Oedenburger Zeitung, 1890. August (Jahrgang 23, nr. 176-200)

1890-08-01 / nr. 176

nämlich der gewesene Gesandte der Nordameri­­kanischen Staate in Wiener Hoft.Jüssem es war,­­der­ diesen Vorgang gegen sein eigenes Vaterland «in der»Frankfurter Zeitung«anempfiehlt. Aber Jüssen ist Demokrat und die jetzige amerikanische Regierung ist aus der republikanischen Partei ent­­­nommen und auch Europa kämpft gegen das repu­­­blikanische Amerik­hasdiethneri kömer zu diesem Verhalten­ ihres Landsmannes sagen,das ist ihre Sache und es wird derselbe auch bereits von allerlei Blättern der verschiedensten Parteischattirungen an­­gegriffen. Hauptsächlich nehmen es dieselben Jüfjen am meisten übel, daß er, selbst aus Chicago, gegen die in Chicago projektirte Weltausstellung agitirt. Wir Europäer thun indessen wohl daran, wenn wir die agressive Politik, welche Züfjen gegen sein Bater- Yand in Anregung bringt, nicht befolgen, denn Eu­­ropa würde sie durch dieselbe nur Schaden und was Süfffen bei einem solchen Kriege zu gewinnen hofft, das ist für uns gleichgültig. Im nationalökonomischen Wettkampf entschei­­den überhaupt nur die Interessen, nicht aber die Gefühle, und die Interessen fordern es, daß Europa im rieden mit Amerika lebe und im Kampfe um das voll­wirthschaftliche Dasein, welchen jeder ein­­zelne Staat und jedes einzelne Individuum beson­­ders für fi kämpft, die Unannehmlichkeiten be­­seitige. Diesen Standpunkt hält auch, auf Grund der legten Debatte in der französischen Deputirten- Kammer, die französische Regierung ein und es ist zu hoffen, daß auch die übrigen Kabinete diese Fragen faltblütig und nüchtern beurtheilen — Dem Tage. Die Aktivirung von Honved-Neserve- Offizieren. Bekanntlich herrscht bei den Honved schon seit längerer Zeit ein großer Mangel an aktiven Offizieren, der sich seit der im vergangenen Jahre durchgeführten Reorganisation dieses Institutes be­­sonders fühlbar macht. Zu den Mitteln, mit welchen das Honvedministerium dem Weberstande abzuhelfen si entschloß, zählt auch die Aktivirung von Honved- - Reserve-Offizieren und hat das Ministerium deshalb diese Gruppe von Offizieren aufgefordert, sich zum aktiven Dienst zu melden, auf welche Aufforderung 120 Reserve - Offiziere reagirt haben, die auch sämmtlich einberufen wurden. Nachdem dieselben vorerst ein Jahr Hindurch bei den Honved-Batail­­lonen aktiven Dienst gemacht, wurden sie am 22.d. nach Budapest berufen, um sich auch einer, sich auf zwölf militärische Gegenstände erstrecenden theoretischen Prüfung zu unterziehen. Die Prüfungen, welche unter Vorfig de3 Generald Szvetich, des Obersten Zioldo3 und des Majord Surangi vor drei Kommissionen stattfanden, wurden kürzlich beendigt. Wie wir erfahren, haben von den einbe­­rufenen 120 Offizieren 104 die Prüfung mit be­­friedigendem Erfolge bestanden und werden Diele, nachdem sie noch einen kurzen Kurs in der Terrain- Aufnahme durchmaßen, aktivirt werden, während jene 16 nicht aktivirten Offiziere und Skapdeten, welche bei der Prüfung nicht entsprachen, wieder in ihr Zivilverhältniß zurücktreten, doch steht­­ ihnen frei, die Prüfung aus jenen Gegenständen, an welchen sie eine unbefriedigende Klassifi­­kation erhielten, zu wiederholen. Es& ist sehr zu wünschen, daß die Honvedschaft ihren Offiziersbe­­darf aus eigener Kraft hebe und die Niederlegungen von ungarischen Offizieren aus der gemeinsamen Armee — die wir dort sehr nothwendig brauchen — endlich einmal ein Ende finden. Reiseziel der Königin von A­umänien ist der Bade­­ort Wied in Holland, wohin ihr in zwei Wochen an ihr Gemahl, König Carol von Rumänien, folgen wird.­­ Militärisches. AI­­galisirungsfarbe für das neu zu errichtende 15. Dragoner-Regi­­ment (in Wels) wurde die weiße Farbe ausge­­wählt. Diese Aufschlagfarbe erklterte bisher im unterer Kavallerie­nit; in Preußen haben meh­­rere Dragoner- und Ublanen - Regimenter weiße Egalisirung.­­ Kirchliche Ernennung. Se. Majestät der König hat­ den Briester der Graner Erz­diözese und Dir. Spirit. Karl Bezinger zum Pfarrer­ an die Düner Burgpfarre und zum Hüter der Rechten d& heiligen Stefan ernannt.­­ Munifizenz. Graf Zaffilo Festetico, der gegenwärtig in Ostende weilt, hat zur Bestreitung der Kosten für die Erhaltung des in Kepthely zu errichtenden Obergymnasiums bis an sein Lebens­­ende eine Jahresunterftügung von 500 fl. gewidmet.­­ Kein Defizit. Wie die „Ungarische Post“ vernimmt, werden sich die Einnahmen und Aus­­gaben des Boranschlages pro 1891 vollkommen decken; ein Defizit werde daher nicht vorhanden sein. Derselben Duelle zufolge entbehrt die Nach­­richt, daß man in Betreff der Klassenlotterie eine Enquete im Finanzministerium einberufen wolle, jeder Begründung. Der Finanzminister werde in dieser Frage vorerst eine Note an die österreichische Regierung richten.­­ Die Konflittiirung der SKroafischen Hypothekenbank erfolgt endlich in der zweiten Hälfte des September. Der Aufsichtsrat­ wird vom Ban­3 ernannt werden, wodurch die Bank den Charakter eines Landesinstituts erhält. Die Ungarische Hypothekenbank wird in die Direktion drei Mitglieder entsenden.­­ Die Revolution in Argentinien bei­­gelegt. Dan meldet unterm 29. Juli aus Buenos- A­gres, daß der Aufstand infolge von Mu­­nitionsmangel vollständig beigelegt ist. Die Aufständischen haben sich ergeben, die Waffen niedergelegt und das Arsenal und die Flotte der rechtmäßigen Negierung wieder untergestell. Eine allgemeine Am­­­nestie wurde profilamirt. Die politische Lage ist vollk­ommen neu befestigt. Stadt und Land sind ruhig. p. W­­.·.c.: O Allerhöchste Auszeichnungen. Se. Ma­­jestät Hat eine lange Reihe von Ordensverleihungen jenen Personen zuzu­wenden geruht, welche in der nächsten Umgebung der Frau Erzherzogin Marie Valerie entweder für deren Unterricht, oder Gesungheitspflege oder sonstige Dienstleistungen thätig waren. Außerdem erhielten der Statthalter von Steiermark, Geheimrath Guido Freiherr Kübed von Kübau den Orden der Eisernen Krone erster Klasse und der Bau- und Maschinen- Oberingenieur Karl Balk Edler von Balzberg in Sihl das Ritterkreuz de Franz Josef­­-DOrden?. O Die rumänische Königin in Budapes. Königin Elisabeth­ von Rumänien ist von Sinaia kommend, am 30. Juli 7­­, Uhr Früh auf dem B Zentralbahnhofe der ungarischen Staatsbahnen in Budapest eingetroffen und legte um 8 Uhr 10 Minuten die Weiterreise nach Wien fort, wo sie um 3 Uhr Nachmittags anlangte. Auch Hier nahm Ihre Majestät blos einstündigen Aufenthalt. Das N­AN « N Telegramme, Budapest, 31. Juli. Aus allen Landes­­theilen laufen Berichte über heute veranstaltete Feierlichkeiten anläßlich der Vermalung der Erz­herzogin Marie Balerie ein. Die meisten Städte haben Flaggengala angelegt. Viele Orte sind beleuchtet. Stht, 31. Juli. Die Reise der Kaiserin- Königin zur See war gestern in Frage gestellt. Nach den Heute endgültig getroffenen Dispositionen geht die Monarchin nach dem Geburtstage des Monarchen von hier zunächst nach Hollan­d. Dort wird das gesammte Gefolge mit Ausnahme von vier Personen (Nopeda, Leibarzt Kerzl, Kammer­­frau Noiß und ein Lakai) für sechs Wochen beur­­laubt, und die Königin tritt die Seereise auf einem von Lord Dudley gemiet­eten Segelschiff an. Die Nackehr erfolgt erst zu Weihnachten. Fin, 31. Jul. Bischof Doppelbauer wurde gestern Mittags in Sihl vom Kaiser- König in Audienz empfangen. Nach Beendigung derselben ließ Seine Majestät dem Bischof duch­ den Obersämmerer Grafen Trauttimangdorff ein prachtvolles, an Saphiren und Diamanten bestehendes Bischofskreuz übersenden, welches Doppelbauer zur Trauung angelegt hat. Berlin, 31. Juli. Die Sozialdemo­­kratie trifft Vorbereitungen zu einer Massen­­agitation, welche den Austritt aus der Landeskirche bezwect. Paris, 31. Juli. Minister G­u­y­ot begab sch nach Saint Etienne um über den Umfang und die Ursachen der dortigen Gruben­­katastrophe in Kenntniß zu verschaffen. Die Rettungsarbeiten im Schachte Belifier sind beendet. 64 Todte und 73 Bermwundete wurden aus dem Schachte herauf­­befördert. 14 Verwundete sind ihren Verlegungen erlegen. Eine offene Grubenlampe, welche während der Rettungsarbeiten gefunden wurde, scheint die Explosion verursacht zu Haben, tretung der hiesigen Gemeinde die Herren Gemeinde- Inspektor Josef Gebhardt und Pfarrer Gustav Stiegler abgeordnet wurden, die am 11. August die Reise dahin über Budapest antreten werden. * Patriotische Kundgebung. Aus Anlas der gestern in SIHL stattgefundenen Vermählung iHrer 8. und E. Hoheit der Frau C Erzherzogin Marie Valerie prangten die hiesigen öffent­­lichen Gebäude im nationalen Fahnenschmud. * Lehrerwahl. Bei der evang. Gemeinde sind 2 Lehrerstellen zu belegen, auf welche sich nicht weniger als zwanzig Bewerber aus allen Z­eilen Ungarns meldeten. Die Wahl wird in dem am 10. August abzuhaltenden Los als Konvent vorgenommen werden. Wie man Hört, Haben die Herren Lehrer Bankier und Lajchober starre Parteien und dürften beide auch gewählt werden. * Zum Ausfluge nach Wien. 230 Mitglie­­der der Oedenburger landwirthschaftlichen Komitats­­vereines, durchwegs Pfarrer, Notare und Ortsvor­­steher, sind Deittwoc­h zum Besuche der Anstellung angelangt und durch das „Grand Hotel National“, Taberstraße, bequartiert worden. » OZUM Bassemangel In voriger Nummer haben wir die Kalamität näher bezeichnet,welche durch Wassermangel hier eingetreten ist.Man muß nur sehen,wie täglich Früh und Abend­,selbst aus den entferntesten Güssen die Wasserbedürftigen auf die Grabenrunde zu den drei öffentlichen Brunnenströmen,um Gefäße von nur einigen Liter Inhalt füllen zu können.Es wird die An­frage gerichtet,weshalb die StadtsKommune das fehlende Zuleitungsrohr zum Füllen der Wasser-Wägen an den öffentlichen Brunnen vor dem Wapperchen Badehause(Bahnhofstraße) nicht herstellen läßt.D Durch Instandsetzung dieses Brunnens könnte die Bespritzun­g des Neustift- Vorstadtviertels bewerkstelligt werden.So ein höl­­zernes Zulaufsrohr von zirka 7 Meter Länge würde ja nicht zu hoch zu stehen kommen. «­Die Generalversammlung degzouriflen »reine­ des Oifenburgerxomitatez hat am 27.Juli in Tatzmannscorfumer Vorsitz des Ehrenpräsidenten Grafen Karl Batthyány statt­­gefunden.Der ausführliche Bericht wurde zur Kenntniß genommen.Künftig werden zwei Gene­­ralversammlungen jährlich gehalten werden.Zu Beamten und Ausschußmitgliedern wurden die ge­­genwärtig in Funktion stehenden wiedergewählt. «ch­runkm Nächst dem Orte Porlåi dong beim sogenannten,,Kisår«·ist wieder ein Mäd­­chen während des Badens ertrunk.Der Leichnam wurde zwei Tage darauf ans Ufergeschwemthan berichtet uns,daß der Wasserstand daselbst ein sehr tiefer ist und daher weitere Unglücksfälle zu be­­fürchten seien,wenn das Stuhlrichteramt nicht rechtzeitig strenge Verfügungen trifft und nament­­lich Kindern das Baden im»ste«r«untersagt. V ZumYandanfall am hellrichtengage­­n Ergänzug unserer diesbezüglichen gestrigen Mel­­dung wird uns mitgetheilt,daß der Beraubte ein Landmann aus Geresch,Namens Samuel Balogh ist,den die Straßenräuber sammt seinem Bruder Josef bis auf’s Hemd entkleideten,um sich dessen zu vergewissern,ob nicht noch eine größere Bank­­­haft als 119 fl. bei ihnen vorhanden sei. Man glaubt, daß die geschwärzten fünf Räuber Schäfer seien und soll angeblich der Schäfer des Pächters von Szemere, der von nächster Nähe den Akt der Beraubung gesehen hat, nähere Daten der Be­­hörde­ in die Hände liefern können. * Die achte Kurliste von Tagmannsdorf weist 594 Personen aus. Kokal-Reitung. Lokalnotizen. * Der evangelische Pistriktual - Konvent jenseits der Donau wird heuer in Bonyhad am 13. August abgehalten, zu welchem in Ber­­DE AU FREITENF­A­ENE vom 31. Juli, 1890. Urkundenfälschung.­ Nach der Ety­­mologie der Gejegeber ist auch die Vernichtung einer Urkunde eine „Fälschung“ dieser Urkunde, und dieses Verbrechens haben sich die Eheleute Franz und Elisabeth Strümpf, Leßtere Sa Eddart, in folgender Weise s­chuldig ge­­mach. Am 24. Dezember v. a. war Josef Eckhart in Wiesen gestorben, und er Hinterließ eine Vite, zwei Söhne und eine Tochter, nämlich Elisabeth verehelichte Strumpf. Diese Hinterbliebenen schlossen nun am 12. März I. 3. vor dem Bezirksnotär Herrn Cau­­topics in Wiesen einen Erbvergleich, den sie sämmt­­lich unterschrieben, und der zur Durchführung bei dem benannten Heren Notar blieb. Drei Tage später, am 15. März, erschienen die Eheleute Strümpf, nämlich Franz Strümpf und dessen Gattin Elisabeth, bei dem Notar mit der Erklärung, daß sich auch Franz Strümpf Schlußverhandlungen des Oedenburger B. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht, Gerichtshalle, RU eh

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