Oedenburger Zeitung, 1890. August (Jahrgang 23, nr. 176-200)

1890-08-01 / nr. 176

Män»-.« . .. «. le 7 rg 1890. XXI. Jahrgang. Sebenburger eilig. Organ für Politik, Handel, Industrie und Bundwirkkränft, Tomie für soziale Interesen. Administration, Derlag und Inseratenaufnahme: Buchtrnkerei E, Rommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. Einzene Nummern Rotten 5 Strenzer. Az. 176. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonne oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations: Preise: Für 2oeo: Songjäpeig 10 fl., Sarbjägeig 5 fl., Bierteljährig 50 fl, Monatlich 1 fl. Für Auswärts: "ent, 14 En Halbjährig 7 fl., Biertel- Alle für das Se­ek nien Be mit Ausnahme von Imperaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Nedaktion portofrei einzusenden. Vanflavismus und Verwaltungsfrage. Dedenburg, 31. Juli Der kürzlich installierte Obergespan Lud­­wig dr. Kürthy des Liptauer Komitats hat in seiner Antrittsrede an und deutlich ausgesprochen, wie er sich zum Panslavismus und zur Ver­­waltungsfrage stellen werde. In Betreff des Banslavismus sagte der Herr Obergespan: „E­rschwert wird meine Aufgabe auch dadurch, daß ich von Erscheinungen und Ten­­denzen in diesem Komitate hörte, die, wenn es sich auch nur um Bermutdungen handelt, in jedem patriotischen Herzen Besorgnisse erwecken, und die, wenn ich sie thatsächlich vorfinden sollte, das ener­­gischefte Einschreiten von meiner Seite nothwendig machen würden. Ich habe joeben dem gefrönten König Treue geschworen. Dieser Eid hat nicht nur die Bedeutung, daß ich Blut und Leben für den König opfere, wenn es erforderlich ist, sondern er hat, da die Begriffe Krone und Vaterland so innig verschmolzen sind, auch die Bedeutung, daß ich meinen Kräften angemessen die unversehrte Erhal­­tung der ungarischen Staatsidee und die Ausbrei­­tung derselben fördern muß. Mein Eid bedeutet ferner, daß ich die Begriffe Vaterland ı und Ber­­fassung als ein Heiligtum betrachte, vor dem sich jeder Bürger des Landes beugen muß; er bedeutet auch, daß er meine heiligste Pflicht ist, die Feinde des Königs und des­­ Vaterlandes mit voller Kraft zu besümpfen. Möge er Ungarns Gott geben, daß die aufgetauchten Besorgnisse übertrieben seien. Ich spreche es mit Entschiedenheit aus, daß ich gegen feine Korporationen, feine Konfessionen und gegen feine Individuen voreingenommen bin, doch erkläre ich auch feierlich und auf meinen Eid gesrüßt, daß ich jede Bewegung mit wacher Aufmerksamkeit ver­­folgen werde, und wenn er die traurige Nothiwen­­digkeit mit sich bringen sollte, so werde ich entschie­­den und energisch einschreiten.“ In Betreff der Verwaltungsfrage sprach sich Herr v. Kürthy unter Anderem folgender­­maßen aus: „Eine meiner Aufgaben wird es sein, dahin zu wirken, daß die Verwaltung gerecht, wasch und pünktlich sei. Wir Alle kennen und empfinden die Mängel der jenigen Administration, wenigstens ich bin überzeugt, daß im Folge der veränderten Verhältnisse ein gründlicher Systemwechsel unum­­gänglich nothwendig sei und daß diese wichtige Reform in verhältnismäßig kurzer Zeit eintreten werde. Andererseits weiß ich, daß man auch im jenigen System Gute und Nübliches leisten kann, wenn die Beamten es als ihre Ehrenpflicht betrachten, die eidlich übernommenen Verpflichtungen pünktlich und gewissenhaft zu erfüllen. So lange die Ver­­waltungsreform nicht eintritt, werde ich die pünst­­liche Vollstrebung der bestehenden Gefäße strenge fordern und Lauheit oder Unregelmäßigkeit in der Plichterfüllung in feiner Richtung dulden. Zurr Orientirung bemerke ich zugleich, daß ich auf Die Gemeindeverwaltung, als auf den Grundstein jeder guten Administration, ein besonderes Gewicht lege und daß ich mir in Dieser Beziehung persönliche Ueberzeugung verschaffen werde.“ Ge nferate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Vogler, Walls­ichgafse 10, U. Oppelis, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, T., Wollzeile 12, R. Mofse, G Seilerstätte 2, M. "Quies, IL, Riemer­­gafse 12. In Bud­apest: Jaulus Gy., Dorotheagasse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. ©. Goldberger, Servitenplag 's. Insertions-Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die z­wei-, 15 fr. für die drei-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit­­eile erc­usive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeuten der Rabatt­ in Europa und die Bölle Amerikas. In der französischen Deputirtenkammer hat sich eine bemerkenswerthe Szene ereignet, zu welcher der H­olltarif-Antrag von Mac­Kinley Anlaß gegeben hat. Die Franzosen sind äußerst erregt wegen dieses neuen amerikanischen Zollantrages und ein Mitglied dieser Kammer Hat den französischen Minister der Meuteren, Ribot, in sehr heftiger Weise interpellirt, was Franfrei und ganz Europa diesem Antrage gegenüber für einen Grandpau einzunehmen gedente? Nibot Hat die erregten Gemüther in sehr fühler nüchterner Weise besänftiget. Der Minister des Weißern Hat nämlich erklärt, da Europa gegen die Zollverordnungen der Nordamerikanischen Staaten nichts zudhun im Stande sei und daß bei einem Zoft­rieg mit Amerika die europäischen Staaten jedenfalls einen größeren Schaden erleiden würden, als sie von den Beiträgen des Mac­ Sinley’schen Antrages zu befürchten haben. Die Empfindlichkeit der Amerikaner in Fällen, wo ihre inneren Angelegenheiten zur Frage kom­­­men, ist bekannt. Die Monroe-Doktrin, nämlich die in der Botschaft des Präsidenten Monroe vom 2. Dezember 1823 enthaltene­ Erklärung, daß die amerikanische Regierung seinerlei Einmengung in die Angelegenheiten der amerikanischen Republik von irgend­wem immer dulde, ist in Amerika zu einem festen unanfechtbaren Grundprinzipe geworden. Jede wie immer geartete Initiative, um sich der Bollpolitit Amerifad irgendwie Hindernd im den Weg stellen zu wollen, könnte bei der erwähnten Empfindlichkeit der Amerikaner nur dahin führen, daß diese im solchem Bestreben, eine Verlegung der Monroe-Doktorin erbliden würden, was nur ver­­schärfte und entschieden feindliche Gegenmaßregeln von Seite der Amerikaner zur Folge haben könnte. Wenn man einen Krieg erklären will, ist die erste Tragö­die, was man eigentlich nur den Krieg für Vortheile erzielen künne. Unser alter Kontinent aber kann bei­ einem BZollfriege mit Amerika gar nichts profitiren. Der Antrag, daß Europa die in Chicago geplante Weltausstellung zu Grunde richten solle, ist Heinrich und zmedlo3. &3 ist sonderbar, daß gerade ein Amerikaner, Feuilleton, Räuber und Advokat. — Bon Dr. Emil Dorn in London. — (Fortlegung.) Am ganzen Leibe zitternd, wagte Kiipus, als sein vis-A-vis für einen Moment schwieg, zu fragen: — Was ist’s, was der Herr wünschen? Ich willige sofort darein, aber thun Sie — Gott sei bei uns! — das kleine Ding da aus Ihrer Hand fort. — — Das ist mir lieb, daß Sie so vernünftig sind, replizirte der Wegelagerer, daß Kleine Ding da werde ich zwar bi nach Beendigung unseres Geschäftes nicht mögthun, aber ich verspreche Ihnen, so lange Sie ruhig bleiben, seinen Ge­­brauch­ davon zu machen. Wie viel Geld haben Sie bei si ? — Tausend Pfund, Sir! — Tausend Pfund, Schön. Wie verpackt ? — In zwei Beuteln, in einem sechshundert Pfund in dem anderen vierhundert Pfund in Gold. — Be stehen Die Beutel, ich werde mich mit einem begnügen. — Hier in der Ehe, Sir! Hastig griff der Wegelagerer, der­ inzwischen ganz nahe an den Wagenschlag getreten war, nach dem größeren der Beutel, verbarg diesen in seinen tiefen Rohtaschen und führte dann eine von ihm bisher versteckt gehaltenene Blendlaterne ganz nahe seinem Gesicht zu, so daß dieselbe ihr volles Licht darauf warf. — ©, bitte, werfen Sie einen recht ein­­dringlichen Blick auf dieses Gesicht, damit Sie doch willen, wie der Mann aussah, mit dem Sie heute Geschäfte gemacht haben. Und nun, gute Nacht! Kutscher fahr’ zu. Im nächsten Moment war er im Dunkel der Nacht wieder verschwunden und der Kutscher fuhr, o Schnell die Pferde laufen wollten, der Stadt zu. Burned, denn sein Anderer war es, warf Bart und Rauchhfappe in den ersten, ihm auf dem Wege vorkommenden Busch, drückte seinen breit­randigen Hut wieder tief ins Gesicht, rannte ebenso schnell, als er gekommen, wieder seinem Hause zu. Nachdem er sich ein wenig erholt und Toilette ge­­macht, kam, wie gewöhnlich, sein Freund Bound, mit dem er dann dem Klub zumwanderte. Schon nach Verlauf von et­wa zwei Stunden drang das unbestimmte Gerücht von einem über­­aus verwegenen Raubanfall, der fast unmittelbar vor der Stadt ausgeübt worden, nach dem Klub und wurde starf disfutirt. Burney saß wie auf Kohlen und er war schwer für ihn, sich durch sein Benehmen nicht zu verrathen. Am nächsten Morgen wußte die ganze Stadt, daß der reiche Kiipus im Hohlwege beraubt wor­­den und kaum mit dem Leben davongekommen sei. Die Polizei in Fife und in der zehnmeiligen Umgegend entwickelte eine fieberhafte Zehtätigkeit, den Thäter, auf dessen Ergreifung eine hohe Be­­lohnung ausgelegt war, zu ergreifen. Am dritten Tage nach der That brachte das Heine Lofalblättchen schon die überaschende Nach­­richt, daß der Sohn des wohlhabenden Mühlen­­befigers Lomas als Thäter ermittelt und verhaftet worden sei. Zu seiner Entdeckung habe eine Nauschlappe geführt, die er auch während der Begehung des Verbrechens getragen, auch sei er bereit von dem Beraubten resognoszirt worden. Burnes, der die Notiz in seiner Office lag, war in heller Verzweiflung. Was sollte er thun, konnte er einen Unschuldigen für sich leiden lassen ? Er hatte nicht über Lust, sich an die Behörde zu stellen, aber der Gedanke an Weib und Kind hielt ihn zurück. Auf alle Fälle wollte er das Aeußerste aufbieten, dem jungen Tomas, dessen Vater ein alter Klient von ihm war, Freiheit und Ehre zu­ retten. Aber wie? — Das war ihm Giß jet voll­­kommen dunkel. Er hatte nicht viel Zeit, darüber nachzuden­­ken, aß er an die Thüre flopfte und auf sein „Herein!“ der Mühlenbeiiter Lomas, Vater des Inhaftirten, eintrat. — Sie werden wissen, Mr. Burnes, beginnt Lomas ohne Umsjchweife, was mich zu Ihnen führt und ich kann mir wohl lange Auseinanderlegungen ersparen. Henry fand die dumme Rauchfappe ges­­tern Dsorgend, al er ausging, Die f Feldarbeiten zu kontroliren, in einem Strande und war thöricht genug, ich dieselbe aufzuregen, seinen Rundgang damit zu machen und auch im Mühlenhofe damit umherzuspazieren. Ein vorbeipasjirender Polizist machte davon Anzeige, Henry wurde verhaftet und ist wunderbarer Weise von dem Bankier Sinpus als Thäter refognoszirt. Wollen Sie mir helfen, den armen Jungen wieder frei zu machen? Seine Verhaftung bricht seiner Mutter das Herz! — a, ich will! gab Burnes entschieden zurück. Ihr Sohn soll seine Ehre nicht verlierem, und seine Freiheit wieder gewinnen. Wo war Ihr Sohn zu jener Zeit, als der Naubanfall geschah ? «, —Das weißt d­nn Augenblick nicht —Nun gut«suchen Sie das unter allen Umständen festzustellen,und auch ich werde nicht versäumen,soviel Entlastungs-Material als nur möglich herbeizuschaffen. . (Schluß folgt.)

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