Oedenburger Zeitung, 1890. April (Jahrgang 23, nr. 75-99)

1890-04-01 / nr. 75

»ZthenftangFsl«.ijtprtc««-71890-.sz"«f Zr. 75. Oedenburger Zeitung. Megan für Politik, Handel, Industrie und Earhcheitlänft, sowie für soziale Interessen. xxvi-i..­zaokson­s.s«« Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Bahr R fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 50­ Er; Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Sach Y fi Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 Alle für das Blatt bestimmten ns mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Fir Loco: Administration, Vers und Inferatenaufnahme; Buddenherei E, Nommalter , Sohn, Grabenunde IM. Einzelne Nummern Kosten 5 Kreuzer. SInferate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fchgasse 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schale, 1 Wollwilk 12 R Mostecetlerstatte)M Duer K­hmer gasel DKn Budapest Jaulus Gy Dorotheagane 11 Lepp Lang Gücllaplatz 7A Goldberger cervttenplatz 3 Insertions- Scbühoren: 15 fr. für die drei, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durch­laufende Petit­­zeile erelasive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, 5 fr. für die ein-, 10 fr. für Die z­wei-, „Sedenburger Zeitung.“ Mit 1. April beginnt ein neues Abonne­­ment auf die in dem XXIII. Jahrgang stehende „Oedenburger Zeitung.“ Dieselbe Bringt jeden Sonntag: das „‚Auftritte Sonntagsblatt‘, Pränumerations-Preise: Ganzjäh­­rig 10 fl., Halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50 kr. foco Dedenburg. Auswärts: Ganzjährig 14 fl., halbjährig 7 fl., vierteljährig 3 fl. 50 Ar. — Das Abonnement kann auch mit jedem anderen Lage entrirt werden und laden hiezu Höflich ein Die Redaktion. Die Administration. Die Belchlife der internationalen Arbeiterschug- Konferenz. Oedenburg, 31. März. Die in der deutschen Hauptstadt vierzehn Tage hindurch versammelt gewesene internationale Arbeiterschuß-K­onferenz hat ihre Arbeiten vollendet und auch schon die Schlußfestlichkeiten absolvirt. Noch fehlen offizielle Meittheilungen über die gelungenen Vereinbarungen, aber was von­ nicht­­offizieller Seite verlautet, dürfte zutreffend sein und ist in großen Zügen Folgendes: Die Ein­­schränkung der Heranziehung noch ganz jugend­­licher Personen (vom 14. bis zum 18. Jahre) und Frauen zur Arbeit in den Fabriken. Ganz da­­von auszuschließen sind Kinder­ beider Ge­­schlechter unter zwölf Jahren und in südlichen Ländern unter zehn Jahren. Für die Verwendung beim Bergbau ist jedoch jene Altersgrenze noch­ um je zwei Jahre hinaufgerüdt; offenbar soll da­­mit der in südlichen Ländern früher eintretenden physischen Reife Rechnung getragen werden. Am meisten Kontroversen ergaben sich, wie es scheint, bei der A Frage der Regelung der Sonntagsruhe. Nicht nur war das Prinzip, ob der Sonntag oder nicht bio8 überhaupt ein Tag in der Woche als Nähetag freizugeben wäre, streitig, sondern insbe­­sondere gab es auch Meinungsverschiedenheiten darüber, welche Ausnahmen von diesem Gebote zu gewähren und wie diese selbst festzustellen wären, nämlich auf dem Wege der Vereinbarung oder der selbstständigen Festlegung durch die einzelnen Staaten. Aber auch Hier sind die Verschiedenheiten in Wirklichkeiteit nicht so groß, wie es vielleicht auf den ersten Blick hin den Anschein hat. Denn wenn überhaupt ein Ruhetag imperativ vorge­­schrieben würde, so brächten es die religiösen Be­­dürfnisse und sozialen Gewohnheiten sicherlich zu Stande, daß in überwiegendstem Maße der Sonntag dafur gewählt würde, wie anderseits sich auch die gewährten Ausnahmen so ziemlich gleichen dürften oder zum Mindesten immer die Tendenz zu einer solchen Ausgleichung vorhanden wäre. Daß die Konferenz aber besondere Scutmaßnahmen für die Jugend und das weibliche Geschlecht als empfehlenswerth bezeichnen und großes Gewicht auf die Entwicklung der Fabrifs-Inspektion legen werde, war von allem Anfang an zu erwar­­ten; es entspricht dies auch dem positiven Rechte vieler Staaten. Hierher gehört auch die Entfernung der Kinder von in gesundheitlicher Beziehung bedentlicher Arbeit, die Einschränkung der Nachtarbeit für die Mädchen und Frauen. Ueber das Gebiet des Arbeiterschußes in engerem Sinne hinausgreifend, hat die Konferenz übrigens auch werthvolle Anregungen für die Verhütung von Strifes duch Bildung von Schiedsge­­richten gegeben. Bei aller Vortrefflichkeit der gefaßten Be­­schlüsse bezweifeln wir jedoch, daß sie praktischen Werth befiten werden. Zwar Preußen und nach ihm die anderen deutschen Staaten werden Die gefaßten Beischlüfse, Dank dem Ungestüm des jungen Kaisers durchführen, allein international wird der geplante Arbeiterschut doch kaum werden. Ob aber auch die rebt in Berlin ausgesprochene Arbeiterliebe leider für die anderen Staaten nur eine platonische bleiben wird, ob die Resul­­tate der Konferenz wohl nur akademischen Werth im sich bergen mögen: er wohnt ihnen doch unermeßliche symptomatische Bedeu­­tung durch die Thatsache inne, daß der redliche Wille, die Lage eines Bruchtheiles der Beffer zu heben, Hingereicht hat, die noch Schmerzenden Narben aus früheren Streite (Siehe das politische Ver­­hältniß Deutschlands zu Frankreich) zu vergessen. Unendlich viele und große Aufgaben Harren übri­­gen, überall noch der Menschheit, möge diese die Nationen zum Zusammenwirken und Wetteifern in der V­ollbringung solcher Aufgaben befeuern. Militärische Kombinationen. Feldzeugmeister Baron Schönfeld in Oedenburg, 31. März. Auch unsere Zeitung hat die Nachricht re­­gistrirt, welche ursprünglich aus Prag und angeb­­lich aus kompetenter Quelle kommend, in sämmtliche Blätter von Budapest und Wien überging, die Nachricht nämlich, daß der Reichsflieggminister, Feldzeugmeister Freiherr von Bauer schon dem­­nächst zurückzutreten beabsichtigt und unter Einem auch der kommandirende General des steirischen Korps, Graz pensionirt werden sol. An diese Vorauslegung werden vom „Bdp. Thl.“ folgende militärische Kombinationen geknüpft. Zum Nachfolger Baron Bauer’s soll der kommandirende General in Staufenburg Feld­­marschall-Lieutenant Baron Anton Szpeteney angeliehen sein, während der kommandirende Gene­ral in Budapest, General der Kavallerie Graf Belacsevic in derselben Eigenschaft nach Drax und der Truppen-Divisions-Kommandant in Klausen­­burg, Feldmarschall-Lieutenant Prinz LZobrowig al Korpskommandant nach Budapest kommen sollen. Obschon mittlerweile rücksichtlich der eben aufgestellten Kombinationen in Bezug auf die großen, bevorstehen sollenden Veränderungen den höchsten militärischen Streifen, bereits Dementis eingelaufen sind, ist es Doe unanfechtbare und allbekannte Thatsache, daß Gene­­ral Baron Bauer das Kriegsportefeuille ungern übernommen hat, und es waren schon vor Jahresfrist Gerüchte im Umlaufe, wonach er seinen Worten zu verlassen beabsichtigt. Sollte er sich be­­wahrheiten, daß die Kriegsverwaltung, wie ebenfalls von verschiedenen Seiten gemeldet wurde, mit einer Nachtragsforderung von mehreren Millionen an die R­in m aus Wien nur IR RR BE NEN ARTE RAR. ERS HE ERREH ET NEE ee Im, DS: Ba FEN NE Feuilleton, Ich, meine Frau und das Dienstmädchen. Schluß.­ Endlich ist er fort. Meine Frau bittet mich, nicht herauszukommen, wenn es wieder klingelt. Charlotte müßte si ja zu viel einbilden. Mit einer Ruhe, al ob alle Tage ein Mädchen bei uns einziehe, werde sie sie empfangen, ihr ihre Kammer anweisen, die Arbeit verabreden, und wenn ich dann einmal wie zufällig durch die Stu­­ben gehen würde, solle ich sie­ anreden, für den ersten Abend sei dies ausreichend. Meine­rau hat Recht. Ich bin auch eigent­­lich nicht so sehr neugierig. Eine große Schönheit steht wohl kaum zu erwarten. V­ierzehn Jahre währte ihr Texter Dienst! Ninon de Lenclos soll zwar als Großmutter das junge Frankreich zu Bewunderung hingerissen haben, aber dies ist eine Ausnahme. Wenn Charlotte nur nicht einen jener unsympathi­­schen Züge trägt, an die man sich niemals gewöhnen kan ( neugierig bin ich doch. Charlotte! Der Name ist etwas veraltet. Er duftet je nach Puder, Schönpflästerchen und Reif­­röckchen — etwas gesprengt, langweilig. Einen Na­­­men aus fürstlichen Häusern im­merfehre mit einem Dienstmädchen, das Kostet Ueberwindung. Ehe ich­­ sage, Charlotte bringen Sie mir ein Glas Wasser, hole ich es mir Lieber selbst. Wir müssen den Namen Bur: ‚De Werther's Lotte, das 2 zu no — Lott ist todt — zu jalovp, Lottchen — Lotti — Lotta — —­­­­Sept! Meine Frau öffnet — ich rühre mich nicht von meinem Sekretär — poche nicht, Herz — Du wirst sie noch zeitig genug zu sehen be­­kommen. Sie sind jedenfalls in der Küche die Statuten unserer künftigen Vereinigung durchzube­­rathen. Aber wird nicht neben mir gesprochen? Wahrhaftig, soll dies für das verwöhnte Geheim­­rathsmädchen den Uebergang bilden zu unseren be­­schränkten kleinbürgerlichen Wirthschaftsräumen. E38 dauert so lange. Meine­rau hat ganz recht, bei diesen Anordnungen mich nicht an­wejend haben zu wollen. Wenn das Mädchen zart und schön it, ich stehe nicht für mein Gesicht ein, daß e3 einen Ausdruch annimmt wie: ängstigen Sie sich nicht, mein Fräulein, e3 ist nicht so streng gemeint, wir wer­­den uns schon vertragen , ist sie alt und gebrech­­lich, daß ich sage, wozu wir, wenn es für Ihre Kräfte zu schwer wird, Ihnen ja eine Aushilfe engagiren können! In jenem alle verderbe ich den ganzen Zuschnitt, verwische Die Leierlichkeit, raube der Erörterung den ganzen Ernst. Aber so lange darf es doch nicht dauern. Guden Habe ich nicht verschworen! — I fahre zurück. So alt habe ich mir sie nicht vorgestellt, ich fan Sie nur von der Seite erkennen. € ist ehrenhaft, wenn eine Dienerin bei ihrer Herrschaft ergraut, aber Eine mit Re Loden zu en­­­­un da3 2a doch , die Neue wird doch nicht auch taub liebenswürdig drein­­Dabei spricht meine Frau laut und erregt. Mein Gott, fein! Da — ich hatte mich auf die Klinke gefragt — öffnete sich die Thür und ich stehe vor einer vornehm gekleideten, Höchst schauenden — Greifin. — Der Herr Gemahl? sprach sie, mich freundlich von ihrem Fanteuil aus annidend. Bitte, legen Sie auch ein gutes Wort bei Ihrem Frau­­en ein, die mir meine Bitte von halb und Halb gewährt hat. Sie find ja im Verhältniß zu mir junge Leute, und Sie finden Hundert Andere, die ebenso gut und besser für Ihr Haus passen werden. Aber eine alte schrullige Geheimräthir fann unmöglich nach vierzehn Jahren fi wieder an eine andere P­erson gewöhnen und da mun das Mitverständnis aufgeklärt und Charlotte wieder gern bleiben will. . Weiter konnte ich die Dame nicht reden lassen. Ein Ladhkrampf, hatte mich ergriffen, so daß ich nach meinem Zim­­mer eilte, um nicht vespestlos zu erscheinen. Wie der wohl fünf Minuten mnwährte, meine Frau in Dieser Situation ihren Exraft ber wahren konnte, it mir räthselhaft. Wir erklärten natürlich unser Einverständniß. Zum Ausgleich haben wir jet Eine enga­­giet, die sechzehn Jahre alt ist, sol sie einziehen. Vor der fürchten wir und a H nit! Morgen Abende re

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