Oedenburger Zeitung, 1891. Juli (Jahrgang 24, nr. 147-173)

1891-07-01 / nr. 147

1.3nki1891. XXIszaHWH Zum gaiiiwotij, kzeikung | Megan für Politik, Handel, Industrie und Landwirkkraft, sowie für soziale Interessen, Einzelne Nummern Roffen 5 Kreuzer. Buhtruheri CE, Nommwalter & Sohn, Grabemrnde 2. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumera­tions:Preise: Für Loco: Gansjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 2 fl. 50 kr., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Gent e Ds Halbjährig 7 fl., Viertelj­ährig 3 Ale für das Blatt bestimmten ER mit Ausnahme von Infjeraten, Pränumerations- und Insektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administeation, Derlag und Infernienaufnahme: ,,Oedenburger Zeitung« Mit 1 Intiseginnt ein neues Manne­­ment auf die in den XXIV. Jahrgang getretene „Oedenburger Zeitung.“ Dieselbe Bringt jeden Sonntag: das Hinsiellte Sonntagsblatt‘. Pränumeratio­ns-Preise: Ganzjäh­­rig 10 fl. ‚Halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50 kr. toco Oedenburg; 9. 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Der Harte und lang­­dauernde Winter hat heuer den Anfang der Ernte etwas verzögert und dadurch der Landwirthsgaft, welche oc) immer die Hauptquelle des ungarischen Wohlstandes bildet, erhebliche Nachtheile zugefügt. Wohl hat der Sommer theilweise wieder gut ge­­macht, was der Winter und der Frühlingsanfang geschadet haben; die­ Körnerbildung unserer Haupt­­frucht ist reichlich, so daß wir auf eine gute Mit­­telernte zu rechnen haben. Aber leider, daß sich die Einholung derselben etwas verzögert. Dies ist nun schon an sich ein ziemlich ernstes Uebel, da hiedurc das wirthschaftliche Leben des Landwolfes eine eben­­so unerwartete als empfindliche Störung erfährt. Er ist für den Steingrund resiger, namentlich aber für den Bauer durchaus nicht gleichgiltig, ob er mit seinen Bodenprodukten vierzehn Tage später auf dem Markte erscheinen kann und also um vo später Geld zum­ feiner noth­­wendigsten Bedürfnisse, zur Tilgung seiner dringend­­sten Schulden erhält. Umso empfindlicher ist das Feuer, wo der vorhergegangene lange und strenge Winter nicht nur die­­ Vorräthe längst erschöpft, sondern auch in manchen Gegenden eine Theuerung hervorgerufen hat, die einen empfindlichen Noth­­stand zur Folge hatte. Die Ernte soll dieser schweren Beit ein Ende machen und so ist es thatsächlich eine Art K­alamität, daß dieselbe gerade heuer, wo man ihr im ganzen Lande mit solcher Gehnsucht entgegenblickt, erst nach Peter und Baul in Angriff genommen werden kann. In dem bekannten Sprichworte: „Hat der Bauer Geld, so hat er die ganze Welt“ liegt gol­­dene Wahrheit, obgleich es nicht ganz buchstäblich zu nehmen ist, da ja auch­ unser wirthschaftliches Leben bereits weit über den N Austausch von Boden­­und Werkstatt­ - Erzeugnissen hinaus gediehen ist. Indessen steht es unabänderlich fest, daß ein Noth­­stand in den ländlichen Bollstreifen empfindlich auf die Städte zurückwirkt und glänzende Ernte­jahre bei nicht allzu gedrücten Preisen zu einem sichtbaren Aufschwunge der Gewerbe führen. Auch Peteren steht ein mäßig gutes Jahr bevor, mit dem sie zufrieden sein müssen. Denn wie nicht alle Tage Peter und Paul ist, so kann nicht jedes Jahr ein brillantes sein. Unsere Negierung und das Parlament müssen bei ihrer Thätigkeit die ökono­­mische Lage sorgsam in Betracht ziehen. Jener seit Herstellung des Gleichgewicht im Budget in man­­chen Kreisen hereingebrochene Sanguinismus, wel­­cher schleunigst alle, durch die Situation der Staats­­finanzen an der Erfüllung gehinderten Wünsche be­­friedigen möchte und tausend Entwürfe schmiedet, die an sich Hoch­amerkennenswerth sind, deren Durchführung jedoch namhafte Geldmittel erfordern würde — jener Sanguinismus verliert durch den voraussichtlichen Ernte-Ausfall vollends sein Recht. Andererseits sind wir doch nicht mehr zu jener grausamen­­ Finanzdiktatur verurtheilt, welche selbst das Nothwendigste aus Furt vor dem Defizit zurückstellen und die auf die Nation drühenden Lasten fortwährend steigern mußte. Keine neuen Steuern, aber auch Fortdauer jener Spartamtleit, der wir die Dpeiterung der Finanzlage danken; seine überängstliche Lauferei, wo es nicht Schaf­­fung neuer Beamtenstellen, sondern Lebensbedürf­­nisse der Nation gilt, dagegen leider als­ch feine Herablegung der Steuern; das ist die Mah­­nung, welche von den Aderfeldern in der Heurigen Erntezeit zu ung herüberschallt. Die Zeit um Peter und Baul ist eine der mühseligsten Arbeit, in welcher der Schweiß aus allen Poren dringt und die Knochen von Hunderttausenden unter der Anstrengung finden; aber sie ist auch eine Heit der Frölichkeit, in welcher der Land­mann den Lohn seiner Mühen in den Scheuern aufhäuft und der reichlich mit Eisen und Trinken versorgte, für diese Frist wenigstens gut bezahlte Arbeiter nach gethanem Werte die Bolfslieder aus gehobener Brust ins Weite erschal­­len läßt und der Zigeuner fleißig die Fieber streicht. Zum ersten Male seit den Skuruczen­­kämpfen aber ist sie eine Zeit sozialer Gefahr für Ungarn ihre Agitatoren und soz­ialistische Schlag­­wörter. Wie nun, wenn ein G Strife plöglich in den Tagen, da die goldenen Mohren schwer an den Halmen hängen, schuldist, daß die Sensen nicht geschwun­­­­gen werden oder daß von den Maschinen nieder­ Ungarn. In den meistgesegneten Ebenen des Sü­­dens sind die Dörfer mit Soldaten und Gensdar­­men vollgepfropft, unter deren Schuße die Ernte vollzogen wird. Die unzufriedenen Arbeiter haben dort, wie wir leider in der Vorwoche vernehmen­­ mußten, selbst in dem sonst so r­oyal gesinnten­­­­ Feuilleton. Der Marquis und sein Kapitän. Na dem Französischen des Delahaye. Am 15. Januar 1797 befeßte eine franzii­­che Divivision vom Armeekorps des Marschalls Masjena nach der Schlacht bei Rivoli die Zitadelle von Mantıra. Einige Offiziere hatten die Begün­­stigung erlangt, in der Stadt einquartirt zu wer­­den. Unter dieser Zahl befanden sich an Kapitän Baptiste und sein Privatdiener du Loup. Die guten Bürger und Krämer, durch die Neugierde an die Schwelle ihrer­­ Ihore getrieben, betrachteten mit Erstaunen diese zwei französischen Soldaten, von denen einer, der Kapitän, den Z­or­­nister und das Gewehr des andern, feines Unter­gebenen, trug. Sie zogen daraus den nach ihrer Meinung logischen Schluß, daß der einfache Soldat in der Schlacht verwundet worden sei und sein Ka­­pitän, eine mitleidige Seele, ihm die Mühe erspare, seine Ausrüstungsstück zu tragen. Daher begleitete sie die allgemeine Sympathie auf ihrem Wege und sie gewannen Aller Herzen. Die zwei Franzosen blieben vor einem Haufe von hübschen Aussehen stehen. Hier ist er­ sagte der Kapitän, seinen Quartierzettel zu Rathe ziehend. Er brauchte nicht einmal den schweren, Flu­­pfernen Hammer zu heben, der die Pforte verzierte. Diese öffnete sich wie von selbst und eine reizende Boje empfing die beiden Ankömmlinge mit einem graziösen Lächeln, indem sie voll reude rief: — Madame! Madame! die Franzosen! Meine Landsleute! Welches Glüd! ja Sie die Güte einzutreten, meine Herren! 0 Behn Minuten später waren Kapitän Bap­­tiste und Füsilier du Loup UUIEBeN. prächtigen Appartement RAN: ’--­­. — € 3 sceint, daß wir hier sehr gut aufge­hoben sind, sagte nach einer Weile der Kapitän. Was sagen Sie dazu, Herr Marquis? — Geht gut! erwiderte maschinenmäßig der einfache Soldat. — Sollten der Herr Marquis ermüdet sein? ach, e8 war ein rauher Tag! — %a, diese braven Oesterreicher haben sich tapfer geschlagen ! Um so größer ist das­s Verdienst, sie besiegt zu haben. Aber der Herr Marquis haben si tüchtig gehalten und in meinem Rapport . ... — In Deinem Rapport, mein lieber Baptiste, wirst Du sein Wort von mir erwähnen, wenn Du mir einen Gefallen erweisen willst. Und aus diesem Anlaß muß ich Dir ausstellig bemerken, daß Du nicht aufhört, mich bei jeder Gelegenheit mit „Marquis“ zu tituliren was ich Dir doch schon mehrmals untersagt habe und das eben so ehr der Disziplin als dem Gefege zuwiderläuft. — Sehr richtig, Herr Marquis, aber mit aller Achtung vor der Disziplin, dem Geieg und dem Heren Marquis selbst werde ich doch nie den Respekt vergessen, den ich dem Sohne meiner alten Gebieter Schuldig bin. Der Herr Marqui wird für mich stets der „Herr Marquis“ bleiben. — Aber noch einmal es gibt seinen Marquis mehr, seit der Konvent die M­odelstitel abgeschafft hat. Wir haben nur mehr „Bürger“, die vor dem Gefege gleich sind, und noch mehr, was uns Beide betrifft, Soldaten, welche der militärischen Hierarchie unterstehen. Nun bist Du mein Kapitän, ich bin erst einfacher Soldat, folglich muß ich Dir saluti­­ren und Dir steht es zu, mir Befehle zu ertheilen ; meine Pflicht aber ist es, zu gehorchen. — Das werde ich nie zugeben, Herr Mar­­quis. Was schere ich mich um den Konvent, die militärische Hierarchie und alle die Thorheiten, die jet Mode sind. Kann das Alles das Blut verän­­dern, das in unseren Adern fließt? Sie,der Ab­­sümmling so vieler glorreicher Ahnen — Sie, der Herr und Gebieter von fünfzig Ortschaften — Sie, der gebildete Geist, der vollendete Gentlemann — Sie wären Meinesgleichen, der Untergebene des Sohnes Ihres Pächter? Jean Claude! was für ein Unsinn! Die Zufälligkeiten des Schlachtfeldes haben mich zu Ihrem Kapitän gemacht, der Teufel sol mich holen, wenn ich weiß, wie, aber ich bleibe nicht odestoweniger Ihr Diener... und ich rühme mich dessen. Und wenn ich General werde — denn in unseren Zeiten ist Alles möglich — werde ich meinen größten Stolz darein fegen, Ihre Gnade zu verdienen. Unter diesem Gespräch vollendete Baptiste die Toillette seines Gebieters,den er im Namen de­­s,­selben Disziplin,die er so ebenso gering geachtet, genöthigt hatte,seinen Willen zu erfüllen.­ Sie hatten kaum ihr Geschäft vollendet,als ihnen ein leises Pochen an der Thüre die Gegen­­­wart einer dritten Person kundgab.Es war Flo­­rine,die Zofe,welche von Seite ihrer Gebiete nun den Kapitän verständigen sollte,daß sich diese ein Vergnügen daraus machen würde,vor der Speise­­stunde den Besuch des Kapitäns zu empfangen —Ganz gut.Ich werde erscheinen,sagte der Kapitän, aber meine Schöne, eine einfache Trage, bei wen sind wir hier? — Bei Signora Ermina R­ofetti, erwiderte Jorine. Signora Rofetti­ rief der Marquis schwär­­merisch. Die berühmte Sängerin, von der Italien schwärmt und die vor einigen Jahren in Paris so große Triumphe gefeiert hat ? — 6Gie selbst, und gerade von diesem ihrem Aufenthalt in Paris datirt si mein Eintritt in ihren Dienst. (Fortlegung folgt.) Zu­r EEE au­s. --': “ =

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