Oedenburger Zeitung, 1891. Februar (Jahrgang 24, nr. 26-48)

1891-02-01 / nr. 26

Bahnhof-Stakionen), telephonisch mit der Zentrale verbunden werden, ist leider bis jeit noch unerfüllt geblieben. Wie ung vor Schluß des Blattes von Herrn J. und E. Kämmerer, Prostdirektor von Sekel­­faluffy mitgetheilt wird, hat die Südbahn- Verwaltung wegen Errichtung einer Telephonstelle auf der Südbahnstation gestern die erforderlichen Schritte unternommen. Wir brin­­gen diese für die ganze Geschäftswelt erfreuliche Thatsache zur Kenntnik und hoffen, daß auch die Verwaltung der „Raab = Oedenburg - Ebenfurter” Bahn dieses Löbliche Beispiel befolgen wird. Im drei bis vier Tagen werden wir demnach auch mit der Sü­dbahnstation telephonisch verkehren können. + Die „Mufikgesellschaft" des ev. Lyceums veranstaltet — wie wir bereits gemeldet — am 7. d. eine mit Tanzkränzchen verbundene musika­­lisch-deflamatorische Akademie im großen SKasino­­saale, welche — wie alljährlich — ungewöhnlich stark besucht werden dürfte. Laut dem und vor­­liegenden Programme werden sehr gediegene Kom­­positionen von Mendelssohn, Mopkovksy, Bieur­­temps, Haendel 2c. zum­­ Vortrage gelangen. Der Beginn Dieses Festes ist auf 7 Uhr Abends festgelegt­ und das Neinerträgung zur Vermehrung der Bibliothek und anderer Schulzwecke bestimmt. * Strafantritt. Karl Feichtinger, Stleine Bou­chygaffe wohnhaft, beurlaubter Artillerist, machte vorgestern seine sechsmonatliche Freiheitsstrafe, wozu er wegen Rauferzesses verurtheilt worden war, antreten. * Zur Esprnaer Grundbuchsbehörde wurde — da der Justizminister troß der am 1. d. zu er­ folgenden Eröffnung des Amtes wo immer seinen Unter-Bezirksrichter ernannte — vom hiesigen Ge­­richtspräsidenten v. Tafät3 als provisorischer Aushilfsbeamter Herr fün. Notar Göttinger ‚behuf3 Uebernahme der Grundbücher vom Kaper­­­­vaarer Bezirksgerichte ermittirt. * Mißglükter Schmuggel-Berfug. Ein Randmann aus Wandorf wollte vorgestern mit einem Bündel die Verzehrungssteuer-Linie passiren. Als ihn der Mauthner trug, was er in dem Bün­­del trage, erklärte der Bauer ei jei Wälche. Der Alleinnehmer aber schöpfte Verdacht und in der That war das angebliche Wäschebündel ein Fäßchen mit 14 Liter Wein. Derselbe wurde Konfiszirt und der Landmann wegen Gefälld-Berlegung zur Ver­­­antwortung gezogen. * Musikfreunden künnen wir mit gutem Gewissen einen tüchtigen Klavierlehrer und nament­­lic Klavierstimmer, der von verläßlichster Seite hier als vorzüglicher Fachmann gerühmt ist, bestens empfehlen. &o ist dies Herr Stosef Zodh­­arsty. Man weiß wohl allgemein, daß gerade­­ für das Klavierstimmen hier nur wenige Kräfte zur Verfügung stehen und darum dürfte der ge­­nannte Herr, der gut, rasch und billig die erhaltenen Aufträge effektuirt, wohl um so eher Beschäftigung finden, als es zugleich ein Werk der M­enschenliebe ist, wenn man den feingebildeten Mann, der leider mit sehr bedrängten Verhältnissen kämpft, einen Ver­­dienst zumendet. Bericht aus der am 29. Jänner 1891 abgehaltenen ordent­­lichen gemeinsamen Sigung der Handels- und Öerwerbekammer in Oedenburg. Borfigender: Herr Präsident P. Müller. Vor Beginn der Verhandlungen begrüßt der Herr Präsident die erschienenen Herren Mitglieder auf das Wärmste und spricht denselben den auf­­richtigen Dank für die ihm im vertroffenen Jahre zu Theil gewordene Unterfrügung aus. Die Vielseitig­­keit der Interessen, welche die Kammer zu vertreten und zu wahren hat, erfordert ein einmüthiges ziel­bewußtes Zusammenwirken aller Faktoren, welche durch das Vertrauen der Mitbürger berufen sind , das gemeinsame Ziel zu fördern. Das vergangene Jahr war ein Jahr ernster Denn der energische Wille, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1889 eine förmliche Revolution auf dem Felde des Handels und Gewerbes hervorrief, Jahr­­zehnte alten Beschwerden Abhilfe brachte, lang ge­­hegte Wünsche der Erfüllung entgegenführte, hat auch in diesem Jahre sich geltend gemacht und «8 traten ‘ganze Reihen volfswirt­schaftlicher, industriel­­ler, kommerzieller und Sozialer Fragen, teils in Gestalt fertig gestellter @efjegentwürfe, theilt in Gestalt Aufklärung Heirschender Nejfripte an Die Kammer Heran, deren berathende Stimme seit ihrem vierzigjährigen Bestehen noch nie so häufig in Anspruch genommen wurde, als im verflossenen Sabre.­­ Die Sigungsprotokolle und die umfangreichen 5 Bezugakten geben Zeugniß, wie die Kammer be­­strebt war, den ihr gestellten Aufgaben zu genügen. ««Thätigkeit un­d anstrengender Arbeit. Auf Die Tegtjährige Thätigkeit der Kammer näher eingehend, erwähnt der Präsident, daß im verflossenen Jahre 7 ordentliche und 2 außerordent­­liche gemeinsame Sigungen, 2 Gewerbesektions- Situngen, 1 Handelssektions-Sigung, 2 Sigungen der gemeinsamen Kommission, 3 Sigungen der Budget- und Rechnungsrevisiong-Kommission, 2 Sigungen der zur Evidenzhaltung und Kontrole der Gewerbescheine, Lizenzen und Firmaprotokollirun­­gen eingelegten Kommission und 2 Fac­enqueten abgehalten wurden. (Sortl. folgt.) Gerichtshalle, Schuhverhandlungen des Oedenburger B. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht. Am 29. Jänner 1891. (Veruntreuung.) Ioann Zämbö, aus Unterwarth im Eisenburger Komitate gebürtig, war im vorigen Jahre bei Florian Wieder in Feisting als Knecht bediente. Im Auftrage dieses seines Brodgebers hatte er Anfangs Mai v. a. mit dessen Wagen und Pferden von Wiener-Neustadt zu dem Wirthschaftsbesiger Ignaz Reiner in Donnersfir­­gen Weinsteden zu führen und abzuliefern, und hiefür einen Restbetrag von 59 fl. für seinen Herrn einzufa­h­ren. 3.mbG vollzog diesen Auftrag, kafferte den Betrag auch ein, jedoch anstatt vonselben seinem Herrn abzuliefern, fuhr er von Donnersfirchen nach Dedenburg, stellte sein Uhrwerk in einem hiesigen Safthaufe ein, verlebte das Geld­­ und nahm­ einen gewissen Sigmund Simon als Kutscher auf. Hierauf entfernte er sich, ohne dem Simon betreff Zug und Zeug Weisungen zu Hinterlassen. Simon erstattete hie von dem Herrn­­ Stadthauptmann die Anzeige, der man die Pferde und Wagen einstellen ließ und sogleich Zeichungen nach dem eigentlichen Eigen­­thümer derselben anstellte, welche das Resultat er­­gaben, daß Florian Wieder aus Teistung der Eigenthümer sei. Diesem wurde nun sein Eigen­­t­um gegen Erfah­rer aufgelaufenen Erhaltungs­­kosten ausgefolgt und Zambo wurde furrentirt, zu Stande gebracht und befindet sich gegenwärtig hier in Haft. Zambo ist der That geständig. Zambo­ wurde wegen Verbrechens der V­er­­unstreuung zu einem Jahr Lerker verurtheilt und hat 112 fl. Erlaß zu leisten. Das Urtheil wurde appellirt. Am 3. Februar 1891. Su­ßer Strafsache wider Zosef Roman, Eme­­ri Marton, Johann Horvath (Wleggyes), Stefan Horvath (Meggyes), Emeric .Lengyel, Andreas Bencze, Albert Fürst und Ignaz Fürst aus Deo, wegen Verbrechens der schweren förperlichen Be­­schädigung, bezüglich Vergehens der schweren för­­perlichen Verlegung und Miebeitretung gegen die Öffentliche Ordnung. N Cheater, Kunst und Literatur, Liebe Freundin! &3 war ein Vorrecht des Schalls an den fürstlichen Höfen des M­ittelalters, daß er die Wahrheit nicht immer nur im Leide der Satyre, sondern ab und zu auch mit ernstgedachten Worten als Barabel äußern durfte. Wohl aus jener P­eriode der Fürstenhöfe und ihrer Schaffsnarren leitet auch die Jechtzeit ihre Gewohnheit ab. Jeden, der die Wahrheit jagt, an Schaffsnarren zu erklären und sie hat eigentlich recht, denn es ist offenbar närrisch, mit der Wahrheit überall anzu­­stoßen, wo man bei etwas Geschmeidigkeit so leicht durchschlüpfen konnte. Dennoch akzeptive ich auch­ weiterhin die Rolle des Schalls; wir sind ja im Starneval und da ist jeder „Narr“ gesucht. Nur für Heute bitte ich um Pardon; ich habe meine Schellenlappe einem guten Freunde für den Mastenball geborgt und stünde wirklich in Verlegenheit da, wäre mir nicht von ihm das Recht der Weiterverbreitung eines seiner Erlebnisse angeboten worden, gleichsam als Entgelt für die Abwägung meiner Tolfeit. Vom Theater also heute seine Silbe, nehmen Sie vorlieb mit der Erzählung meines Freundes, die aber so ernst­et, wie mein Freund selbst, dem ich diemit das Wort übergebe. Ein Zufall führte mich, ld Arzt, an das Krankenbett eines reizenden Kindes, das theuerste]. Kleinod seiner Fam­ilie, wo eine ganze Neihe meiner berühmten Kollegen mit allem Scarffinne und aller zu Gebote stehenden ärztlichen Kunst bes­müht war, da vor Kurzem noch so blühende, verheißungsreiche junge Leben zu retten. Auch ich strengte meine volle ärztliche Wissenschaft an und als ich die richtige — Leider sehr bittere — Medizin endlich gefunden zu haben glaubte, da reichte ich sie der Wärterin, denn ich dachte, daß es Sorge der Legieren sein müsse, über die künstliche Erfüllung der Heilwirksamen Maßnahmen zu wachen. Die Krankenpflegerin rottete die bitteren Tropfen und­­ entregte sich davor; als Folge davon litt es natürlich auch der Starrsinn des reinen, herzigen Patienten nicht, die Medizin ein­­zunehmen und so scheiterte meine gute Abit. Mich aber dauerten die Leiden de3 fieblichen Kranken, mir schnitten das blasse Gesichtchen, die franshaften Fiebererscheinungen tief in’s Herz und von dem einzigen, überwältigenden Verlangen ke= feelt, das seiner Familie so teure Leben der vollen Genesung, dem präctigsten Emporblühen entgegen­­zuführen, jeßte ih­m­ an das Schmerzenslager des Schmollenden Kindes, nahm seine runden Patsch­­­händchen in meine Hände und begann mit ihm recht transi” — zu spielen. Ich ließ ihm Die Binnsoldaten über die Bettdede spazieren und be­­wunderte sein strategisches Talent; der Hanswurst mußte die abenteuerlichsten Kapriolen vorführen und mit vollem Gesichte lachte ich dazu; ich hielt dem Kinde meine Wange hin, ließ mich­ an Haar und Bart nach Herzendluft zaufen und trug dem mir die Augen überquollen, lachte und jauchzte ich mit dem Kleinen. Kun — date ih — da dir Alles zu Gefallen geschieht, da Alles, was du t­ust wohlgethan ist, nun wirst du dich wohl auch länger nicht sträuben. Ich winkte der Wärteris, sie ließ die Medizin ganz stolz im Lichte spielen, goß einen Eplöffell voll und wollte sie dem Kinde reichen. Das aber strampfte mit den Beinen, schrie­b­ lärmte und nahm die Tropfen seßt erit recht nicht. Da mir riß darum die Geduld nicht; ich nahm den Medizinlöffel der Wärterin aus der Hand und bat sie höflich, aber entschieden, das Krankenzimmer zu verlassen. Dann wandte ich mir zu dem­ kleinen Patienten und stellte ihm mit ersten Worten vor, wie wehe er mit seiner Weigerung seinen Eltern, seiner Familie und Umgebung thue. Ich sagte ihm, daß ich es bedaure, nicht Liebevoll zu ihn reden, ihm statt der bitteren Tropfen nicht Ruderdachwerk bieten zu können; sein Widerstreben gegen die Medizin, so übel sie schmieden mag, sei nicht am Plage, denn die herbsten Tropfen können die beste Wirkung haben, sobald sie eine besorgte Hand reicht, der das Wohl des Kranken so an Herzen liegt wie mir. So will ja nichts anderes, als Deine Ge­­sundheit — sagte ich, — und würde ich Dir nur Bruderwerk in’s Mäulchen stopfen, so müßtest Du daran zu Grunde gehen. Um Dich sorgt sich aber eine ganze, große Familie, deren Augapfel Du allein gewesen, deren Stolz und Zukunftsfreudig­­keit Dir allein bist. Für diese große Familie mußt Du Di gesund machen lassen, ihr zu Liebe mußt Du, wenn es Noth thut, auch einen bitteren­­Tro­­pfen verschluden, denn auch sie hat für Dich manch’ bitteren Kelch 6i8 zur vollen Neige geleert. Nur so kannst Du gefunden, nur so kannst Du der Stoß Deiner Familie, ein Juwel Deiner Nation werden, nur so in jenen Pfaden wandeln, welche der große Boot jedem Sohne Deines stolzen, schönen Vater­­landes mit den Worten vorgezeichnet hat: f Hazadnak rendületlenül Legy hive, oh magyar! Und mit seinen Eugen­zeuglein schaute mich der Kleine Kranke ganz verständnißinnig an, nicht mehr widerstrebend, ja lächelnd sogar ließ er die Heilsamen Tropfen über feine L­ippen gleiten. Ich füßte und herzte das göttliche Kind; so is’8 vet, — sagte ihh — und wenn Du fortdau­­ernd artig bist, werde ich Dir zwar auch nicht den Magen mit Zuderwerk überladen, aber Du wirst Didh auch nicht über Mangel an rationeller Behandlung zu beklagen haben. Zur Umgebung gewendet aber sagte ich: Bei Patienten hängt viel von der richtigen Pflege ab, denn erst diese gewährleistet den vollen Erfolg. n­­ftrniren Sie daher Ihre Wärterin dahin, daß Sorgfalt, Dienstbegriffenheit und Unermüdlichkeit die einzigen Tugenden ihres Berufs, da gegen Schläfrig­­keit und Unzartheit der Behandlung die größten Fehler in der Betreuung eines theuren Gute seien, und Sie sollen sehen, wie blühend das junge Leben gedeihen, wie reizend sich das vielverheißende &e= shöpf entwidkeln wird. e weit mein Freund. — Und die Moral ...? Ich muß nächstens fragen, wie es dem liebe Ken Kleinen geht und wenn es Sie interessirt, berichte ich Ihnen darüber. Bis dahin dürfte auch mein Freund den zu­ Wastenballs­ Zwecken erliehenen Humor wieder. zu= rüdgestelt Haben und «3 fand wieder vom Theater Schreiben Ihr ‚Seintid. -

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