Oedenburger Zeitung, 1890. Mai (Jahrgang 23, nr. 100-124)

1890-05-01 / nr. 100

a 17 Mai 1890. ” Zr. 100 ” | _ Xm. a SedeuburgerZeitn 1. Mann für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für Tazvile Interessen. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-P­reise: Für Loco: langjährig 10 ff., a 5 fl., P Vierteljährig 0 Er., Monatlich 1. Für Auswärts: ” Gangjährig 14 fl. ‚Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 £ Alle für das Blatt bestimmten ER mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Suchdrnkerei &, Nomwalter & Sohn, Grabenrnde 11. Einzelne Nummern Roffen 5 Kreuzer. Infersions:Sebüßren: Administentian, rin und Inferniienaufnahme: Ssnferate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wall- Bagafie 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, , Wollzeile 12, AR. Mofse, Seilerstätte 2, M. "Qutes, I., Riemer­­ai 12... Ir Budapest: Jaulus Gy., Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Lisellaplag 3,U.%. Goldberger, Servitenplag 3. 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die z­vei-, 15 fr. für die dreit, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für "die durchlaufende Petit­­eile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehraaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Zum 1. Mai, Dedenburg, am legten April. Wie seelenfroh und himmelhoch jauchzend be­­singen die Poeten aller Nationen den ersten Mai! Sie dichten ihn begeistert an, den Holden Wonne­­mond, da die m­ospenden Zweige — ausschla­­gen, die Blümlein auf der Wiese und am Waldes Jaume empor —­­ hießen, die Glodkenblümchen ihre zarten Blatthülsen — sprengen und die goldenen Sonnenstrahlen durch das saftig grüne Laubdach des Waldes — bliten!... . Aber heuer, ach! wollen selbst die sangesfreudigsten der Lenzschwärmer nicht8 von all den Freuden des ersten Maitages Etwas willen. Sie jagen mit Recht, Wehe, wenn der entfesselte Böbel die Nolle des Pflanzenlebens in der Natur übernimmt, wenn er ausschlägt, Schieft, sprengt und Pliße schleudert in die Wonnezeit, die sonst der 1. Mai einzuleiten bestimmt ist. Nun, hoffen wir, daß es der Besonnenheit und Seltigkeit der Sicherheitsbehörden gelingen werde, Nähe und Ordnung aufrecht zu erhalten, auf daß Niemandem die Maienluft versümmert werde. Da wäre es und schon lieber, daß und der Himmel selber, und nicht etwa irregeleitete Arbeiterschaaren, um den üblichen Lenzgruß des Maibeginnes brächte. Heite, da wir diese Zeilen schreiben, hat e8 beinah den Anschein, als rüstete sie das Wetter allen Demonstranten auf den Kopf zu regnen. Denn Wolfen wölben­­ und verdichten sich auf dem Fir­­mamente und nur selten bricht ein matter Sonnen­­strahl hervor. Wohlan, wir verzichten für den 1. Mai auf das reine Blau des Himmelsdaches, auf mun­­teren Sonnenschein und Frühlingswelten und künnen es schon noch erwarten, wenn auch die leuchtende Lebensspenderin,­ die strahlende­­ Frühlingssonne etwas später erst in ihrem vollsten Glanze am Himmel emporsteigt; denn ein recht regnerischer Tag verhindert die zu Erzeffen verführenden Um­­züge und die flammenden Neden im Freien. Allein mehr noch, al auf die eventuellen Unbilden der Witterung, wollen wir auf das Selbstbewußtsein des ehrenfesten Bür­­gertribums, auf die jluge Einsicht der besonnenen, rechtschaffenen Arbeiter und auf die von den Behörden getroffenen Maß­­regeln unsere Hoffnung regen, daß der 1. Mai ebenso friedlich vorübergehen werde, wie jeder an­­dere Tag, den Gott von Himmel gibt, und daß somit sie alle Besorgnisse zaghafter Naturen, als leere Hirngespinnste erweisen, welche der echte, tree, loyale Bürgersinn, namentlich in unserer Bevölkerung, zerreißt. Sedo nicht blos Hier im ehrsam schaffenden, im redlich strebenden, stets gut patriotisch fühlenden und die Gejebe achtenden Dedenburg, sondern auch in Budapest und Wien wird hoffentlich auch am 1. Mai die gesunde Bernunft den Sieg über stets gefährlichen Wahnwng davon tragen. Wir glauben uns also seines unberechtigten Opti­­mismus schuldig zu machen, wenn wir der Zuver­­fst Ausdruck geben, daß fs am 1. Mai nicht die Nothwendigkeit ergeben wird, das Mannlicher- Gewehr wieder in Aktion treten zu lassen. Die Anwendung der Waffengewalt mag unter Umständen zur zwingenden Nothwendigkeit werden, aber nie­­mals noc­hat vergossenes Blut sich als der Kitt erwiesen, der auseinanderstrebende Schichten des Staates und der Gesellschaft dauernd zusammenfügt. Wir wiederholen es, nicht auf Flintenschüffe und Kavallerie-Attaquen reisen wir unsere Hoffnung für den ersten Mai und auch für die kommenden Beiten, s sondern in weit höherem Maße auf das­­ Zusammenwirfen der staatlichen Autorität mit allen dem wirthschaftlichen und politischen Fortschritte ergebenen Menschen. An jenen Erscheinungen, die wir jet zu befragen haben, tragen weniger die un­­gestü­m gestellten allzu hohen Ansprüche der Arbeiter, als vielmehr die Ungunst der harten Zeiten Schul. Mögen die Machthaber im Staate dafür Sorge tragen, daß der Bürger für unfruchtbare Einrichtungen nicht allzu schwer belastet werde, möge zur Hebung des Handels und der Industrie viel mehr, als für die Instandhaltung der Bayonette, von jenem Gelde verwendet werden, welches man den Steuerträgern abnimmt und möge man nament­­lich durch die weitestgehende Humanität dafür Sorge tragen, daß der Wohlstand im Volke zunehme und der Hunger und die Noth von den arbeitswilligen Elementen ferne gehalten werden, dann wird­ ein richtiger Völkerfrühling ft­rpfig ent­­falten und ihn ein gesegneter erster Mai einleiten. ( BT­ RE ER­N ke li ER ERNEST ERREITRUN INTER) Die Kosten des Friedens. Dedenburg, 30. April. Unsere Minister sind von den gemeinsamen Konferenzen, zu welchen sie ihre Wiener Kollegen berufen hatten, nach Budapest zurückgekührt und die Blätter berichten uns über die Pourparlerdi in Wien blos, daß einmal auch Seine Majestät der König bei denselben den V­orfit geführt habe und daß die Herren obersten Räthe der Krone vollstän­­dig einig über die Lösung aller vorgelegenen Fragen auseinander gegangen seien. Wieartig aber die Einigung erzielt wurde, welche Angele­­genheiten sammt deren Austragung endgültig fest­­gestellt worden sind, darüber „schweigt de Sängers Höflichkeit." — Wir aber wir wissen genau, was uns die Journale diskret verschweigen, denn wer aus der Feuilleton, D’Aandl. Nach einer wahren Geschichte. Sie war ein bildhübisches, armes Bauern­­dirndl und beim Niegelbauern im Dienst. Im Ge­­gensage zu ihren gleichalterigen Bekannten und Freundinnen, deren die meisten schon so manche Liebschaft durchgemacht hatten, und von denen auch manche in diesem Alter schon Mutter geworden, hatte sie noch seinen Schag, wußte sie noch nichts von Liebe. Lebten Winter war sie sechzehn Jahre alt geworden. Aber der heurige Frühling! ja, der war ihr freilich ganz anders ersc­hienen als sonst. War denn die ganze Welt eine andere geworden ? Beinahe wollte sie­­ glauben. Lieblicher denn je hatten ihr heuer im Walde der Rufuf gerufen und der Finke geschlagen; schöner als jeden anderen Frühling hatten ihr heiter Moose und Lilie im Küchengarten geblüht. Alles um sie her schien mit ihr zu reden, und doch verstand sie nicht, was die Blumen dufteten, die Bäume rauschten und die Bäche murmelten. Das ewig unbegreifliche Räthiel, das im Leben wohl jedes Erdenfind einmal zu­ be­striden pflegt, hatte sie noch nicht in seine qual­­vollsüßen Bande geschlagen: sie war noch frei von den eifeln der Liebe. Aber Frau Venus läßt sich seine Seele ent­­gehen.Ein unge­wöhnliche E­reigniß unterbrach­ Pötrich das Alltagsleben des Riegelbauernhofes. Ein entfernter Verwandter, der in Wien studirte, war zur Ferienzeit auf einige Wochen gekommen, um sich zu erholen. Hätte er in die Zukunft zu bliden vermocht, wer weiß, ob er sich diese Fahrt „nicht erspart hätte? Der Verwandte, Franz mit Namen, war allerdings ein absonderlicher “. Nicht Schön und nicht häßlich, ging der achtzehnjährige Junge gerne den Leuten aus dem Wege. Er liebte ein­­same Orte; böse Zungen behaupteten sogar, er mache Berje. Und dem war auch so. Hatte er sich an seinem Lieblingsplägchen im Walde unter einer weithin schattenden Tanne auf den trockenen Moos­­boden niedergelassen, und schweifte sein trunkener Blid Hin über all die Herrliche Natur, dann kamen ihm gar wunderliche Träume. Das Leblose gewann allgemach Leben ringsumher und bevölkerte sich mit fleinen Geisterwesen, die nur feinem Auge sich zeigten. Und in dieser Gesellschaft verweilte Franz so gerne, mit diesen „Kleinen“ pflog er seligen Berfeht. Und wovon plauderten, und was erzähl­­ten sie ih­m? Ein Märchen erzählten sie ihm, ein liebliches Märchen, zwar immer dasselbe und doch immer neun — das Märchen von der Liebe. Dabei sahen ihn die bleichen Niren so seltsam an, die Zwerge lächelten so pfiffig und die Elfen streuten ihm köstlichen Duft und berauschten ihn mit süßer Ahnung. Da zog er denn öfter ein kleines Biüch-­lein hervor aus der Tasche, und siehe, ed waren Bere, feine, klingende D Berje, was seine Hand in flüchtigen Lettern zu Papier brachte. Das war immerhin ein sehr gefährlicher Gast ; da hatte Amor wirklich gut manipulirt. Der konnte dem Gott nicht mehr entrinnen; denn junge Leute­­, in diesem Alter denken an nichts Böses, ja sie denken, weiß der Himmel, an gar nichts. Da war Zunder genug, und an Funken konnte er nicht fehlen. Die Nandl aber schien dem schelmischen Gott nicht in die Schlinge gehen zu wollen. Sie war ein luftiger Dirndl und mochte seinen Träumer und Kopfhänger. Auch ihr Schag sollte ein Luftiger Kerl sein, allen Mädchen lieb und werth und ihr allein treu. — Aber der Franz! Ihm gefiel das muntere Dirndl je länger, je mehr. Sie erschien ihm so lieb und so schön und mit allen Reizen ausgeschmiect, welche die Einbildung dem geliebten Gegenstande andichtet. Dah­­er liebt sie ja nicht — oder gestand es sich wenigstens nicht. Wer gäbe auch bei seiner ersten Liebe zu, daß er Liebe, selbst wenn er wüßte, daß er so Sei ? Und so gingen die Tage hin. Nandl und Franz, die Beiden sahen sich selten und beachteten sich wenig­­er aus Schüchternheit und sie, weil er ihr überhaupt nicht beachtenswerth erschien. Auch hätte sie wenig Zeit gehabt, sich mit ihm einzutlas­­sen, denn in Haus und Feld gab viel zu thun, und Nandl war fleißig. Nur hie und da am Abend nach gethaner Arbeit da gehte si der Niegelbauer auf die „Feiertagbank“ zur seinem stillen Verwand­­ten und ließ si von Wien erzählen. Bauer und Bäuerin hörten aufmerksam zu; da kam denn auch hin und wieder die Nandl und jeßte sich neben Franz, und — beinahe blieb er in seiner Erzäh­­lung stehen. Mühsam faßte er sich und fuhr fort; dann ging aber das Erzählen sehr frü­h von­stat­­ten — die Nandl löste ihn die Zunge. dh, war sie doch in solchen Momenten h­inreißend schön! Die großen, tiefdunklen, von langen Wimpern bes­schatteten Augen starr auf ihm gerichtet, die reichen, weichen Flachshaare vergoldet von der scheidenden Inne — so glich sie fast einem Schüler, der mit Begeisterung dem Lehrer lauscht. In solchen Augen­­blicken gewann auch Franz für sie Bedeutung und Ansehen, und ungeheuer erschien ihr sein Wissen und seine Kenntnisse. Selbst der Herr Pfarrer konnte nicht mehr verstehen, so meinte sie. Da blieb sie dann so lange es ihr eben gefiel bei ihm zu figen, trällerte noch ein Liedchen und verschwand wieder. So ging es denn eine gute Weile. Franz ward immer mehr, wie er sich jagte, ein — Freund Nandl’3. Fa, hie und da war er schon auf dem Felde zu treffen, wo sie en _ kurz, er gab a se ee ee NEREEN A 20 4 a 2 Be­ x SEEN BEE EI

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