Oedenburger Zeitung, 1890. März (Jahrgang 23, nr. 50-74)

1890-03-01 / nr. 50

­ soweit daß er schließlich sich selber profiribiren mußte. Nach der Pause versuchte er Atos Beöthy mit übrigens sehr geringem Erfolg sich über seinen­­ Vorredner lustig zu machen. Nicht besser gelang jedoch, auch sein Versuch gelehrt zu sein, da er dem Ministerpräsidenten eine tiefgehende Abneigung gegen die französische Revolution suggerirte oder denselben­­ Ministerpräsidenten das zehnte Rad am Regierungs­­wagen nannte. Die Linke zwang sich zu wieder­­holten Malen, „frenetischen“, Beifall zu dröhnen, allein Herr v. Beöthy blieb ihr den rechten Anlaß hiezu schuldig. Nur al er seine Rede schließend, sich rühmte, Zeit seiner politischen Wirksamkeit siets Koloman Zipa bestimpft zu haben, bereitete ihm die Opposition die wohlverdiente Beifalls-Demon­­stration. Erregte Szenen gab es dann, an Pulpfy im ausführlicher Weise der gemäßigten Opposition nachwies, daß er nicht seine Schuld war, wenn er sie von ihr trennen mußte, und zum Schlusfe sprach C3atär, dessen Schlucren und Schwaden auf der Gallerie laute Heiterkeitsausbriüche ver­­ursachten, und auch auf allen Seiten des Hauses mußte man sich förmlich die Seiten halten. Gegen 2 Uhr wurde hierauf die Debatte ab­­gebrochen. Für Samstag hatte sich Baron Ivor Kaas vormerken lassen. Wenn Noty an Mann sein sollte, würde auch Graf­en schon am Samstag sprechen­ haben, und ich­­ beeile mich, Sie meiner tiefen Sym­­pathie zu versichern. Abdul Hamid.“­­ Ein amerikanischer Millionär. Der jüngst verstorbene New - Yorker Millionär Jakob Altor, welcher ein Vermögen von 150.000.000­­ Dollars Hinterlassen hat, war, der Enkel der Grün­­der des Hauses, eine ® gebürtigen Deutschen. Bei seinem Aufenthalt in London im Dezember wurde er von der Influenza befallen, welche sich nach der Rückkehr nach Amerika zu einer Lungenentzündung entwickelte. Die Astor’sche Familie befigt über tausend Häuser in der Stadt New­ Norf außer vielen Grund­­stücken in den V­orstädten, welche auch noch einmal sehr werthvoll werden. Ein einziges der Aftor’schen Häuser hat einen Werth von 2.000,000 Dollars. Die Steuern belaufen sie auf fast 500,000 Dollars jährlich und das jährliche Einkommen der Aftor’schen Gesammtmasse beträgt 5.000,000 Dollars. Eine Eigenthümlichkeit­­ der Aftor’schen Vermögens-Ver­­waltung besteht darin, ihr Land auf 21 Jahre zu vermiethen, worauf der Kontrakt erneuert werden kann. Auf diese Weise haben Andere für die Ge­­bäude zu zahlen und erscheinen auf der Steuerliste. « "« « vr R Aa­puis 158 w­ir A RN N en EEE NOTIEREN riahchine EN O Allerhöchstes Handschreiben. Seine Da­­jentät geruhte folgende Entschließungen ministeriell kontrafigniren zu lassen, und zwar: Auserschlag Meines ungarischen Mini­­sters deann ernernenne ich den Reichstags-Ab­­­geordneten Zoltán Kállay zum Obergespan des Heveser Komitats«und enthebe den Obergespan »der Komitate Bistriczi Napold und Szolnok­­""D"oboka Baron Desider Bánffy,unter Be­­lassung in seiner Stelle als Obergespan des Bistricz-Napoder Komitats,auf eigenes Ansuchen von seiner·s Stelle als Obergespan des Komitats Szolnok-Doboka,während Schunter -Grieman seine Stelle den Reichstags-Abgeordneten Baron Karl Bornemißazmm Oberge­­span des Szolnoks Doboiner Komis­­­tats ernenne Fraanosefmo Die Kämmererwürde. Seine Majestät u König bat dem Grundheriger Grafen Nudolf van der Straten-Pronthoz und dem Konzi­­­pisten, bei der niedersterrei­chen Statthalterei - Grafen Mar Coudenhove, Reserpe-Lieutenant im­­ Dragoner-Regim­ent die f. u. f. Kämmererd­­wü­rde. ER O­om Konsularkorps. Durch allerhöchste Entschließung wurde der Konsul in Zurn-Severin Marcel Edeh v. Szenttatolna mit der Lei­­tung des Konsulats in Breslau betraut und dem­­ bisherigen dortigen Konsul Kornel Stadtler tatfrei Titel und Charakter eines Gen­eralfon­­ı­s 18 verliehen. O Der eig­en em­­laufes beendete am 27.­­ Moriz Wahrmann’s die Spezialdebatte des Ge­­­iäßentwurfes über die der heimischen In­­dustrie zu gewährenden staatlichen Be­­günstigungen, der beim $ 3 unterbreitete György'd, wonach die Begünstigungen nur für eine lebhafte Debatte erwedte Antrag Andreas die Dauer von 15 Jahren gewährt werden sollen. Der Antrag, welcher von Horänßty und Helfy von Hegedüs, Yalkt und Minister unterstüßt, Baross bekämpft wurde, fand seine Mehr­­heit. Die übrigen Paragraphen wurden gleichfalls vag angenommen. O Todesfall. Der Reichsraths-Abgeordnete de polnischen Wahlbezirk Sombor-Droho­­big Otto Hausmer ist ebenso wie Graf An­­drasfy einem Nierenfreb? am 27. v. M. in Lemberg erlegen. Otto Hausner wurde im Jahre 1827 zu­ 8­­odYy als Sohn des Großhändlers Karl Haus­­ner geboren. Er studierte in Lemberg, später in Wien Medizin. 1848 frequentirte er die Universi­­tät in Berlin, wo er in die akademische Legion eintrat und sich mit dieser an den Kämpfen der Märztage auf den Barrikaden bethei­­ligte. “ Der Sultan an die Gräfin Andrafy. rg Abdul Hamid hat an die verwittwete Gräfin Katinfa Andrafiy folgendes, in Iran­­a Sprache abgefachtes, Beileidstelegramm­­ ge­­‚sendet: „Yildiz, 21. Februar. An Gräfin Julius Andraffy, Belt. Mit tiefer Betrübniß habe ich­­ von dem Berluste vernommen, welchen Sie durch­ das Ableben Ihres ilustren Gemahls erlitten Aus den Lomitaten. Mattersdorf, am 28. Februar. [Orig.­­Korr) (Kür unsere Kleinen) Seit Kurzem Herricht im Kreise unserer Mitbürger ein edler Wetteifer in der Entfaltung der Thätigkeit, ein Unternehmen in’s Leben zu rufen und begründen zu helfen, dessen Früchte gewiß sowohl uns, als auch der künftigen Generation zum unschägbaren Nuten gereichen werden.­­ Die Parole lautet: die Begründung eines Kindergarten, ausgestattet mit allen Er­­fordernissen der Neuzeit. Von wen dieselbe ausging, ist dem Schreiber dieser Zeilen­ nicht bekannt, doch kaum gegeben, wurde sie von Sedem, der ein wohl­­wollendes Herz am rechten led Hat, mit Freuden begrüßt und nach der Nahrigkeit, die in so verhält­­nißmäßig minimaler Zeit wahrhaft staunenswerthe Dimensionen annahm, zu schließen, sieht das Unter­­nehmen­ seiner baldigsten Realisirung im erhofften Maße entgegen. Natürlich find­e8 die rauen, die edelherzigen Mütter, die si der Sache im Drange ihres guten Herzens am wärmsten annehmen; sie haben den ersten Schritt gethan, vorerst ein Romu­s gebildet, dasselbe unter das Protektorat de Herrn Emerich, dr. Fischer, königl. Unterbezirksrichters und der energischen Mitwirkung unseres anderen Notars, Herrn Emanuel Kerischaum gestellt, sodann eine K­ollekte eingeleitet, die bereits überraschende Erfolge erzielte und­ sich verabredet, Handarbeiten anzu­­fertigen, die zu Gunsten des wohlthätigen Zweckes der Verlosung unterzogen werden sollen ; die Damen Ic­ieten ich auch bereits an, ihre­­ Handarbeiten in Angriff zu nehmen und den Anzeichen nach kann angenommen werden, daß Diele zirka im Monate Mai oder Juni zur Verlosung gelangenden Arbeiten durchwegs geschmachvoll, reichhaltig und werthvoll sein werden, so zwar, daß diese Verlosung das In­­teresse auch außerhalb der Gemarkung unseres Be­­­­zirkes erregen dürfte. Und wieder find­­en die Frauen, die sich bei dieser Gelegenheit ein weiterer Berdienst erworben haben, nämlich einen Verein, der einen langen Schlaf gethan, geweht und zur Wiederaufnahme seiner Thätigkeit veranlaßt zu haben; der Meatters­­dorfer Musikklub nämlich hat sich über Aufforderung der Damensomite entschlossen, ich wieder zu ver­­einigen, und ein Konzert zu veranstalten, dessen Reinertragung dem Unternehmen zugewendet werden sol; — eine lange Zeit ist verflossen, daß wir die anregende Mufit dieses Vereines zu missen ge­­zwungen waren, umso angenehmer sind wir von dem Neuaufleben desselben berührt und fügen wir nur den Wunsch bei, daß sich die Thätigkeit des­­selben nicht allein auf das­ beabsichtigte eine Konzert eiitreben, sondern auch unter der bewährten Leitung ihres Regenschori, des musikalisch- tüchtigen­ Herrn Johann Girit zu dauerndem gedeihlichen Leben weiter fort entfalten möge. Leider hat der unerbittliche Tod ein geschämtes und besonders verwendbares Mitglied aus der Mitte des Musikklubs, sowie auch zugleich des­­ Ver­­eines der alten Krieger gerissen , vergangenen Sann­­tag ist Herr Georg Fischer, ein junger braver musikalisch sehr verwendbarer Mann, der auch der Vereinskapelle der alten Krieger — als gewesener Soldat — angehörte, einem jüdischen Brustleiden, in der Blüthe seiner Jahre erlegen; der Krieger­­verein ehrte auch seinen Kameraden, indem er unter der Führung des Kommandanten Herrn Anton Ermeß in der Stärke von 65 Mann, mit der, aus 18 Mitwirkenden bestehenden Musikkapelle dem Ent­­schlafenen das legte Ehrengeleite gab. An unerfreulichen, ja geradezu empörend frü­­­h­en Zuständen fehlt er ung­leider auch nicht, so konnten wir an den beiden­­ egten Zasehingätagen die betrübendsten Erfahrungen sammeln. Es ist gewiß nur recht und billig, den Kindern eine Unterhaltung zu gewähren; erwachsenen Kin­­dern kann mit Maß und Ziel wohl einigemale im Sabre eine Freude geboten werden ; — ein Kinder­­ball 3. DB. zählt noch nach vielen Jahren zu den schönsten Jugenderinnerungen und bleibt im Grunde ein unschuldiges Vergnügen ; solche Kinderball-Fest­­lichkeiten pflegen aber auch ihre Grenzen zur haben, anständigerweise muß der Schluß längstens um Mitternacht erfolgen, für das junge Volk ist eine so lange Unterhaltung Hinlänglich, ein längeres Ausbleiben aber nicht allein sinnlos und der Moral, sondern auch der noch zarten Gesundheit der Kinder schädlich. Anständige brave Eltern denken und handeln wenigstend so und pflegen bei srolchen Anlässen alle Gelegenheit zu meiden, welche der Moral ihre Kinder nachtheilig sein könnte; bei den meisten unserer die Landwirthschaft betreibenden Familien aber wird, wie es scheint, darauf blutwenig Gewicht gelegt, hier haben­ se er viele Eltern aus die­sem Kreise ihren Kindern nicht nur das ganznächtliche Ausbleiben, ohne ihre Aufsicht, von Faschings­­montag an, bi Dienstag Mittag, sondern auch fortlegungsweise die Wiederholung dieser Unters­haltung von Dienstag bis Archermittwoch anstands­ 108 erlaubt, troßdem hiezu weder von Seite des Stuhlgerichtes, noc der Gemeinde-Vorstehung Er­­laubniß ertheilt wurde. In sechs verschiedenen Loyalitäten wurde der Yalding von den Kindern zwei Nächte hindurch verjubelt, und zwar mit dem größtmöglichsten Aufs­­tand von Ungebundenheit und Spektakel, mit dem frühesten Morgen schon begann Montags Gasje auf, Gasje ab das äußerst unschöne Iohlen und Schreien der unzeitigen Bursche. Jeder bewaffnet mit einer Literflasche Wein, — während sich die Tom-Pouce- Damen, von ihren Müttern sihmüden ließen zu Mittags bereit sah’ man die Paare schon Arm in Arm gehen, aber­­ immer in größeren­ Barthieen; mit Eintritt der Dämmerung aber gab es unsittliche Ausschreitun­­gen unbeschreiblichster Art, die schon behördlicher Seite ein Einschreiten aus moralischen Rücksichten dringend­­ fordern hätten sollen: Morgens. Früh zeigten sich dann die Spuren des übermäßigen Weingenusses auf den Straßen, und daß in Zolge der Verfühlung während Dieses Trei­­bens seine ärgeren Krankeitsfälle vorgenommen, ist ein Wunder zu nennen. E83. wäre zu­ wünschen, daß­ die Wiederholung derartiger Vergerniß erregenden Bek­ommnisse in Zukunft kompetenterseits strengstens ‚untersagt werde, denn der heurige Kinderfasching füllt ein sehr trau­­riges Blatt in der Geschichte von Mattersdorf, der umso bedauerlicher ist, als er leider nur zu zahl­­reich frequentirt, wurde. ’ M­­eyers SE a­er Telegramme. Budapest, 23. Februar. Die Konferenz der Unabhängigkeits- Partei­ beschloß, den­ Gelegentwurf über die Errichtung des Andrássy-Denk­­mals abzulehnen, ferner in Angelegenheit des Szegediner Bu­re­farıza eine parlamentarische Untersuchung zu fordern . Die Konferenz des Klubs der liberalen Partei genehmigte den Gelegentwurf wegen des Andrasiy-Denkmals. Die hiesige Wirrwaarenfirma Moriz Kar­­tunfel ist falsch. Die Basliven betragen 60.000 fl., betheiligt sind größtentheils Wien und Böhmen. Paris, 28. Februar. Den Abendblättern zufolge erhielt Bocher eine Depeiche d­es Grafen von Bari, welcher seine unmittelbare Rücs­fehler nach Europa ankündig. Der Graf trifft in den ersten Tagen des nächsten Monats in­ Cadiz ein. Graz, 28. Februar. Gestern starb Hier der bekannte Sozialist Michael Rapp au­s, Buchhalter der Allgemeinen steiermärkischen Arbeiter-Staaten­­und Invalidenfasse;­r derselbe Hatte in der hiesigen Arbeiterbewegung seit deren Beginn eine herbor­­ragende­­­ulle gespielt und gehörte lange Zeit zu den Parteiführern. Sein Aufenthalt im Kerfer in den Seim zu dem schweren Leiden, dem er erla Belgrad, 28. Februar. Das Gericht be­­stätigte die von der Enquete-Kommission verfügte Berhaftung des früheren Präsesten von Belgrad, Gyorgjevich. Gyorgjevich erscheint beschuldigt, die Unruhen, die Hier im Mai v. a. stattfanden und bekanntlich mit der Verhaf­­tung Sarafdhanims geendet haben, angezettelt zu haben. N­ER ir­re Fe

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