Oedenburger Zeitung, 1891. Juni (Jahrgang 24, nr. 123-146)

1891-06-02 / nr. 123

-. Ordenlsurgerzeiknw Qrgansürgnlitik,xjnndkl,Industrie und Landmirtlsschaftsamie für soziale Intercism Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. Administration, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdruherei­­, Rommwalter & Sohn, Grabenrunde Di. Dasslatt erscheint tä­glich mit Ausnahme des auf einen Sonn-oder Feie­rtag folgenden Tages. Tram­merationS-Yreise: III-dio-Ganzjährig 10 fl.,Halbjährig 6 fl.,Vier­teljährig « . 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. Für Andwärts: Ganzjährig 14 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 Er. Ale für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. “­­ —­­sinferate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Vogler, Ball» fiihgasse 10, U. Oppelit, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schale, I., Wollzeile 12, R. Mofse, Geilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemer» gasse 12. In Budapest: Paulus GYy., Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. ®. Goldberger, Servitenplag 3. 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Und doc hatte Graf Apponyi in der trefflichen fachmännischen Exposition der großen Verwaltungsfrage dem rednerischen Schmude fast ganz entsagt, um das fachliche Raisonement um so ungestörter und nachdrücklicher wirken zu lassen; der Redner wurde duch den Staatsmann in den Hintergrund gedrängt, und beim Staats­­mann ragte hoch über Kritik und Zweckmäßigkeits- Erwägungen hinaus die goldene Lauterkeit des Charakters. Als Alexander der Held bewies er si na­­mentlich dort, wo er den verwideltsten Knoten in der Vorlage, das Beamtenwahlsystem dur die Schwerthiebe seiner Rede vernichtete. Graf Apponyi hat also an dem denk­­würdigen 30. Mai den Löwenantheil an der Ver­­theidigung der Vorlage für sich in Anspruch ge­­nommen und auch siegreich behauptet, wo gar deutlich in den erfreuten Mienen der erleichtert aufathmenden Negierungspartei zu lesen war und in den sich immer mehr verbütternden Zügen der Aeußersten Linken, deren Groll nur durch die ge­­waltige Logik des Nednerd im Raume gehalten wurde. E 8 mag für die Fanatifer der Komitats­­herrlichkeit auch recht bitter gewesen sein, zu hören, ja, förmlich­ zusehen zu müssen, wie ihre liebsten Suusionen zerstört wurden, wie ihr feurigster Aber­­glaube in Rauch aufging. Denn es wurde ihnen mit unwiderstehlicher Logik nachgewiesen, daß die Beamtenwahl nur nur sein wesentlicher Bestandtheil der Autonomie sei, sondern daß sie diese nur gefährdet und kompromittirt habe und daß das politische System, welches in der Meiter­­bewegung ein nußbares Recht der herrschenden Fa­­milien sehe und somit den Staat den Privatinteressen dienstbar machen wolle, nicht auf dem Boden der Demokratie, sondern auf dem der Feudalismus gewachsen sei. Mit diesem Nachweiß und mit der Erörterung, wie sehr Bretterschald-Interessen, Wahl­­kompromisse, das A­udrücken beider Augen seitens Derer, die in ihren Protestionskindern doch nicht sich selber desavouiren dürften, dem Staatsinteresse schon geschadet haben . Hatte Graf Apponoyi freilich den Komitatenjern den rothen Lappen im Kampfe um das Komitat gezeigt, und deren Ansturm von der Regierung ab und auf sich selber gelenkt. Graf Apponyi durfte dies beruhigt tun, denn einerseits war er, und vielleicht war er, dieser Aufgabe vollkommen gewachsen, andererseits erforderte er sein ritterlicher Sinn, von der Regie­­rung die Angriffe auf sich zu renken, welchen sie darum aufgeregt war, weil sie seine Farben trug. Nur der in Ungarn herrschende, besonders bei Bewegung von Amtsstellen durch Wahl zur Gel­­tung kommende Nepotismus habe so erläu­­terte Graf Apponyi seine Schwenkung in die Gefechtslinie der Regierungspartei, — dazu vermocht sie mit einer Vorlage zu identifiziren, welche von ministerieller Seite ausgeht. Er sei ein Anhänger des Ernennungsprinzipes geworden, weil er nicht wünscht, daß in Ungarn die öffentliche Moral auch in der Folge vergiftet werde. Von hier fand er dann sehr geschickt den passenden Uebergang, um jene traurige Erscheinung unseres öffentlichen Lebens zu geißeln, die nirgends ideale Ziele vorauslegt und Allem und Jedem schnöde, egoistische Beweggründe unterschiebt. Er wollte hiemit die gegen ihn dort gebrachten Anschuldigungen zurückweisen, als habe er die Reformvorlage unterfragt, weil ihm ein Mi­­nisterfauteuil in Aussicht gestellt worden war. Das war derjenige Theil der Ausführungen Appomyi’s, die es veranlaßten, daß man seiner Rede im Kampfe um das Komitat bereits erfolgreich ein über die rhetorischen Erwartungen hinausreichendes Interesse entgegenbrachte. Man hatte in den politischen Zirfeln fi allerlei Dinge erzählt, wie Graf Apponyi an den einzelnen Blättern, die er von dem Gejekentwurfe herablau­­fen wolle, mit Bezug auf den Ministerpräsienten das „Er liebt mich — oder nicht"erproben werde, um wenn das D Blumenprafel zu seinen Gunsten spricht, die Braut heimzuführen; man munterte da­­von, daß einflußreiche Aristokraten sich bereits be­­müht haben, den Grafen Apponyi mit der Ne­­gierung ganz und gar zu vermählen, und al Mit­­gift dem siegreichen Staatsmanne dann ein Mini­­sterportefeuille unverweilt zu er­wirfen. «Der Graf Apponyi scheint überhaupt von vorneherein schon auf die Lorbeeren eines aktiven Staatsmannes verzichten und sich mit dem Ruhmes­­franz den gottbegnadeten Redner begnügen zu wollen. Sonst wäre es unerklärlich, daß er heute all jene Schlachten aufzählte, in welchen troß seines Heldenmuthes sein staatsmännlsches Ansehen so tief verwundet wurde, wofür­ ihm nur der Bal­­am des Applauses seiner Genossen als Entschädi­­gung blieb. Er habe sich auch zum Kampfe um das Komitat nur deshalb eingefunden, weil er über­­zeugt ist, daß in diesem Falle der Sieg der Re­­· Feuilleton, „zum Tode verurtheilt —“ (Sortfegung und Schluß.) — Da müßte ich doch etwas davon gehört haben, sagte er, der Bräutigam wohnt wohl im Monde? Tom, der in der Nähe war. Hatte Anne laut sprechen gehört und war mit einigen Säßen mitten im Zimmer. — Was wollen Sie hier? frug er. — Das geht Sie nit? an! sagte der Schlangenmensch. — Mich geht’s wohl an, denn Anne ist meine Braut! — Viel Vergnügen zum Hochzeitstag! jagte Robert Höhnisch und ging. Zwei Tage später mußte Tom nach P­hila­­delphia — im Auftrage des Direktord und da er erst Spät Abends zurück sein konnte, wollte er selbst das Trapez festmachen, auf welchem Anne am Abend arbeiten sollte. Das unterließ er nie, ob­­wohl er gar nicht seine Sache war, denn Wilson war unser Arrangeur. Richtig fand er, daß eines der Seile an einer Stelle schon ganz durchgemießt war, und er nahm ein neues Seil und warf das alte Hinter ein Faß, daß er ja Niemand mehr fin­­den solle. Als er die dunkle Dachtreppe ( er u hoc) angebracht­e stieß er an den schwarzen Fo­­bert, welcher an einem Treppenablag lauerte. Er sdenn das Trapez,I­ wissen Sie,war sechzig »«legte dem aber keine Bedeutung bei,da er nur mehr wenige Minuten Zeit hatte und von Anne noch Abschied nehmen wollte. Aber nachträglich — als er zu spät war — da fiel ihm die Begegnung wohl ein. Er ging glücklich wie ein König weg und machte es möglich, noch während der Abendvor­­stellung zurück zu sein, denn er war in Allem flint und geschicht. Er kam gerade in den Zirkus, als sie den Sweet­home-Walzer spielten, das war die Musil für Anne’s Produktion. — Run, W­ilson, trug er unsern Arrangeur, ist Alles in Ordnung ? Hast Dir nachgesehen ? — Ach, Teufel, antwortete der, ob’ ja Heute wieder meinen Rheumatismus — und da hat der Schwarze Robert das Geschäft übernommen. Er ist doch ein ganz guter Kerl! — Was, Robert? Und Dur Haft ihn — — Er vollendete nicht, sondern stürzte wie ein Betrachter in die Manege und kam gerade hinein, als die Menge einen entjeglichen Schrei ausstieß — und mußte er noch ansehen, wie Anne von der Höhe zur Erde stürzte. — Herr, ich sage Ihnen, ich wünste, Sie mögen nie einen solchen Anblick haben ihn Ihrem Leben. Und, ich mußte es sehen — und was mußte erst der arme Tom fühlen! Können Sie sich das vorstelen ? Und er, der arme Kerl, stürzte hin — und hob sein kleines­ Liebchen auf, als wäre sie eingeschlafen und als wolle er, sie nicht nicht weden — so ruhig und stil — und sie that noch einen Athenzug und sah ihn noch einmal an — und dad war Alles. Und durch die schreienden Men­­schen ringsum,­­chritt er nach ihrem Heinen Zimmer dem Tisch lag ihr Hochzeitsfleid, an dem sie noch genäht hatte, und als er sie Hinlegte — wissen Sie — da fiel ihre Hand Hinunter und die Nadel fuhr ihr ing Fleiisch — aber sie fühlte nichts mehr — Herr! Und all ® der Doktor kam, Hatte er nichts mehr zu sagen ac — mach wir schon mußten — — Pröglich — wir standen Alle vor der Thür und meinten — sprang Tom Dennie bei und vor­­bei, stürzte sich, nachdem er vorher sich umgesehen, auf dem schwarzen Robert und schneller, als ich’s erzähle, stieß er ihm sein Messer ins Gerz, so Schnell, daß seine schwarze Seele auf der Reife war, bevor sie wußte, wohin es ginge! aber der Schuft hatte gar seine Seele — — Als wir vorwärts sprangen — denn wir wußten damals noch nicht, daß den Robert nur die gerechte Strafe ereilt Hatte — warf er das Messer weg und rief: — Ihr braucht mich nicht zu haften, Zun­­gen , holt den Konstabler ! Und dann ging er in Annes Zimmer und­ feßte sich an ihr Bett und nahm ihre falte, kleine Hand in die feine — und dort saß er, bis sie ihn abholten — und er konnte die ganze Zeit nicht weinen — 0,.Herr, dad thut weh — da rinnen die Thränen wie­ glühendes Eisen auf’s Herz! Und das ist die ganze Geschichte, Herr. Und morgen wäre sein Hochzeitstag gewesen! Er geht die ganze Zeit in der Zelle auf und ab, und seine ‚Augen glänzen, al freue er st auf etwas; und alle halbe Stunde fragt er, wie spät er ist, denn Anne wartet auf ihn, jagt er. Karl Lindau, und legte sie sanst auf ihr Bett — nebenan­­ auf

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