Oedenburger Zeitung, 1890. Oktober (Jahrgang 23, nr. 225-251)

1890-10-01 / nr. 225

,»..---sis-s«s-s--«W«-W"W «2N1ttwoch, 19ktober 1890. a a ae ine a ERDE er PS BERN = EHE ee . XXI, Sahrgang. SedenburgerBeitung. Megan Für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für soziale Interessen, Subdrukeri E. Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 11. Einzelne Nummern Roften 5 Streuzer. Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zwei-, 15 fr. für die drei-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit»­zeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: ‚Site 2oeo: Ganzjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig 2 fl. 50 fl., M­onatlich, 1 fl. Für Huswärts: Ganzjährig 14 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 Er. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Aı­snahme von Injeraten einkraffende und Infertionsgebühren, sind an die Virolaftion portoirei­nzusenden. 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Einer ganz besonderen Verehrung erfreut sich in seinem Wahlbezirke der ebenso „Schneidige“ als geistvolle Reichstags-Abgeordnete des Eisenstädter Bezirkes Franz dr. Bolgar. Bekanntlich war der­­selbe Genie-Offizier und hat aus seiner militärischen Dienstzeit die Ritterlichkeit, den offenen Mannes­­muth des Soldaten, der durch dich und dann un­­entwegt, und wenn er sein muß, rücksichtslos seinem Ziele entgegenstrebt, und endlich aber auch gründliche militärische Kenntnisse, sowie eine höhere allgemeine Bildung in den Zivilstand mitgenommen, welche den Akademiker aus der­ bestandenen ersten mili­­ale Anstalt Oesterreich-Ungarns (nämlich der inzwischen leider aufgelassenen Ingenieur-Akademie) En erhindert mündlich den Wählern einen Rechenschaftsbericht über seine Thätigkeit als Neid­e­­tags-Abgeordneter abzustatten, hat Herr dr. Bolgar an seinen Wahlbezirk einen „Offenen Brief“ gerichtet, in welchem er­ die gegenwärtige Züge schildert und die Stellung präzisist, m­elche er derselben gegenüber einnimmt. Wir geben aus dem Briefe die folgenden Schlußstellen : „Es ist allerdings wahr, daß Ministerprä­­sident Graf Szapäry in seiner Programmrede er­­klärt hat, einen wichtigen Theil des Programmes der gemäßigten Oppo­sition durchzuführen, wer bürgt mir aber dafür, daß er sein Versprechen auch einhalten wird, oder daß er, wenn er es auch einhalten wollte, er auch einhalten können wird ? Und wer bürgt mir weiters dafür, daß wenn Graf Szapäry mit den versprochenen Reformen that­­sächlich ernst macht, diese allen jenen Anforde­­rungen, die ich an dieselben stelle, entsprechen werden? Graf Szapäry hat s­chon Viele ver­­sprochen, aber bisher nichts gethan. Wir sind da­­mit nicht weiter, als wir unter Koloman Tipa waren, denn auch er war immer am Plate, wenn es sich um Versprechungen handelte; er hat es dann allerdings auch an Thaten nicht fehlen lassen, aber wie es mit diesen ausgesehen hat, das willen wir. Graf Szapäry hat nun allerdings das Necht, zu verlangen, daß man seinen Worten traue, welchem Berlangen die gemäßigte Opposition auch thatsächlich nachgekommen ist und erklärt Hat, daß sie dem Beginn der Reformthätigkeit mit Ruhe und Erwartung entgegensehe und ihre Haltung nach der Art der Reformen bemessen werde.So mußte auch die gemäßigte Opposition handeln, wenn sie billig sein wollte, wie auch jeder Privatmnench einem Anderen gegenüber so handeln müßte, der das Versprechen gibt, eine Forderung zu erfüllen und der nie eine Ursache dazu gegeben hat, an seinen Worten zu zweifeln. Das ist aber auch Alles, was die gemäßigte Opposition gethan hat. An ihrem Programme hielt sie fest und ihre Lage hat durch die Ereignisse der legten Beit in seiner Weise eine Uenderung erfahren. Nicht das ist die Frage, geehrte Wähler, was die gemäßigte Opposition thun, sondern das, was die Regierung machen wird. Diese Frage ist sehr wichtig, wenn man sich’s vor Augen­ hält, daß das, was Graf Szapäry durchzuführen ver­­sprochen hat — das Programm der gemäßigten Opposition oder wenigstens eines Theiles desselben — von ich selbst, von seinen Meinisterkollegen und von der Regierungspart­ei fünfzehn Jahre lang in der heftigsten Weise bekämpft worden ist! Kann da voran­gejegt werden, daß die Regierung mit Ueberzeugung­­ an die Lösung ihrer Aufgabe schreitet, und daß die Hinter ihr stehende Partei ihr aus Ueberzeugung folgen wird ? Und kann es nicht angenommen werden, daß die Regierung, wenn sie ihr Versprechen auch einlösen will, dies nicht wird können oder sich zu solchen Kompromissen mit der eigenen Partei wird verstehen müssen, welche den Werth der Reformen zu einem höchst zweifelhaften machen ? Schon jegt hört man von Uneinigkeiten in der Regierungspartei, die hauptsächlich von den Anhängern des früheren M­inisterpräsidenten her­­rühren sollen, die den Sturz ihres Führers nicht zu überwinden vermögen. Unter solchen Umständen ist es kaum möglich, der ersprießlichen Wirksamkeit der gegenwärtigen Regierung viel Vertrauen ent­­gegenzubringen. E$ ist das umso weniger möglich, als das neue Kabinet bisher gar nichts gethan hat, den Geist der Regierung und der Verwaltung zu bessern, troßdem es auch nach dieser Richtung Hin­tersprechungen machte. Beruhigend muß er daher für jeden Patrioten sein, wenn er sieht, daß Die gemäßigte Opposition geeinigt und voll froher Zuversicht dasteht. Der große Sieg, den sie für sich für Die gute Sache erfochten, hat sie nicht übermüthig gemacht, ihr nicht ihre Ruhe und Mäßi­­gung geraubt. Er hat nur ihr Selbstvertrauen ge=­­­­ Feuilleton, Meines Großvaters Yendeluff. (Fortlegung.) Er war an jenem Abend noch übler gestimmt, als gewöhnlich, und er hörte nicht auf, uns zu quälen und zu ärgern, meiner Mutter Verschwen­­dung vorzuwerfen und mit noch größerer Ein­­schränkung des Haushaltungsgeldes zu drohen, in­­dem er mir einen elenden, fransen Wurm nannte, der das tägliche Brod nicht werth sei. Wir ver­­brachten drei traurige Stunden, und als er si in sein Zimmer zurüczog, fiel ich meiner Mutter um den Hald und weinte bitterlich. Er war einefrostige Nacht, ich lag in warme Hüllen gewidelt und erschauerte bei dem Gedanken an unser eisigem Schlafgemach und das faire Bett droben. — 6&8 ist besser, Du bleibst hier, jagte meine Mutter, meine Gedanken errathend. Morgen, ehe der Großvater aufsteht, komme ich zu Dir und wehe Dich. Du liegst Hier viel behaglicher und wirst bald einschlafen. Hier bleiben, die ganze Nacht mit dieser schredlichen Uhr im Zimmer allein zu bleiben! Ich hatte noch nie allein geschlafen. Und dennoch. Oben fror es so schredlich, wogegen mein Nestchen so entzüdend warm war. Diese Vorstellung gab den Ausschlag und ich sah meine Mutter mit dem Lichte in der Hand scheiden, denn wir Deren sein Licht überflüssig brennen lassen. Vergeblich versuchte ich einzuschlafen. Die Uhr schmerzte­n ihrem Zeichen, als würde jeder Hammer in mein Hirn schlagen. Die Finsterniß war undurchdringlich, da hörte ich pröglich feste Schritte auf dem Korridor Das war zu viel für meine angespannten Nerven und ich sprang zur Schüre des Speisezimmers, indem er mir entfiel, daß dieses jede Nacht verschlossen wurde und der Schlüssel ins Zimmer des Großvaters wanderte. In diesem Hause gab es keine heimliche Brod­­frutte. Eine tappende Hand an der Klinke der Kor­­ridorthüre brachte mich dem Wahnsinn nahe und dem Instinkte folgend, der mich zu einer Zuflucht­s­­stätte trieb, öffnete ich das Gehäuse der Uhr und hielt den Pendel in meinen beiden bebenden Hän­­den. In diesem Augenblicke traten die Schritte in Zimmer. — Er schläft no nicht, sagte eine Stimme, welche ich als diejenige unseres Knechtes Thomas erfannte. Er bleibt Freitags immer auf, zählt das Geld und fortirt es. — Bist Du sicher, daß er es Hat? fragte eine fremde Stimme. — Freilichh bin ich hefjen sie. Fahre ich ihn doch’ jeden Freitag zur Bank, wo er es ein­­kaflirt. — Wir künnen es also bekommen. Wenn wir ihm einen Kopfstoß verjegen, bleibt nur ein Haufe Weiber übrig. — Nein, verjegte Thomas. Ich will nur das Geld, für den Strich um den Hals danke ich. Wir werden noch eine Weile warten. — Laß’ uns hinaus treten und nachsehen, ob das Licht in seinem Zimmer noch brennt. Leise auftretend, wandten sie sich nach der Küche und ließen mich vom Schred gelähmt und im Zustande Halber Bewußtlosigkeit zurück. Nach kaum etlichen Minuten drang ein Lichtschein durch das Zimmer, die Glasscheibe der Uhr strei­­fend und ich hörte meinen Großvater in die Worte ausbrechen­­ stärft. Sie sucht den Kampf nicht, aber sie wird — Hm, ich irrte mich. Ich glaubte, nur Eine sei hinauf. Der Balg wird zu Tode ge­­häu­chelt! Hier zu Schlafen! Er stöberte und wühlte eine Weile in­ den Hüllen auf dem Sopha und entfernte sich, gegen meine Mutter und mir murrend. — Mögen sie ihn berauben, dachte ich mit einer gewissen schadenfrohen Genugthuung. Mögen je ihm den Kopfstoß verjegen! Geschieft ihm echt ! ” Dann schien es mir im Finstern,­­als sähe ich ihn mit einer klaffenden Wunde am grauen Haupte, woraus das Blut über das Gesicht rann. Werde ich ebenfalls gehenkt, wenn die Män­­ner ihn tödten? dachte ich. Nein, sein Geld ge­­hörte mir. Welch’ sch redliche Gedanken für ein Kind! Ich zauderte noch immer, als ich aus dem Ge­­häuse froch und die Treppen hinaufstieg, ich war halb entschlossen, zu meiner Mutter zu gehen und den Alten seinem Schicsal zu überlassen. Aber ein besserer Genius 309 mich zur Thüre des‘ Groß­­vaters. Mein scheues Pochen wurde mit einer m­urrenden Erlaubniß zum Eintreten beantwortet. — Großvater, begann ich. Thomas und noch Einer sind unten und warten, bis Du zu Bette geht, um Dich zu berauben. — Das it eine nette Lüge, sagte er. — € ist wahr, sie samen und Wohn­­zimmer, wo ich nich wärmte. Sie sahen mich nicht und sagten, sie wollten warten, bis Du einschläfst, weil Thomas Dich nicht tödten will. Du glaubst mir nicht, aber es­st so. Sie bewachen Dein Genster, um Heraufzufommen, sobald das Licht ausgelöscht ist. (Schluß folgt.) x m ER E METER

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