Oedenburger Zeitung, 1892. Juni (Jahrgang 25, nr. 126-148)

1892-06-01 / nr. 126

- denbufgerZeiIItng Organfür xlplitik­,xm­itdrl,Industrie und Landmirthskhaftzsamik für sozialezntrrelsm . . " » 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. Zür Muswärts: Ganzjährig 14 I, „pelbiährig 7 fl., Biertels 1­0 fl. jährig 3 fl. Ale für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränuumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Buchdrukerei E, Nomm­alter , Sohn, Grabeneunde 121. Das Blatt erscheint täglich,mit Ausnahme des auf einen Sonn-oder Feiertag folgenden Tages. PränumeratianYteisU FärLoco:Ganzjährig10fl.,Halbjährig5fl.,Vierteljåhrig Administration, Verlag und Inseratenaufnahme. Einzelne Nummern Rollen 5 Kreuzer.­­­sinferate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Vogler, Wall« fischgasse 10, U. Oppelif, I, Stubenbastei 2, Heinrich Schalek, I., Wolfzeile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, I., Riemer­­gaffe 12. u Budapest: Faulus GY., Dorotheagaffe 11, Leop. Zang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplag 3. 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Einfach daher, weil Graf Szapäry, wie der ge­­dankenlose Zimmermann, der sich auf den Dac- Sparren seßt, den er selber abzusägen beginnt, in luftiger Höhe seinen eigenen Sturz vorbereitet; und weil Baron Banffy’s Unfähigkeit zur Lei­­tung des Abgeordnetenhauses so fraß zu Tage tritt, daß selbst die Negierung gegen ihn Stellung neh­­men muß, so zwar, daß die Sprache, die ihre Blätter gegen ihm führen, schon wie Mahnungen Hingen sich je eher zu verabschieden. Und doch war Bänffy eine Zeit lang der erste Träger des Bertrauend der Regierung; bei der Lektüre der offiziösen Tiraden wider ihn, fällt ung der schnurrige Operetten-König „Bobache“ ein, wie er­ unwillig mit gestraubtem Schnurrbart und die Zähne fletschend, seinen Regierungsapparat mit den vernichtenden Worten apostrophirt: „Wie, der Minister des Aeußern weiß sich nicht zu erinnern, was der Minister des Innern geäußert hat? Wenn ‘ meine Kanonen unbrauchbar und die Unbrauch­­baren kanonisirt werden, dann scheere sich Lieber der ganze Serempel zum “ Aber die Regierung, welche in ihrem Ueber­­muthe den Präsidenten rief, wie der Zauberlehrling Goethes die Geister, wird ihm, so wenig wie Sener dieselo8 und gerade solche fatale Erkenntniß ist der Grund zum Unmuthe der Offizielfen, dem „Magyar Ujság“ wie folgt Luft macht: „Allgemein fiel es auf, daß bei dem Begräbnisse Paul Kiralyi’s, am welchem die Regierung und zahlreiche Mitglieder des Hauses ohne P­arteiunterschied erschienen, gerade das Präsidium des Abge­­ordnetenhauses nicht vertreten war. Dieses Berläauming maßt sich nicht entschuldigen Wenn man es genau nimmt, so darf bei dem Begräbnisse eines Abgeordneten in der Hauptstadt Jedermann fehlen, nur der Präsident des Abgeordnetenhauses iit. Er repräsentirt das Abgeordnetenhaus, er und Niemand font meldet dem Hause den Trauerfall und er verfügt­­ über die Modalitäten, mittelst welcher die Theil­­nahme des Hauses ausgedrückt wird; allein dafür muß auch er in erster Reihe bei dem Begräbnisse des Verstor­­benen des Abgeordnetenhauses erscheinen. Was sollen wir jedoch dazu sagen, wenn der Präsident des Hauses gerade bei dem Begräbnisse eines Paul Kiralyi durch seine Abwesenheit glänzt? Hätte er seine Zeit gehabt, so wären anstatt seiner gewiß die Vize­­präsidenten erschienen. Wir haben diesen Sal mitgetheilt, weil er in Abgeordnetentreffen mit Recht Mißbilli­­gung fand.“ Dann finden wir noch ein zweites sehr be­­zeichnendes Entrefilet in dem offiziösen Blatte, es lautet: „An dem nahenden schönen Feste der Nation wird der Präsident des Abgeordnetenhauses Baron Desider Bonffy die Huldigung des Abgeord­netenhauses dem vor 25 Jahren gefrönten apostolischen König in Begleitung einer Nede zu Füßen legen. Und was er im Auftrage des Abgeordnetenhauses an dem großen nationalen Jubi­­­äumgreite jagen wird, das­s an Niemandem im weiten Baterlande gleichgiltig sein, am wenigsten Senen, welche im öffentlichen und­­ politischen Leben der Nation mitz­t­­sprechen haben. I welcher Weise der Präsident des Ab­­geordnetenhauses bei geringfügigen parlamen­­tarischen Debatten seinem Gedankengange­sund seinen Ansichten Ausdruck gibt, das hat schließlich seine allzugroße Bedeutung: das Diarium des Ab­geordnetenhauses verzeichnet es genau so, wie Die ge­­schmachlosen Zwischenrufe des obskursten Landespaters. Allein als Mitglied der Negierungs­­partei kühnte er es willen, daß der Sprecher der Partei ogar bei den einfachen Höflichkeitsarten, das Konzept einer Rede der Partei vorzulegen pflegt. Umso eher wäre dies von ihm bei dem gedachten hochwichtigen Anlaf zu fordern. .. Solche und ähnliche Negligationen sind durchaus nit darnach angethan, das­ Selbstbemußtsein der R­egierungspartei zu heben. Lene, melde an der Seite der Partei oder zu­m derselben zufolge ihrer politischen Stellung in einem vornehmen Verhältnisse stehen, müssen sehr darauf achten, daß sie mit ihrer Geringschaschung, mit der Außerachtlassung von Seidlichkeitsformen ihre eigene Par­tei nicht kompromittiren“. Das ist doch deutlich, wie? Sa die Majorität fängt an ihr „wadlich“ zu werden. Sie bedürfte mehr als je, seßt einer festen Hand und eines klaren Kopfes, einer sym­­pathischen Persönlichkeit und eines populären Staatsmannes ; aber weder im Präsidentenstuhle, noch in den Ministerfauteuils findet sie Denjenigen, werdhen sie sucht und man kan ihr selbst in diesen heißen Tagen nicht zumuthen, daß sie sich nun auch den Wührer von der Opposition ausborgen so, nachdem sie sich nach und nach die Prinzipien von der Opposition­­ vorstreben ließ. E. M. Die Frage der Kleinen Beamten. "1 Beamten Feuilleton, Va banque! Tovelle von Meinhold Orktmann. (Habernd verboten.) (Fortlegung.) Er aber weigert sich beharrlich, dieselbe­­ anderm al durch mich oder wenigstend im meinem Beisein vornehmen zu lassen, und da­­durch eine weitere Verzögerung sein Leben auf das Aeußerste bedroht sein würde, muß man ihm wohl willführen. Im einer Viertelstunde schon geht der einzige Zug ab, den ich bewußen fan, und es bleibt mir also nicht mehr Zeit genug, mich persönlich von Loni zu verabschieden. Ich habe ihr nur eine flüchtige, Schriftliche Mittheilung Schicken können, und ich möchte Dich bitten, ihr mündlich die Gründe für meine plögliche Abreise mitzutheilen.“ „Sehr gern! Und wann gedenkst Du zurück­­zufehren ?* „Das läßt sich in diesem Augenblick kaum bestimmen. Einige Tage aber dürften immerhin darüber vergehen“. “ »Gutalfo!Hast«Du sonst noch einen Auf­­trag für mich ?* Nein! Und doch, Du wirst Dich an unser Gespräch vom gestrigen Abende erinnern. Die Zweifel, welche Du in meinem Herzen gewedt hast, haben mir seitdem feinen­­ ruhigen Augenblick mehr ge­­lassen. Mir ist, als ob diese Trennung von Loni eine Trennung für immer wäre, und bei dieser Vorstellung exit fühle ich mit voller Deutlichkeit,­ wie der Verlust ihrer Liebe mein ganzes Leben zerstören würde. Wenn sie gerade während dieser nächsten Tage zu einer für mich verhängnißvollen Entscheidung gelangen sollte, so habe ich niemand,­­ der meine Sache bei ihr führen könnte, als Dich. Wirst Du Di, auch darin als mein Freund er­­weisen ? Werde ich auf Dich zählen dürfen, Paul?" „So werde mich Deiner Braut gegenüber benehmen, wie wenn ich für mich selber spräche !“ Mit Wärme drücke Doktor Görres ihm die Hand. „So werde ich um viele, ruhiger meine an zweifacher Ursache schwere Reife antreten. Ges meine innigen Dantes gewiß für Alles, daß Du im Interesse meines Lebensglendes trust! Aber da fällt mir ein, daß ich auch für Dich eine erfreu­­liche Nachricht habe. Der Verlagsbuchhändler Ras­­mus ließ soeben durch einen Boten jagen, daß er den lebhaften Wunsch hege, Dich recht bald, wenn möglich noch an diesem Abend zu sprechen. Ohne Zweifel Hat er Deine Novelle gelesen und will wegen des Buches mit Dir in Unterhandlung treten. Du solltest nicht unterlassen, seinem RBerlangen Folge zur Teisten.* N­einwald zuchte et­wad ungeduldig mit den Adeln. „Wenn der Mann wirklich so große Eile hat, meinetwegen! Aber ich werde ihm meine­n Be­­dingungen zu­stellen wissen.“ Die Hauhälterin mahnte den Doktor durch ein bescheidenes Klopfen daran, daß er seine Zeit mehr zu verlieren habe, und mit einem legten, herzlichen Händebruch verabschiedete Ewald sie von dem Schriftsteller. Als das Rollen des Wagens, der ihn nach dem Bahnhofe brachte, verhallt war, verließ auch Reinwald das Haus. Anfangs schien er unschlüs­­sig, ob er nicht wirklich zunächst den menschen­­freundlichen­­ Verlagsbuchhändler in seinem Hotel aufsuchen sollte, dann aber, nachdem er ein paar Schritte in jener Richtung gethan, drehte er­st mit einer geringsc­äßigen Geberde wieder um und ging geradeswegs nach­ der Villa Benzinger. Oedenburg, 1. Juni. Die V­erbesserung der Beamten­­­gehälter schwebt zwar noch in weiter Ferne, aber so viel bisher darüber verlautete, so steht fest, daß wie bei einem schwachen Regen nur die obersten Blätter der Bäume naß werden, auch in diesem Yale nur die oberen Beamten eine kaum nennenswerthe Verbessserung ihrer Bezüge erfahren dürften. Und doc ist gerade die Lage der Kleinen eine verzweifelte, der Hilfe am aller­­dringendsten bedürftig. „Die Herrschaften sind im Salon !“ berichtete ihm das Mädchen, und wenn Neinwald auch viel­­leicht von der Hoffnung erfüllt gewesen war, Zori, wie sonst zuweilen um diese frühe Abendstunde, allein zu treffen, so durfte die Enttäuschung ihn doch feht nicht mehr abhalten, einzutreten. Der Empfang, welcher ihm zu theil wurde, war frostig genug. Herr Gotthold Benzinger reichte ihm nicht einmal die Hand, und Loni hob­ da befümmerte Gesichtchen nur flüchtig zu ihm empor. Reinwald konnte nach dieser Art der Begrüßung voraussehen, daß man­ ihn nicht zum Dableiben nöthigen und ihm somit auch seine Gelegenheit geben würde, Loni selbst für die kürzeste Zeit unter vier Augen zu sprechen. Aber er wollte troßdem nicht gehen, ohne seine Sache um einen Schritt vorwärts geführt zu haben. Was seine Handlungsweise diftirte, war die Entschlossenheit eines Menschen, der selbst ein tollfühnes Wagnis nicht scienen darf, weil ihm zu bedagtsamem und vorsichtigem Handeln nicht mehr Zeit genug gegeben ist. Auf die fahle Einladung des Hausherren, si niederzulassen, wählte er seinen Pla möglichst weit von demjenigen des Herrn Gotthold Benzinger und im Halbschatten einer Hohen Pflanzengruppe, mit welcher der Salon geschmückt war. Während er dann sehr­ weitschweifig und unter Hinzufügung verschiedener frei erfundener Einzelheiten seinen auf Ewalds plönliche Abreise bezüglichen Auftrag au­=­­­richtete, nahm er wie in spielender Verstreutheit ein in seiner Nähe liegendes Buch zur Hand und begann im demselben zu blättern. Selbst die scharfen Augen des Fabrikbefigers konnten nicht wahrneh­­men, daß er einen winzigen silbernen B­leistift von feiner Uhrfette löste, und mit kaum merklichen Fin­­gerbewegungen auf dem weißen, Raum einer nur halb bedructen Seite zu schreiben begann. Mit der Für Abonnenten siegt Ar. 10 von „seven Etwas“ bei. S­iezu ein halber Bogen Beilage. IE­­ . b sk

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