Oedenburger Zeitung, 1889. Dezember (Jahrgang 22, nr. 277-300)

1889-12-01 / nr. 277

v­­ -x. EEE TEE EEE EEE TRIER Sonntag, 1. Dezember 1889. XXI. Sabrgang. OedenburgerDeitung, (vormals „OBedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre? — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“­­ Ar. 277. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tage. PY Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljähri­g­­ 3 fl., Monatlich 1 fl. vrig Für Auswärts: Su jährig 12 1, Halbjährig 7 fl., Biertel­­ne E jährig 3 fl. , Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Merian und Inseratenaufnahme: Suchdrukerei­­, Nomsvalter , Sohn, Grabeammube 121. EI Einzelne Nummern Rotten 5 Areyr. EU Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls Aiagafie 10, A. 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Am bemerkenswerthesten von jener Seite war die Aeuße­­rung Ugron’s, der ausdrüclich erklärte, daß auch die Ruhestörer­ seiner Partei die Würde des Par­­laments bedrohen. Seitens der liberalen Partei sprachen Julius Horvath und Ignaz Daranyi, welch Letterer hervorhob, daß das Benehmen jener, welche vorgeben, für das Ansehen des Präsidenten zu zittern, gleichzeitig jene­ afflamiren, Die derselbe Präsident wegen unanständigen Verhaltens zur Ord­­nung ruft, eine Haypofrifie sei. Da mun Beöthy auch darin eine Gefahr erblicke, Daß der Präsident Mit­­glied eines Parteiklubs sei, kündete Herr v. Bed­y schließlich in aller Form seinen Austritt aus jeglichem Parteifluch an, worauf sich die er­­regten Wogen sichtlich beruhigen. . A­lexander Hegedüs konnte dann vor einem­ ganz normalen Auditorium seine Schlußrede halten, die nach der Beleuchtung der Haltung der gemäßigten Opposition diesem Budget gegenüber in Entkräftung der gegnerischen Einwendungen den Nachweis führte, daß alle direkten und indirekten Steuererhöhungen von 1875 bis Ende 1888 bi­s 41 Millionen be­­trugen, während die Opposition das Doppelte dieses Betrages annimmt. Der Referent stellte im weiteren Verlauf seiner aufmerksam angehörten Rede Be­­trachtungen über die Fortschritte unsere­­ Staats­­haushaltes und unserer V­olfswirthschaft an. Von großer Wirkung war auch die Mittheilung der Thatsache, daß, während 1868 die gemeinsamen und sogenannten unfruchtbaren Ausgaben (Staatsschulden, Militär u. s. w.) 56,2 Perzent der Gesammtaus­­gaben ausmachten, dieselben im gegenwärtigen Budget bloß mit 48,3 Perzent figuriren. Das Vetorecht der Minorität gegenüber den Entschließungen der Krone und der Majorität in Abrede stellend, warnte er die Ruhestörer vor dem Gebrauch vergifteter Waffen und forderte er die ganze Opposition auf, die Reformen nicht zu ver­­hindern, sondern an denselben mitzuwirken. Diese einstündige Rede rief eine ganze Reihe von Er­wrderungen hervor. Zunächst suchte Aros Beöthy den Standpunkt seiner Partei durch ein Beispiel aus den Kämpfen Disraeli-Gladstone, dann Baron Ivor Kaas den seinigen durch seinen zwanzigjährigen Haß gegen Tipa zu rechtfertigen. Hiebei machte der Vertreter der Innern Stadt die sensationelle Enthüllung, anläßlich der Wehrgeseh- Debatte habe ein Mitglied der­ Opposition von einem gegen Tipa­ geplanten Dynami-Atten­­tat, Kenntniß,‚erhalten ‚und­­ dasselbe vereitelt, in­­dem er 24 Stunden, früher den von ihm gehaßten Tiha hievon in Kenntniß lebte. Nach mancherlei Neplis und Duplit folgte eine Pause, auf welche das Schlußwort Iruanyi’s folgte. Er bestand­ auf seinem Beischlußantrage. Das Auskunftsmittel des Minister-Präsidenten sei ein Hinterpförtchen, gut genug für Dienstboten und heimliche Besuche, ‚nicht aber für Kossuth, der eine Triumphpforte braucht, unter,welcher er sein Haupt nicht beugen miüsse, um nicht in Ungehorsam gegen meine Mutter zu verfallen !“ „Ich gehe!" sprach Baron Otto, „aber ich nehme die Welterzeugung von Hier mit, daß noch nicht Alles verloren ist. Der Allmächtige kann in seiner unendiien Güte nicht wollen, daß zwei Unglückliche an ihm verzweifeln! Vielleicht wird ss noch Alles zum Besten wenden !“ Baron Otto trat an der Nische und mengte sich unter die Gesellschaft. Emilie sank auf einen Stuhl und begann Teife zu schluchzen; ein unbe­­stimmtes Etwas sagte ihr, daß der Roman ihrer Liebe einen tragischen Abschluß finden würde. Der schrile Ton der Glocke rief die Gäste zur Tafel und lachend und scherzend begab sich die Gesellschaft in den Speisesaal. Roller erhielt den Ehrenplat neben der Gräfin, während ein böses Fatum en wollte, daß Baron Otto neben Emilie zu figen kam. Die Fröhlichkeit der Anwesenden stimmte schlecht zu der Verstimmtheit der Komtesse ; dieselbe zcinigte Unmohlsein vor und zog si nach der Tafel auf ihr Zimmer zurück, nicht ohne von Otto mit einem zärtlichen Blide Abschied genom­­men zu haben. Die Damen überließen sich nach aufgehobener Tafel der Konversation und dem Zwanze, während sich die Herren in das Spielzimmer begaben. Unter den Lektoren befand sie auch Roller, welcher neben Baron Otto von Fessel zu fißen kam. In den verstedten Salons der Gräfin, wohin das Auge des Geheges nicht reichte, konnte man es ungehindert wagen, ein kleines Hazardspiel zu rio­­fi­en, um die blasirten Gemüther der jungen sowie alten Herren zu erfrischen. Nachdem Iranyi für seine Schwungvolle Kossuth-Apotheose den brausenden Dank seiner Par­­teigenossen in Empfang genommen, sprach auch der Finanzmini­ster, der eine halbe Stunde lang das ganze Haus in Athen hielt, anfangs durch seine Er­wrderung auf die oppositionellen Bemer­­kungen bezüglich der Regalienablösung, der Scharf­­steuer und der Finanzpolitik im Allgemeinen, dann durch die Betrachtungen über die Tart­s der Oppo­­sition überhaupt. Sensantionell wirkte er, al der Finanzminister nachwies, wie viel materiellen Scha­­den der Bolfswirthschaft Ungarns die turbulenten parlamentarischen Vorgänge bereits verursacht. Da Dr. Weklerle, dem die Rechte außer­­ordentliche Ovationen bereitete, unter Anderem die übertriebenen nationalen Eifersüchteleien für ein bedenkliche Symptom der nationalen Kleinmüthig­­keit erklärt hatte, fand sich Graf Apponpi zu einer temperamentvollen Enunziation bewogen, deren Tenor darin bestand, daß er auch in Zukunft auf der Hohwacht der nationalen Rechte und Interessen stehen werde. Darauf antwortete man der Minister- P­räsident e sei überflüssig die nationalen Interessen solchen gegenüber zu behaupten, welche dieselben nicht angreifen. Noch rechtfertigte Dr. Weterle seine erwähnte Neußerung zur allge­meinen Befriedigung, worauf endlich die Abstim­­mung stattfand. "­­ « Zunächst darüber,daß die Abstimmung nichts erst morgen stattfinde.Eine aus allen Parteien zusammengesetzte Majorität entschied sich für die sofortige Abstimmung.Dann wurde mittelst Er­­hebens von den Sitzen das Budget selbst von der die Majorität bildenden Rechten an­­genommen-Ferner wurde,und zwar mittelst Man überließ sich daher ungestört dem be­­liebten»Rouge et Noir«,jenem verruchten,aber trotzdem salonfähigen Spiele,welches bereits so viele Menschenopfer gekostet. Seht Hin in die Spielhöhlen von Wiesbaden oder Monaco . . . Feuilleton, Die Millionen des Wucherers. Kriminal-Erzählung aus der Gegenwart. Bon Erwin Treumann. (Sortlegung.) Sie befanden sich in einer durch schwere V­or­­hänge peraph­ten Fensternische, gesichert von den beobachtenden Bliden der Gesellschaft. „DO Emilie, wenn Sie wüßten, wie sehr ich leide!“ sprach Teile und schmerzlich Baron Otto, indem er die Hand der Komtesse ergriff und dieselbe zärtlich­ an seine Lippen führte. „Schonen Sie mich, Otto, ich bedarf der Ruhe; auch mein Herz leidet furchtbar !“ entgegnete Emilie und entzog die Hand dem feurigen jungen Manne. „Emilie!“ rief mit höchstem Entzüden Ba­­ron Otto und in seinen Worten Fang der ganze Säbel seines Herzens. „Darf ich meinen Worten trauen! Emilie, nur ein Wort, ein einziges be­­glücendes Wort! Nicht wahr, Ihr Herz ist dem meinigen nicht fremd, eine Hoffnung bleibt mir noch, wenn auch das Schlimmste bevorsteht, ein Fünfchen Liebe glimmt auch in Ihrem Herzen für a­l was mir zum glüclichsten aller Sterblichen macht !“ . Emilie war verwirrt v­on diesen glühenden Worten Otto­s und mit erstickter Stimme sprach sie: ,,Lassen Sie mich,Otto lassen sie mich!Sie verleiten mich zum Ungehorsam,s indem Sie Gefühle in mir wachrufen,die ich gewaltsam zurückdränge, | Fir Abonnenten liegt .! Seht diese frampfhaft ver=,­zerrrten Gesichter, denen die furchtbare Leidenschaft ihren unnverlöschlichen Stempel aufgebrüht hat! Mit dumpfer Resignation blickt der Eine, mit lauten Flücen und Verwünschungen sieht der Andere das legte Häuflein Goldes im die Hände des Kroupiers fallen — eine Biertelstunde der zügellosen Leiden­­schaft hat ihn zum Bettler gemacht und zitternd wanft er hinaus — ein BPistolenschuß ertönt — das Monaco hat den Sieg über ein Menschenleben davongetragen. Die Spieler im Saale blicken kaum auf, sie sind zuviel mit ihren eigenen Angelegen­­heiten beschäftigt, steht ihnen doch in den nächs­ten Minuten vielleicht dasselbe Schicsal bevor! ..... „Sie haben heute entschiedenes Unglück, Herr Graf!" sprach der Banquier zu Noller, welcher fortwährend im Berluste war und eben seine legte Geldrolle auf die Karte fehte. Der Kroupier theilte die Kartenblätter — ein dumpfer Fluch entfuhr dem vermeintlichen Grafen­ — er hatte wieder verloren. Mit gleichgiltiger Miene strich der Bankhalter an sich, und Roller warf einen verzweifelten Blid umher. Baron Otto sah die Verlegenheit de Gra­­fen und obwohl er denselben aus leicht zu errathen­­den Gründen nicht besonders günstig gesinnt war, sprach er zu ihm im freundlichem Tone: „Verfügen Ste über meine Börse, Herr Graf!“ Bei diesen Worten schob er dem Grafen seine Gelbörse Hin.­deute Nr. 48 des „Ilufrirten Sonntagsblattes‘“ bei. Hiezu ein Halder Bogen Beilage. VERERUEN rei _— » ai X COR, HERE E Sure ER u ER Zack

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