Oedenburger Zeitung, 1891. Februar (Jahrgang 24, nr. 26-48)

1891-02-01 / nr. 26

ug TEE Teer RETTET TEN -;k«.::3s.,s««-".s- Ar. 26. XxIV. Jahrgang. Sonntag, 1. Februar 1891. Oedenburger Zeitung. Organ für Butt, Handel, Industrie und Landwirthschaft, famie für Foziale Interessen. Einzelne Hummern Rotten 5 Kreuzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig, 10 ft., Pe 5 fl., BVierteljährig 0 fr., Monatlich­es Für Auswärts: "Gi 14 fr Halbjährig Tfl., Biertels Ale für das u Bestimmten en mit Ausnahme ‚den Anferaten, Pränumerations=' und Insertionsgebühren, sind an Die Redaktion portofrei einzusenden. ME Des Beiertages wegen erscheint Administeation, Verlag und Inferatenaufnahme: Subtrukeri E, Nomimwalter , Sohn, Grabenrunde 121, Sinferate vermitteln: in Wien: Hasenstein , Vogler, Wall­­fischgasse 10, A. Oppehl, I., Stubenbafter 2, Heinrich "Schalek, I, Wollzeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. "Dates, 1., Riemer» gaffe 12. An Budapest: Paulus Gy., Dorotheagaffe 11, Lesp. Lang, “Sifellaplag 3,48. Goldberger, Serpitenplag 3. Infertions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für Die zwei-, 15 fr. für die Drei-, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für­­ die durchlaufende Petit« zeile erclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, die nächste Nummer unseres Blattes Mittwoch, den 4. Februar 1891. Wer wird Primas? Dedenburg, 31. Jänner. In ganz Ungarn Har­t man mit großer Spannung, seit der Bestattung des allverehrten Kirchenfürsten, Kardinal Johann Simor, wie sich wohl die Neubewegung dieser höchssten Würde des Landes gestalten werde. Auf Aller Lippen drängt sich heute bereits die Frage: Wer wird Brimas? AUS Kandidaten für die Primitialwürde wer­­den genannt die Bischöfe: Sojef Samajja, Erzbischof von Erlau, Dr. Lorenz­ Schlaud, Bischof von Groß­­wardein, Dr. Johann v. Salfa, der würdige Ober­­hirt unserer Diözese, Bischof von Raab, und Georg Czäpka, Zipser Bischof. Josef Samaffa, eine der glänzendsten Er­­scheinungen des ungarischen Episkopates, stammt von einer ungarischen Mutter und einem Bater,­­ der von italienischer Herkunft ist und diese beiden O­peramente finden sich bei ihm in glück­chfter : 4 vereinigt. “ Hochherzige,» aber ‚nüchterne Gerechtigkeit‘liebe un feuriger Ehrgeiz im richtigen Gleichmaß seine See, erfüllend, haben bereit zu großartigen­­ Schöpfungen ihn veranlaßt. Der Erlauer Erzbischof ist ein Meister der Dialektik und überhaupt eine großangelegte. Natur. Dr. Lorenz Schlauch zeichnet er durch seltene Genialität und eine hohe Hehnergabe aus. Zimoleon hat ihn in seiner bekannten Broschüre „einen auf­ einen Geistlichen gepropften Chateau­­briand“ genannt; es ist daß jener Chateaubriand, von welchem Ludwig XVI. den Ausspruch that: „Dieserr Mann wiegt mit der Macht seines Genies mehr als eine Armee auf.“ Wenn Schlauch nicht Geistlicher geworden wäre, säße er sicherlich in einem Ministerfauteuil, da er ein so großes Ta­­lent ist, daß ihn seine Regierung ignoriren könnte. Eine ausgebreitete Bildung, ein europäischer Ge­­sichtefreid und ein ausgebildeter politischer Sinn vereinigen sich bei ihm in glücklichster Weise mit dem Temperament des Redners. Er ist gleichzeitig ein ausgezeichneter Jurist, ein tiefer Philosoph und ein berühmter Kulturhistoriker. Am meisten aber interessirt und Deden­­burger die nahe liegende Möglichkeit, daß unser allgeliebter Diözesan-Bischof, Seine Exzellenz Dr. Johann von Zalka den Primatialsig besteigt. In Ungarn gibt es seinen Seminaristen, der den buhmwürdigsten Raaber Bischof mit Frennen würde, da sich Seder, der sich der geistlichen Lauf»­bahıı widmen will, mit Zalfka’s Kirchengeschichte beschäftigen muß, welche an den theologischen An­­stalten als das vorzüglichste Lehrbuch benust wird. Johann Zalka wurde 1820 im Oedenburger Ko­­mitat in der Gemeinde WBeßleny geboren. Nachdem er das Doktorat der Theologie erlangt hatte, wurde er in Gran Professor der Theologie und später Professor der Kirchengeschichte an der Budapester Universität. Primas Leitovß­y machte ihn zum Domherrn und alsbald wurde er der vertrauteste Rathgeber desselben. Al Graner Domherr trat er, nachdem Simor Primas geworden, sein Erbe, den erledigten Bischofsfis von Raab an. Schon als Alumne 308 der hochbegabte Jüngling Zalfa die Aufmerksamkeit des Primas Kovach durch ein Ge­­legenheitsgedicht auf fi, später redigirte er kirch­­liche Blätter und entwickelte auch font eine reiche religiös-literarische Thätigkeit. An Dr. Zalka’s Leben als Priester fand PER die Verleumdung nicht Hinanreichen ; er ist ein Asfet, aber eifrig im Glauben, ohne deshalb die Gebote der Toleranz außer Auge zu lassen. Seine Freigebigkeit ist unerschöpflich, allein er ver­­schmäht es, dieselbe zur Erhöhung seines Nimbus auszubeuten. Er ist so Hochsinnig und so geist es­­scharf, daß er alle Heinlichen Mitteln hast, sondern nur den würdigsten Zielen mit großen Schritten zustrebt. Der Politik aber geht seine Exzellenz der Herr Bischof von Raab gerne aus dem Wege ; er lebt viel lieber ausschließlich seinem Hohen fach­­lichen Berufe und seinen oberhirtlichen Pflichten, aber dabei it Hoch derselbe , doch ein für sein Va­­terland glühend begeisterter Patriot, der Giß in’s tiefste Herz hinein loyal und konstitutionell gesinnt ist. Er ist im Miedrigen ein wirklicher Kirchen­­fürst, der seinen geistlichen Rechtsfreis mit großem Selbstbewußtsein aufrecht zu erhalten weiß und Ledermann imponirt. Seine Güter hält er im strengster Ordnung; er besucht dieselben sehr häufig und da freut sich die Dienerschaft immer, weil er die geleistete Arbeit nicht blos Lobt, sondern al zu belohnen weiß. Unter den präsumtiven Kandidaten für den Graner Primatiasfig wird auch der Zipser Bi­­schof Georg E3a Ka genannt. Er ist nicht nur ein sympathischer, sondern auch einer der liebens­­würdigsten Menschen; er ist die verkörperte Men­­schen- und Nächstenliebe. Bischof Csäpla ist als ein begeisterter Kunstfreund. Das ist in großen Umrissen die Charakteristik der vier Kandidaten für den Graner Primatial­­flugl und aus derselben ist ersichtlich, daß, auf wer immer von ihnen auch die Wahl fallen würde, das Land einen P­rimas bekommen wird, zu dem Jeder­­mann mit Verehrung ausbilden müssen wird und von dem das Land mit vollem Vertrauen die Er­­­füllung als seiner hohen Aufgaben erwarten darf. Feuilleton, Aus sturmbewegter Zeit. — Roman aus dem Französischen — (Nahdrad verboten.) (Fortlegung.) — Nun, Kapitän, sagte Adhemar, was meinen Sie dazu? — Daß Roland nit sobald zurückkommen dürfte, um Ihre Tochter zu Heirathen, antwortete Reynier, der nur dieses und nichts anderes in dem Brief seines Freundes bemerkt hatte. Der Graf und Reynier waren während ihres Gesprächs in der Alle auf- und abgegangen. Sie begegneten dem Fräulein v. Dives. — Bäterchen, sagte sie, ich suchte Sie, schreibt Roland ? — Daß man in Deutschland Deutsch spricht, und daß er sich darüber wundert. — It das Ale? Nun, sehen Sie, er Hat zu mir mehr Vertrauen, als zu Ihren grauen Haaren. Lesen Sie einmal, wo er mir schreibt. Reynier wollte sich entfernen. — Oh, Sie können hier bleiben, mein Herr, fußt sie fort, Roland­­ schreibt seine Geheimnisse. Adhemar­ad nun mit lauter Stimme das hier folgende Schreiben vor : „Bedauern Sie mich, schöne Rousine, ich effe zweimal täglich Sauerkraut und mache den deutschen Mädchen den Hof, in allen Ehren nämlich, wie sich das von selbst versteht. Bei diesen Deutschen ist alles groß, Füße, Hände, der Mund und der Appetit. Nehmen Sie unseren Grenadieren ihre Für Abonnenten Was Hnurrbärte und ihre Flinten, geben Sie ihnen Schleppkleider und­ Reifröde, frischen Sie ihre Haare in drei Etagen und pudern Sie sie mit Mehlstaub ein, Lassen Sie den Kopf Hoch und steif tragen, fügen Sie das majestätische Wesen der einstigen Retterinnen des Kapitoliums Hinzu, und Sie haben ein Musterbild der Schönheiten des Heiligen Römischen Reiches und können sich selbst die Frage beantworten,ob ich Grund zum Hafse gegen die Sacobiner habe, die mich gezwungen ha­­ben, das Land zu verlassen, in welchem Sie sich befinden. Ich will Ihnen sein Kompliment machen, liebe Rousine, kann aber nichtsdestoweniger ver­­figern, daß mir in Deutschland noch f ein Mädchen vorgekommen ist, das würdig wäre, Ihnen auch nur die Schuhriemen aufzulösen. Es ist dies eine aus dem Grunde des Herzens kommende Behaup­­tung und ich bin bereit, sie gegen Jedermann mit meinem Degen zu verfechten, der­ das Gegentheil zu behaupten wagen sollte. Ich seße mich freilich mit dieser Herausforderung seiner sonderlichen Ge­­fahr aus, denn wer dünnte Sie jeden, ohne nicht gleicher Ansicht werden zu müssen. Ach, wie sehne ich mich danach, wieder über die Grenze zurüczu­­gehen und den Sandculotten die Köpfe zurechtzu­­fegen. Ich werde Sie zur Königin meiner Siege und Trophäen erklären. „Die Myrthe ist eine Schwester des Lorbeers. . In diesem mehr­eR als leidenschaftli­­chen Style war das ganze Schreiben gehalten. Der Graf schüttelte den Kopf. — Die Zeit ist da, sagte er, im welcher er um den Adel geschehen ist. Unsere jungen Leute siegt Heute Az. 5 des „Illfrirten Sonntagsblattes““ bei. Hiezu ein Halber Bogen Beilage, wissen wohl noch zu sterben, die Kunst aber, zu leben und um den Sieg zu ringen, verstehen sie nicht mehr. Woran denkt zum Beispiel dieser da ? An den Kopfpuß der Frauenzimmer, an ihre Rede, an die Manier, mit der sie sprechen und den Kopf halten. So und nicht anders präsentiren sich in unsern Tagen die Absammlinge jener kräftigen Race, welche die Kriege de3 sechzehnten Jahrhun­­derts führte und die Schlachten Ludwig’­ XIV. schlug. Heutzutage räumen sie den Pla vor Sacı­­waltern, Zadenhütern und Advok­ten, deren Groß­­väter sich unter den Geißelhieben unserer Ahnen büchten und beugten. Was mich anbelangt, so habe ich nichts mehr zu erwarten, da ich der Leute meines­ Haufe bin und mein Stamm mit mir ausstirbt. — Boter­ rief Fräulein Dive und deutete mit verwurfsvollem Blide auf Reynier. — Entsguldigen Sie, sagte der Graf, mein lieber Kapitän, daß ich mir derlei unnüße Lamen­­tationen erlaube und lassen Sie und, wenn das Spiel Ihnen andere zusagt, eine Partie Tristras machen. Reynier folgte ihm, ohne sich irgend­eine Bemerkung zu erlauben, obwohl ihn die Worte des alten Edelmannes innerlich verlegt hatten. Lounje hatte aber gar so schöne Augen und darum konnte man auch­ ihrem Vater nicht lange zürnen. Beim Spiel ging es sehr lebhaft und munter her. Man enthielt sich jedes politischen Gespräches. (Zortl. folgt:) & 22 “= 5 4 * Br­ala RENTE 4 = 4 ”

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