Oedenburger Zeitung, 1892. Mai (Jahrgang 25, nr. 101-125)

1892-05-02 / nr. 101

Pe­ren Baarbetrage stahl. Derselbe wurde von der Polizei augenbllcklich, ohne vorhergegangene Mit­­stellung seiner Identität, dem Bezirksgerichte ein­­geliefert. Der Gaumer heißt Abraham Bühler, it aus Mistolcz, mosaiischer Religion, 26 Jahre alt, verheiratet, aber Kinderlog. Er wurde der That überwiesen und zu einem Monate Gefängniß ver­­urtheilt.­­ Selbstmord eines Einjährig-Freiwilligen. Der aus Kaptvár gebürtige Einjährig-Freiwil­­lige im hiesigen­ Infanterie- Regiment Nr. 76, Eu­­gen Nagy, hat fi Heute Vormittags zwischen 10—11 Uhr in seiner Wohnung (Georgengasse 24) mit seinem »- Mannlihergemwehre erschossen. Man vermuthet, das unglückliche Liebe den jungen Soldaten, der vor mehreren Wochen zum Korporal avancirte, in den Tod trieb. Nagy erfreute sich unter seinen Kameraden semwohl, ald auch unter den Herren Offizieren wegen seines­ ka­­meradschaftlichen, offenen Wesens allgemeiner Beliebt­­heit. Viele Offiziere, darunter der Herr Hauptmann Balentovich, zu dessen Kompagnie der­rei­willige gehörte, fanden sich zur Mittagsstunde in der Wohnung des Selbstmörders ein. Nagy dürfte sich bereits längere Zeit mit Selbstmordgedanken getragen haben. Heute Früh verspätete er sich — wahrscheinlich absichtlich — beim Ausraden der Kompagnie, um sodann mit seinem Gewehre nach seiner Wohnung ungestört sich begeben zu künnen. In der That führte Nagy sein Vorhaben aus, indem er sich durch einen wohlgezielten Schuß und Herz züchtete. Nagy ließ ein größeres Paket, welches an den hiesigen Studenten Herrn Mladär Hencz adressirt war, zurück. In demselben durfte er auch die Photografie eines Mädchens befinden, welches aus dem Photografieständer herausgenommen wurde. Der Selbstmord hat hier allgemeine tiefe Theilnahme hervorgerufen. * Aus der Theaterkommissions-Fitung, welche unter VBorsig de Obmannes, Herrn Dr. I. Kania, gestern Sonntag Vormittags stattfand ist zu berichten, daß zunächst dem verdienstvollen Mit­­gliede Heren Fen. Rath. B. Müller, welcher durch 15 Jahre der Theater-Kommission als eifriger Beirat angehört, allseitige, freundige Theilnahme an der ihm zutheil gewordenen allerhöchsten Aus­­zeichnung ausgesprochen und beschlossen wurde diesen Gefühlen über die Ernennung de Heren B. Müller zum fün. Rathe protofollarisch Aus­­drud zu verleihen. Herr Raul Nakloczai aus Raab bittet um Genehmigung zur Abhaltung von vier ungarischen Vorstellngn Elassischen Repertoire im hiesigen Theater. Die Kommission beschloß die Be­­fürwortung seines Ansuchens, eventuell wird Rafoczai schon vom 6. d. an seine Vorstellungen beginnen. Der neue ungarische Theaterdirek­tor Mafd 2ajos wird aufgefordert, sein Mitglieder-Verzeichnis ehesten vorzulegen. Herr Feuerwehr-Oberkommandant RG bringt im abfälligsten Tone die bei unserer Stadt­­verwaltung herrschende Protektionswirthschaft zur Sprache. E 3 wurde nämlich jüngst anläßlich der „Belegung der durch den Abgang Boor’s vasant gewordenen Theater-Inspektorstelle ein sicherer Nagelreiter vom Herrn Bürgermeister Find ernannt. Dieser Nagelreiter ist Reserve- Unteroffizier, kann also zu jeder Zeit zum Militär­dienste einberufen werden und ist überhaupt mit den Loyalitäts-Verhältnissen in unserem Theater gar nicht vertraut. Professor Rösch und mit ihm . Die ganze Feuerwehr empfahlen Herrn Gottschlid wärmstens für diese Stelle, weil derselbe durch volle 13 Jahre die Feuerinspektion im Theater bestens versah, alle Räumlichkeiten, alle Feuerlösch- Vorrichtungen ganz genau fennt und bereits 25 Jahre Lang als erprobter Feuerwehrmann die ersprießlichsten Dienste leistet, überhaupt durch seine Ernennung zum Inspektor eine durchaus verläßliche und schäßbare Kraft gewonnen würde. Nichtsdestoweniger wurde Nagelreiter ernannt­ und somit das­ Urtheil der in dieser Trage hauptsächlich berufenen Faktoren, denen sich auch Polizeikommissär Niemes anshloß, ignorirt. Die Versammlung nahm diese Ausführungen Rö­­­ch’ mit sichtlichem Unwillen über das willführliche Vorgehen des Bürgermeisters zur Kenntniß und beschloß über Antrag des Herrn Fkönigl, Natha BP. Müller, ihrem Bedauern, hierüber proto­­zollarisch Ausdruck zu verleihen. Schließlich wurde auch noch ein Beischluß gefaßt, dahingehend, die Theateraufsicht strengsteng anzumessen, daß sie die beim Kanalbaue nächst dem Theater beschäftigten Arbeiter genau überwachen sol, damit sie nicht etwa mit glimmenden Tabak- Pfeifen oder Zigarren die Loyalitäten für die Ne­quisiten betreten. * Hymen. Sonntag Nachmittags führte Herr Urich Hoffmann das anmuthige Fräulein Irma Grill in der Domkirche zum Traualtar. Das neuvermählte junge Baar trat mit dem ersten Abend­­zuge eine Hochzeitsreife an. «­Entgleisung.In der Nacht v­om Samstag auf Sonntags sind auf hiesiger Südbahnstation beim Vorschieben des um 2 Uhr Nachwhier aus Steinamanger eingetroffenen Lastzuges vier Wag­­gons entgleist Die Entgleisung dürfte infolge falscher Weichenstellung oder zu statter Bremsung eines Wagens erfolgt sein da sie beimliebelgang auf ein sogenanntes»Herzstück«eintrat.In einem Waggon,welcher beinahe umstürzte,befanden sich vier Pferde;dieselben warden Sonntag Morgens in einen an det Wagennmgelnden Glücklicher­­weise ist der Unfall ohne besonderen Schaden ab­­gelaufen,da nur ein Puffer gebrochen ist.Die Wagen wurden Sonntag Früh und Geleite zurück­­gehoben und ist somit auch keinerlei Verkehrsstörung eingetreten. * Synode. Die Herren Pfarrer Brunner und Renner, sowie Herr Dr. Karl Schreiner begeben sich morgen (Dienstag) zu den Synodal­­berathungen nach Budapest. Die Herren Direktoren Boßver und Kapi haben sich bereits gestern zu demselben nach der Hauptstadt verfügt. * Gewitter. Samstag um /,10 Uhr Nachts, ging über unsere Stadt ein Gewitter nieder. Im dem Hause des Herrn Falching in der Teichmühl­­gasse schlug ein Bligstrahl durch den Nauchfang in ein Zimmer, in welchem sieben Personen schliefen. Der Blick Schlug Hier 13 Löcher, verfing sie dann an den Gewichten einer Wanduhr, Durchichlug hierauf die Wand, welche das Zimmer mit dem anstoßenden Stalle verbindet und tödtete die darin gelegene Kuh. Glückicherweise kamen die aus ihrem Schlafe so ent jeglich aufgeschrehten P­ersonen ohne jede Beilegung davon, nur die Frau des Falching, die sich in gesegneten Umständen befindet, erkrankte in Folge heftiger Aufregung. * Ientitäts-Nachweis. Zur geneigten Kennt­­nisnahme Für Diejenigen, welche sich bei unserer Redaktion angefrangt haben, ob der verhaftete Notar Nikolaus Haban der Sohn des gewesenen Försters Ferdinand Haban aus Kapuvar sei, geben wir ihnen bekannt, daß der Verhaftete der Sohn des hochfürstlichen D­berförsters Heinrich Haban aus Lodenhaus und daher nicht der Sohn des erst­­genannten Haban aus Kapuvar­it. = Damenabend. Das wachere Q Turnerforps veranstaltet am 14. d. beim „Balatin“ einen Damen­­abend, zu welchen die Einladungen soeben versendet werden. Der Beginn des voraussichtlich sehr ge­­müthlichen­­ Damenabends ist auf 8 Uhr Abends festgefegt worden. * Scadenfeuer. Am 29. April brach in Farkassa (Komitat Eisendburg) Feuer aus, welches zwei Gebäude einäscherte. Am 30. April zündete der Blick in Kapupär (Komitat Oedenburg) und fielen ein Stall und eine Schouer dem verheerenden Elemente zum Opfer. ·­a Be, Ladislany Kiss (A­an), Josef Csapo (Mysl­­fos) und Franz Fodor aus Szergeny wegen Ver­­brechens der schweren körperlichen Beschädigung und Störung des Hausfriedens. Beim Oedenburger K. u. Gerichtshofe kommen fol­gende Prozesse zum Referate: Am 4 Meat. 9861/1892. Frau Witwe Stefan Polan wi­­der Georg Scheffer, wegen Kontrastsungiftigkeit und Erbtheilsausfolgung. Telegramme der „edenbg. Zeite,“ dislaus Horväth (Szabö), Paul Szabö, Orban Preßburg, 2. Mai. Hier war anläßlich der befürchteten Arbeiter-Demonstrationen gestern das Militär in den Kassernen Efonsignirt. Die Dynamite und die Patronenfabrik, sowie der Pulverthurm waren militärisch belegt, doc verlief der Tag vollständig ruhig. Paris, 2. Mai. In Belleville wurden bei einer großen Sozialisten-Versamm­­lung sehr aufreizende Reden gehalten. N­edier, welche im beschwichtigenden Sinne sprachen und die anarchistischen Attentate verurtheilten, wur­­den beschimpft und niedergeschrieen.­ Im Uebrigen verhielt sich Paris ziemlich ruhig. Sinigaglia, 2. Mai. Gestern Nachtd wurde eine Bombe gegen das Gef­elligteitäpereind- Gebäude geschleudert; es­ wurden die Genster zersplittert und die Einrichtung zerstört. Personen wurden beine verlegt. Mehrere Ver­­haftungen sind vorgenommen worden. Liüttich, 2. Mai. Im Laufe des Senators Dejely und Sohn fanden um 1,8 Uhr zwei Erplosionen statt. Die aber nur geringen materiellen Schaden anrichteten, wogegen eine um 10 Uhr erfolgte neuerliche Explosion Die Nacdwand der Sanct Martinsfirche durchbrach und fostbare Glasmalereien im Werthe von 100.000 Frances zertrümmerte. EN FIEBER Verstorbene zu Oedenburg. Im Monat März 1892. Elementine Wiener, geb. Mil, 63 X, f., Finanzbeamtens- Witwe, Yungenoedem und Herzfehler. Adler. Horváth, 23 $., £., Fleischhauer, Tuberfulose. Aler­one, 28%, £, Postdiener, Tuberfulose. Amalie Paal, geb. Freundhold, 64 3., t., Staatsbeamtens- Witwe, Gehirnschlagfluß. Josef Heidenhofer, 21 S., f., Steib­hauergehilfe, Tuberfulose. Franz Paul, 23 %., f., Patvazist, Lungenentzündung. Elisabeth Schöll, 61­, f., f., Taglöhnerst., Tuberfulose. Stefan v. Toth, 66 Z., , Maler, Herzfehler. Elisabeth Deimel, 36 $., ev., Taglöhnersg., Tuberfulose. Ferdinand Brunner, 18 $, ev., Weingärtnersf., Tuberkulose. Andreas Polstermüller, 39 3., f., Weingärtner, Tuberfulose. Karl Ringhofer, 6 $.. ., Weingärtners­ , Wassertopf. Anna Loifer, 1%, £, Taglöhnerst., Bronchitis. Abraham Velmart, 67 3., mof., Schnapsbrenner, Lungen­­entzündung. Karl Steiner, 10­3, ev., Schloffermeistersf., Bronchitis. Kath. Widemann, geb. Krees, 46 3, E., Taglöhnerswitive, Darmkatarrh. Anton Horváth, 32 $., f., Kutscher, Selbstmord. Bauline Sonnleitner, 19 M., k., Taglöhnerst., Tuberfilose. A. Einried, geb. Vineze, 41 $., ev., Anstreichersg., Tuberkulose. Andreas Takács, 5 W., f. Gefangenhaus-Aufsehersi., allge­meine Krämpfe, Kath. Schröder, 71 $., Schmiedmeisterin , Gehirnblutung. Maria Fras, 16 M., £., privatent., Bronditis. Gottlieb Mai, 9 M., ev., Weingärtnersi., Bronditis. Maria Führinger, 8ı ., Ef. Maurersm., Altersschwäche. Ludwig Paudner, 73 %.,ev., Wirthschaftsb., Altersschwäche. Rath. Groß, 62 %., ev., Steinmelew., Lungenentzündung. Alb­ert Niesinger, 42­8., £., Maler u. Anstreicher, Gehirnhautentz. Rari Göltl, 11 M., ev, Weingärtnerä]., Elelempsie. Franz Tonner, 47 %., f., Viehhirt, Tuberkulose. Marie Ellermann, 42 $.,t., Telegrafenaufsehersg., Tuberkulose. Judith Weiß, 1 %., ev., Weingärtnerst., Bronditis. Theresia Taschner, 14 M, ev., Weingärtnerst., Bronditis. Theresia Fisher, 6 $., E., Taglöhnerst, Nona. Satob Weber, 85 $., reform., Uhrmacher, Bronditis. Ludwig Linzer, 3 $., ev., Wirthschaftsbi., Brondhitis. Theresia Wilfing, 2 Z., ev., Taglöhnerst., Lungenentzündung. Paul Birnbaum 1%,ev, Wirthchaftsbf., Tuberkulose. Netti Brenner, 52 $., mo­, Antiquarsg., Brustprüfenkrebs. Ferdinand Na, 14 T., ev., Weingärtnersf., Lebensschwäche. Marie Köhler, 2 $., ev, Photografenst., Tuberkulose. Stefan Farkas, 58 $., £., Taglöhner, Tuberkulose. Ch­ristof Kheim, 57 $., ev, Weingärtner, Selbstmord. Theresia Brandstetter, 23 $,£., Nähterin, Lungenentzündung. Theresia Greiner, 75 3., E, Taglöhnersg., Altersschwäche. Wilhelmine Bako, 50 $., ev., Lehrersg., Schwäche in Folge von Beinfraß. Anton Caitkovich, 5 W, £, Magdensf., Lungenentzündung. Paul Szücs, 66 %., £., Taglöhner, Marasmus. Anton Zuhs, 1­8,8, Schuhmacherst., Lungenentzündung. Anna Heiffenberger, 3 M., E., Taglöhnerst.,‘, Brondhitis. Suliana Horváth, 1 St., £., Bahnwächterst., Schwäche. Valentin Raucser, 21 $., E., Maschinenschlosser, Tuberkulose. Susanna Wolf, 8 M., J., Wauthnerst., Brondhitis. Anton Marton, 28 $., £., schwere Verlegung. Barbara Heisfenberger, 1%., E., Taglöhnerst., Zungenentzünd. Theresia Gajd, Wirthichaftsbiv., Altersichmwäche. Dianna Schneider, 61 $., f., Schuhmad.rsw., Altersichmwäche. Tobias Tihürk, 72 $., ev., Wirthichaftsb, Schlagfluß. Maria Nettler, 22­8, f., Magd, Gehirnblutung. Anton Kuzmits, 55 $., £., Taglöhner, Tuberkulose. Zusammen : 59. Telegraphischer K­ursbericht. des Bankhauses Arthur Soseph in Wien. Telegrammadresse: Sosephus, Wien. Schlußkurse der Wiener Börse vom 2. Jeni 1892. Un- und Berläufe von Renten, Losen, Pfandbriefen, Prioritäten 2c. 2c. genau zum amtlich­hergelegten Tageskourse besorgt das Bankhaus Arthur Joseph, Wien, I, Kennwaffe 9. Auskünfte werden bereitwilligst err­eilt, Anfragen prompt beantwortet. Meine Wochenberichte versende ich über Verlangen franfe.. 235.87 87.87 200.50 Gerichtshalle. Am 5. Mai. Wider Paul Horváth, Peter Märk, Ladislaus Märk, Johann Märk, Ladislaus Menghart, La- Fey Ser SE -.­­­Ri 5. . NE RE Era NE Kt Te re Seh a NE RE DENE ER

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