Oedenburger Zeitung, 1892. Februar (Jahrgang 25, nr. 26-49)
1892-02-02 / nr. 26
Mr. * Der ungarische Kindergarten-Verein (magyar kisdedövö es gyermekmenház-egylet) hielt Sonntag Vormittags in einem Lehrsaale der Staats- Oberrealschule seine Generalversammlung. Den Vorfig führte die Präsidentin Frau Alezander v. Sefelfalussy, die an die Versammlung eine schwungvolle Ansprache richtete und mit Genugthuung die Prosperität der Anstalt konstatirte. Die Errichtung des ung. Kindergartens — betonte Frau v. Sefelfaluffy — entspreche einem dringenden Bedürfnisse, was auch schon aus dem Umstande erheilt, daß obzwar man von allem Anfange HerbLo3 auf die Aufnahme von 50 Kindern rechnete, Sich bisher bereits 135 Kinder angemeldet haben. Der Bericht über die Wirksamkeit des Ausschusses, den der Herr Sekretär Sigmund Hering verhieft, Eunstatit die nothwendig gewordene Vergrößerung der Anstalt und die Anstellung einer zweiten Kindergärtnerin, zu deren Realisirung die Versammlung ihre Zustimmung gibt. Auch wurde der Antrag, gelegentlich ein Gebäude für die Anstalt anzulaufen, angenommen. Dem Kassier Herrn Geyschläger wurde das Absolıutorium ertheilt. In den Ausschuß wurde Frau Dr. 3. v. Badis und zum Controller Herr Ludwig Friedrich, Präses des Spar- und Darlehen- Vereines, mit Afflamation gewählt. Das Bereichvermögen beziffert fi auf 7103 fl. Zum Schluffelpray Herr Direktor Leo Salamim der verdienstvollen Präsidentin Frau v. Yelelfalufiy den Dank für ihr im Interesse der Heiligen Sadhe stets befundendes, aufopferndes Wirken aus, worauf die Versammlung, zu welcher sich viele Damen eingefunden hatten, unter WEgBReIen Eiseneufen auseinandergeht. (b.) * Die alten Bedfet- „Blangquete werden mit Rücksicht auf den Vorrath, an solchen, erst am 31. März 1892 außer Verkehr und Gebrauch genießt. Die nit benügten DBlanquete werden vom 1. bis 30. April 1892 unentgeltlich in den Stempelmagazinen und Steuerämtern umgetauscht. * Um falschen Auslegungen vorzubeugen müssen wir in den Bericht über die legtedigung des hier städtischen Munizipal-Ausschusses die den Herrn Stadtrepräsentanten Alexander Demy betreffende Stelle dahin präcisiren, daß der genannte Herr in die behufs Prüfung der Affaire Dörfler entsendete Kommission nicht am „quasi Kontrolle-Organ“, sondern ganz in derselben Eigenschaft wie die andern Kommissions- Mitglieder berufen wurde. * Das Stränzchen der evang. Lycealjugend, welche ® Samstag Abends, verbunden mit einem vorausgegangenen Konzerte, im großen Kasinosaale Fälligsten Aufnahme stattfand, erfreute fi eines außerordentlich zahlreichen Besuches der distinguirierten Kreise unserer Stadt. Aljährlich steigert sich die Betheiligung an diesem Studentenfeste, was umso weniger zu verwundern ist, da hier die wahre Lebensfreudigkeit ganz unverfälscht zum Ausdruck kommt. Hier wird so viel Temperament entwickelt, hier zeigt si so viel überschäumende Luft, so viel Vergnügen an dem Tanze, daß viele Elitebälle damit versorgt werden künnten! Ein besonders bewegtes und interessantes Bild bieten solche studentische Unterhaltungen, da eine ganz unübersehbare Schaar der liebhaften „BadfischerIn“ zum erstenmale das glatte Parquett betritt und oft beflommenen Herzen der Dinge harret, die da kommen sollen. Aber die reichen Studenten verriechen alsbald die ängstlichen Mienen, die sich auf den reizenden Gefichthen der Mädchenmospen widerspiegeln und in flottertem Galopp durchstürmen sie den weiten Saal, daß einem das Herz im Leibe lad. Auch bei dem feßten efte der Lycealjugend drängte sich die große Tängershaar und die Quadrillen mußten sogar in drei Skolonnen getanzt werden, da über 100 Paare in Reih und Glied Aufstellung nahmen ! Das Konzert, bei welchem ausschließlich die Mitglieder der Musikgefertigaft des Lyzeums mitwirkten, war sehr abwechslungsreich und mannigfaltig und erfreuten ss namentlich die Gesanges und musikalischen Vorträge der bei Das schöne, frohe Jugendfest endete erst um 6 Uhr Morgens. * Alaufexzeß. Die Edfensteher Mumüller und Walitich gerieten dieser Tage mit mehreren Infanteristen in Streit, wobei es zu Thätlichkeiten kam. Infolge dieses Straßenerzeffens wurden die Genannten durch das Stadthauptmannamt zu strengen Arreststrafen verurteilt. * Bruno Rapperts. Ein begabter Vertreter der heiteren Volksmuse, der weitbekannte Autor des „Böhm in Amerika” und "der hier während der lesten deutschen Saison aufgeführten Operetten- Novität: „Jugendwächter" (Komponist: Wurel Schwimmer) ist in Wien Sonntag Abends 6 Uhr "und langwierigem WBtuftleiden auf immer entschlafen. Die Zahl seiner Theaterstücke, von denen die meisten einen guten Erfolg hatten, beträgt über 50. Bruno Zappert war auch Redakteur des „Wiener Leben“. Sein Talent war entschieden ein vielseitiges und wenn er auch nicht nach Hohen Bielen ringen konnte, so Hat er doch im Herzen des Wolfes durch seine wißsprühenden Einfälle einen bleibenden Plag sich errungen. Der Dichter erreichte blos das 46. Lebensjahr. * Allerlei Sprünge. Der Zalding ist wohl allerdings die Zeit, wo so Mancher glaubt, er muß um jeden Preis „Sprünge machen“, sogar unter Zementtroton, bhut ed nicht mehr ohne „Sprünge“ wie man si in der C Eflisabethgasse, Theatergasse und auf dem Theaterplag und auf der Grabenrunde überzeugen kann. Die Randsteine scheinen müde geworden zu sein, denn sie „Jegen ich“, und die Gemeinplatten machen es einem mißlungenen Strudelteig nach, der beim Ausziehen Riffe bekommt. Vielleicht muß Dies sein, wir wissen es nit, doch Manche behaupten, daß es nicht absolut nothwendig wäre. Einen Schaden hat es allerdings Gleiß jei Niemanden gebracht, aber ein Schönheitsfehler dürfte es ganz bestimmt sein! Volkswirtschaftliche Reitung. * Die Pächter des ausschließlichen Schankrechtes haben jüngst in Budapest eine Landeskonferenz abgehalten und ein Memorandum an den Herrn Finanzminister abgefaßt, worin nach Aufzählung mehrerer Beschwerden, der Erlaß des Heren Finanzminister ® Zahl 58,587/1891 besprochen wird, welcher den Ausschanfprei derart regelt, daß der Mammalpreis für jeden Heftolitergrad einen Kreuzer beträgt. Seit dem Bestehen dieses Erlasses ist der Preis des Sprit8 um 14 fl. gestiegen; «8 wird daher die neuerliche Regelung des BPreises auch auf die protofollirten Spezereis und Gemischtwaarenhändler erbeten. Schließlich wird noch die Bitte an den Herrn Finanzminister gestellt, daß derselbe den Minimalpreiß des, durch protofollirte Spezereis und Gemischtwaarenhändler im Streinen verkauften Weines — mit Nachsicht darauf daß die Bestimmungen des S. 49 des G.U. XXXV.1888 und S. 128 der Bollzugsinstruction, auch für sie maßgebend sind — den jenigen hohen Weinpreisen angemessen erhöhen möge, denn die erwähnten Geschäftsleute, die im Sinne $. 7. ©.U. 31:1890 die Tischweine per Liter, den Preis der Flaschen abgerechnet, um 30 fr. verlaufen dürfen, künnen nach der enormen Preissteigerung der Weine mit dem Negatpächter erfolgreich konkurriren. Gerichtshalle. Beim Dedenburger f. u. Gerichtshofe kommen folgende Prozesse zum Referate: 3. Zeber 1892. 3526/1891. Iojef Nelly, wider Johann Stifter, wegen 461 fl. 91 kr. Expensnoten. + Eine vergiftete Familie. Aus Stoderau wird unterm 31. Jänner geschrieben: Der Fabrikarbeiter Zoseph Dworzat, dessen Gattin Anna, sowie deren zwei Kinder und außerdem ein bei der Familie lebendes Mädchen Namen? Johanna Pospifchil wurden heute Früh in ihrer Wohnung vergiftet aufgefunden. Johanna Bospifchil und der Kleine Johann Dworzat sind todt, die Uebrngen wurden in Lebensgefährlichem Zustande in das Epital geschafft. Er liegt unzweifelhaft Selbstmord und Mord aus Noth vor. Die Familie kämpfte mit dem größten Elende. + Sicher vor dem Exekutor. Der Wärter Peter Lechner auf dem 3100 Meter Hohen „Sonnbild“ ist zu 66 Kreuzer Strafe verurtheilt worden. Der nächstwohnende Erfuter hätte 14 Stunden durch Eis und Schnee zu laufen, um den Betrag einzufassiren, er hat es vorgezogen, ihn aus eigener Tasche zu erlegen. x Zum Zolldiebflaßl in der Eßlinggasse. E35 ist konstatirt worden, daß einer jener reformandirten Briefe, die man in dem gestohlenen Boftpafer glaubte, dort nicht eingeschlossen war, sondern ordnungsgemäß exrpedirt wurde. Die Firma SKa=Genstein und Benjamin zu Frankfurt a. M., Adressat des erwähnten, mit zehn Stüd Temes- Bega-Anlehen zu 100 fl. theilte dem Wutgeber . (Firma Adolf Weiß in Wien, Deutschmeisterplag) mit, daß der Brief sammt Inhalt richtig angenommen ist. Die Erhebungen in dieser Diebstahlsaffaire haben kein neues Moment von Bedeutung ergeben. + Großer Brand. Dan schreibt und unterm 28. d. aus Preßburg: Das Jagdidlok Schloßhof an der March ist vergangene Nacht niedergebrannt. + DBersäwundene Gemälde. Die Fürstin Sciarra in Rom ist von dem Generaladvotaten verständigt worden, daß die Kunstgalerie der Familie Sciarra mit Beschlag belegt werden müsse. Bergeberg wandte die Fürstin ein, daß die Galerie nicht in das Familien = Fideiflommiß gehöre. Es sind nämlich en Raphael — wie man vermuthet, der „eigenspieler" ein Tizian und ein Berugsmo aus der Galerie verschwunden. Offener Sprechfanl. Fer unter dieser Rubrik befindliche Artikel übernimmt die Redaktion Feine Verantwortung. Braut: :Seidenstoffe schwarz, weiß, farbig, 2c. — dv. 45 Fr. bis fl. 15.65 — glatte und Damaste 2c. (ca. 300 verch. Dual. u. Dispof.) versendet robenund stückweise porto- u. zollfrei die Seiden-Fabrik &. Henneberg (8. u. 8. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppelte Briefporto nach der Schweiz. Fruchtpreise in Oedenburg. Am 1. Februar 1892. Weizen 10.30 618 20 60, Roggen 10.— bis 10.10 Gerste 640 biß 6.70, Safer 6.90 bis 7.— Mai 6.20 bis 6.40, Heu 1. 90 bis 3.80, Stroh 1.20 613 1.50. Engelwenigkeiten. + Sener. In Alfó-Toldin (Neograders Komitat) brach in dem Hause des Bezirksrichters Barnabas zum Feuer aus, welches so rapid um sich griff, daß der im Hause wohnende Pächter Samuel Brauner nur mit Mühe sein Leben retten konnte. Die Stallungen mit 160 Stück Vieh sind vollständig verbrannt. Man glaubt, daß das Teuer gelegt worden ist. + Bom Eisenbahnzug gerädert. Aus Galanta wird geschrieben, daß in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag ein Aljo-Szeker Mann, Namen? Sered, der zur Wahl nach Galanta gekommen war, beim Ueberschreiten des Eisenbahngeleites durch den einfahrenden Budapester Zug Sered, der etwas angeheitert war, blieb auf der Stelle todt. Das Bahnpersonal trifft sein Berjchulden. A Insolvenz. In der Zahlungssindung des Frankfurter Bankhauses M. St. Goar wird ein außergerichtliches Arrangement angestrebt. Die Verwandten des Inhabers erklärten sich bereit, 50 Porzent der Forderungen zu debken. + Großer Sturm in Preßburg. Der am legten Samstag hier ausgebrochene orfanartige Sturm wüthete volle 24 Stunden und hat in den städtischen Forsten bedeutenden Schaden angerichtet. „Der Einsturz einer Feuermauer, sowie von 50 Schornsteinen wurde behördlich ausgemeldet. Leichtere Fuhrwerke wurden umgestürzt, zahllose Zenster zertrümmert. Sackverlegungen sind nicht vorgenommen, überfahren wurbde. Surfe der Wiener Effekten-Börse. Tom 1. Februar 1892. Obligationen u. Lose: Vertr. Papier-Rente 95.15. a Sider-Rente —.—, 4%, ung. Gold-Rente 108.95. PBarior- Rente 102.95 1860 er _oje 14750 1864:er _ofe 18150 1870er ung .Brämsen-Anlehen 138.50. Täeiktie 13225 4%, Ung. Stundentlastungen 9425. benbürger Wrundentlastungen Wirien: Moglo 162.80 B :.ıtverein 115.25 Bodentreditt —. — Credit 312.—. Ung. Eresit 345.25 Depositen 20450 Ung. »ypotg. —.— Union 241.50 ing. Estompt u. z Bedhilechant —.—. Karl-Ludwin 212.25 Raskau-Oderberger 17840 Deft. Nordwestbahn 215.50 Staatsvayn 296.— Südbayn 92.75. Zranınay 233.—. Ung. Westbahn 200.75 Salinen: X. Weinze Dutaten 595 Napoleon d’or 937. Mart 57.80. Sit Eisenbahnverkehr. Südbahn. Abfahrt gegen Wien: 6.02 Früh, 7.27 Früh, 10.55 Borm., 2.05 Nachm., 6.19 Abends je RTPe 9.28 Borm., 4.38 Nachm., 8.14 Abends, 11.15 Abends. « Ankunft von Wien:7.13 Früh, 9.20 Borm 4.20 a 8.08 Abends. 10.53 Abends. 5.47 Früh, Ankunft von Steinamanger: 7.22 Früh, 10.43 Vorm. 6.11 Abend 2. "Raab-Oedenburg-Ebenfurter Bahn. ne Realing nach Wien: 5.44 Früh, 9.45 Vorm., Abfahrt nach Raab: 6.20 Füh, 2.06 Nach. 6.45 Abends. ’ ug, a Ankunft von Wien: 9.20 Borm., 2.01 Nahım. 6.20 Abends. Ankunft von Raab: 8.56 Borm., 3.04 Nahm., 9.21 Abends. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Marbach. Redaktionsbureamu: Szechenyi-Plag Nr. 15/16. Herausgeber und Verleger: GC. Romwalter & Sohn. , -