenn Ungarn und Oester­­reich zu­einander stehen, dann verzage Niemand! Die Hand, die uns gebeugt hat bis in den Staub, wird uns auch wieder aufrichten. Wir werden, teil’s Gott, im „Den des Elends“ geprüft­ werden und gereinigt­­ daraus hervorgehen, wie Be Sol. M. - er ee IR g 2

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