Oedenburger Zeitung, 1889. März (Jahrgang 22, nr. 50-75)

1889-03-01 / nr. 50

."freitag,1.gs März 1889. XXII.Zah­rgang. edenburger Zeik u. Mormacs,,Oedenburger Nachrichten«.) Organfürzsokitik­,Haudeggndustrie und Landwirtt­schaft dann für soziale Imteressen überhaupt Scotto­,,Dem Fortschritt zur Ehr’—Bedrückten zur Wehr’—Der Wahrheit eine Gasse.« SEE an die Redaktion portofrei einzusenden. I­a . i DsiBlatt erscheint täglich,mit Ausname des auf einen Sonn-oder Feiertag folgendenages. Yrån­merationIYreæfe­rLocoquaTxriIsc»Halb«iihrigzs1.,Viertelizhriig Ia Zisth 52 kr.,Monati­ 131 fl.l . Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährigsslsokr ErSPREDUIE a Ar.50. · Administratimny Verlag und Inseratinaufnahmu HachdrumktriC.Romwalterå Sohth Brabtmnchtm Alle für das Blatt bestim­­te Lenz-sanftem1­ 1iri’s·nesmr.h:ne­­vmäInferatem Pränumeration­s-sind Insekt mk sgcxsi und c,i,sxksk, E U Einzelne Kammernk­ofb­ankreuzer.­­ Iaserate vermitteln:Ju Wiem Hasenstein,Bogleywils sifchåasse 10,A.Oppelik,1.,Stubenba­stei2,Heinrin Swhsch, 1., Wollzeile 12, NR. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dutes, ı., Ries­mergasse 12. Syn V Budapest: Saulus Gy. Dura 1, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. B­. Goldberger, Bervitenplag 8. Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die eins, 10 7, für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durclaufende Petitzeile exelusive der Stempelgebühr von 30 fr.­­ Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, | Im Wehen der Frühlingslüffe. Dedenburg, 28. Februar. | Der Falching neigt sich seinem Ende zu. Den eigen wird er diesmal leicht werden, zu verstum­­men,sie Klangen leise und gedämpft; der Fröhlich­­keit wird er nicht schwer sein, von uns Abschied zu nehmen, denn sie wagte es kaum, sich bemerkbar zu machen. Schon hat man da Vorgefühl, daß bald Frühlingslüfte wehen werden und mit dem Herannahen der besseren Jahreszeit bewegen große Tragen die Gegenwart. Die Interessen des vierten Standes beschäftigen alle Gebildeten, ein neuer Kreuzzug gegen die Sklaverei im fernen Afrika be­­reitet sich vor. In Ungarn ist, wie es scheint, die Opposi­­tion entschlossen, so lange gegen die Annahme der Wehrgeiegvorlage zu remonstriren, 613 im Wehen der Frühlingslüfte entweder die beanstandeten Stel­­len des Negierungsentwurfes, oder gar der Mi­­nisterpräsident selber hinweg gefegt sein wird. Herr von Tipa freilich framponirt sie mit aller Ge­­walt an seinen Ministerfauteuille, aber bei alldem baumelt er doch bereits ziemlich bedenklich Hin und her, nämlich zwischen dem Wunsch, der Regierung in Wien zu Gefallen zu leben und dem gleichzeiti­­gen Vorgeben, doch nur das Beste Ungarns zu wollen. Nur noch ein, ein Bisschen heftiger Lärm, wie solche auch zu Frühlingszeiten sich mitunter erheben, und der gute Tipa fällt, wie ein [oder am Stiele figendes Blatt, um sich nie wieder zu erheben. Indeß der noch immer Schnee die Getreide, noch hält die zwar schon mürbe gewordene Eisesfeifel die Bäche gefangen und liegt die Natur im Zustande­­­­ zwischen Wintersc­lat und Lenzerwachen, aber nn­ soll die Vernichtung Bratianı’3 dienen. Der den Balkanstaaten beginnt es sich schon fest zu regen, als wäre der Frühling bereits mit aller Pracht ins Land gekommen. Am bedenklichsten drohen sich die Dinge in Rumänien zu gestalten. Seit Joan Bratianu und sein liberales Kabinet durch die Straßen- und Kammerskandale, sowie durch die von panslavistischer Seite angestachelten blutigen Bauernrevolten zum N­ücktritt veranlaßt worden, seitdem wandelt das Königreich stets dicht am Rande eines Abgrundes hin. Das neue Mini­­sterium steht unter den Nachwirkungen der trauri­­gen Borfommaniste, denen er seine Berufung zuzu­­schreiben hat: er kann den Bojaren, den Altkonser­­vativen, nicht kämpfend gegenübertreten. Und das wird ihm bald zum Fluche werden. Mit den treff­­lichten Vorlagen traten Carp und M­ojetti die Regierung an. Sie wollten Rumänien in enger Anlehnung an die Friedensmächte erhalten, die Ver­­waltung des Landes von der, set langen Jahren eingetrossenen Korruption säubern und durch Zer­­schlagung der Staatsdomänen in Bauerngüter die Noth der Heinen Landwirthe lindern. Der Himmel schien gemilst, ihr Thun zu unterfrügen. Ernte und Export waren brillanter, denn je zuvor, Riesen­­summen flofsen vom Auslandeherein, und das Soldagio Schwand. Aber die Wahlen ergaben inner­­halb der erdrüdend starken konservativen Majorität eine Mehrheit von rafsenfreundlichen Bojaren; die Negierung mußte von Lebteren einige in ihren Schoß aufnehmen und war im Parlament von ihnen abhängig. Bisher haben die Bojaren ihre Macht nur dazu bewußt, eine segensreiche­­ Reformthätigkeit zu hindern. Ihr Hauptstreben ist dahin gegangen, den Liberalismus ein- für allemal regierungsunfähig zu machen, und als wichtigstes Mittel zu diesem Ziele gegen ihn gewählte Untersuchungs - Ausschuß ist aus lauter persönlichen Feinden des Er-Ppremiers­ gebildet, ist eine wahre Rachekommision. Wir Ungarn haben allerdings nicht viel Ur­­sache, ung für Heren Bratianu zu erhngen, der unserer Monarchie und speziell unserem Lande viel Böses angethan und sich erit unter dem eisernen Zwange der Nothwendigkeit zu einem erträglichen Verhältnisse mit den Friedensmächten verstanden hat. 3 läßt sich auch nicht leugnen, daß unter seiner Regierung die Korruption zu schmachvoller Höhe angewachssen ist. Aber in der V­erson des Anzufragenden sol zunächst auch König Karol getroffen werden, welcher dem gestürzten Premier seine Gunst bewahrt, ihn zu seiner Wahl im Die Kammer beglückwünscht und kürzlich empfangen hat. Und er sol mit ihm jene auswärtige Bolitif ver­­nichtet werden, durch die Rumänien vom russischen Einflusse befreit worden ist. Nicht nur nach Bu­­jaret, auch na­ Budapest, Wien und Berlin zielt der Schlag. Und daraus ist auf die Kraft zu schließen, welche den Arm der Bojarenpartei gelenkt hat. Die­set in aller Stille betriebenen Windlungen Hitrowo’s, des Gesandten , als weniger des offiziellen Nußlands, als der pan- clavistischen Vereine, erzielen ungeahnte Erfolge. Die Altkonservativen werden selbstredend nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Schon werden An­­zeichen neuer Bauernunruhen bemerkbar. Thron und Regierung an der Dimboviga befinden si in keineswegs erfreulicher Lage. Die Gefahr ist vor­­handen, daß die Reaktion schon wenn die nächsten Frühlingslüfte wehen völlig triumphire und das Land in die Abhängigkeit von Rußland beuge. Serbien ist, glücklicher Weise, nicht von­­ dieser Gefahr bedroht, obwohl auch dort die Dinge Feuilleton, Des Helden erste Liebe. — Nach den Erzählungen eines Kameraden Tegetthoff’s. — (Schuß.) — Hab’ seine Angst, meine Theure, Alphons ist nicht so wie Maldini, der das Geheimnis, das ich ihm anvertraut habe, so schnöde mißbrauchte und zu Deinem Vater ging! Aber es ist ja besser geworden, mein Schag, und der Elende hat seinen Zweck nicht erreicht. Ich habe Deinem Vater ge­­sagt, daß ich Dich heirathen werde, sobald ich es fann. Schau, Giuseppina, ich habe mir eigens heute den Alphons mitgenommen, ex ist mein bester Freund und er soll Zeuge sein meines Schwures. — Hr Signor Alphonso auch ein Deutscher ? fragte Giuseppina. — a, Signorina, ich bin ein Landamann des Wilhelm. Er ist aus Marburg und ich bin aus Gray... Kennine hatte natürlich seine Idee, wo Marburg liegt und in welchem Exidenwinkel Graz sich erhebt, aber sie nickte zufrieden und sagte: — Die Deutschen Halten nie ihr Wort, wenn sie einen deutschen Zeugen haben, ganz genau! — Das hat Dir wieder dieser elende Mal­­dini gesagt. DO, der Schurke! Wenn ich ihn nur zertreten künnte! Fnnrschte Wilhelm und stieß mit dem Fuße gegen die Quadern. Ich wachte ihn aufmerksam, daß es die höchsste Zeit wäre, zu gehen, denn sonst würde der Feld­­­webel unsere Abwesenheit bemerken. — Sa, wir gehen schon! Alphons, schau zur Barke, wir kommen sofort nach! I Sch ließ Die Liebesleute allein, Löste indek das Schiff und ließ dasselbe nach den schmusigen Wassern des Kanals tragen. Es dauerte ziemlich lange, bis das Liebespaar kam. — Set laß mich zum Steuer und nimm Du die Ruder! — Fährt das Fräulein mit? — Natürlich. Sie weiß e3 Schon, wo sie aus­­zusteigen hat! Die eine Hand beim Steuer, die andere um die Taille der Geliebten geschlungen, saß Wilhelm in der Barfe. Ich hatte de­ Gelegenheit, die Giu­­seppina näher zu beobachten. Das tiefschwarze Haar, das einen blauen Schimmer zeigte, so oft der Strahl einer Laterne auf dasselbe fiel, war in der Mitte geteilt und an den Schläfen glatt gestrichen, und nur einzelne Rin­­geln fielen in die Stirne, unter deren blendend weißer Haut sich leise durch­schimmernd das blaue Geäder zog. In hohem Bogen spannten sich die Brauen über zwei himmelblauen großen Augen, deren freundlicher Blick durch die langen, schwarzen Wimpern gedämpft wurde. Und da sie lachte und die frischrothen Lippen öffnete, zeigten sie Bähne von vollendeter Schön­h­eit. — Ich ruderte langsam, um nicht so bald an’s Ziel zu kommen. Ich liebte Wilhelm und ich wollte ihm den Genuß des Beisammenfeind mit der schönen Giuseppina nicht verkürzen. Tegetthoff schwarmm in Entzügen, er vergaß, daß ein Zeuge zugegen sei, und im leidenschaftlicher Weise sprach er zur Geliebten: — Mein Engel! Wenn ich so im Bette siege, da kommst Du zu mir und jeßt Dich auf die Matrage und plauderst so lieb und so Herzig, daß ich Dir förmlich die Worte herunterfaffen möchte! — Geh’, Du machst mich­ stolz, Du hast mich gerne, weil ich ein schönes Gesicht habe.Ich weiß ed, daß ich schön bin, aber ich liebe Dich, wenn auch die alte Tante Meccadi behauptet, ich sei feine Italienerin, sondern eine W Verrätherin. — Nicht um Deiner Schönheit willen allein lieb’ ich Dich! — Also wenn ich die Blattern bekommen würde und mein Gesicht so zerrissen wäre, wie das des lahmen Francezio, wirdest Du mich auch lieben ? — Sicher! Ich Schwöre es Dir!­­ gibt seinen Grund für mich, Dich jemals zu verlassen! Der langgezogene Warnungsruf eines Gon­­doliere, der jet um die Ehe kam, riß den Schwärmer aus seinen Träumen. Er sprang em­por und rief: — Giuseppina, Du mußt fort! Wir sind knapp am Canale grande und Du fünftest gesehen werden ! Wir landeten und nach vielen Küffen und endlosen Umarmungen schied Giuseppina von ihrem Geliebten. Wilhelm war im Stollegium immer von tiefem Ernst, von einer gewissen Schwermuth, nur des Abends, wenn wir beisammen saßen und plau­­derten, da b­aute er auf, aber doc nur dann, u Giuseppina den Stoff unseres Gespräches ildete. Eines Tages, nachdem Professor Littrow die deutschen Aufgaben revidirt hatte, kam er leichen­­blaß und entjegt zu mir. — Giuseppina­ feuchte er. — Was ist es mit ihr? Ich weiß das­­ heit und Kuda De u Bl a Fe Wr de a a

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