Oedenburger Zeitung, 1891. Oktober (Jahrgang 24, nr. 223-249)

1891-10-01 / nr. 223

ki E EARTRTE­­ B erst der Regierung entgegenhielt, mit großer Be­­geisterung und innerem Vertrauen ergreifen zu können. Die „Unabhängigkeitspartei” würde eine viel zu große Naivetät befinden, wenn sie nicht so handeln würde. Eine Partei, wie die Unabhängig­­keitspartei, welche jüngst urbi et orbi ihre Kraft und Fähigkeit bewiesen, welche auch allein selbst­­ständig zu handeln im Stande ist, welche ihren Zweck in fi trägt und diesem unter allen Um­­ständen treu bleibt, kann seiner andern Partei als Mittel dazu dienen, damit­­diese ihre zerrüttete Sache, ihre verschwendete Popularität neuerdings zusammenfliche. Die „Unabhängigkeit“ = Partei bedarf der Borscht. Sie ist heute die einzige Partei in Un­­garn, welche ihren S Kredit nicht verspielt hat. Sie befolgt eine gerade Politik und schweikt nicht­ her und hin­ab. Sie hat also Kredit. Dieser Kredit dient aber nicht­ dazu, um mit demselben der be­­drängten Lage anderer Parteien abzuhelfen — eben fest vor den Wahlen. Wir sind nicht geneigt, unseren Kredit auf diesem Wege abzuwägen. Jede Partei soll aus eigener Kraft bestehen wie sie kann, um politische Prinzipien darf man nicht feil­hen. Die Unab­­hängigkeits-Partei geht den Wahlen mit Vertrauen, stolz entgegen, sie unterstüßt aber seine andere Partei, unter welchem Namen oder Titel immer diese ihr Ideen oder politische P­rin­­zipien anbietet.“ Jung den Antrag gestellt, dem angegriffenen Sekre­­tär volle Genugthuung zu geben und die Demis­­sion RetHy’3 anzunehmen.­­ Das Berat­ungs - Programm der am 3. Oektober beginnenden Sitzungsdperiode de Abgeordnetenhauses ist Folgendes: Regelung einiger Angelegenheiten der Naab-Ebenfurter Bahn und Konzessionirung der Bizinalbahnen Hermannstadt , Rothenthurm und Telez - Fogaras. Diese haben bereits den Kommunikations-Ausschuß passirt und können für Montag auf die Tages­­ordnung gestelt werden. Mehrere auf dem Zirche des Hauses befindliche Vorlagen, wie die über die Modifikation des Lehrerpensiond - Gejeges, über einen Nachtragskredit von einer halben Million für das Landesvertheidigungs-Ministerium, über die Strafbestimmungen in Angelegenheit der Zerstörung der Grenzzeichen, werden gleich zu Beginn der Session in den betreffenden Sachkommissionen zur Verhandlung kommen und auf Grund der Aud- Schußberichte wahrscheinlich noch im Monat Oktober auch im Plenum des Hauses verhandelt werden. Die Beratdung über das nächstjährige Budget wird im Hause heuer schwerlich mehr begin­­nen. Denn abgesehen von der Delegationssession, welche kaum vor den ersten Tagen des Dezember zu Ende sein wird, gelangen auch einige solche Vorlagen auf den Tisch des Haufes, deren finan­­zielle Wirkungen es nöthig machen, daß sie noch vor der Verhandlung de Budgets Gesecheskraft erlangen. Aus allen diesen Gründen wird die Regierung Indemnität für das I. Quartal des nächssten Jahres verlangen. . Vom Tage. © »vom Allerhöhsten Hofe. Wie aus Sicht geschrieben wird, gedenkt die Erzherzogin Marie Balerie den größten Theil des Win­­ters in Wien zuzubringen. Das angekündigte fr­e­u­­d­ige Ereigniß dürfte im Februar ein­­treten. 3 ist der Wunsch der kaiserlichen Eltern, daß die Erzherzogin ihre Niederkunft in der Hof­­burg erwarte. — Frau Kronprinzessin - Witwe Stefanie ist aus Karwin, wo sie zum Besuche des Grafen und der Gräfin Qaritsch weilte, nach Lorenburg zurücgekührt. O­berleitungen. Der Monarch hat dem Bezirkshauptmann in Prag Georg Dörfl das Ritterkreuz des Franz Josef- Ordens und dem Fabriksdirektor Franz Stingl in Wimpassing das goldene Verdienstfreug mit der Krone­ verliehehen. O Bedienschaftsberichte. Am 25. d. sprach Lea Polönyi zu seinen Wählern in Hajdu- SzobofLlo und erklärte, daß es Aufgabe der O­pposition sei, schon in den nächsten Tagen einen Berichtungsk­rieg gegen den Honved­­minister Baron Geza Kejerpáry zu beginnen, welcher der Vertreter eines renktionären Geistes in der Regierung und eines der stärksten Hindernisse für die Realisirung der nationalen Aspirationen ist. Der Abgeordnete Ludwig Holle sprach inYyel­­egyháza von den besorgnißerregenden Wölfen am Horizont der auswärtigen Bolitis und von den dem Sturm vorangehenden Nationalitäten Bewe­­gungen. Wenn die Heeresauslagen schon die öffent­­lichen Einkünfte verschlingen, so sollte dafür der gemeinsamen Armee dem wenigsten ein nationaler Behalt eingeflößt werden, bevor sie auch organisch selbstständig gestaltet wird. Von der parlamen­­tarischen Lage sprechend, erklärt Redner, er jede den Fall derregierung und ihrer Barteipo­ams und blide vertrauensvoll der Wendung entgehen, welche Apponyi and Ruder bringen wird. E38 trennen ihn von diesem zwar prinzipielle Differenzen, aber er hegt Vertrauen zu Apponyi und sympathisirt mit der nationalen Politis desselben.­­ Im Lause der Magnaten findet Die erste Siburg nach den Sommerferien, ebenfalls wie im Abgeordnetenhause, am 3. Oktober statt. O Wahlbewegung. Die Raaber „Unab­­hängigkeits­-Partei beginnt zeitlich ihre Wahlagita­­tion. Wie nämlich aus Raab geschrieben wird, hielten die dortigen Anhänger der Unabhängigkeits-­partei am 27. d. eine starf besuchte Versammlung, als deren Resultat der Beschluß enunziert wurde, daß für die nächstjährige Deputirtenwahl der haupt­­städtische Advokat Karl Eötvös als Kandidat der genannten Partei nominirt wird. O Bur Affaire Wetly-Steinader. Der Disziplinar-Ausschuß der Budapester Handels- und Gewerbekammer hielt am sechten Weontag eine Sagung, deren Gegenstand die Beurtheilung der Anklagen bildete, welche Desider REethy in seinem an den Kammer-Sekretär Edmund Steinader gerichteten Demiffiong-Schreiben erhoben hat. Nach Verlesung dieses Schreibens verhandelte der Aus­­schuß die in Nede stehenden Auflagen einzeln und fand, daß sie jeder Grundlage entbeh­­ren. Der Ausschuß hat daher der Generalverfamm- Majestät der Kaiser Franz Josef schenkte dem Regimente einen silbernen Tafelauflag. Bei der Parade verlag der Regimentskommandeur Schmeling ein Handschreiben des Kaisers, worin derselbe sein Hohes Interesse an der verbündeten Armee, ins­­besondere an seinem Husaren­-Regimente bekundet. Telegramme, Petersburg, 30. September. Um 10 Uhr Vormittags sind das russische Kaiserpaar, das grie­­chische Königspaar, sowie die Prinzen und Brin­­zefsinnen mit demselben Zuge, mit welchem die Leiche der Großfürstin Alexandra überführt wurde, hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe waren die höchsten Hof und Staatswürdenträger anwesend. Der Sarg wurde vom Kaiser von Rußland, vom König von Griechenland, von dem Prinzen Wal­­demar von Dänemark und Georg von Griechenland, sowie von den Großfürsten Paul, Konstantin Die­mitri gehoben und in die P­eter-P­auls-Kathedrale übertragen. Eine große Menschenmenge wohnte der Uebertragung bei. In den Straßen bildete das Militär Spalier. Morgen findet die Beerdigung statt. Mom, 30. September. Die „Opinione“ er­­klärt, der Besuch des Königs von Rumänien habe den alleinigen Zweck, dem Könige und der Königin von Italien den Dank für ihre Theilnahme anläß­­lich der Krankheit der Königin von Rumänien aus­­den einen politischen Zweck habe der Besuch nit. Budapest, 30. September. Der klerikale „Magyar Allam“ verhöhnt die Po­­litit Apponvy’s an leitender Stelle und spricht derselben jede Berechtigung für die Zw­kunft ab Die Partei Apponyi’s dürfte daher bei den nächsten Wahlen der Unterstüßung der Kleinfalen nicht theilhaftig werden. In der Heutigen Plenarfigung der Budapester Handels- und Gewerbekammer, welche ziemlich stürmisch verlief, zeigte Präsident Baron Koch­­meister seine Demifjssion an. Dieselbe wurde mit Bedauern und unter Anerkennung der zahlreichen D Verdienste Kochmeister’s zur Kenntni genommen und zur Neuwahl des Präsidenten ein zehngliedriger Ausschuß entsendet. Die Neuwahl erfolgt in der nächsten Monat stattfindenden Gene­­ral-Versammlung. Hierauf wurde die Abdankung des S Konzipisten Net­hy, dessen Vorgehen miß­­billigt wurde, einfach zur Kenntniß genommen. Bari, 30. September. Der Bauer Chieppa feuerte nach einem heftigen Streite mehrere Nevol­­verschüfjte auf seine Schwiegermutter ab und tödtete dieselbe. Ein Projektil verlegte gleichzeitig seine Frau Schwer im Gesichte. Chieppa brachte hierauf fünf Kilo Spießpulver, das ich im Zimmer befand, zur Explosion. Die furchtbare Erschütterung brachte das Haus zum Einsturz, wodurch ein Sohn Chiep­­pa 3 erbrüct wurde. Berlin, 30. September. Der römische Kor­­respondent de­s Berliner Tageblatt" meldet, daß der Papst bei der öffentlichen Messe durch seine Hinfäligkeit geradezu einen erschredenden Eindruck machte. Der „Neid­danzeiger” meldet den gestern er­­folgten Tod der regierenden Fürstin Ida von Reus- Greiz, ältere Linie. Schleswig, 30. September. Zum Jubiläum 8.3 Huseren-Regiment, Kaiser Franz Josef sind der österreichssch - ungarische Militär-Attache Oberst Freiherr v. Steininger, sowie ehemalige Offiziere und Regimentskameraden erschienen. Ce. Dokal-Beitug. Lokalnofizen. * Pensionirung. Der Herr Oberstlieutenant Karl Hofmann un jered Handregimenter wurde mit 1. Oktober I. 3. nach dem­rgebnisse der Superarbitrirung in den Ruhestand überlegt. Do­­mizil: Radkersburg. * Der Berifikations-Ausschuß des Komitats hält am 13. Oktober­ eine Situng ab, deren Gegen­­stand die Zusammenstellung der höchsstbesteuerten Mitglieder des Munizipal-Ausschusses für das Jahr 1892 und die Verhandlung der darauf bezüglichen Reklamationen bilden wird.­­ Todesfall. Vorgestern wurde die hier ver­­storbene Gerichtsrathswitwe Frau Anton Willecz geb. Rosa Gray unter großer Betheiligung zu Grabe geleitet. Die Verblichene erreichte ein Alter von 53 Jahren. * Menjafrsfest. Unsere israel. Mitbürger feiern am nächsten Samstag und Sonntag das Neujahrsfest. + Bom „Förfidalkör.” In der gestern ab­­gehaltenen Ausschupsigung ded „soprani fer fidalker“ meldete der Vorfigende, Herr Dr. Gauer, daß der allverehrte Vereind­ Bräfjes, Herr Advokat Gig­­mund Hering, infolge überhäufter Agenden auf seine Stelle resignirte Im­­ Zusammenhange mit Dieser Angelegenheit wurde ferner berichte, daß eine Deputation bei Herrn Hering vor­­sprach, um ihn zur Rücknahme seiner Resignation zu bewegen, allein dieser beharrte zum lebhaftesten Bedauern der ganzen Körperschaft auf seinem Ente Schluffe. Dem Ausschuffe blieb daher nichts übrig, als dem tiefsten Bedauern über diese den „ferfidal­­ker“ schmerzlich berührende Demission protofollal mi­h Ausdruck zu geben und entsendete gleichzeitig auch ein kleine Komite, um in Betreff des Nach­­folgers Hering’ dem Plenum Vorschläge zu machen. * Anglükstall. Gestern Mittwoch, kurz vor Eintritt der Mittagsruhe, stürzte, von dem durch den Baumeisttr Herrn Scharmar aufgestellten Gerüste in der Ballonhöhe des Herzog’schen Hauses auf dem Theaterplaß, der bei dem Hiesigen­ Anstreichermeister Herrn 8. Brehh­t (vormals Eitl) in Arbeit stehende Gehilfe, ein junger Mann Namen? Anton Juras im Anfang der zwanziger Jahre, aus Pisek in Böhmen gebürtig, auf da Pflaster und zerschmetterte sich den Kopf, so daß er wenige Wugenblide nach dem Sturze den Geist an Ort und Stelle aufgab. Herr Stadt­­arzt Dr. Greilinger, der unverweilt am Schauplan des Unglücks erschienen ist, aber jeden Beistand als vergeblich erkannte, veranlaßte den Transport der Leiche in das städtische Spital. Des Publikums, das sich massenhaft eingefunden hatte, bemächtigte sie eine tiefgehende, theilnahmsvolle Bewegung. Der Hermste war kurzsichtig und ängstlich und dürfe vom Schwindel erfaßt worden sein. — * Phylantropia. Samstag, den 4. Oktober, Abends 7 Uhr, wird die Humanitäre Tischgesellschaft „Bhylantropia“ in Karners Restaurationsloya­­litäten ein solennes Weinlesefest abhalten, wo­­bei die Munczy’sche Kapelle konzertiren und auch die Tanzmusik besorgen wird. Humoristische, lau­­nige Vorträge und echtes Winzertreiben wird für gutes Amusement Sorge tragen. Dabei ist das Entree gering und nur mit 30 fr. berechnet; das Neinerträgniß wird zur Anschaffung von Winter­­fleidern für arme Schulkinder verwendet. Aus­­führlicheres bringen wir­ in einem demnächstigen Inserat. * Der Skapnvärer Gesangsverein veran­­staltet am 4. Oktober zu Gunsten der durch das legte Brandunglüd schwer heimgesuchten Bewohner von Ferid-Szt.­Miflö3 ein mit Gesang verbundene­s Tanzkränzchen im großen Saale des Sapupärer Basthofes. Ueberzahlungen für diesen wohlthätigen Zweck werden daufend entgegengenommen und im Wege der Blätter quittirt. * Preis-Bnerkennung. Wir haben in die­­sen Blättern schon wiederholt unsere Herren Land­­wirthe auf die renommirte Firma Numa Dupuy in Wien aufmerksam gemacht, weil dieselbe in ihrem chemischen Laboratorium nebst vielen andern wichtigen Präparaten auch eine Samenbeize erzeugt, welche jede Körnerfrucht, insbesondere Vc Weizen, sicher vor dem Rost oder Brand schührt. Diese Samenbeize ist schon seit Jahren in allen landwirthschaftlichen Kreisen als ein verläß­­w

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