Oedenburger Zeitung, 1889. Oktober (Jahrgang 22, nr. 225-251)

1889-10-01 / nr. 225

»­­Yienstag,1. Oktober. 1889. XXII.ZaiJrgang., edenliurge Mormacs,,9edenburgerYachrichkenizj:«;·· OrganMrYolitik,Handel,Industrie und­ landwirthschaft dann für soziale Interessen überhaupt Motiv­,,Dem Fortschritt zur Ehr’-—Vedrückten zur Wehr’-—Der Wahrheit eine Gasse.« sk. nn Das Blatt erscheint tä­glich,mit Ansname desmfeinen Sonn-oder Feiertag folgenden aged. PränumerationWYreisa ercogGan·ährigfl.,Halbjöhrig 6 fl.,Vierteljähri­g 7I . a kr.,Monatlichxfl. g Für Auswärts: Ganzjährig 12 1, Halbjährig 7.fl., Viertel­ i 50 jährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind­­ an die Redaktion portofrei einzusenden. Administrasion, Mering und Inseratenaufnahme: Suhdrukerei­­, Nomtvalter & Sohn, Srabrarnde 121. BI Einzelne Nummern Rosen 5 Krenger: "EM Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall K­annte 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schale, 1., Wollzeile 12, A. Mofse, Seilerstätte 2, M. 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Zur allgemeinen Wehr- Lehr- und Steuerpflicht, sol­iegt noch eine Baradepflicht den Staats­­angehörigen auferlegt werden. Es werden nämlich, vermöge eines in der anderen Reichshälfte im An­­zuge befindlich sein sollenden Gesetes, die Staats­­beamten zum Uniformtragen verpflichtet werden. Allerdings erläutert ein offizielles Kommunique den Plan der österreichischen Regierung dahin, da bloß ein sogenanntes „Dienstkleid“ neben der eben­­falls obligatorischen theuren Staatsuniform ein­­geführt werden soll und die Staatsbeamten darin im Dienste zu erscheinen haben werden, außer Dienst jooch berechtigt sein sollen die Heine wie die große Uniform zu tragen. Sehr schön, aber — fragen wir — wäre diese Neuerung zweckmäßig, bequem und geeignet das Ansehen des Be­­amtenstandes zu heben? wir antworten mit einem dreifachen Nein und werden unsere Ansicht beweisen. In Wien streitet man sich vorläufig nur noch darum herum, ob Marinefappe mit Borten, oder Offiziersmüge, ob Säbel oder Degen, ob Waffen­­oder Flottenrod den Staatsbeamten hin künftig von den nicht beamteten Bürgern unterscheiden sollen ; unseren Erachtens ist das eigentlich ganz egal, die Uniform an sich — namentlich im außer­­dienstiien DBerfeht mit der bürgerlichen Welt — ist die unzwedmäßigste Idee, die man je fassen konnte. Der Oberbeamte mit dem gold- oder silberbeschlagenen Kragen mag auf der Straße mit seinem ange paradisen, aber der Subalterne (und das ist natürlich die große Mehrzahl), würde alle Augenblicke, so oft ein höherer Staatsdiener in Uniform an ihm vorüberginge, an seine geringe Rangsklasse erinnert werden, er müßte ihm, wenn der Höhergestellte auch einem ganz anderen Mini­­sterium angehört, eine devote Ehrenbezeugung leisten und sich andererseits gefallen lassen, daß der vor­­überkommende Infanterist zwar jedem ihm begegnen­­den Korporal falutant,­ den Staatsbeamten, aber, trog Stern am frage d vielleicht recht h­­nitend raffelnden er ein im Majordran in voller Barade-Uni, der an ihm vorüber schritt, ignorirt wıurde. Dieß verdroß den Militärbeamten, er rief den Lieutenant an und trug ihn, weßhalb er ihm denn die Ehren­­bezeugung verjage. „Entschuldigen Sie, Herr Major , war die absichtlich persifsirende Antwort — ich war der Meinung sie seien bloß ein Militär­­beamter.“ Der Beruf des Staatsbeamten ist gewiß ein hoher und ehrenvoller. Daß er ihn aber immer mit sich for Herumschleppen müssen, daß er nicht wie Andere,­­im Privatleben seinen eigenen Rod sollte tragen dürfen, wäre doch­ zu viel verlangt. Man nennt nach unseren sozialen Gewohnheiten eben „Herr“ ; wäre es gerecht, zehn oder zwanzig Männern gegenüber, die auch in der Gesellschaft und auf der Straße zeigen wollen, daß sie irgendwo zu befehlen haben, Hundert Andere zu einer Tracht zu verhalten, die sie beim Anblick eines Höheren sogleich daran erinnert, daß sie — an anderer Stelle — zu gehorchen haben? Im privaten Leben ist Jeder sein eigener Herr und braucht nicht an seine Abhängigkeit gemahnt zu werden. Von dieser Seite besehen, wäre die obligatorische Einführung der Beamten-Uniform eine wahrhaft reaktionäre Neue­­rung und ein recht tüchtiger Schritt zum Kasten­­wesen — also dem Geiste unserer Zeit schnur­­straf3 zuwider laufend, mithin nicht zweckmäßig. Aber die Uniform wäre auch nicht bequem. Wie viele alte Herren, in höheren Amtsstellungen würden durch den steifen Gold- oder G Silberfragen, durch die steti ® an ihrer Seite baumelnde Waffe durch das eine doch etwas strammere Haltung fordernde Auftreten in Uniform ent jeglich geüb­t werden. Andere Beamte geringerer Kathegorie könnten nicht nach­ Maßgabe ihrer bescheidenen Bezüge leben. Heutzutage Fan der von Niemanden genannte Afzerfift, oder Offizial der legtern Diätenklaffen in einem „&zecherl“ frühflüchen, in einer Garfüche speisen und einen abgenügten od tragen. In Uniform geht das aber nicht, da muß er am Mann vom Stande auftreten, in Kleidern, Wäsche, Nah­­rung u. |. w. Wer jedoch zahlt ihm diese vornehmere Le­­bensführung ? Nein, bequem ist die Uniformirung der Staatsbeamten für dieselben nicht. « Und im Bezug auf äußeres Ansehen? Ei,da erleidet es erst recht keinen Zweifel daß das Uniformtragen der Beamten außer Dienst in den meisten Fällen ihrer Würde abträglich sein wird.Entweder sind sie bereits höhere Herren, dann werden es aber meist auch schon Greise oder mitunter äußerlich so beschaffene Herren sein,daß Scuilletom Graf und Bettler, oder: Die Tochter Des Deserteurs. Beit-Roman aus den jüngsten Tagen von Hans Bernauer. (Bortregung.) „Was jagen Sie?“ rief erschrocen der Wirth. „Ich weiß nicht,“ verjegte die Mariedenterin, „wie der Oberst erfahren, daß Sie Affentirungs­­flüchtling seines Regimentes sind und sich deshalb in diesem einsamen Dorfe ansäßig gemacht haben. Ich glaubte, Niemand hätte Sie erkannt, als ich, die Ihnen damals hilfreiche Hand bot. — Fort! Fort! Sie kommen fort!" — Abermals öffnete sich die Thüre und ein Offizier mit vier Soldaten trat in die Stube. „Zu spät!" murmelte die Mariedenterin. „Josef Hofer, Bauerssohn aus Ebenthal, Affentirungsflüchtling des Regimentes Baron Bergen, wird mir zu seiner Fahne folgen!“ begann der Offizier in befehlendem Tone. ofer war bleich geworden und nur mühsam und mit beftemmter Brust stammelte er: „IH — ich fan nicht!“ . „Keine Umstände!“ rief barsch der Offizier, „oder man wird dem Sofer Hofer, Bauerssohn aus Ehenthal, Affentirungsflüchtling, den richtigen­ Weg zeigen !“ Ein furchtbarer Seelenkampf durchwogte die Brust des Wirthes und mit flehender Stimme sprach er: „Herr, bedenken Sie, ich Habe Weib und Kind! Rauben Sie dem Weibe nicht den Ernährer, dem Linde den Vater!“ Der Offizier drehte frampfhaft an seinem Schnurrbarte, die ihm zugenommene Million schien ihm im höchstem Grade unangenehm zur fein. Doch war­ er zuviel Soldat, um seine Pflicht zu verlegen und gegen Vorschrift nur nach dem Zuge seines eigenen Herzens zu handeln. „Hm! Das ist freilich traurig — ehr trau­­rig,“ meinte er, „aber Sofief Hofer, Bauerssohn aus Ebenthal, Ajjentirungsflüchtling, kann ja Weib und Kind nachkommen Lassen!“ Ein freudiger Hoffnungsstrahl glitt über das Antlik Hofer’3: „So erlauben Sie mir, mein Weib und Kind zu erwarten, um Abschied von Ihnen zu nehmen!“ „Das Frann nicht fein!“ zwungener Härte der Offizier­ bereit, den Marsch anzutreten !* In furchtbarer Aufregung ergriff Hofer eine Hade und rief: „Und ich gehe nit — ich will sehen — wer mich zwingen kann —!“ Mit Birges Schnelle war die Markedenterin herbeigesprungen und entriß dem halbwahnsinnigen Wirthe die Hade: „Um ottes willen! Was wollen Sie thun? Sie stürzen si in das größte Verderben !“ Resignirt Ließ Hofer den erhobenen Arm fallen und sprach nach einer Pause, während wel­­cher die qualvollsten Gefühle seine Brust durch­­wogten, mit tonloser Stimme, entgegnete mit er­­„Das Regiment ist „Nun denn — ich folge Ihnen!“ . Der Offizier, peinlich berührt durch diese Vorgänge, sprach zu seiner Bemannung: „Mannschaft! Ihr Habt nicht gesehen, daß der Aljentirungsflüchtling Zosef Hofer einen Augen­­blik ein Narr war! Halbrechts! Mann!“ Die Soldaten nahmen den Wirth in ihre Mitte und marschirten aus dem Hause. Aß sie an der Hede Hinter dem Hause vor­­beisamen, grinfte das widrige Gesicht Barenski’s hervor. „Hin!“ rief er dem neben ihm stehenden Grafen Hohenfels zu. „Du bist ein Goldmensch !“ triumphirend, sagte D­ieser Ein höflisches Grinsen verzerrte die häßlichen Gesichtszüge des Bettlers: „Goldmensch! Das ist das d­ümmste Kompli­­ment, dad man einem ‚Bettler machen kann !“ Darauf trennten sich die würdigen Kumpane, jeder nach einer entgegengelegten Richtung. * * * Das Haus des Arztes, bei welchem sich Grä­­fin Hohenfels eigenmächtig einquartirt hatte, um die Reparatur ihres Wagens zu erwarten, stand auf dem Marktplage. Der septere bot zur Stunde ein bewegtes und farbenreiches Bild: Die Sammlung der Soldaten, die zum Abmarsche bereit waren. Luftige Lieder erklangen, Trompete und Trommel. Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß Alt und Jung im Dorfe auf den Füßen war, um dem Abmarsche beizumahnen. (Fortlegung folgt.) ; dazwischen tante Die | a2 FELSEN RR Re ren, Er, Er See na a TR

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