Oedenburger Zeitung, 1890. November (Jahrgang 23, nr. 252-276)

1890-11-01 / nr. 252

FETT EEE THE ETF NE FETTE NZ RTTN ' RER EN EEENTABREIERTTREA HERE TER ETF? SRRATIHTEITETTE IT FETTE HEN RN ® a NEM 2» TA #­ ET ET ‚Samflag, 1. November 1890. X & 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. gür Auswärts: Ganzjährig 14 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­s jährig 3 fl. 50 fl. Ale für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. XXII Saargang. Nr. 252. denburger Festung. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für soziale Interessen, DEE” Des Feiertages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 4. November 1890. ug Administration, Verlag und Inserniennufunhue; Suhhtenkeri E, Rommwalter & Sohn, Grabenrunde 121, Einzelne Nummern Rosten 5 Streuzer­­zeile exclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. W Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 10 fl, Halbjährig 5 fl., Vierteljährig Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wall fiichgasse 10, U. Oppelis, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, I., Wollzeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemer­­gasse 12. In Budapest: Paulus GHy., Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. V. Goldberger, Servitenplas 3. Insertions:Sebühren: 5 fr. für die ein», 10 fr. für die ziweis, 15 fr. für die drei=, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petit« Alea est saecta ! Dedenburg, 31.. Oktober. Der Würfel ist gefallen! Der italienische Ministerpräsident Herr v. Brispi, jener stramme P­olitiker, der den weiten Weg vom einstigen Staatss­ekretär Garibaldi’s bis zum Vertrauten Bismard’s zurückgelegt hat, der dann ein Ver­­bündeter Caprivis und­ mit Diesem auch ein Freund KRäathofy’s wurde. Crispi mag al Staatsmann manchen Fehler haben, eine gute Eigenschaft muß ihm sein Todfeind zuerkennen. Er hat Muth. Er fürchtet si vor nichts und vor Niemanden. Er Hat vor Kurzem erst in seiner Nede in Florenz nicht wenigen seiner ältesten Freunde und Gesinnungsgenossen den Vehdehand- Schub eingeworfen und regt Hat er sich dazu ent­­schlossen, das Parlament, das noch fast ein Jahr zu leben gehabt hätte, aufzulösen und an die Wäh­­ter zu appelliren. Das ist ein Alt Hohen Muth, denn Herr Krispi tritt unter relativ wenig günstigen Ver­­hältnissen vor das wählende Bolf ein. Er kann nur auf die Tripel-Allianz und die internationale Stellung Italiens als auf Gegenstände des Stolzes hinweisen. Diesbezüglich kann er allerdings sagen, daß er mit dem Kapital, das ihm Mancini, Robis­sant und Depretis Hinterlassen haben, gemauc­ert hat. Italien ist heute geachteter, gesicherter,gefeite­­ter in seiner Position, als jemals seit den Tagen, da Viktor Emanuel, Cavour und Garibaldi er aus dem Nichts hervorriefen. Auch seine kolonialen Er­­folge waren nur möglich in Folge der Flanken­­und Nachendebung, die die Zripel-Allianz dem jungen Königreiche gewährt. Aber wenn man die auswärtige und Kolonialpolitik genannt hat. Hat man auch die Aktiven, mit denen Herr Krispi vor die Wähler eintreten kann, so ziemlich erschöpft. Nicht etwa, als ob das Ministerium E­rispi-Zanar­­delli sonst nichts geleistet hätte! Nicht wäre uns gerechter und einseitiger als eine solche Behaup­­tung.­­ Das­ neue Strafgefeg, die Verwaltungs- Reform,­­ die­ Schaffung einer Verwaltungs-Justiz, die­ Reform der frommen Stiftungen, die Reform des Gemeindegefeges, die neue Geschäftsordnung der Deputirtenkammer, das Alles ist auf den Artiv­­saldo des Ministeriums zu schreiben. Eine Reform des Eherechts, eine theilweise Reform der Zivil­­feder, und, noch viele andere wichtige Reformen sind in Vorbereitung. Unglückicherweise sind das Alles nicht Dinge, die erfahrungsmäßig die Volfsmassen in Bewegung bringen. Diese werden durch Die Finanzverlegenheiten und die ökonomische Skrise bei weitem unmittelbarer berührt. Dies sind die wunden Punkte, an denen nicht blos der Staat, sondern das Ministerium in Italien Taborirt ; aber der Würfel ist einmal geworfen und es wäre im höchsten Grade ungerecht, das Kabinet für die öko­­nomische Krise, die die italienische Landeskultur heimgesucht hat, verantwortlich zu machen. Diese Krise wäre eingetreten, wenn­ Italien N Republik wäre,­ sie wäre eingetreten, wenn die Bourbon noch in den beiden Sizilien und Parma regierten und in Florenz und Modena noch österreichische Erzherzoge thranten. Sie ist vollk­ommen unabhän­­gig von der Polität, aber die Mafsen machen da­­für die Regierung verantwortlich. Und noc mehr wird diese für Die Finanzverlegenheiten verantwort­­lich gemacht. Herr Crispi muß für die Groß­­muth seines Vorgängers büßen. Hätten die Herren Depretis und Magliani nicht die Mehlsteuer, die über 90 Millionen Lire, d. h. über 38 Millionen Gulden trug, aufgehoben, so würde Italien heute noch Meberschüffe haben, anstatt seines Defizits. Man war großmüthig und muß sehr die Kosten der damaligen Großmuth tragen. Italien hat in den regten Jahren für Heer und Flotte gewaltige Summen ausgegeben. Diese werden nun auf das Kerb Holz de Ministeriums und der Tripel-Allianz geschrieben. Herr Crispi hat in seiner Floren­­tiner Rede allerdings sehr richtig nachge­wiesen, daß Italien ohne die Tripel-Allianz isolirt wäre und nur noch mehr für Heer und Marine hätte ang­­­eben müssen, aber so rationieren die Massen nicht immer, besonders wenn sie die Noth drückt. Man muß sich also darauf gefaßt machen, daß bei den Neuwahlen ein gewaltiger Hauptsturm gegen das Ministerium stattfinden wird. Die Trüm­­mer der alten Rechten unter dem Erminister Bonghi werden von der einen Seite Sturm laufen, von der anderen aber werden Radikale, Irreden­­tisten und Sozialisten vereint in geschlossenen Reiz­hen anrüden. Baron Giovanni Nicotera, der Er­­minister de Innern, wird den Neapolitaner Lofal« Patriotichmud gegen Crispi mobil machen und die Sozialisten in den Provinzen werden zum ersten­­male in großen Gruppen bei den Wahlen erscheinen. Kleine Differenzen lokaler Natur haben die Mit­­glieder gegen Crispi und sein Ministerium ein­­genommen und die „moralische Hauptstadt“ Italien“, wie Mailand si nicht mit Unrecht nennen läßt, wird als der Brennpunkt der Opposition angesehen. Herr Seismit - Doda, den Crispi­no ungere­­monidd aus dem Ministerium hinauskomplimentirt hat, hat diesem kurz vor seiner Verabschiedung ein sehr arges Kufussei ins Nest gelegt. Er hat nämlich mit den meisten Städten hier die neuen auf zehn Jahre bestimmten Verträge wegen der Verzehrungs­­steuer-Abfertigungen abgeschlossen und dabei fast alle Städte zu Erhöhungen gezwungen — die Rückwirkung auf die Stimmung der Wähler kan man sich denken. Unter solchen Umständen und mit dem Pro­­gramm einer troß aller Ersparungen unvermeidlichen Feuilleton. Ein frisches Grab. Schon als ers­jähriger Mediziner kam er aus seiner florafischen Heimat in das Haus des guten Hudräs, wo 8 ihm sehr gut erging, denn der Hausherr hatte seine Pläne mit ihm. Er­be­­­­Herr Peter Mikoweß stand, dichte Rauchwol­­fen aus seiner echten Scheiniiger in die fühle No­­vemberluft blasend, auf dem Gange des Hauses mit dem großen Hof auf der äußern Vell­erstraße. Herr Peter Mikoweg war Hörer der Medizin und Kor­­repetitor bei dem Schneidermeister Vinzenz Hudraf, der in seiner großen Werkstätte für die elegantesten Geschäfte der inneren Stadt die Arbeit lieferte und im Rufe eines ehrenhaften, angesehenen Professio­­nisten stand, der seine große Familie auf das An­­ständigste erhielt und dabei noch Zeit fand, ein eifriger Zeitungsleser, Politiker und Stüße der un­­garischen Staatsidee zu sein. Herr Miroweß war mit seinem 263 zufrieden, denn abgesehen von der guten Bezahlung und der ganzen Verpflegung ge­­noß er noch die Ehre, die dem einzigen „Studir­­ten" im Hause von Jedermann gezollt wurde. Bes­­onders hielt Herr Meister Hudras große Süche auf ihn, und Herr Mirowet schien sich auch auf seinen bevorzugten Stand sehr viel einzubilden. glüclich­ fannen nur die häßlichen Mädchen Lieben, denn sie können si die Hoffnung nicht einmal erträumen. Das schöne Mädchen hat eine mäch­­tige Stüße in der hireißenden Kraft­ der Netze, auf welche die Liebe — egoistisch und einge­bildet, wie sie ist — mit großer Zuversicht zählt. Das Häßliche Mädchen ist bemitleidens­­werth, wenn es liebt, und lächerlich, wenn «3 Liebe herrscht. Unter solchen Umständen brachte Pepi trost­­lose Tage und lange Nächte zu. In diesen Nächten verglomm langsam die Seele des häßlichen Mäd­­chens bei der Gluth einer wild zehrenden Leiden­­schaft, und sein fühlender Hauch der Hoffnung milderte seinen großen Schmerz. Da geschah etwas, was sie plöglich aufrich­­tete. Zufällig hatte sie eine Tages ein Gespräch ihres Baters mit einem Stammtisch genossen mit angehört und er durchschauerte sie ein unsägliches Gefühl, als sie ihren Vater glücklich und stolz die Worte sagen hörte: „Meine Tochter fliegt einen Doktor“, und wie er weiter vor G Seligkeit strahlend erzählte, daß er mit Mikoweg schon im Neinen sei, und nur noch ein Jahr zu warten brauche, bi der­­selbe ein „fertiger Doktor“ wird. Miloweg ist ein edler, ordentlicher Mann, der in Erkenntniß der Wohlthaten, welche er seit Jahren in seinem Hause genossen, durch Erfüllung dieses einzigen Lerzens­­wunsches seinen Dank abstatten werde. Dies habe­ Mikoweg ihm auc jchon versprochen. DEE. Der Gesammtauflage unseres heutigen Blattes liegt ein Prospek­ der Central-Buch- und Musikalienhandlung Marx Herzig in Wien, I, Franzens­­ing 22, über „Brehm’S­chierleben“ bei, auf den wir unsere geehrten Leser ganz besonders aufmerksam machen. Sollte der Prospest in der einen oder anderen Nummer fehlen, so bitten wir denselben bei der genannten Firma zu reflamiren, _ trachtete ihn nämlich schon damals als seinen Schwiegersohn. Herr Mikoweß steht also vor der Thüre und empfängt die stummen Huldigungen der Haußbe­­wohner. Denn daß man im ganzen Hause von dem „Studirten“, von dem „Herren Doftor“ mit ausgesuchtem Nespekt pradet, das stand Felt. Und daß man auch jegt von ihm spricht, si mit ihm beschäftigt, das bemerkt Herr Mikowek. Herr Miko­­web bemerkt eben Alles, was sich in schmeichelhaf­­ter Beziehung um seine Person­ drehte. Doch Eines bemerkte Herr Mikoweb nicht. Er bemerkte es nicht, daß aus dem einen Tenster der Hudraffischen Wohnung zwei brennende, wer zügte Augen sich auf seine unansehnliche Gestalt hefteten, zwei Augen, so leidenschaftlich, so unsäg­­lich Liebend, zwei Augen, in welchen die Flammen einer verzweifelten, tödtlichen Liebe wild loderten. Hinter den Kattunvorhängen Stand PBepi, die Tochter Hudräf’s, die Häßliche, die blatternarbige Pepi. — Pepi liebte den Hauglehrer. Das arme, un­­wissende, häßliche Mädchen blickte mit einer ab­­göttlichen Verehrung auf den gelehrten Mann und mit einem heiligen Schamgefühl, welches nur die Liebe und die Trauer besißt, verbarg sie ängstlich ihr Geheimniß, und litt. Sie litt, weil sie nicht hoffte, da sie sich die Hoffnung durch das flare Bemwußtsein ihrer Häßlichkeit selbst nahm. Und un: Sie zu ein Halber Bogen Beilage. Für Abonnenten liegt Heute Ar. 44 des „Sluftrirten Sonntagsblattes“ bei.

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