Oedenburger Zeitung, 1891. Juni (Jahrgang 24, nr. 123-146)
1891-06-02 / nr. 123
hierung eine Nothwendigkeit im Interesse Ungarns sei.Er wolle in der politischen Laufbahn keine andere Errungenschaft gewinnen,als daß Freund und Feind erkennen mögen,daß er die Integrität sein des jspolitischen Charakters vollkommen intakt zu erhalten,wjr statt den Ehabr.——Wahrlich,des Manne, der in einem so fritlichen Aagenblid gerade jenes Rostulat seiner Politik hervorhebt, das seine Possibilität nach oben in Frage stellt, nämlich die Unbeugsamkeit seiner staatsrechtlichen Gesinnung — einem solchen Manne sind persönliche Interessen und Strebungen fern, der Mann hörte nur auf das Gebot seines Gewissens und der lautersten politischen Loyalität. E. M. - J Dom Tage, O Allerföhrte Auszeichnung. Seine Majestät der König hat dem Wortrat dem Zriest Slorian Vouf anläßlich der von ihm erbetenen Verfegung in den bleibenden Ruhestand das Ritterfreug des Franz Josef-Ordens verliehen. Ihre Majestät die Königin begibt sich von Wien am 15. Juni nach Gastein und von dort nach FNHL zum Kurgebrauche. Ogusdemg Ministerium desgeukem Der im Ministerium des Aeußern in Verwendung stehende außerordentliche Gesandte Graf Kuefstein wurde zum Geheimrath ernannt;der demselben Ministerium zugetheilte außerordentliche Gesandte Baron Zwiednieks Suedenhorst erhielt das Großkreuz des Franz Josef-Ordens. zum Vizegespan des Eisenburger Stomifers an Stelle des zum Obergespan des Beleser Komitats ernannten Eduard Neisig, ist, wie man und um Steinamanger schreibt, der bisherige Obernotar des Eisenburger Komitats Dr. Anton Károlyi ausersehen. Dr. Karolyi erfreut in der vollsten Sympathie aller Bürger ohne Parteiunterschied und ist seine Wahl als gesichert zu betrachten. Obene Rechte. Zur Rechten wurden ernannt: Der Temesvarer Pfarrer Anton Wudy, der Lippaer Pfarrer Zosef Groß und der Werscheber Pfarrer Sebastian Henny. O Der Car in Moskau. Der Raiser, die Raifjerinin, sowie die Großfürstin Kenia sind am 29. Mai gegen 8 Uhr Abends in Moskau eingetroffen und wurden auf der Yahıt nach dem Kreml vom Bolfe mit lebhaften Jubel begrüßt. Die Stadt war festlich geschmückt. Der Czar wird aber aus Moskau bald nach Petersburg zurücfahren und dann nach dem Schlusse des Reichsrathes nach der Krim reisen, woselbst der Czar mit der Kaiserin und dem Prinzen Georg längere Zeit verweilen werden. Auf der Nachfahrt nach Petersburg wird das SKaiserpaar mit dem Thronfolge im Suli in Moskau zusammentreffen. O Ein Dementi. Der Abgeordnete Edmund Baranyi erklärte das Gerücht von seinem angeblichen Austritt aus der liberalen Partei für unbegründet; er habe weder vor dem Klubpräsidenten, noch vor sonst jemandem erklärt, daß er aus der Partei austrete. — Wir erinnern bei dieser Gelegenheit daran, daß der Abgeordnete Barandyi am 30. Mai auf sein Ersuchen vom Hause einen zweimonatlichen Urlaub erhielt, somit während der Verwaltungsdebatte oder wenigstens während eines großen Theiles derselben abwesend sein wird. O Ein Konflikt mit Ordensbrüdern. Man berichtet unterm 30. Mai aus Preßburg: Die entschiedene Haltung der Franziskaner gegenüber den von Rom angeordneten strengen Reformen wird nunmehr auch von den „Barmherzigen Brüdern“ eingenommen. Auch von diesem Orden verlangt Ordensgeneral Gafser die Nachkehr zur strengen Observanz, infolge dessen aus dem hiesigen Barmherzigen Sclostergestern sämmtliche Novizen ausgetreten sind. Im Falle die Kurie bei der Reformforderung beharrt, ist der Bestand des ganzen Ordens, welcher auf dem Gebiete der Krankenpflege Großes Ieisten, in Frage gestellt. Aufnahme in den Intendanzkurs. Das Verordnungsblatt für das f. u. f. Heer publiziert die Bestimmung, wonach die Eingaben über die die Frequentirung des Intendanzkurses anstrebenden Offiziere und Beamten alljährlich bis 15. Juli bei den Militär-Territorial-Kommanden einzulansgen haben und von septeren, nach vorheriger Prüfung derselben und nach Behrbung etwa darin vorgefundener Mängel, bis Ende Juli dem gemeinssamen Kriegsministerium mittelst eines Verzeichnisses vorzulegen sind. Später einfangende Gebäuche sind von den Militär-Territorialkommanden zurückumeiten. Überradung des russischen Chronfolgers. Der „Hamburgische S Korrespondent“ erfährt aus Athen, man halte dort die Verlobung de russischen Thronfolgers mit der Prinzessin Marie von Griechenland (geboren 1876) für eine längst beschlossene Sache. Die künftige Residenz des Fürsten Primas soll auch nach wie vor Gran bleiben. „Magyar Alam“ will nämlich Hohen Ort? die Mittheilung erhalten haben, daß die Regierung das Projekt der Verlegung des Primatialfißes nach Budapest in Anbetracht der mit dieser Verlegung verbundenen Schwierigkeiten fallen gelassen habe. O Beränderungen in der Honnedarmel. Der Feldmarschall-Lieutenan Emil Mufulin de Gonidje und der Oberst Baron Julius Cordon wurden auf eigenes Ansuchen pensionirt. Ernannt wurden: Der Oberst Paul Szemere zum Kommandanten des 3. Honvedhuparen-Regiments, der Oberstlieutenant Stefan Milanovich zum Kommandanten des 28. und der Oberstlieutenant Babolnay zum Kommandanten des 6. Honved-Infanterie-Regimentes. ZTransferirt werden: U Oberst Karl Reviczky zum 22., Oberst Gustav Gun zum 15. und Oberst Johann Bopovics zum 19. Honved-Infanterie-Regimente. Den Austritt aus dem Honved-Verbande wurde den Lieutenants Ludwig Szäanto und Kamillo Gabropics gestattet. Telegramme. Moskau, 1. Juni. Bei dem Besuche der französischen Ausstellung wurde das russische Kaiserpaar von dem gesammten Bersonaie der französischen Botschaft, den russischen Würdenträgern, sowie von den Spißen der städtischen Behörden empfangen und von einer zahlreichen Volldmenge jubelnd begrüßt. Petersburg, 1. Juni. Einige Blätter bringen die Mittheilung, daß dem Neichsrathe der Entwurf der Gründung eines medizinischen Instituts für Frauen in Petersburg zugegangen sei. Auf dem Imensee sind bei starrem Sturm 19 mit Holz beladene Barren gescheitert, wobei die gesammte Bemannung umgenommen sein sol. Charkow, 1. Juni. Im einer Kohlengrube bei Injowa fand eine Explosion schlagender Wetter statt, bei der ein Arbeiter getödtet und vier verwundet wurden. Genua, 1. Juni. Der Erzbischof von Turin, Kardinal Alimonda, ist gestern Nachts Hier gestorben. (Kardinal Cajetan Alimonda, geboren zu Senna am 23. Oktober 1818, war früher Bischof von Albengo und erhielt als solcher am 17. Mai 1879 den Purpur.) Meran, 1. Juni. Im Orte „Unser lieben Stau“ im Schwal3-Thale sind vier Häuser abgebrannt wobei fünf Menschenleben zum Opfer fielen. Frankfurt a. M., 1. Juni. Der südwestdeutsche Parteitag der Deutschgreifinnigen beschloß, der Erklärung der Vertrauendmänner beizutreten, in welcher die Negierung um die sofortige Aufhebung der Gertreidezölle ersucht wird. Pokal- Beitrag, Sokalnefizen. Herr Sindrid Grünwald, Beamter der hiesigen Hauptagentschaft, der „Ersten Ung. Allg. Allekuranzgesellschaft" hat sich Sonntag mit dem * Sonnadrichten. Seine f. u. k. Hoheit, der Herr Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este hat die Nacht zum Sonntag etwas unruhig und schlaflos zugebracht. Die Wiedererscheinungen traten stärker hervor, der Puls ging nicht ganz regelmäßig. Sonntag Vormittags trat eine leichte Besserung ein. Der Hohe Kranke genoß eine Stunde Schlummerd. Die Eltern des Herrn Erzherzogs weilten mit kurzen Unterbrechungen fast den ganzen Tag am Strankenbette.. Das Monarchenpaar und sämmtliche Mitglieder des allerhöchsten Herrscherhauses, die Chefs der obersten Hofämter, die Minister, die Aristokratie, der Klerus und die Generalität, ließen wiederholt Erfundigungen über da Befinden des erkrankten, Erzherzogs einholen. Hymen. Heute Vormittags führte der hiesige Bost- und Telegraphenbeamte Herr Anton Ebergardt die einzige Tochter Vilma des angesehenen Grundhesigers, Herrn. Sofef Kardos in Hoffizu»Pereßteg zum Traualtar. Wolfenloses Glück möge das neuvermalte Baar auf allen seinen Lebenswegen begleiten - anmuthigen Fräulein Therese Steinhardt in Wien verlobt. Der Wortdirektions-Beamte, Herr Aladár Menczel hat ei mit dem liebenswürdigen Fräulein Emilie Wulff, Tochter des hiesigen Zimmermalers Herrn Johann Wulff, verlobt.. * Todesfälle. Die Leiche der 63 Jahre alten Bahnbeamtenswitwe Frau Helene Wiedemann, geborne Steiner wurde gestern Montag unter zahlreicher Z Theilnahme, nach dem katholischen Friedhofe zu Grabe getragen. Der hiesige Schuhmachermeister Moritz Constant ist am legten Sonntag Mittags 12 Uhr gestorben. * Ein Heugieriger, erfucht ung bei der Stadtkommune anzufragen, wenn den endlich das Zepttoir längs der Fronte de3 Zintsseitigen Edhause der Elisabethgasse, (derzeit noch immer ohne Hausnummer) gegen den Szechenyiplag zu, vervolständigt und wieder hergerichtet ‘werden wird ? Indem wir dem Anfrager diese Gefälligkeit erweisen, geben wir gleichzeitig der Vermuthung Ausdruck, daß diese Feine Reparatur wahrscheinlich neben den projektirten großen Kommunalbauten übersehen worden ist, und erst dann an die Reihe kommen wird, wenn der Cyclus dieser großen Bauten abgeschlossen sein wird. * Feldpolizeiliches. Wir erwähnten vor einiger Zeit, daß bösewillige Leute auf dem Felde Schaden anboten. So wurden einigemal Weingärten dur) das Abschneiden und Zerstören von Rebenslöcken verwüstet, der Devastationen von Anlagen und Bäumen gar nicht zu gedenken. Sehr wo die Kirschen zu reifen beginnen, sind auch die Kirschbäume auf dem Felde und sonstigen zugänglicheren Orten ein Objekt dieblicher Angriffe. Die Sauner begnügen ss nicht damit das Obst zu stehlen, sondern sie reißen ganze Reite ab, um sich die Sache bequemer zu machen. Freilich werden derlei Feldfrevel immer verkommen, aber bei der Zunahme der Bevölkerung und insbesondere jener zweifelhafften Elemente, welche Eigentum und persönliche Sicherheit gefährden, sollte unsere eldpoligei in entsprechender zeitgemäßer Weise reorganisirt werden. Wenn es bei der Einfachheit früherer DVer Hältnisse vielleicht genügt hat, zur Arbeit nicht mehr recht geeignete Individuen, welche vielleicht besser im Armenversorgungshause untergebracht wären, oder welche die Arbeit überhaupt nicht eben schwärmerisch lieben, als Feldhüter aufzustellen, die jeden Bewohner der Stadt, der sich auf den Feldern zu tun machte, persönlich fannten, so kann Dies jegt bei der BZunahme der Bevölkerung und bei dem mossenhaften Auftauchen arbeitsschener Menschen nicht länger geschehen, denn selbst der bettelhaft geringe Gehalt ist hinausgeworfen, welchen solche Individuen beziehen. Welchen Eindruck muß er machen, wenn etwa gebrechliche, körperlich schwache und auch im Bezuge auf ihre geistigen Fähigkeiten, selbst nicht einmal auf jenem Niveau stehende Organe, welches dieser einfache Dienst erheirscht, als „beeidete” Sicherheitsorgane bei gerichtlich verhandelten Fällen auftreten, deren Angaben beweiskräftig sein sollen ! &3 ist so ziemlich bekannt, daß allerlei verzweifelte arbeiterscheue und gemeingefährliche Bursche ganze Nächte auf freiemelde zubringen. Unser Gewährsmann ist beispielsweise in der Lage sogar Namen zu nennen (Fr. und W.) von zwei Burihen, die ihr Nachtquartier auf den Dreitrimmeladern aufgeschlagen haben, ohne von den Feldhütern gestört zu werden. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn Diebstähle und boshafte Beschädigungen vorkommen. Am vorigen Samstage for einem im Weingarten arbeitenden Manne, sein während der Arbeit abgelegte3 Gilet jammt Uhr und Kette im Werthe von 15 fl, im eigenen Weingarten, während er in demselben arbeitete, abhandengekommen sein. Die Gauner feinen daher ganze Streifungen in eld- - und Weingärten zu unternehmen. Um das Uebel rechtzeitig an der Wurzel zu fassen, müßte mit der traditionellen, nicht mehr zeitgemäßen eldpolizeiwirthschaft entschieden aufgeräumt werden. Dedenburg hat eine ausgedehnte Gemarkung, viele Gelder, Weingärten, Waldungen u.. w., welche bei der Zunahme der Bevölkerung bei der Erschwerung der Existenzbedingungen, bei der Ausdehnung der Stadt, welche sich auch in Errichtung zahlreicher, außerhalb den Stadtmauern in Gärten, Löwern u. s. w. befindlichen Bauten geltend macht, strenger und in entschiedenerer Weise überwacht werden müssen als bisher. E38 müßte dur Einführung einer gut organisirten, aus lüftigen $lurfdingen bestehenden Feldpolizei abgeholfen werden. Greilich kostet auch diese Reform Geld, aber sie entschieden, denn der Anlaß zu einer Verwahrlosung des Sicherheitsdienstes nothwendig ist . N >