Oedenburger Zeitung, 1889. September (Jahrgang 22, nr. 200-224)

1889-09-01 / nr. 200

e­­ N Beilage zu Ar. 200 der „Oedenburger Zeitung“, mit seltener Opferwilligkeit in Stuhlweißenburg ein Requisitenhaus am wahren Luxusbau herstellen ließ ; an dasselbe schließt sich ein schöner Hof, in dessen Mitte sich der Steigerthurm befindet, dabei ist Tele­­phonverbindung hergestellt und werden 8 Feuerwehr­­leute von der Stadt bezahlt, die ununterbrochen zu je vier Mann im Dienste abwechseln. Die Geräthe, über welche die Feuerwehr Stulweißenburgs verfügt, dürften, was Sprigen und Rettungsgeräthe betrifft, genügen, dagegen entsprechen die bei der Hebung verwendeten Leitern den jenigen Anschauungen nicht mehr; insbesondere ist die mit Gesimsleiter ver­­bundene Hafenleiter fast allerwärts außer Gebrauch gefeßt, da dieses Geräthe stets mühsam zu hand­­haben ist und große Vorsicht erheisscht ; desgleichen ist die aus je zwei Meter langen Stücken zusam­­mengefaßte Stedhleiter durch die zwei- und dreithes­­ige Stedhleiter fast vollständig verdrängt worden, wenn auch der ersteren bei entsprechender Aufstellungs­­weise der Vortheil nicht abgesprochen werden kann, im engsten Hofraume verwendbar zu sein. Da es nicht in der Absicht des Schreibers liegt, eine Schilderung des Tyeuerwehrtages in chro­­nologischer Folge zu bieten, mag hier der Uebungen gedacht werden. Dieselben zerfielen in Schulübungen und Hauptangriff; die Schulü­bungen der Steiger wie der Sprichenleute zeigten gute Schulung der Mannschaft und wurden sehr beifällig aufgenommen ; der Hauptangriff, an einer einstößigen Kaserne vor­­genommen, ließ einen entsprechenden Plan vermissen ; außerdem machte er einen ungünstigen Einbruck, daß die Rettung von Kindern durch Steiger aus­­geführt wur­de, welche sich an der Leine herabließen und das zu rettende Kind auf dem Roden trugen ; das Herablasfen an der Steigerleine ist nur in der Note von einzelnen Steigern zu feiner Rettung an­­zuwenden. Die Sprigen arbeiteten gut, Rettungs- Schlauch und Sprungtuch wurden entsprechend gehand­­habt. Bei der Hebung war die Stuhlweißenburger freiwillige Feuerwehr dur die Fabriksfeuerwehr von Felmayer ımd einigen Ortsfeuerwehren unter­stüßt. Die Ausstellung von Feuerlöschrequisiten fand in der £. £. Reitschule statt, war recht hübisch arran­­girt und die reichste Ausstellung, die seither bei den ungarischen Feuerwehrtagen veranstaltet wurde ; dieselbe wurde auch von Nichtfeuerwehrleuten zahl­­reich besucht.­­­­n Sprigen waren die verschiedensten Arten vertreten, von der Dampfsprige bis zur Heinen Handsprige. Leitern waren sowohl in fertigen Exemplaren als in Modellen ausgestellt, leider bieten leitere nur Schwachen Erlaß für die fertigen Leiter. Besondere Aufmerksamkeit erregten die von der Budapester Nettungs-Gesellschaft ausgestellten Geräthe, dann der von drei Stuhlweißenburger Handwerkern ausgestellte Wasserwagen, sowie ihre Mannschaftswagen und die von denselben ausgestellte Schlauchbrühe. Desgleichen die Anstellung der Firma ee Söhne, Walter, Geittner und­­ Naussch, endlich eine V Bodkleiter, ausgestellt von der Teuerwehr zu Mezötur, und die Altsub­erleiter. Neben der Geräthen waren au) bezüglich der Uni­­­formirung und der Signalinstrumente Hübsche Koh­­­eftionen zu sehen. (Schluß folgt.) Seirenität zu Oedenburg 1889. Erster Tag. Samstag den 31. August, Nachmittags 2 Uhr. Präses: Graf Kálman Szechenyi. — Richter: Baron Louis Ambroz­y, Anton von Insey, GM. Robert Ritter von Joelson, Georg von Szegedy. — Stewardd: Baron Louis Ambro­zy, Durchlaucht Prinz Raul Esterházy, Graf Raul Festetics. — Direktorium für Vereinsangelegenheite­n: Baron Anton Augustineg, Stefan von Ebergenyi, Ignaz Nitter von Flandorffer, Anton von Insey, Emil Lend. Waage, Karl Kiss. — Handirapper: George Ernst. — Starter: George Ernst. — Bahnaufsicht: Rittm. Em. von Szalay. — RHehNR: Nittm. Em. von Szalay, Karl Ki33. Das Gesammtbild des Turfeg war vermöge der anwetenden eleganten Damen und der zahl­­reichen Offiziers-Uniformen ein sehr farbenreiches und anmuthendes, und da sie auch sowohl im Aktionärraum als auf dem Guldenplake viel Publi­­kum eingefunden hatte, so entrollte sich auch ein sehr reges Leben, das sich namentlich bei den To­­talisateurs unmittelbar vor und nach jedem temn zu dichten Massen staute. Der Himmel war zwar Rokal-Reitung, etwas umwölft und stoßweise wehte ein scharfer Wind über den Feitschauplag, allein im Allgemei­­nen war die Witterung dem schönen Sportfeste günstig. Die Hohe Aristokratie, welche sich gewöhnlich zu unseren Nennen einfindet, war diesmal min­­der starf vertreten. Von den Anwesenden wollen wir nennen den Fürsten Turn und Taris, Fürstin Metternich, Marquise Ballavicini, Graf und Gräfin Bongracz, die gräfliche Fa­­milie Bela Szechenyi, Grf. Kálman Sze­­henyi, Grf. Czirafy mit Gemahlin, Hofräthin von Hauffe aus Wien u. s. w. Der Separatzug des Herrn Silberer aus Wien brachte 122 Personen. Der Verlauf des Rennens war folgender: I. Brei3 von Enzesfeld, 2000 fl. ge­­geben von Baron Nathaniel Rothschild. Für jährige und ältere kontinentale Hengste und Stu­­ten. Distanz 1600 Meter. Bier Pferde starteten. Baron ®. Springer’s brauner Hengst „Weliki“ Teicht mit einer halben Länge Erster, mit °/, Längen vor „VBep“ des Grafen E. Erdold, die „Pity the blind“ des Ba­­ron Uehting­al Zweite. Totalisatenr 5 , 20, Pla 35 und 30 fl. I. Bürgerpreis, 10.000 Stancs in Gold. Für 2jährige inländische und deutsche Pferde. Distanz 1200 Meter. Als die Fahne fiel, seßten fs acht Pferde in Bewegung. Der Sieg heftete sich an die Farben des Grafen M. Esterházy jun., welcher mit seinem „Prado “ zuerst den Pfoten erreichte. Al Zweiter landete „Bonnie Aggie” des Grafen Tal. Yeite­­ric3. MS Dritter rettete „Hadur“ seinem Refter Andr. von Bechy den doppelten Einsat­ Z Totali­­sateur 5 , 25,­­Blab 55, 89, 121 fl. „Bazar“ des E.v. Blaskovits ist so unglück­lich niedergebrochen, daß er auf der Stelle erschossen werden mußte. Der Stodey hat sich eine leichte Sehnenzerrung zugezogen. II. Stutenpreis, 3000 Francs in Go. Fün­fjährige und ältere kontinentale Stuten mit Ausnahme der französischen­ Distanz 2800 Meter. Der Start de mit vier Pferden beseßten Feldes gelang ziemlich rasch. AS Sieger wurde „Miffy“ des Grafen B. Zichy plach­t. Drei Längen zurück „Donna Margherita” des Herrn And. von PVechy. Totalisateur 5 : 20, Blab 50 und 51 fl. IV. Seftetics-Breis, 1500 fl. Handicap. Für 2jährige kontinentale Pferde mit Ausschluß der französischen­ Distanz zirka 900 Meter. Es wurden neun Pferde gesattelt. Dieser Start stellte die Geduld der Anwesenden auf eine harte Probe; erst nach einer guten halben Stunde konnte der Flaggenfall den Beginn de Rennens signalisiren. „Dersffy“ we Baron Sigmund Uehtrit Heß fi den Sieg nicht nehmen. ALS Zweites landete „Miß Crampon“ des Baron Springer. Sicher mit 1?­, Längen war „Dersffy“ vor „Miß Crampon“, die eine klare Länge vor „Desdemona“ landete. Zotalisateur 5 : 38, Plab 172 und 135 fl. V. Ilona-Preis. 1000 fl. Gegeben von Baron Gustav Springer. Für jährige und ältere kontinentale Pferde, welche noch nie gesiegt haben, mit Ausschluß der französischen­ Distanz 1000 Meter. Am Start erschienen drei Pferde. „Mir jan mir" de Grf. EC. Trauttmansdorff lief nach hartem Kampf bloß mit Nasenlänge vor „Röna“ des Nik. v. Blassovits ein. 2'­, Längen zurich „Esillam“ des Grf. Taff. Feitetits. Totali­­sateur 5:11, Pla 29 und 32 fl. VI. Zordajer Preis. 1000 fl. Herren­­reiten. Für 7jährige und ältere Pferde aller Länder. Distanz 2000 Meter. Hier war der Sieg dem „Balvarran“ des Colonel Anthony erlatant, weil von Herrn Oblt. Traenfel brillant geritten; eine halbe Länge hinter ihm die „Helena II.“ des Baron Deviß Totalisatenr 5:11, Plab 40 und 75 fl. E3 Tiefen Bier. Den Schluß bildete ein sehr spannend gewesenes VO. Steeple-dhase. Preis 2000 fl., ge­geben vom Grafen Erdödy für Pferde aller Län­­der. Distanz zirka 5600 Meter. Beim Start, an dem sich vier Pferde bet­eiligten, jebte sich „Schönbrunn“ des Grf. Hd. Kinsfy an die Spie. Bravourös gesteuert trug er den Sieg wie er wollte davon. Al Zweiter passirte „Parisis“ des DOblt. U. v. KRutishenbach den Pfosten, während „Lido“ des Ev. Jankovich schon beim ersten Rum ausbrach. Totalisatenz 5:14, Pla 38 und 52 fl. Das Hochinteressante Meeting endete gegen 6 °, Uhr Nachmittags. Die Musik besorgte in genuß­­-,--...-—««J,M«U...s»c«s»«»ki--:«-iX-!.«--«­­­­voller Weise die Nationalkapelle des Miskolczi Gåszic Ordnuung wurde musterhaft aufrecht gehalten­­en E. M. Kindergarten. In letrerer Zeit wird sehr viel und sehr oft von Bewahrung und Erziehung jener kleinen Kin­­der gesprochen und geschrieben, deren Eltern, dem Broterwerbe obliegend, hiedurch­ oft den ganzen Tag gehindert sind, fi um die Kinder zu kümmern. Unsere zahlreichen Weingartenarbeiter, die schon früh Morgens, oft stundenweit in das Wein­­gebirge neben dem See der Arbeit nachzugehen ge­­zwungen sind, nehmen zwar die Säuglinge mit, aber die Kinder von 2—6 Jahren würden den langen Mars­t nicht aushalten und die Eltern mur an der raschen Fortlegung des Weges hindern. Diese müssen daher daheimbleiben. Ebenso bleiben zumeist auch die schulpflichtigen Kinder daheim in der Stadt. Die kleinen Kinder von 2—6 Jahren­ wer­­den zumeist irgend­einer alten arbeitsunfähigen Person, etwa den alten Großeltern anvertraut und wo dies nicht sein fan, mü­ssen theilweise ältere Ge­­schwister die Aufsicht über sie führen, wenigstens wenn sie aus der Schule zurückkehren. Daß Diese Art der Beaufsichtigung eine sehr unzulängliche, in gewissen Fällen sogar nicht­ weniger als winscheng­­werthe ist, davon kann man sich täglich über­­zeugen. Wer jemals jene Gafsen paflirt, welche von unseren Weingärtnern bewohnt werden, welche Gafsen sich wie ein Saum um die ganze Stadt ziehen, der wird bemerken, daß dieselben zumeist von aussichtslosen, lärmenden, vaufenden, in allem Staube und Unrathe herumkollernden Kindern bewölkert sind. Fuhrwerfe müssen in diesen Gaffen die äußerste V­orsicht anwenden, damit ihnen diese Kinder nicht unter die Räder kommen, deren Raf­­feln sie wegen ihres eigenen betäubenden Geschreies nicht hören, und Fußgeher müssen ihre Augen vor dem ihnen entgegengeworfenen Staub schüßen, mit welchem die Kinder spielen, indem sie einander da­­mit bewerfen. Mit einem Worte, in diesen Gassen ist ein heilloser Spertafel, der noch größer und är­­ger wird, wenn zu den Kleinen auch die Schul­­kinder mit Geschrei heimkommen. Die als Hüterinnen aufgestellten Großmütter oder sonstigen alten Muhmen und Nachbarinnen sind dann noch weniger im Stande Ordnung zu halten und so geht der Lärm, das Geschrei und die Rauferei fort bs zum späten Abende. Die Kindergärten wären wohl daz­u gegrün­­det, die kleinen Kinder während der Abwesenheit der Eltern zu beschtigen, behüten, ihnen bessere Manieren, eine bessere Rebeweise und Beschäftigung zu lehren und der Schule vorzu­arbeiten. Die Zahl unserer Kindergärten reicht jedoch für den Bedarf seineswegs aus. Wohl existirt ein Kindergarten auf der Pfarrwiese, aber dieser ist mehr für Kinder solcher Eltern bestimmt, die einiges Geld aufwenden und monatlich Beträge einzahlen können zur S­ondierung der Lehrkräfte. Für die eigentliche ärmere Staffe, welche am meisten auf Kindergärten reflektivt, ist, abgesehen von dem rein konfessionellen Institute der grauen Schwestern, nur der Rolfsfindergarten in der Schlippergasse vor­­handen. Sonderbarer Weise hat man eine Menge Kinderbewahr- und Lehranstalten für kleinere Kinder in einem der entlegensten Stadttheile untergebracht, nämlich in der Schlippergasse und Fischergasse. Der Erste Kindergarten ist im selben Viertel, auf der Pfarrwiese, der Bolfskindergarten in der Schlippergasse, die Kinderbewahranstalt, katholisches Waisenhaus und evangelisches Waisenhaus aber in der Fischergasse. Da sollen nun alle Kinder aus allen Stadtvierteln hinwandern. In dem schönsten Stadttheile vor dem Neustift­­thore werden Spitäler und sü­nfende Gas-, Stärke-, Schnaps- und chemische Fabriken untergebracht und die herrlichen Gefilde des Aucherzu, Schlipper- und Su­chergasse sind zum Schulviertel ausersehen ; das „Quartier latin“ von Oedenburg, wenn’3 auch nur kleine Studenten sind. Die Errichtung eines dritten Kindergartens sollte denn doch ins Auge gefaßt, und zwar sollte dafür gesorgt werden, daß derselbe in ein anderes Stadtviertel verlegt werde, z. B. in die Neustift­­gasse oder lange Zeile, damit nicht die Heinen Kinder in die Schmale, von Fuhrwerken und Bujchenkchänfen wimmelnde Schlippergasse zu gehen brauchen. Lokalnotizen. * Dieberießung eines Professors. Wir ha­­ben seinerzeit die Mittheilung gebracht, daß der an der hiesigen Staats-Mädchenschule seit einer Reihe von Jahren ersprießlich wirkende Herr Brofessor Melchior Iözja von hier nach einer andern Stadt­­ öl «" .. » , » »»« « 2 ’ 2 BEE BERHET SE ri Na ar Far er ER: EN ge EI $ ne 2 =. BR ae Bi EEE

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