Oedenburger Zeitung, 1892. März (Jahrgang 25, nr. 50-75)

1892-03-01 / nr. 50

‚ Bess — Be N) ·.« « « « ««,« «y";k’« e- gar ER BE ae me ne b REES G · · EN OD ENTER | Mär; 1892, Abends, szXXLZaHtggnH Sedenburger dei Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, sowie für soziale Interessen, ng, zuthdrutkkrtiC.Romwalterä Sohn,Ecalstur und eist Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 10 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 5 » 2.50­ y.,Monatlich 1st. Für AuSwärtsx Ganzjährig 14 fl.,Halbjährig 7 fl.,Viertelj­pöungsfl.50kr. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen,mit Ausnahme vonnseraten,Prätcumerations-und Insertionsgebühren,futan die Redaktion portofrei einzusenden. Fnserate vermittelm in Wiem Hafensteine VogleyM­­Richgasse 10,A.Opperik,1.,Stubenbastei2,Heinrich Schaker, I.,Wollzeile12,R.Mosse,Seilerstätte2,M.Dukes,l.,Rie­ aer­­gasse12.In Budapest:Jaulus Gy.,Do­rot­heagassen,8eap. Lang,Gisellaplatz3,A.V.Goldberger,Servitenplays. 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Am Techten Sonntag hat in Budapest ein vom Ministerpräsidenten Grafen Szapáry veranstaltetes politisches Bankett stattgefun­­den, das die Abgeordneten der Regierung­partei an einer Z Tafelrunde vereinigte und wo­­bei mit wenig ®it und viel Behagen allerlei Redner sich in Ausführungen ergingen, von denen sie glaubten, daß Dieselben eine bedeutende politische Tragweite hefften, deren faktische Gehalt­­tosigkeit aber sei in der Presse des Landes, je nach ihrer Parteifärbung lebhaft und ausführlich fom­­mentirt wird. „Nur fest zusammenhalten!“ war die Devise der meisten Toaste, unter welchen zu­­nächst jener des Grafen Ludwig Tipa auffiel, der „sie Fähigkeiten und die Routine“ des Führers und Ministerpräsidenten Grafen Szapary so osten­­tativ hervorhob, daß man dieses überschwängliche Lob für eine blutige Ironie zu halten versucht wäre, wenn Graf Tipa nicht eine gar so ernste Miene dazu gemacht hätte. Der Ministerpräsident selbst wußte seiner Partei nichts Anderes zu sagen, als daß „Pflichtgefühl, Arbeitsamkeit, Zusammen- Halt und Patriotismus* schöne Dinge seien, welche er den Parteimitgliedern als Devise empfehle. Da­­gegen läßst sich allerdings nichts einwenden. Star­­­­fen Tabaf bot der neue Präsident des Hauses Baron Desider Bänffy, welcher sagte, daß die Parteipolitif und Zaftil in erster Reihe vom Mi­­nisterpräsidenten betrieben und daß diese Richtung ohne Kritif angenommen und befolgt wer­­den müsse. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir vorausjegen, daß diese Soldatisch-Schneidige Doktrin im Parlament nicht „ohne Kritis“ bleiben werde. Mit zündender Wirkung sprach Koloman Tipa, welcher zwei Toaste ausbrachte, indem er die Bartei zur energischen Abwehr des Terrorismus der Mi­­norität anspornte, aber mit seiner Silbe des Gra­­fen Szapáry Erwähnung bhat. Originell war auch das Auftreten des gewesenen P­räsidenten des Hauses Thomas Pechy, welcher er noch vor einigen Tagen befragt hatte, „man habe ihn schnöde auf die Straße hinausgestoßen“, beim Banfette aber das flache Champagnerglas schwenkend, ge­­müthlich versicherte, daß er darum der Partei nicht grolle und weiter ihr Mitglied bleibe. Man belohnte auch den alten Herrn für seine biblische Sanftmuth mit warmen Ovationen. Die Minister Szilágyi und Baroj3, welche bekamntlich auch nicht zu den legten Rednern gehören, schwiegen indek­am­en­­­tliche des Grafen Szapary diesmal­­ig gründlich aus. Und die politische Lage? Sie ist durch das Bankett nicht um eine Jota geändert worden. Höcstens ist zu sonstatiren, daß man angesehene Mitglieder der Regierungspartei, welche bei den Kommissionswahlen übergangen wurden, wegen dieser Zurücklegung arg verstimmt hat. Wie es den Anschein hat, wird das neue Parlamentsgebäude zur Millenniumsfeier, das ist bis zum Jahre 1895 nicht fertig werden. Dasselbe sollte bereit bis zur Kuppel fertig sein, allein im Innern fehlt sogar noch das erste Stock­­werk. Die Eröffnung wird also nun um ein Jahr, daß heißt bis zum Jahre 1896 verschoben werden müssen. Der Präsident der Baukommission Graf Ludwig Tipa, sowie der Architekt, P­rofessor Steindl haben sich bereits mit diesem Gedanken vertraut gemacht, allein damit will sich Lechterer durchaus nicht versühnen, daß ihm sein Tettes Jahrespauschaule von 45.000 fl. so lange nicht ausbezahlt werden sol, bi er die BVersäumnisse vom vergangenen ahre nachgeholt hat. Vielmehr ist darüber der Herr Architekt so entrüstet, daß er den ganzen Bau zurüczulegen entschlossen sein sol; doch scheint das eine bloße Drohung zu sein. Wir glauben die Schuld an der ganzen Blamage liegt noch weniger im Mangel an Nährigkeit beim Architekten, al in der Unfähigkeit der obersten Leitung. Graf Ludwig Tipa ist nämlich nicht bloß Präsident der Landhaus-Baukommission, sondern auch Präsident der Kommission für die Errichtung der Andrasiy-Statute, der Delegation, Ober-Kurator des reformirten Donaudistrikts, er ist ferner Ab­­geordnete, war und wird Präsident des Ver­­waltungsausschusses sein; der landwirthschaftliche Verein, die Teißregulirung, ferner Barteiklub, Kasino und der Himmel weiß, was noch nehmen seine fostbare Zeit in Anspruch, da läßt er denn lieber Alles mit wenig Wiß und viel Behagen liegen. Daß sich ein Graf Ludwig Tißa recht viel Behhagen gönnen kann liegt auf der Hand und daß er wenig Wiß, wenigstend im Bezug auf bautechnisches Verständniß hat, hat der Szegediner Graf beim Bau des dortigen Duai’3 bewiesen. Mit wenig Wig und viel Behagen zitirte der Deutsche Kaiser bei jenem sensatio­­nellen, auch von uns bereit erörternden Trint- Spruch­e, womit er die Brandenburger zu harran­­gairen gedachte, aber allen Freisinnigen in Deutsch­­land gleichsam mit der Faust ins Gesicht schlug, eine angeblich Historische Begebenheit, die erlebt zu haben, er dem verdienstvollen Entdecker der Kartoffelmrollen, dem vielgepriesenen Seefahrer Ka­­pitän Drafe zuschrieb. Selbst jene Berliner Zeitungen, welche in den Vorzimmern der Großen lauern, um gouvernementale Weisheit zu erschnappen und auszuposaunen, machen sie in aller Ehrfurcht über die kaiserliche Geschichtkenntniß lustig. E83 ist nämlich dem jugendlich „forschen“, „pyramidal schneidigen" preußischen V Leonarden ein fataler Lapsus entschlüpft. ALS sie der Vorgang zutrug, Feuilleton, „gi Novellette von D. Freiin von Spättgen. (Raderad verboten.) (Fortjcegung.) aus der Bibliothek Holte, wieder an den alten Pla. Dur weißt, ich Liebe die Ordnung — sie liegen auf meinem Schreibtisch.“ Allein der Zufall wollte er, daß er ihr öfters in der großen Halle oder auf der Treppe begegnete. Alsdann Füftete er jedesmal in ausgesuchtester Höf­­lichkeit den Hut, wobei er es jedoch nicht unter­­lassen konnte, einen raschen Blick in das reizende, stets so ernste Mädchengesicht zu thun. „Run, freust du Dich nicht über meine Akquisition, Anthony?" fragte Mrs. Clark eines Abends, als man einige Freunde zum Diner er­­wartete und man bei den prächtig und tadellos brennenden Lampen saß. „Die Freude ist eine problematische, Mutter,“ lautete die freundliche, aber bestimmte Antwort des­­ Stiefsognes, „die blendende Helligkeit all dieser Lampen bildet einen grellen Kontrast zu dem dunklen Lebenswege des armen Mädchens, dem wir zu Dank verpflichtet sind.“ Die Hausfrau zuete Halle bedauernd die Schultern und meinte gutmüthig, daß man der Fremden zu Neujahr ein recht anständiges Gesd­enk zu machen verpflichtet wäre. — Eines Morgens, bevor Mr. Anthony wie gewöhnlich nach seinem Office fuhr, trat Mrs. Clark, zum W­usgange gerüstet, noch einmal in de3 Stief­­sohnes Privatzimmer und sagte in mütterlich herz­­licher Weise: „Bitte, tue mir den großen Gefallen, Anthony, und trage die Bücher, welche ich mir gestern Abend Da das Verhältnis zwischen dem Sohne und der zweiten­rau des verstorbenen Mr. Clark ein selten inniger war, so entgegnete er ebenso freund­­ich­al zuvorkommend: „O gewiß gern, liebe Mutter, aber... .* Den Schluß seiner Nede hörte die Dame nicht mehr, weil sie Eile zu haben schien und das Bimmer bereits verlassen hatte. H­ögernd und mit einer ihm selbst unerklär­­lichen Befangenheit stand Anthony Clark noch einige Minuten vor der Thür des Zimmers, das von der Tremden zu ihrem profaiischen Geschäft benutz wurde. Er wußte es selbst nicht, warum er gerade diesen Weg nach der Bibliothek eingeschlagen hatte. Einerseits scheute er eine Begegnung mit dem jungen Mädchen, andererseits trieb eine innere Gewalt ihn vorwärts. War er denn nicht der Hausherr hier, der überallfin fommen und gehen konnte, wie ed ihm beliebte? Mit dieser Schluß­­folgerung trat er endlich ein. Sa, da stand sie wieder, die so eigenthümlich imponirende und doc so mädchenhaft schüchterne Gestalt. Ein leichtes Roth war ihm nun in­­ die Stirn gestiegen, weil er sich bewugt war, oft — vielleicht sehr oft sich dieses seltsame Bild vor die Seele gezaubert zu haben. Nicht auffällig sichtbar nahm­ er nun den mitgebrachten Bücherstoß in seinen linken Arm und grüßte höflich­ mit den Worten: „D Verzeihung, mein Fräulein, daß ich Sie störe, allein — ich muß hinüber nach der Bibliothek!“ Dabei war aber Anthony feinedwegs weitergeschritten, sondern etwa seh8 Schritte von dem jungen Mädchen stehen ge­­blieben. Verwundert und, wie es ihm vorsam, mit leisem Lächeln, begegnete sie seinem leuchtenden Blide. „Es steht mir sein Recht zu, dieses Zimmer für mich’allein beanspruchen zu wollen, Mr. Clark”,­­ entgegnete sie mit volltönender, überaus sympathi­scher Stimme. — Also wußte die Fremde darum, daß er der Hausherr war. Na­ch erwiderte er: „D dod, Mit, MiE —" (augenscheinlich verlangte es ihn, ihren Namen zu erfahren) — „Northland!" Hang en sehr leise zurück. „D dod, Sie haben ein Recht, Bier ganz ungestört zu sein, Miß Northland. Sie find ja die Wohlthäterin für da ganze Haus, ich meine, seit Sie zuerst Hier eingetreten, ist es — Licht ge­­worden". Der schöne Mädchenkopf senkte sich tiefer auf die Brust herab. „Man ist zu gütig gegen mich“, flüsterte sie bescheiden. n Vielleicht ist es ehr anmaßend von mir, Ihnen ein plumpes Lob zu spenden, aber ich fan es doch nicht unterlassen, Ihnen zu gestehen, daß ich Ihren Muth, Ihre Willensstärke und Selbst­­verleugnung — bewundere«, sagte Anthony nun eigenthümlich erregt. « ,,Das Wörtlein»muss­ ist ein strenger Lehr­­­meister, Der. Clark, welcher mit eiserner Hand alle rebellischen Oppositionsgelüste herabzudrücken ver­­steht. Aber dennoch gibt es noch etwas Mächtigeres als diesen moralischen Zwang, und diesem Mächti­­geren bringt man gerne Hoc­hmuth, Eitelkeit und thörichte Eigenliebe zum Opfer“, verseßte das schöne Mädchen, indem ihre großen Augen freudig aufleuchteten. „Sie haben Eltern, Mik Northland, eine Mutter, für die Sie sorgen ? forschte er, näher tretend. „SJamwohl, um meiner Mutter willen stehe ich hier an diesem Belaße, und das Bewußtsein, für sie, die mir auf Erden das Theuerste ist, meine Kindespflicht zu erfüllen, hat den Gedanken an Demüthigung und Kniedrigung noch niemals im mir aufkommen lassen“. (Sortlegung folgt.) Für Abonnenten siegt Heute Nr. 4 von „Sedem Etwas“ bei. BETTER a NEE a DZ !

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