Oedenburger Zeitung, 1891. März (Jahrgang 24, nr. 49-72)
1891-03-01 / nr. 49
Sonntag, 1. März 1891. XXIV. Zabrgang. edenburger Zeil Mann für Politik, Handel, Industrie und Bandwiethfenft,owie für soziale Interessen, Adminisfrutian,xlkrlngnndInskratknaufnath HnchdrutlkkvkiC.RomwalteråSohn,GrabentnndrlZL CinzekneAmnmcrnßoflenZgreuzen Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränmerations: Preise: Für Loco: Ganzjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig » « 2,.50kl.,Monatlich 1f l. FürAuswärts:Ganzjährig 14 fl«,halbjährig 7 fl.,Vierteljährig 3 fl. 50 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln:in Wiem Hasenstein,Vogley M stschgasse 10,A.Oppelik,1.,Stubenbastei2,Heinrich Schalek, 1.,Wollzeile12,R.Mosse,Seilerstätte2,M.Dutes,l.,Riemergasse 171 und npeftx Jaulus Gy.,Dorotheagasse 11,Leop. Lang,Gesellaplatz7,A.B.Gallberger,Servitenplatzs. , Insertion5-Gebühren: 5kr.für die ein-,10kr.für die zwei-,15kr.für die drei-, 20kr.für die vierspaltige und 25 kr für die durchlaufende Petitszeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einhaltung bedeutender Rabatt. Die Bedenklichkeit der Pariser Vorgänge. Dedenburg, 28. Februar. As die Schafferin-Witwe Friedrich von Deutschland heute vor jechst Tagen mit dem Nachtzuge in Baris eintraf, ward sie von den wenigen Personen, die sie erkannten mit allen Zeichen schuldiger Ehrfurcht vor ihrem Range und ihrem Unglück begrüßt. Auch in den nächsten Tagen nach der Ankunft fand ihre Majestät bei jedem Erscheinen im der Deffentlichkeit empathische Kundgebungen Seitens des Bublikums, pröglich aber trat ein totaler Stimmungswechsel in der französischen Hauptstadt ein. Man begegnete der hohen Frau mit sichtlicher Kälte und auffallendem Mißtrauen; es scheint, daß die Chauvinisten der irrigen Meinung Eingang und Verbreitung verschafft haben, als Hätte der deutsche Kaiser seine durchlauchtigste Mutter nach Paris mit der politischen Mission gesehbt, die Franzosen zur freundlicheren Annäherung an Deutschland zu faptiviren und insbesondere die dortigen Maler zu vermögen, mit ihren Werten die Berliner Kunstausstellung zu beichien, daher die vielen Besuche der Kaiserin Friedrich in den Pariser Ateliers. Nun ist diese Annahme zwar vollständig aus der Luft gegriffen, sie schmeichelt aber der Eitelkeit der Franzosen und sie wähnen, wenn sie sich diesen entgegen kommenden Schritten gegenüber spröde, oder gar direkte ablehnend verhalten,dadurch noch mehr die imposante Wichtigkeit, die Ueberlegenheit der „grande nation“ zu demonstriren, um deren Gunst selbst das mächtige Deutschland auch dann noch vergebens buhlt, wenn er immer sogar eine Kaiserin-Mutter als Friedensvermittlerin entsendet. Wahrlich, es war schon hoch an der Zeit, daß Kaiserin Friedrich endlichh Heute dem Babel an der Seine,das sich gegen sie so unziemlich verhielt, den Rüdenschen Btg.", nach welcher Nebenpersonen unan«fehrte, sie hätte sonst noch am Ende rohe Smjulen vom Pariser Mob erfahren und damit wäre die Kriegserklärung Deutschlands anrankreich wohl kaum mehr lange hinauszuschieben gewesen. Die Maler, die bereits die Absendung ihrer Werke zur Berliner Kunstausstellung angemeldet hatten, haben diese Beurage mit mehr minder schroffen Worten zurücgegogen und die Boulevardblätter führen eine sehr gereizte und ungebührliche Sprache gegen die Kaiserin Friedrich. Sie finden, daß die Kaiserin ihren Aufenthalt allzu sehr verlängert habe, sowie daß er ihr und dem deutschen Botschafter an Takt gebracht, als sie die Ruinen von St. Cloud und das Schloß von Bersailles besichtigten. Im Berlin hat die Redentlichkeit der Bariser Vorgänge ein sehr mißtönendes Echo erweht. Die meisten Blätter widmen dem französischen Affront gegen Deutschlands höchste Dame ausführlich und — man muß es gestehen — recht feindselige Besprechungen. Im Deutschen Reichstage wurden die Pariser Depeschen privatim lebhaft erörtert. Allgemein ist die Besorgniß, daß eine schlimme Rückwicklung der Ereignisse unvermeidlich sein werde. Der Kaiser fonferirte bereits angesichts der so peinlichen Bariser Verfallenheiten mit dem Staatssekretär der Weißern, Marshall. Doch wird über das Ergebniß dieser Besprechung noch tiefes Stillschweigen bewahrt. Eine gewisse Gereiztheit äußert sich mehrfach gegen den Botschafter Grafen Münster, der allerlei seine Mißgriffe begangen, worunter die Verlegung der französischen Presse nicht der Iegtenf. Auch wird er für wenig angemessen gehalten, daß er der Kaiserin Friedrich den Besuch von Bersailles und St. Cloud empfahl. Andere Vorwürfe werden in den Blättern angedeutet, so in der „Boffi- genehbme Zwischenfälle verschuldeten. An mehreren Stellen besteht übrigens die nicht ganz unbegreifliche Besorgniß, daß der Kaiserin wirklich Injulien noch vor ihrer Abreise von Paris oder eben bei derselben zugefügt worden seien, wovon man aber erklärlicher Weise nicht in die Oeffentlichkeit dringen lassen will. Welche Wirkungen solche Vorkommmnisse haben künnten, wagt man zunächst kaum auszudenken. In der französischen Botschaft zu Berlin Herrscht die denkbar unangenehmste Stimmung. Der französische Botschafter am deutschen Hofe Herbette sieht seine Tage gezählt, nachdem er in Paris Gegenstand der Heftigsten Angriffe geworden und nachdem er sich in Berlin, gegenüber dem Schaiser, wie dem Kaiser und dem Kanzler, für die Beschselung der Ausstellung durch die Pariser Künstler verbürgt hat. Die „Vorsiche” schließt ihren resignirten Zeitartikel, wie folgt: Man werde an die Reise der Kaiserin seine erfreulichen Hoffnungen mehr knüpfen dürfen, sondern zufrieden sein müssen, wenn die neu aufgeglühten Leidenschaften sich allmälig wieder abkühlen und das edelmüthige Vertrauen in den ritterlichen Sinn der Franzosen wenigstens bei den hochsinnigen und geschildeten Männern jenseits der Vogesen gebührende Anerkennung findet. Das „Berliner Tageblatt” erhält ein Bariser Telegramm, wonach Graf Münster dem Minister Nikot erklärt Habe, dieser Versuch Deutschlands, fremdnachbarlich mit Frankreich zu leben, dürfte der le&te sein. Der Barijer „National“ erinnert die französische Regierung an ihre Pflichten und erwartet, daß diese bei der Abreise der Kaiserin erfüllt werden. Man werde in Deutschland aus dem Zwischenfall die unausweichlichen Folgerungen ziehen. Von Neuem sei man belehrt, wie ohnmächtig die versöhnliche Minderheit der Franzosen sei,punkt der Ankunft derselben Zeit lange wußte und dies auch schon im November 1887 an Felfins schrieb. Indem diese Unterlassung die Expedition beinahe zum Scheitern gebracht hätte, läßt Stanley seiner Erbitterung darüber an mehreren Stellen seines Buches freien Lauf. Aus Cafatis Sonderungen der betreffenden Vorkommnisse erfieht man unzweideutig, daß Stanley vollkommen Recht hatte. In Folge dieses unverzeihlichen Versäumnisses traf Stanley mit Emin erst vier Monate später zusammen, als er das zweitemal am Albertsee erschien. (29. April 1888). Cafati schreibt über dieses Ereigniß: „Die Müge in der Hand, begrüßte und Stanley gravitätisch. Der Besuch war von kurzer Dauer, aber herzlich". — — Ueber den erbarmungswerthen Zustand der Rettungsschaar selbst moquirt sich Cajati einigermaßen: „man unterfrüßte, so gut er fonnte, mit Schuhen, Leinwand, Tabak, Salz ıc. die Expedition, welche sie auf den Weg begeben hatte, ihm zu Hilfe zu eilen. Man tauschte die Rollen, ein unangenehmer und unsicherer Schatten legte sich auf die Freude.” Eine zweite Differenz ergab ei daraus, daß Emin wünsche, Stanley möge seine Provinz besuchen, um si dem Volke zu zeigen, was 2eiterer verweigerte. Emin, der dadurch seine bereit fast gänzlich untergrabene Autorität in seiner Provinz zu heben hoffte, war ganz niedergeschlagen. Bajati sagt: „Emin senkte sein Haupt und ergab si, dem Baufalle vertrauend, ohne die nothwendige Thatkraft zu finden, um den Ereignissen Trog zu bieten. Mehr als einmal sagte ich ihm, er solle ohne Nachhalt die Lage der Feuilleton, Cafati über Emin Pafda. Selten wurde ein Neisewert mit solcher Spannung erwartet, wie jenes von Cafati, welches eben in einer wahrhaft glänzenden Ausstattung bei Buchner in Bamberg erschienen ist. Nicht die Begierde, etwa noch Unbekanntes, Wichtige aus dem schwarzen Weltgeil zu erfahren war die Ursache der Neugier, denn alles, was Major Lajati in dieser Hinsicht bringen konnte, war schon lange vorher durch zahlreiche Artikel der geografischen Fahrschriften und die Werte von Dr. Junier, Stanley und Jephson dem gebildeten Publikum hattsam bekannt geworden. Ein einziger Punkt blieb aber beunter: die wahre Ursache der Feindschaft zwischen Stanley und Emin. Stanley drückte sich bekanntlich in seinen Publikationen mit einer solchen Schärfe und Bitterkeit über die Schwäche und Unentschiedenheit, ja Unfähigkeitsmind aus, daß der bis dahin so gefettete Ruf des Lebteren als Held und Administrator von Yequatoria in bedeutendes Schwanken trieth. Nein Schrei der Entrüstung durchtönte Deutschland, welches seinen berühmten Landsmann so verunglimpft und von seinen erhabenen Biedestal herabgezerrt sah. Eine Unmasse Streit- und Schmähschriften erfüllten den deutschen Buchhandel und widerhallten in den Tagesblättern, so daß wir hier nicht näher darauf einzugehen brauchen. Einer war sicher: Was Stanley und Sephion sagten, widersprach jenem, über was fi Emin nach seiner Genessung so bitter aussprach. Nur ein unparteiischer ehrenhafter Augenzeuge konnte hier Entscheidung bringen — Galati. Ueber seine Wahrheitsliebe konnte sein Zweifel herrschen, und wurde auch von Niemandem geäußert; seine Freundschaft für Emin, bei dem er fünf Jahre lang aufhielt, obwohl er Gelegenheit gehabt hätte fortzukommen, war sprichwörtlich geworden , al Italiener war er in Bezug auf Deutsche und Engländer als unparteiisch zu bezeichnen: Zu einem definitiven Sciedsspruche war also Niemand geeigneter, als eben Lafati. Dieser Schiedsspruch ist nun gefällt worden und — sagen wir e3 gleich — sehr zum Nachtheil Emind ausgefallen: Cafati mag es recht schwer geworden sein, seinen Freund so zu beurtheilen, wie er e3 that. Sehr bedeutsam ist also der Ausspruch, mit dem er entschuldigend sein Werk beschließt: Amicus Plato, sed magis amica veritas!(Plato ist mein Freund, doch mehr Freund ist mir die Wahrheit.) Hier fehlt der Plag, auf alle Streitpunkte des Breiteren einzugehen, die ja se jedem, der sich dafür intereffirte seit lange bekannt sind. Wir begnügen und also zumeist mit der Anführung einiger Zitate aus Casatis und Stanley’3 Werten insoweit sie geeignet sind, auf den Zwist und dessen Ursachen ein Licht zu werfen. Die erste Unzufriedenheit Stanley’3 mit Emin entstand bei Ankunft der Entlagerpedition an den Ufern des Albertjeed, (14. Dezember 1887) als man wahrnahm, daß Emin gar seine Anstalten getroffen hatte, mit der Wettungsschaar Kühlung zu bekommen, obwohl er den wahrscheinlichen Zeit- Sie zu ein halber Wogen Beilage.n Zür Abonnenten siegt Heute Ar. I des „„luftrirten Honntagsblattes““ bei.