Oedenburger Zeitung, 1889. April (Jahrgang 22, nr. 76-99)

1889-04-02 / nr. 76

FYienstagHLYpriklssQ edenburgerZ eikung Mormacs,,Eedenburger Nachrichten«.) Organ für Yokitit,Handel,anustrie und landwirtt­sch­aft dann für soziale Interessen überhaupt Natio­n,Dem Fortschritt zu­:Ehr’—Bedrückten zur Wehk’­Der Wahrheit eine Gasse.« XXI1.zahrgang. Tr Administration, Meran und Inseratenaufnahme: Buchdrukeri­n. Nommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. WB Einzelne Nummern Rollen 5 Arenger. EU Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall» Mißgasse 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heim­it Schalek, 1., Wollzeile 12, N. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries­mergasse 12. in Budapest: Yaulus Gy. Porogehgelte 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 8, Infertions:Sebüßren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 kr­­edeutender Rabatt. 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Ein furchtbarer Orkan suhte Samoa heim. Die deutschen S Kriegsschiffe „Adler“, „Olga“ und „Eber“ und drei amerikanische Kriegsschiffe wurden auf ein Riff getrieben und sind gänzlich verloren. 4 amerikanische Offiziere und 46 Matrosen, 9 deutsche Offiziere und 87 Matrosen ertranken. Die herrlichen Dreimaster „Eber“ und „Ad­­ler“ laufen in die Tiefe, weil sie led wurden ; die „Olga“ ist gestrandet. Die Mannschaft der Lepteren aber ist im Sicherheit. Drei amerika­­nische Kriegsschiffe und zwar: „Brenton“, „Ban­­dalia“ und „Nispoli“, sowie sämmtliche im Hafen von Samoa ankernde Kaiffarb­eitschiffe sind eben­­falls untergegangen. Die Amerikaner haben einen bereits jet konstatirten Verlust von 38 tüchtigen Seeleuten (theild Offiziere, theil3 Matrosen), allein er scheint, daß noch viel mehr Opfer die totende See verschlungen habe, denn in der Verwirrung konnten die Erhebungen nicht so sorgfältig gepflo­­gen werden, wie gegenwärtig, da man schon etwas gefaßter das grausige Unglaf auf Hoher See überschaut. — Die Engländer kamen relativ noch am glücklichsten weg, sie büßten bei der Katastrophe nur ein Kriegsschiff ein, ohne daß dessen Be­­mannung erheblichen Schaden litt. Der entjegliche Sturm, der bei Samoa am 16. und 17. März wüthete und die stoigerten Panzerschiffe hinweg fegte, als wären e3 hohle Fuß- Schalen, die schädelnd ein Kind den Fluthen aus vertraut . Diese geimme Windsbraut, heulte die schauerliche Begleitung zu den diplomatischen Vor­­bereitungen für die Berliner Konferenz, welche den Ausgleich zwischen den­­­eutschen, englischen und amerikanischen Ansprüchen auf Samoa herstellen sollte, und zu der Reise des Grafen Herbert Bis­­mard nach London, welche eine vorläufige An­­näherung hierüber zwischen Deutschland und Eng­­land bezwecte. Nun sind in dem einen ungeheuren Wogengrabe Deutsche und Amerikaner gebettet und aus den Wellen mag man Geisterstimmen verneh­­men, welche die Menschen mahnen, daß noch etwas Gewaltigeres lebt als die Leidenschaft des Ruhmes und Landgewinnes, die ein Volk zum Streite mit dem anderen treibt. Wenige Tage nach der entjeglichen Katastrophe trat wieder Sturm und Nebel ein, abermals wurde das Reich Neptuns aufgewühlt bis zum untersten Grunde, Sturzwellen, welche Alles zu verschlingen drohten, erhoben sich wie grüne Ungeheuer, die in erdrüden­den Umarmung den Tod verbreiten zu wollen f­chienen auf hoher See An diesen gefahrvollen Stummen ereignete sich an eine wun­­derbare Rettung. Prinz Jerome Napo­­leon, bekannt unter dem Namen „Blon-Blon“ und „Der rothe Prinz", der Vetter des Napoleon’­III., schiffte sich Freitag Abends in Ostende ein zur Heberfahrt nach London. E 3 war starker Nebel und die fortwährenden Signale verhinderten nicht einen Zusammenstoß mit dem belgischen Schiffe „Prin­­zessin Henriette“. Der Zusammenstoß war für das Schiff, mit welchem Prinz Napoleon reiste, ver­­hänguisvoll, das Waller drang mit ungeheurer Schnelligkeit in das durchbohrte Schiff ein, der größte Theil der Mannschaft fand den Tod in den Flu­­then. Prinz Napoleon und sein Sekre­­tär wurden gerettet. Die in Paris lebende napoleonische Prinzessin Mathilde erhielt aus Ostende die folgende Depesche: „Prinz und ich ge­­rettet.“ Die Depesche trägt die Unterschrift des Heren Brunmet, des Sekretärs des Prinzen. Prinz Jerome Napoleon it im Jahre 1822 geboren. Seine Zerwürfnisse mit der Kaiserin Eugenie und später mit dem Kaiser Napoleon II. selbst sind bekannt, und man weiß auch, daß sein eigener Sohn, Prinz Viktor Napoleon, sich von ihm trennte. Der Grund der verschiedenen Konflikte ist Hauptsächlich darin zu suchen, daß Prinz Jerôme Napoleon sich mit der Eler­ia­­len Richtung nicht zu befreunden vermochte. Ueber­­haupt liebt e, Prinz Napoleon in Reden und Schriften seinen Gedanken rücsichtslos Ausdruck zu geben. Allein Prinz Napoleon überlebte die Dynastie, überlebte auch die napoleonische Legende, und sein Sohn ist der einzige­ P­rätendent, den die homopartistische Partei aufzustellen vermag. Nun hat der 66jährige Prinz noch ein gefährliches Abenteuer auf Hoher See bestanden und ist einer Katastrophe, die seinem Schiffe den Unter­­gang brachte, glücklich entkommen. Prinz Jerome Napoleon selbst glaubt nicht an Wunder; aber wenn die napoleonische Legende zu neuem Leben erwachen sollte, dann wird man über das Schiffs­­ereignis vom 29. März nicht ganz gleichgiltig sprechen. Reich an Abenteuern und romantischen Wendungen ist die Geschichte der Napoleoniden ;­ den prinzen Napoleon kann man den Dodyf­­reur der Familie nennen, und so durfte auch dem Feuilleton, zu Spät. Bor mir lag ein Brief. Ich betrachtete die Züge, mit welchen mein Namen geschrieben war. Sie verriet­en eine weibliche Hand, von wen mochte wohl dies Schreiben sein? Ich riet­ Hin und her. Doch konnte ich die Schreiberin nicht errathen. Freilich ich hätte den Brief aufmachen können, dann hätte ich gleich Alles gewußt. Das wäre gescheidter gewesen. Aber ich bin nicht so bhöricht, gescheidt zur sein. Wenn ich schon einmal einen Brief bekomme, dann weiß ich das Vergnügen,welches mir ein so seltenes Ereigniß verursacht, fünftlich zu verlängern. Und gar eine weibliche Handschrift! Wie viel Ge­­danken, Hoffnungen, Ahnungen dergleichen nicht zu weden vermag! Wie da Geister Tängst verstor­­bener Kofestunden mich nedlich umgaufeln, ver­­schollene Sagen wieder lebendig werden, verflun­­gene Märchen wieder vor meinen Augen empor­­rauschen , wie seltsame Gelüste, wie trauje Träume, da aus der Tiefe des­­Vergessens herauftauchen ! Und darum mache ich es mit einem solchen Briefe so, wie ein abgewägter Spieler mit feiner ersehnten Karte; ich „guftire.“ Schließlich wurde ich un­­geduldig ; ich streifte die Hülle nieder und las: „Lieber alter Freund!“ (Ich muß bemerken, daß mich eine solche Anrede anfängt unangenehm zu berühren; „Lieber Freund“ ist Schon nicht mehr recht erträglich , wie erst die Erwähnung des Alters !) „Ich habe eine große Bitte an Sie.“ (Natürlich!) „Mein Mann ist jeder böse gegen mich.“ (Nur, wenn er nichts weiter it!) „Er grollt mir. Und ich weiß nicht, wa ich ihm gethan habe. Ich weiß er wahrhaftig nicht. Vielleicht sind sie so lieb und fühlen ihm auf den Zahn, damit ich wenig­­stend weiß, was ihn tränft und mich befsern könne. Ihre ergebene Hermine Dill.“ Einige Veinuten später. Bei Eduard Dill, dem Gatten. — Was bringst Du Neues? — Hast Du s­chon die heutige Zeitung ge­­lesen ? — Nein, sagte er ahnungslos. — Nun, dann lies sie. Wie geht’s? Wie stehst Du mit Deiner Frau ? Mit meiner Frau? Woher weißt Du?... Und worein mischt Du Dich? Was geht das Dich an? Ich reichte ihm, ohne zu antworten, den Brief. — Dad ist ja die Schrift meiner Frau! Und er überflog die Zeilen. Ich beobachtete ihn unausgeregt. Aber sein Duden verrieth irgend eine Gemüthsstimmung, irgend einen Gedanken. Er las nochmals und nochmals; ich sah, es handle sich ihm nicht darum, in den Sinn dieser einfachen Worte einzudringen ; er wolle vielmehr Zeit gewinnen, um zu überlegen. Endlich gab er mir das Blatt mit einer ruhigen Bewegung zurück und fügte mit gedämpfter Stimme hinzu: — %a, Du hast Recht; früher oder später muß der Wurm ja doch heraus. Also hesser gleich heute. Gut, Du sollst Alles wissen. Er zündete sich eine frische Zigarre an; ich desgleichen. Er­ that einige Züge ; ich­ desgleichen. Er schwieg; ich Ddesgleichen. Baute begann er: — 3 war sechsunddreißig Jahre alt ger worden, ohne mich zu einer Frau hingezogen zu fühlen, welche nicht die eines Anderen gewesen wäre... YAn’s S Heirathen dachte ich nicht; nie, nicht einmal im­­ Traume, denn ich hatte­ immer dringend etwas Anderes zu träumen. Ich hatte zwar als Justizbeamter rasch Karriere gemacht; ich urteilte über Recht und Unrecht, über Sittlichkeit und Verderbniß sogar. Aber wenn das Geschäft Und nach längerer vorüber, dann war ich selbst nicht immer ein T­u­­sendspiegel. Freilich, als ich je des Lebens Mitte überschritten hatte, ging eine eigenthümliche Ver­änderung in mir vor. Ich war nie ein Kinderfreund gewesen. Die kleinen Bengel waren in meinen Augen immer Menschen, deren ganzer Reiz darin liegt, daß sie ungebildeter und eigensüchtiger sind, als die anderen, die erwachsenen, hörte ich nicht mehr, wie unangenehm so ein Fraß schrie, ich bemerkte nicht mehr, daß er schmäßige Hände habe und ein­­ ungepußtes Näschen ; das dumme Geschwäß verwandelte sich in Liebliche Offen­­barung der Unschuld; ich wurde ein Kinderfreund ; ich sehnte mich danach, ein Kind zu besißen. Aber diese Sehnsucht, so tief und innig sie auch war, sie war ‚doch nicht so stark, als daß ich ihr meine Freiheit zum Opfer gebracht hätte. Ich wollte nicht heirathen. Aber es ging micht. Ich hatte einen alten Onkel, Onkel Rieberger. Er war Gymnasial­­professor gewesen, dann war er in Bension gegangen. Er brachte seine Zeit damit hin, die Lateiner aber­­und abermals zu lesen. Er war Singgeselle ge­­wesen sein ganzes Leben Hindurch. Und ich weiß Aber allmälig ers EURE TER EIER Ri­N­DET ie er er

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