Oedenburger Zeitung, 1889. September (Jahrgang 22, nr. 200-224)

1889-09-01 / nr. 200

+ RTEEETET EEE > REES N: ER PR s. - s - Sonntag, 1. September 1889. XXII.Zatjrgang. Yr.200. Erdenburgerzeikun. Vormacs,,9eden6urgerYachrichten«.) Drganstifzspätin­,Handel Industrie und Landwirthschaft dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Chr — Betrüdten zur Wehr” — Der Wahrfeit eine Gaffe.“ | | N —a Ydministratim gykrlugnnd Zuscratku ausuuhmu HuthdruckkrikiC.Romwalter GSohm CmätmndtlLt F Einzeliuexummernkoffene Kreuzer­ U Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Wränumerations:Preise: e Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., BVierteljähri­g. „ H 50 Tr., Monatlich 1 fl. dig Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Biertel­­­­jährig 3 fl. 50 tr Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind ih­­n die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall« Rigafie 10, A. 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Nach den in Berlin für die Herbstmanöver ausgegebenen Bestimmungen, ist Kaiser Wilhelm Kite die ersteren vom 1. bis zum 22. September in Anspruch genommen und schwerlich wird an eine so anstrengende Zeitperiode der Besuch des Czar3 sich unmittelbar anschließen. Wahrscheinlich werden Diejenigen Recht behalten, welche von Anfang an höchstens einen Besuch auf der Radreise von Ko­­penhagen über Berlin für möglich hielten, und selbst diese Eventualität ist von den etwaigen Neisedis­­positionen Kaiser Wilhelms nach Athen und weiter abhängig. Der Schüssel zu dem Näthiel, welches diese Angelegenheit darzubieten scheint, fin­­det sich in dem Naturell des Kater Alexander. Der Ezar ist für Berührungen, welche ihm die Beobachtung des Hofzeremoniell auferlegen, sehr schwer zugänglich, noch mehr freilich für geschäft­­liche Berührungen mit fremden Staats­­männern, denn der Gar ist im Allgemeinen in Geschäften wenig orientirt. Außerdem gibt es in Petersburg eine Anzahl Leute, denen begreiflicher Weise wenig daran liegt, daß der Czar den Fürsten Bismard abermals spräche und ihnen darnach das Konzept Forrigirte. Der geringen Neigung des Kaisers für geschäftliche­­ Verhandlungen, namentlich mit geistig bedeutenden Persönlichkeiten,kommen derartige Strömungen um­­so mehr entgegen. Wer nun etwa behaupten wollte, daß die Fahrt nach Kopenhagen ein Beweis des Gegentheils sei und die angebliche Abneigung des Czars gegen das Zeremoniell der Höfe u. s. w. widerlege, übersieht, daß der Czar in Kopenhagen in der Familie ist und durch seinen Rang den dortigen Hof weit überragt. Seine Reise nach Ko­­penhagen ist daher mit einem Besuch in Berlin gar nicht zu vergleichen. Aber das ist gewiß, daß schon die Verschiebung der Entrevue der Gzaren mit Kaiser Wilhelm die politische Situation verschärft und als „Britisches Symptom“ be­­trachtet werden muß. Man demasfirt fest in Berlin, da die Gza­­fenreise dahin noch gar nit aufgehoben, son­­dern bloß aufgeshhoben ist, die publizistischen Geschüte und das Feuer wird wiederum auf St. Petersburg eröffnet. Ein Blatt, dem sehr nahe Beziehungen zum Berliner Hofe nachgerühmt wer­­den und welches angeblich von den Intentionen Kaiser Wilhelms rasch Kenntniß erhält, erklärt unverblümt Nußland als den einzigen großen und leider „stetigen“ Friedensstörer Europas, fegt aber — und das ist das Kritische an der Sache — hinzu, man müsse den Czaren „herumzufrieren“ suchen. Dasselbe Organ der kaiserlich deutschen Ne­­gierung lobt sogar, das zweite Mal binnen wenig Tagen, Frankreich und findet eine gewisse Inte­­ressengemeinschaft (!) zwischen Deutsch­­land und Frankreich. Der Störenfried je — wie gesagt. — Nufland. Bei dieser Gelegenheit macht das zitirte Blatt auch einige zum mindesten bedenkliche Vorschläge, wie der Schwerpunkt Nuflands weiter nach dem Osten gerückt werden könnte; der thönerne Koloß soll vergrößert werden, um schwerfälliger zu werden. Man proponirt zu diesem Zweckk die Eröffnung des Weges nach Alten und nach der Balkanhalbinsel; was denkt aber die regierungsfreundliche Berliner Presse von den I Interessen, welche England in Asien, und was hält je von den Interessen, welche unsere Monar­­chie auf dem Balkan hat? Der fragliche, soeben von uns kommentirte Artikel bezwect offenbar ein Ausspielen der In­­teressen Oesterreich-Ungarns zu Gunsten der Zu­­friedenstellung des Czars und zur Herstellung einer Bek­ehrung Frankreichs mit Deutschland. Deutschland will um jeden Preis Ruhe ha­­ben, dafür wird er — wenn er eben durchaus nicht anders sein kann — sogar groß aller Freund­­schaftsbetheuerungen für Oesterreich-Ungarn, die russischen Pläne, wenn schon nicht unterfrügen, so doch auch nicht durchkreuzen. Beweis hiefür nach­­stehende offiziöse Ausführungen: „Die europäische Spannung it nicht nunüberwindlich in Folge des deutsch-französischen Gegenzages. Wäre heute Rußland nicht in der Welt, so hätten die Srangosen sich längst mit Deutschland ausgesöhnt ; die Franzosen wollen den Kampf mit Deutschland nicht allein aufnehmen, nicht weil sie auf alle Fälle an dem Glück verzweifeln, sondern weil sie mit Recht die Gefahr für zu groß halten im Verhältnis zu dem möglichen Gewinn. Weil aber die Franzosen auf den Bund mit Ruhland rechnen, so hoffen sie, Deutschland zu vernichten, und dann in der ihnen zugänglichen Welt freie Hand zu haben. Hier liegt der böse Kern der europäischen Gefahr. Ganz allein hier. Für Frankreich gibt es tausend Stellen, wo ihm­ die Freundschaft Deutschlands von Nagen sein wille. Rußland will seine Freunde, will Niemandem etwas schulden, er glaubt jene Ab­­sichten allein erfüllen zu können, er läßt sich eine Hilfe, wie die französische, gefallen, weil sie, nach der russischen Ansicht, seine Gegenseitigkeit erfordert. Deutschland und F­rankreich konnten versöhnt sein, wenn Frankreich seine natürliche Rolle in der Welt begriff. Rußland und Deutschland sind lange Zeit Berblindete gewesen, so lange nämlich, als Rußland in Deutschland ein bloßes Werkzeug sehen konnte. Einen ebenbürtigen Gehilfen kann Rußland nicht brauchen, will er nicht haben; dazu sind seine Pläne viel zu groß und zu ausschweifend.” ich Feuilleton, Dem Schaffet nahe, oder: Ein verhängnißvolles Wort. Kriminal-Erzählung von Alexander Denet. (Fortlegung.) „Ist Durchaus nicht nöthig, mein Lieber“, entgegnete der alte Kaufmann. „Bis zum Markt­­plag Habe ich mit den anderen Herren zu gehen und bin dann in höchstens 4 Minuten zu Hause.“ Werner hatte jedoch bereits das Zimmer ver­ Yaffen und kehrte alsbald, in feinen Mantel gehüllt, zurück. Noch einmal lehnte Miller die Begleitung des jungen Mannes ab ; dieser aber bestand darauf und so ließ Jener sich’s gefallen. — Man verlieh das Haus, welches der Wirth nach Höflichem Nacht­­gruße Hinter seinen Gästen verschloß. Das Wetter trieb es fest womöglich noch ärger als zu­­vor. Tiefe Finsterniß erfüllte die öden Garten mit den vom Regen gebildeten Pfügen. „Welch’ eine Nacht!“ verlegte der Arzt, sich fester in seinen Mantel widelnd. „Sürwahr sie ist wie geschaffen zur Ausführung irgend eines schwar­­zen Verbrechens! Ein Glück, daß dergleichen in dem guten Elem­en­t—, bei unnserer, musterhaften P­olizei- und Gerichts-Verwaltung nicht Ddenf­­bar it!“ " „Oho!“ rief Werner in übermüthiger Wein­­­­laune. — „Hochmuth kommt vor dem Zalle!.... Vielleicht werden die Annalen dieses Städtchens einst von einer grausigen Blutthat erzählen, welche in dieser Nacht innerhalb dieser Mauern verübt wurde !" „Heißt das nicht gefrevelt, junger Mann ?“ sprach der Bürgermeister mit tiefem Ernst. „Wir wollen hoffen, daß Ihr unbedachtes Wort nicht verhängnißvoll werde! ... . . . « Werner empfand den Vorwurf und schwieg beschämt.—Der Landrichter nickte bedeutsam mit dem Kopfe und drückte des Bürgermeisters Hand. — Das stärker tobende Wetter verwehrte auch den Anderen das Neben. Still erreichte man den Marktplab. „Run, mein Lieber aber lassen Sie sich ra­­then und fehren Sie nach dem Gasthofe zurück,“ wandte sich der alte Kaufmann hier wieder zu Werner, al die anderen Herren stehen blieben, um sie von ihm zu verabschieden. „Ich bin wohl schon öfter bei solchem Wetter allein nach Hause gegangen; warum wollen Sie sie doppelt durch­­waffen lassen !" „Nicht doch, Herr Müller!“ verlegte Werner. „Mein braver Vater pflegte immer zu sagen, daß man Nichts Halb thun miüsje und ich will seinem lieben anderen Freunde zeigen, daß ich die Lehren des Hingeschiedenen beherzigt habe. Ich weiche nicht, bis ich Sie unter Dach und Fach gebracht." „Nun denn, meinetwegen, Sie sind ein we­­nig eigensinnig, junger Mann, aber doch gut!“ Die drei Anderen trennten sich fest von den Beiden. — Des­ Vorfalld vor dem Gasthofe war nicht wieder Erwähnung geschehen. Bald hatten Müller und Werner das Wohn­­haus erreicht. Er hatte nur ein Stodwerk. Im Erdgeschoß, soweit dasselbe nicht zu Vorrathäfellern diente, wohnte das bejahrte Dienerpaar. Werner wollte nach dem Klingelzuge greifen; Müller jedoch wehrte dem. „Halten Sie ein, mein Lieber,“ fragte Leterer dabei. „Mein alter Johann und seine alte Sophie werden schon schlafen; wir brauchen sie nicht zu stören, denn hier Habe ich den Hausschlüsfel.“ Müller schloß auf und wollte sich empfehlen. „Mit nichten, Herr Müller !“ sagte der junge Mann. „Um meinetwillen kehren Sie heute so spät heim. Sie sollen darum der gewohnten Dienstlei­­stungen nicht entbehren. Ich gehe mit hinein und bringe Sie zu Bette.“ Der alte Herr­­ protestirte dagegen energisch, doch was half’s! der junge Mann behielt die Ueber­­hand. „Sie sind ein Tropfopf! junger Mann,“ ver­­feßte Her Müller. „Hinein denn!... . .“ Beide traten in das Haus. Dem Müller’schen Hause gegenüber hatte der Nachtwächter unter einem Vorbau Schuß gegen das Wetter gesucht. Einzelne Worte von dem Gespräche drangen zu ihm h­erü­ber. Er hörte die Hausthür wieder verschließen. Gleich darauf machte er sich auf den Weg, um seinen bisherigen Standpunkt mit einem andern zu vertauschen. Langsam die Gasse Hinabwandelnd, war er 613 zum Marktplatz gekommen, als er einen ver­­wehten Hilferuf zu­ vernehmen glaubte, und zwar aus der Richtung Her, von wo er kam. (Kortlegung folgt.) Zür Abonnenten liegt Heute Ar. 35 des „Illfrirten Sonntagsblattes“ bei. ««-.·.. —.--»:-«1----.-M..«ti.q-kM-.M.m­ ikm»»--- — re z er, Bea at Er = 2 neR + a vä £ vn : 4 Er Ada Bere SEEN y BE Pers Ba

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