Oedenburger Zeitung, 1891. September (Jahrgang 24, nr. 198-222)
1891-09-01 / nr. 198
Yienstag,-1.Heptemöer 1891. XAIV. Ialrgang. Ar. 198. edenburger Deitung. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für Foziale Interessen, Einzelne Nummern offen 5 Kreuzer. Administeation, Dering und Inseratenaufnahme: Buhhtenkerei &, Rommalter , Sohn, Grabeneunde 121. Das Blatt ee täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Prämmerations%reife: Für Loco: Garsjaßrig, 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 0 fl., Monatlich 1 fl. Für Answärth: "Gauen 1 „arleiäbeig 7 fl., Biertel» jährig 3 Ale für das Blatt tar bangen mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. — Inserate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Vogler, Wale Aichgasse 10, U. Oppelif, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1 Wollzeile NR MosseSetlerstatterM Dukas Riemersgasse I zu Budapest: Paulus Gy., Dorotheagasse 11, Leop. Lang,Sifellaplag 3, U. 8. Goldberger, Servitenplag 3. Infertions:Sebübßren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zwei, 15 fr. für die drei», 20 fr. für die bierspaltige und 25 fr. für "die durchlaufende Petite zeile erelasive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, Angenehme Aussichten für die Steuerzahler ! Dedenburg, 31. August. Die Beiten werden stetig Härter, d. h. «3 wird immer schwerer mit dem Einkommen, desen man sich erfreut, das Auslangen zu finden. Thatsächlich läßt er beinahe auf jeden Steuerträger der obige Ausspruch anwenden, denn der Bemittelte steht in Verhältnissen, die von ihm relativ, im Hinblick zu seinen Einkünften, ebenso unerschwingliche Leistungen fordern, wie der Sorgenbelastete, welcher nicht weiß, wie er selbst die bescheidensten Ansprüche an die Genüsse des Lebens befriedigen künne. Nächst der fortwährenden Steigerung der Lebensmittelpreise ist die Hauptursache, daß die finanzielle Bilanz der meisten Familien mit einem Defizit abschließt, die von Jahr zu Jahr drühender werdende Steuer. Die Kommunen erhöhen fortwährend den Perzentualfaß, welchen sie von den Staatssteuern der Bürger einheben und der Staat steigert erst recht mit jedem „jungen Jahr“ seine Ansprüche an die Steuerkraft der Staatsangehörigen. Dazu kommen noch die indirekten Steueln, die uns jeden Bilfen, den wir effen, jeden Schlud, an dem wir und laben möchten, ganz exorbitant vertheuern, denn man kann fühn behaupten, daß die wirfligen Erzeugungskosten eines jeden Konsumartikels nur ein Drittel, oft gar nur ein Viertel dessen ausmachen, was der Konsument dafür bezahlen muß, die anderen zwei Drittel, beziehungsweise drei Viertel der Breite 8 summiren fi, 6i3 der Artikel in die Hände seines Abnehmers gelangt, vermöge allerlei Steuertiteln. ‚Buerst muß das NRohprodukt besteert, verzollt, mit allerlei Stempelauslagen belastet werden, dann ist das Necht auf seine Verarbeitung an eine Steuer gebunden ; ist aber endlich der Verbrauchsartikel für den Konsum so weit reif, dann kommt erst noch die Verzehrungssteuer, die Steuer für den Geschäftsbetrieb des Beiläufers, der jede Ankündigung, jede Neflame für sein Geschäft noch extra versteuern muß. Mit einem Worte auf diese Weise muß von Allem, was der Mensch genießt, das Doppelte, Dreifache, ja mitunter sogar das Vierfache, an den Staats- und Kommunaljädhel abgetreten werden Wir wollen mit diesen Ausführungen nicht etwa gegen das Steuerwesen ankämpfen, denn wir wissen recht gut: der Staat ebenso wie die Stadtvertretungen fordern nicht mehr, als sie unbedingt haben müssen, um ihre eigenen Auslagen zu decken und es ist eine zwar allerdings schwere, jedoch unabweisliche Bürgerpflicht, si in’3 Unvermeidliche mit Geduld und Loyalität zu fügen. Dagegen aber darf man doch seine Stimme erheben, daß nicht unnöthiger Weise das sauer erworbene Kapital der Steuerträger zu unfruchtbaren Zwecken hinausgeworfen werde. Solches scheint indeß der nächsten Delegationssession nahe gelegt werden zu wollen, denn der Reichs-Kriegsminister hat bereits seine Fühler ausgestrebt, welche Aufnahme eine Mehrforderung von 16 bis 18 Millionen für angebliche neue Heeresbedürfnisse finden würde. Acht Millionen sollen nach Ansicht des Feldzeugmeisters Baron Bauer von dem zu fordernden Mehrleistungen auf das Ordinarium entfallen. Das Extraordinarium würde nach einiger Zeit geringer werden, das Ordinarium dagegen entsprechend der Erhöhung des Friedensstandes langsam steigen. Angenehme Aussicht für die Steuerzahler! Diese fühnen nun einmal nicht anders: sie müssen ihren Vertretern im geießgebenden Körper, den Abgeordneten, energisch zurufen: Bewilligt feinen Groschen mehr als ohne dem schon für das Heeresbudget eingestellt ist. Nein, feinen Groschen ! E3 wird uns schwer, das harte Wort auszusprechen, aber der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, müssen wir wohl oder übel uns dazu verstehen. E3 ist nämlich eine offenbar vom Reichsfriegeminister inspirirte Broscüre erschienen, deren Wutor sagt: „Weil der Frieden wahrscheinlich noch eine Zeit lang halten wird, gerade darum muß Oesterreich- Ungarn die Zeit angnüßen, seine Rüstungen so weit zu vollenden, daß Feine der feindlichen Mächte ihm gegenüber irgendwelchen Vorsprung haben wird. Die augen=brieflichen Leistungen unser der Armee genügen nicht, es bedarf neuer Summen, um sowohl den Stand der Offiziere und Unteroffiziere, als die Diantität unserer Waffen zu erhöhen. Sechzehn bis achtzehn Millionen, meint der splendide Bro- Hürenschreiber, müssen mehr als bisher präliminirt werden , denn es sind 2000 Berufsoffiziere der Substern-Chargen mehr einzustelen. Es muß eine Erhöhung der Dienstprämien für brauchbare Unteroffiziere plaßgreifen und eine Vermehrung des Mannschaftsstandes der Friedenskompagnien auf das Minimum von 100 Mann bewerkstelligt werden. Neue Kavallerie - Eintheilungen sind vorzunehmen, bei der Feld-Artillerie die Batterien vom verminderten Friedensstande auf den normalen Stand zu erheben, je einen Offizier mehr der Batterie zuzutheilen, endlich das Material der Trainferenzen zu vermehren und das Fouragewesen zur verbessern. Schöne Aussichten für die Steuerträger! — Wie? Sind wir denn nicht Schon seit Jahren kriegsbereit und bleiben wir es nicht auch ohne Erhöhung unseres Heeresbudgets? Nicht auf die Summen, die hinausgeworfen werden, nicht auf den Wettkampf mit anderen Staaten in der Aufstellung einer möglichst großen Friedensarmee kommt es im Kriegsfalle an, sondern auf die militärische Erziehung des ganzen Volkes und auf die Vorbereitungen für den Fall der Mobilisirung. Alles Andere Feuilleton, Die Freiheitskampf-Ausstellung. Bon Robert Tabori. Die Erinnerungen an die Historisch-denkwürdigen Ereignisse werden treu im Gedächtniß der Nationen bewahrt, denn sie sind es, welche gewissermaßen die Phasen der nationalen Entwicklung repräsentiren. Da nach und nach, im Verlaufe der Jahrhunderte, verschwindet troß alledem eine oder die andere Erinnerung, manc) Historisch-denkwürdiges Faktum fällt der B Vergessenheit anheim; hierdur entsteht eine unausfüllbare Lüde, nicht so sehr in der Entwicklung — denn diese ist von einzelnen Ereignissen unabhängig — sondern im nationalen Bewußtsein. Wie wäre e3 Beispielsweise, wenn das ganze Zeitalter Naróczy’8 in der Geschichte Ungarns, oder Tel’3 Jahrhundert in der schweizerischen Geschichte fehlen würde? Gewiß wäre das nationale Bewußtsein in den beiden Nationen nicht zur Hälfte entwickelt, denn es würde nicht durch das Andenken an ein mächtiges Zeitalter gekräftigt, das für dem internationalen Fortschritt von weittragender Bedeutung war. Denn das nationale Bewußtsein tritt nicht urpröglich zutage, sondern e3 wird erst im Laufe langer Jahrhunderte ins Leben gerufen; überdies hält dieses Bewußtsein nicht immer Schritt mit der Entwicklung eines Boffed in materieller, kultureller oder sonstiger Beziehung. Wenn nun das nationale Bewußtsein große ‘ Völker umzugestatten, zu kräftigen und auf die Bahn des Fortbrittes zu senfen vermag, um wie viel mehr ist die8 bei seinen Völkern der Fall, at würden IR selbst geographisch nicht bestehen künnen ohne nationales Bemwußtsein. Sie würden von dem Strome der um sie wogenden fremden Bölferschaften verschlungen, durch den bloßen Willen mächtigerer Nachbarn diesen einverleibt und müßten vom Erdboden verschwinden, so daß auch nicht einmal ihre Name der Geschichte überliefert würde. Nur das Nationalgefühl konnte er bewirken, daß das ungarische Wort von der Beschmelzung mit türkischen oder deutschen Elementen bewahrt blieb. Und deshalb hat Ungarn diesem Gefühl vielleicht mehr zu verdanken, als irgend eine Nation der Welt! Derjenige also, dem das Wohlergehen und der Fortschritt des ungarischen Vaterlandes und der Nation wirklich am Herzen liegt, der wird gewiß zugeben, daß Hiezu nichts geeigneter ist, als das Andenken am Historisch wichtige Ereignisse. Unter allen geschichtlichen Ereignissen finden wieder insbesondere diejenigen, welche die Nation im Kampfe um ihre Rechtedarstellen. Es sind Dies die Ereignisse der Nalóczy-Epoche und des Treiheitskampfes. Beide Kämpfe hatten einen entschieden nationalen Charakter; die Theilnehmer an denselben wurden ausschließlich von nationalen Gefühlen inspirirt und deshalb weden die Erinnerungen in und Epigonen das gleiche Gefühl. Doch vor allem der Freiheitskampf! Belebend und begeisternd zugleich pulfirt sein Andenken im Körper der Nation. Künstler und Dichter schöpfen Begeisterung aus ihm und die Seele des Kindes erwärmt sich, wenn der Lehrer, um die patriotischen Gefühle zu weden, von den Ereignissen des Freiheitskampfes spricht. Er war denn al ein ausgezeichneter Gedanke des Neicdtags - Abgeordneten Ludwig Hentaller und Adalbert Farner alle, in Ungarn noch vorhandenen, an die glorreichen Ereignisse des Jahres 1848 erinnernden Reliquien zu sammeln und in einer Ausstellung zu bereinigen. Jahre sind verstrichen, seit diese Männer in ihrer Art unschägbaren Werth befigende Dokumente, Bilder, Medaillen zc. zu diesem BZmwede sammeln. Nım erachteten sie die Zeit für genommen, die Ergebnisse ihrer Sammlungen dem ungarischen Publikum vorzuweifen. Vielleicht nahmen sie an, daß gerade jet die Nothiwendigkeit besteht, um den Geist und an das Gefühl der Nation zu appelliren ? In einigen Sälen der Redoute sind zirka 4600 Gegenstände zur Schau gestellt, welche bisher gesammelt werden konnten, doch bietet die Ausstellung noch lange sein vollendete Bild, denn wo immer treffen neue Gegenstände ein. Das Comite, welches aus den Neichdtags- Abgeordneten Ludwig Hentaller, Graf Gabriel Károlyi und Dyonis Bazmändy, ferner Adalbert Farner zusammengefegt ist, hat esst angelegen sein lassen, jeder einzelnen Gruppe einen besonders hervorragenden Mittelpunkt zu geben, welcher geeignet ist, das Interesse des Besuchers zu fesseln. Die Gruppirung zeigt von gutem Geschmach, sowie von Sachenntniß und Vertrautheit mit den historischen Ereignissen. 3 ist seine leichte Aufgabe, Gegenstände von historischem Interesse in einer Weise zu ordnen, daß feiner der Gegenstände von einem anderen zurückgedrängt werde, sondern daß sie vielmehr sich gegenseitig ergänzen. &3 künnen folgende drei Haupt-Gruppen unterschieden werden: I. Portrait-Gruppe. II. Waffen-Gruppe. III. Gruppe der Insignien, unter welche auch diesen, Dokumente und Fahnen zählen. (Schluß folgt:) a A a2»t:.-Hs,..-s««.»4».· "—«7.-x ..-«-"....«-.«»-..s A »-...«-".Ks-.«s «-««-D«-. .-.-..».. « . »s. »i-..«-.w.«.-«.JJ«.3-«-«.--.«s2..-«--M1-H·.k«»..·..-.-cs-»-«sp «... EN eslie De , SS: Be «-«-.-.-.--.- x