Oedenburger Zeitung, 1889. Mai (Jahrgang 22, nr. 100-125)

1889-05-01 / nr. 100

! .) ·-s.« «..­.-D7-«-»i Bedarf Rekrutirten zwischen die Ersatzreserve von Heer und Honved aufgetheilt werden Nachdem sich der Aussch 11ß Referent(Dr Münnich)kurz seiner Pflicht entldigt reichte Stefan Nagy Namens der gemäßigten Opposition einen Beschlußantrag des Inhalts ein, Daß der Minister gehalten sei, alljährlich mit der Nefrut­­­rungsvorlage auch einen detaillirten Bericht über die Ergebnisse des betreffenden Einjährig-Freiwilli­gen-Jahrgangs einzureichen. Namens der Unabhängigkeits- Partei sprach Daniel Jranyi, der zunächst unter allgemeiner Zustimmung bittere Klage führte über die Leere des Hauses, wodurch die Abgeordneten, Beamten und Bürgern sein nachahmenswerthes Beispiel treuer Pflichterfüllung liefern. Mögen auch einzelne Staatsmänner — führte er aug — in ihrer Bef­­ragtheit auf die Selbstständigkeit Ungarns verzich­­ten, die Millionen des Volkes werden diesen Ber­­zicht niemals ununterschreiben. Wenn Oesterreich- Ungarn zwei gesonderte Armeen besäße, würde es nicht minder starf sein, als mit einer einzigen Armee und die ungarischen Truppen würden unter ihrer Trikolore nur um so tapferer sümpfen. — Folgten die üblichen Plaidoyers für eine gesonderte Nationalarmee und ein Exkurs in die Geschichte der Beziehungen der Dynastie zur Nation. ALs der Redner sich jedoch zu der Behauptung verstieg, da seitdem die gegenwärtige Dynastie den Thron Un­­garns bestieg, deren Mitglieder tot bestrebt wa­­ren, Ungarns Nechte zu verstümmeln, glaubte der Präsident „gegen Ddieffe Enbloe­ V­erurtheilung von vielen Hundert Personen“ energisch protestiren zu müssen. Unter den bekannten stürmischen ‚Beifalls­­fundgebungen der äußersten Linken schloß Sranyi mit der Hervorhebung des Gegenjaßes, der zwis­­chen ihm und dem Grafen Andrasfy bestehe. Sener habe verziehen und vergesen, er (Sranyi) aber fünne wohl verzeihen, vergessen aber werde er niemals. Minister Baron Fejervary erklärte sich mit dem Beschlußantrage Stefan Nagy’s im All­­gemeinen einverstanden und bemerkte auf Jranyı’s Nede, dieselbe wende sich blos an die Gefühle der Nation, während Graf Andrasfy auch an deren politische Ratson appellirt habe. In der Abstimmung wurde die Vorlage auch von der gemäßigten Opposition angenommen, des­­gleichen wurde­ der Nagy’sche Beschlußantrag von der Majorität angenommen. Nachdem noch der Honvedminister erklärt, daß in Zukunft die Berichte über die vierte Alters- Klasse, die nun nicht mehr einberufen wird, entfal­­len, und nach Feststellung der nächsten­­ Tagesord­­nung wird die Sigung um 11 °/, Uhr geschlossen. Gestern Dienstag wurde die Neueintheilung der Ministerien in Verhandlung gezogen, worüber wir morgen berichten werden. In Wien, Inhaber der bekannten Walser-Heilanstalt in Kaltenleutgeben das Nitterfzeug des Franz Sosef-Ordens verliehen.­­ Die gemeinsamen Ministerberafhungen, zu welchen Herr v. Tisza und Herr Weferle in Wien eingetroffen sind, haben am 29. April unter dem Borsige des Grafen Kalno­y begonnen. An denselben nehmen außer den Erwähnten der Reichs-Kriegsminister Herr v. Kallay, der Reichs- Kriegsminister FZM. Baron Bauer, ferner der Minister-P­räsident Graf Taaffe und der Finanz­­minister Herr dr. Dunajewzki theil.­­ Zum S­tadtpfarrer von Preßburg wurde der dortige hochwü­rdige Abt Dr. Karl Rimely gewählt. Der neue Stadtpfarrrer von Preßburg wurde am 4. Februar 1825 in Gran geboren. Am 21. Juni 1848 zum­­ Priester geweiht, begann er seine Wirk­­samkeit als Kaplan in Pratar (Neograder Komitat), um einige Monate später in derselben Eigenschaft an die Christinenstädter Pfarre nach Ofen versegt zu werden. Durch neun Jahre stand er dem ver­­ewigten Kronprinzen als Erzieher und Lehrer der ungarischen Sprache zur Seite. 1867 zum Donderen, 1870 zum Abt von Lefer ernannt, wurde Dr. Rimely 1887 canonicus custos des Preßburger Domkapitels, nachdem er vorher durch Se. Majestät mit dem Ritterkreuze des Leopold- Ordens ausgezeichnet worden war. Abt und Stadt­­pfarrer Rimely widmete nach am legten Sonntag H folgter Wahl 3000 fl. zu Kirchenbau­ Zweden.­­ Großer Postliebsahl in Briefl. Diebe drangen am vorigen Sonntag in das Triester Bost­­gebäude ein, eröffneten fünf Thüren vermitteln­ Dietrich und raubten mehrere Rortpakete und Säde, darunter 21.000 fl., welche dem MWerar zur Last fallen und 3000 Napoleons, welche einem Triester Handelshaufe gehören. Der Gesammtschaden beläuft sie auf 53.000 Gulden. Die Diebe ließen zwei große Kafetten, enthaltend eine Million Gul­­den in Banknoten und mehrere Stücke Maria Theresia-Thaler, offenbar wegen zu großer Last, unberührt. Von den Thatern ist bisher seine Spur.­­ Todesfälle. Aus Steyer meldet man den am Montag, den 29. d. plößlich erfolgten­­­­ Tod des berühmten Waffentechnikers Werndl. — In Wien starb am nämlichen Tage der Militär- General-Intendant Franz N­eyfa im Alter von 65 Jahren. Vom Tage. O Alterhöcfte Auszeichnung. Der Monarch­ hat dem kaiserlichen Nam­e und außerordentlichen Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Winternigß älterer Frater, auf einer Bank figend, den drolligen Schwarzen Gesellen auf den branfgescheuerten Stein­­fliesen. Innige Freude spiegelt sich in seinem Antlig, man sieht ihm das wohlige Behagen im Borgenuß des Weihnachtsbratens an. ‚Auch der junge Frater am Herd, ein männliches Küchenmädchen des Klosters, freut ich männiglich, doch überwiegt das Erstaunen über solch’ ein mächtiges Thier, das er wohl noch nie ungebraten gesehen haben mag. Der Kirchenmeister selbst überlegt, die Priese zur Nase führend, offenbar die Verwertung des Prachtfeilers, indes sich der Trä­­ger desselben hinter dem Gut3heren aufdringlich den Schweiß von der Stirne reibt und dadurch den Küchen­­meister zu einer besonderen Gratifikation veranlassen möchte. Eine originelle Figur, überaus lebenswahr gegeben. Außer dem Küchenmeister, der einen Anklang an die berühmteste Klostertype Grüßners, den unver­­geßlichen Frater Jakobus, den Braumeister im Kloster Andechs, zeigt, sind alle Gestalten neu, und ist damit der gehäfsig verbreitete Vorwurf widerlegt, daß Grüßner sich in seinen Klostertypen bereits wiederhole. Prächtig auch die kräftige, distinguirte Sägergestalt. Wirnutlös der ganze Küchenraum mit dem branfgeschenerten Kupfergeschirr, den Messingpfannen, den Thongeschirren u. s. w. Wie zeitgemäß die Spende des Gutsbelißers ist, ilustriert eine Bartie weißlich schimmerden Stoc­­filches, die offenbar für heute die Schlußmahlzeit der Adventsfastenzeit bildet. Im einem großen Korbe liegt das Gemüse, fast etwas indisfrei, denn der Künstler verrät­, daß der Klostergaumen von der bes­­cheidenen Gelbrübe bi zum N­ojenfohl und anderen zarten Sprößlingen des klösterlichen Treibhauses schwelgt. Neben dem warmen Ton fällt die alter­­thümliche Ausstattung des Raumes und dessen wirk­­same Beleuchtung auf. (Fortleg­ung folgt.) CS Fu BEUTE­RT­IETE TEE Arreit gibt es Hier nicht, der Nichter und der Stellvertreter waren nicht zu Hause und nach län­­­gerem Streit gewannen die furchtsamen Leute die Majorität, die beschloß : „Lassen wir die Zigeuner faufen, sonst zünden sie ung das Dorf an.“ Ges sagt, geb­ban! Man jagte die Bande zum Dorf hinaus. Die Minorität war mit dieser Dorfjustiz nicht einverstanden, holte die Bande, bei der ein Paar ganz neue, wahrscheinlich auch gestohlene Stiefeln gefunden wurden, wieder ein ımd reqıtir­iirte dann die Gensdarmen aus sepregh, die hocherfreut waren, weil der Anführer dieser Bande schon seit mehreren Wochen eifrig gesucht wird. Bei dieser Gelegenheit müssen wir noch er­­wähnen, daß bei der Zigeuner-Kolonie in Che=­­pregh jederzeit solches Gesindel Aufnahme findet und daß dort gar feine Kontrole über solche zu­­reifende Vagabunden geübt wird. Gott befsere diese Bustände ! Sz. .Gelegenmme. Ezernowiß, 30. April. Gestern brannte die große Ortlieb’iche Dampfbrettsäge in Watra- Moldawiga sammt enormen Holzvorräthen ab. Der Schaden beträgt weit über dreihunderttausend Gulden. Bukarest 30. April. Die hauptstädtische Bevölkerung aller Waffen trifft große Vorbereitun­­gen, um den Thronfolger Prinzen Ferdinand, der Mittwoch Früh hier erwartet wird, in feier­licher und herzlicher Weise zu empfangen. Sophia, 30. April. Die zwischen der Tü­rfei und Bulgarien geführten Verhandlungen in Betreff des Abschlusses einer Post- und Telegraphen-Konven­­tion wurden beendet und unterzeichneten die beiderseiti­­gen Delegirten heute in S Konstantinopel die lechten Brotofolle. Paris, 30. April. Der Direktor der Ostbahn Sacqquemin it gestorben. Atemothi,30 Apttheftern Abends ent­­gleist einer Nähe von Hamilton(Ontario)ein aus Chicago abgegangener Passagierzug der Grand-Trinc Eisenbahn Zwei Personen blieben sofort todt. Die Waggons geriet­en in Brand, wobei 18 Personen in den Stammen umkamen und 12 verlegt wurrden. Aus den Lomitaten. Esepregh, 28. April 1889. Die für heute ausgeschriebene Generalversammlung der Csepregher Feuerwehr konnte nicht abgehalten werden, weil das zur Beschlußfähigkeit nöthige Drittel der Mit­­glieder nicht zusammenkam ; die Versammlung wurde darum auf den 12. Mai neuerdings einberufen. Wie man hört, sol der Oberkommandant seine Stelle niederlegen. 82. Esepregh, 29. April 1859. Warum hier die Blattern nicht aufhören!) Im der hiesigen Zigeunerkolonie sind die Blattern ausge­­brochen, und schon einige Kinder gestorben, heute noch liegen einige Kranke daselbst. Die Wohnungen natürlich­ sind klein, und Kranke und Gesinde liegen neben­einander, und aus diesen Betthöhlen gehen die Frauen dann Tag für Tag von Haus zu Haus betteln, ohne daß ihnen Jemand das wehrt, nicht nur ‚hier, sondern auch in die benachbarten Ortschaften. It e8 da ein Wunder, wenn immer wieder neue Erkrankungen vorkommen? Die Freieit und Faulheit dieser Zigeuner übersteigt schon jede Grenze, der Bauer fürchtet sich gegen ihn aufzutreten, weil er meint, daß sie ihm Etwas anzünden, die Behörde läßt sie auch ruhig gewähren. Dem Zigeuner in Szafony wurde seitens des Oberstuhlrichteramts das Halten eines Pferdes verboten, was kümmert sie der Zigeuner darum, er­hält sich doch ein Pferd. Die Gemeinde muß nicht nur den faulen starren Mann jammt Frau und sechs Kindern, sondern au­­ch ein Pferd erhalten! Zudem Hat sich der Mensch unmittelbar an der Straße etablirt und errichtet nun da einen Düngerhaufen! Will der Richter mit ihm reden und ihm Dies und Jenes verbieten, so ist der Mensch noch recht frech. Andere arme Leute müssen ja auch arbeiten, warum it man denn gegen solches Gesindel so nachsichtig ! 2. Afo-Szakony, 28. April. (Schwäbele geh’ Du voran!) Heute Abends 8 Uhr wurde die Sonntagsruhe Hier plößlich durch Laufen und lautes Geschrei unterbrochen, eine Zigeuner­­bande hatte einem Kinde, das in einem Gewölbe Etwas Holen wollte, das Geld entrissen, dann auch noch in einem Hause­­ gestohlen und wurde nun von der ganzen Dorfjugend verfolgt und auch eingefangen. Was man­ aber anfangen? Ein RETTET TE GEHT ER . 5 - Lokal-Beitung. Amtliche Publikationen der Kommune Wedenburg. Vom Magistrate der fünigl. Freistadt Oedenburg. 8. 7066 1889. Kundmachung. Zufolge Erlasses des hohen fünigl. ungar. Ministe­­riums für Kultus und Unterricht ddto 11. Dezem­ber 1888 Bahl 39985 „wird hiemit zur allgemeinen­­ Kenntnig gebracht, daß im­ Wiener ff. Theresianum mit Ende des Schuljahres 1888/9 ein Betronella E3 a Fy’icher Familien-Stiftungsplab zu vergeben ist.­­ Auf diesen Stiftungsplaß haben Anspruch in erfter Linie, Die Knaben aus der Familie des weil. Grafen Johann Gzirafy, in zweiter Linie die Knaben aus den Familien des Grafen Emanuel, Julius und Alfred Andran­y, in dritter Linie Die Knaben aus den Familien der Grafen Alois, La­­dislaus, Gabriel und Foh. Serenyi, schließlich in vierter Linie die Knaben aus den Familien: der Grafen Emanuel, August, Rudolf, Theodor, Koloman, Ladislaus, Adalbert, Sigismund, Johann und Georg Canky. Die Bewerber haben ihre Gesuche im Sinne des Kon­­furses, welcher im städt. Einweih­ungsprotokolle, während den Amtsstunden­ eingesehen werden kann, bis 15. Mai I. 3. beim hohen Königl. unger. Ministerium für Kultus und Unterricht einzureichen. Der Stadtmagistrat. Nochmals der Vandalismus. Die in unserer Nummer vom vorigen Samstag enthaltene Notiz „Vandalismus“ hat einen Freund unseres Blattes zu der folgenden Zuschrift ver­­anlagt: „Der Notiz „V­andalismus“ in Nummer 97 Ihres geschägten Blattes wird gewiß Jedermann gerne beipflichten, und es ist, wo die Beschädigung der Forstkulturen anbelangt, eine sattsam bekannte Thatsache, daß man erst nach Eintritt der Schul­­ferien berechtigt ist, das schöne Lied anzustimmen: Nun ruhen alle Wälder ! Leider ist es mit der vorgeschlagenen Rüge durch die Schulbehörden, mit dem Appell an Ber­­nunft und Edelsinn der Jugend, allein nicht ab­­gethan, ebenso wenig, als er auch nicht ausschlie­­i­t und allein die Schuljugend ist, welche sich Ausschreitungen in dieser Richtung zu Schulden kommen läßt. Die Ursache, daß Vandalismus und Devasta­­tion so häufig vorkommen, Liegt theil ® an dem schlechten Beispiele, welches an Erwachsen %

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