Oedenburger Zeitung, 1892. August (Jahrgang 25, nr. 175-199)

1892-08-01 / nr. 175

«ka-7· Säckgana Montag, 1. _ August 1892, Abends. Az. 175. — edenburger Zeitung. Minan für Politik, Handel, Industrie und Landwirtergut, sowie für Jazinle Snienessen. EEE in Suhdenkeri &, Romtvalter & Sohn, Grabenrunde 121. WM Aummern Aa 5 Arener. 5 fr. für die ein, 10 . für die z­wei­, 15 fr. für die drei«, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für­­ die durchlaufende Petite­zeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Da Blatt erscheint täglig, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-®reise: Für Loco: Gaustehris 16 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljährig 50 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: "Sana fl., „oaleiärig Tl, Biertelj­ährig 8 Ale für das Blatt nen­en mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, find an die Redaktion "portofrei einzusenden. Anim­fensian, Hering und Inseratenaufnahme. Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wal« Richgasse 10, U. 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Er war ein eifriger Schüler Metternich und bildete ih als Staatsmann in dessen so verhängnißvoll für Dester­­reich-Ungarn gewordenen Schule.­­ Er arbeitete in­ der Staatskanzlei Metternich vom Jahre 1833 bi 1837, ging so­­dann durch, des damals­­ almächtigen­­ Ministers Brotektion als Gesandtschafts-Attache nach Paris, und 1841 als Sekretär in Lissabon. 1844 war er Generalkonsul in Leipzig. . Erst 1848 trat er selbstständig in den Vordergrund. Nachdem er bei dem Aufstande in Mailand gefangen genommen und als Geisel zurückbehalten worden, kehrte er nach Oesterreich zurück und­ begleitete die Herrscher­­familie auf ihrer Stadt von Schönbrunn nach Olmüß. Er war es, der die wichtigsten Arten, die sich auf die Abdanstung Kaiser Fer­­dinand’s bezogen, ausarbeitete. Nach der Thronbesteigung unserem geliebten König Franz Josef I wurde Hübner­s außerordentlicher Botschafter nach Paris ent­­endet. Hier verriet er zuerst­ seine unglaubliche Unsicherheit in der Beurtheilung von P­ersonen und Verhältnissen, denn während er im feinen diplomatischen Noten versicherte Frankreich sei auf dad immigste im Freundschaft zu Oesterreich [ver­bunden, erklärte ih­m Napoleon III. in seinen für und zur traurigen historischen Berühmtheit gewordenen Neujahrsgruß (1859) „Ich be­­dauere lebhaft, Daß unsere Beziehun­­gen zu Ihrer Regierung nir so gut wie ehedem sind. Ich bitte Sie, dem Kaiser zu sagen, daß meine persönlichen Gefühle für ihn durchaus die gleichen geblieben sind“. Nach dem Kriege von 1859 übernahm Hübner im Mi­­nisterium de Grafen Ugenorr Goluhomwsofi das B Polizeiministerium, das er aber nicht lange behielt. Von 1855 bis 1867 beklei­­dete Hübner dem Botschafterposten in Nom. Seit 1879 war er Mitglied des Herrenhauses. Er erlangte die­­ Freiherrn­ und im Jahre 1888 die Grafenwürde Scon als Baron nahm er den­ Namen Hübner an.­­ In seinen Anschauungen über Ungarn zeigte Graf Hübner ,ebenfalls den recht übel berathenen Diplomaten auch zum Glack überwundener Periode. Er war näm­­lich durch und durch Reaktionär und widersprach wo er fonnte der politischen Selbstständigkeit unseres Reiches, darum fand, die Wiederherstellung unserer Berfafjung (1867) im ihm seinen sehr eifrigen Gegner. Er stellte sich auch sehr feindlich gegen die Orient-Bolitit des Grafen Julius Undrässig und gab sich als Staatsmann eine Blöße nach der andern. Kein, Graf Hübner war sein Diplo­­mat und sein politiker — aber Eines ist gewiß: er war ein interessanter Schriftsteller, ein fein­­fühliger Stylist, Geihmach.: ein­ Mann von vornehmen: Wir besigen von ihm eine Geschichte Papst Sixtus V. Vielen Beifall erfreuten si­e ein „Spaziergang um die Welt“ und „Durch das britische Neid“, in denen er über seine Reise in fesselnder Weise berichtet. Diese Fahrt durch das britische Reich unternahm er in seinem 72. Lebensjahre. Die Pariser Academie des sciences morales et politiques wählte ihn am 29. Dezember 1877 zu einem ihrer jechss auswärtigen Mitglieder und am 30. Jänner 1890 wurde ihm auch das öster­­reichisch-ungarische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaften zutheil. unter Abermalige Befragung der Verwaltungs­­reform. Oedenburg, 1. August. Wie man aus Budapest berichtet, sol die Verwaltungsreform abermals ver­tagt werden. “8 Heißt Graf Julius S­­­apar­y hatte so vor Kurzem die Absicht,­ den neuen Gelrh­­entwurf über Die Verstaatlichung der Verwaltung gleichzeitig mit dem Budget im Herbste dem Abgeordnetenhause vorzulegen, so zwar, daß die Ausschüsse des Abgeordnetenhauses beide Vor­­lagen gleichzeitig verhandeln hätten sollen. Da die Debatten im Verwaltungsausschusse vermut­lich­chon viel längerer Dauer gewesen wären, als­ die Berathung des Budgets im Finanzausschusse, wären die Verhandlungen im Verwaltungsausschusse fortgelegt worden, während im Blenum­ die Bud­­getdebatte ihren Lauf genommen hätte. Dieser Plan, der noch vor Kurzem bestand, scheint aber au­f­­gegeben zu sein. . Die Fertigteilung des neuen Gelegentwurfes stößt nämlich auf große Schwierigkeiten. Staatssekretär Szalavßfy, der den ersten Entwurf konzipirte, ist­ den ganzen Sommer ad Vertreter de­s Ministers von den laufenden Geschäften derart in Anspruch genommen, daß er an eine so wichtige und­ so schwierige Arbeit, welche die ganze Arbeitskraft der tüchtigsten politifer8 wochen, ja monatelang be­­ansprucht, vorläufig nicht denken kann und wenn er im Herbst, die Agenden übernimmt, Zeit gewinnt,­­ so würden dann die Arbeiten erst­ beginnen, welche Staatssekretär Szalauffy im besten Yale in drei bis vier Monaten erledigen konnte.­­ Da damit wäre nur der Grundstein gelegt, denn nun müßten die Min­­sterbe­­rau­bungen ihren Anfang nehmen, welch­e bei der vorherrschenden Stimmung ebenfalls von langer Dauer sein dürften, da schon der Iegte Entwurf zwei Monate den Gegenstand der Erörte­­rungen im Ministerrathe bildete. E 3 ist bekannt, daß im Ministerium die Ansichten über die leitenden Prinzipien der Verwaltungsreform getheilt sind und es wird wieder eine geraume Zeit währen (u. zw. nach den traurigen Erfahrungen, welche das Kabinet bei der jüngsten Verwaltungsdebatte machte, noch länger als früher­ biß die Gegenzage im Kabinet ausgeglichen sind. Im besten Falle würde demnach­, etwa im Zeber-März der Gefegent­­wurf so weit gediehen sein, daß man demselben einreihen künnte Da nun müßte man Die Schwierigkeiten in­ der Regierungspartei besiegen, wo ein großer Theil (Mori; Jokai hat dies sogar im Abgeordnetenhause ausgesprochen) die Parlamentsreform, wie Graf Upponyi, vor der Verwaltungsreform verhandelt sehen­ will. Nehmen wir den besten Fall an, daß alle Schwie­­rigkeiten besiegt werden, daß die Berathungen im Ausiguffe glatt verlaufen (was allerdings­­ sehr zweifelaft ist), so könnte im Mai die Vorlage auf die Tagesordnung gestellt werden, wenn nicht die Delegationen, die bekanntlich im Früh­­jahr stattfinden sollen, ihre Rechte geltend machen würden. Nach den Delegationen aber mit­­ der Verwaltungsdebatte zu beginnen, ist unmöglich, denn man kann nicht im heißen Sommer (der ji jüngst ohne Sieg nicht bewährte) zur Zeit der Parlamentsferien verhandeln, und so bliebe denn die Vorlage bi zum Herbste, wenn da nicht wieder die Budgetdebatte dieselbe verdrängen würde. Es bewähren si jo nah unsere fürzlich erst in diesen Blättern ausgesprochenen Befürchtungen, ald zutreffend, daß nämlich eine großangelegte Ver­­waltungs- Debatte weder im Jahre 1892, noch im Jahre 1893 möglich ist, und es scheint, daß si diese Leberzeugung bereits im Ministerium Geltung verschafft hat und demzufolge die Absicht definitiv fallen gelassen wurde, die neue Verwaltungsvorlage no in diesem Jahre dem Parlament zu unterbreiten. Vom Inge. O Bom Alerhöhsten Hofe. Am 30. Juli A­bend i it ihre Ef. und f. Hoheit die durchlauchtigste Sean Kronprinzessins Witwe, Erzherzogin Stefanie im Jagdschloffe Mürzsteg einge­­troffen. Erzherzog Karl Ludwig feierte im Reichenau am 30. Juli seinen Geburtstag, zu welchem Erzherzog Friechrich aus Preßburg und dessen Gemalin Erzherzogin Isabella vom Während der Tafel konzer­­tirte eine Militärkapelle. Der Bürgermeister von Reichenau, Herr Leiter, überbrachte an der­ Sorge der Gemeindevertretung die Gladwünsche Reichenaus.­­ Kirchliche Ernennung. Der Kiöberer Pfarrer Josef Sllingi wurde zum Honorar-Rang= nifus des Naaber Kapitels ernannt. O Bereifung Se. Majestät hat dem Leiter der Görzer landwirthschaftlichen chemischen, Berjuchsstation Johann Bolle und dem Görzer­ Seidenfabrikanten Alexis Vouillemin, in An­­erkennung ihrer­­ Verdienste um die Hebung der Seidenzucht in Ungarn den Eisernen Stoneus Orden III. Klasse tarfrer verliehen. O Sürfiprimas Hlandins Vapary wird bis zum 12. August in Balaton-Süred ver­­bleiben und dann zu kurzem Aufenthalt nach seiner Graner Residenz reisen. Am St.-Stefanstage trifft­­ der Kirchenfürst in Budapest ein, um bei der Feierlichkeit zu pontifiziren und an der St.-Stefans- Prozession teilzunehmen.­­ Reichstagswahlen. Für die auf den­ 10. August anberaumte Abgeordneten­­wahl im Bezirk­ Berettyö-Ujfalu de Biharer Komitatd wurde von den zur­ libera­­len Partei gehörenden Wahlen Szabolcs Szunyogh zum Kandidaten proklamirt. © j­u­­nyoghb hat im vorigen Neidhdtage den Bezirk Hofpupälyi vertreten. Im Marozväfär­­heiyer ersten Wahlbezirke wurde die Abgeordnetenwahl, die in Folge der Abdankung des Handelsministers Bela Lufkäcs daselbst­­ not­wendig gew­unden ist, für den 12.­ August anberaumit. O Die Demission des Ministers Prazak. Wie aus guter Duille verlautet, Hat Minister- Prazat demissionirt. As Nachfolger desselben werden Fürst Windischgräg und insbesondere der Statthalter Graf Franz Ren genannt. Wenn Letterer wirklich böhmiscer Zandy­­mann-Meinister werden sollte,­­so wird zum Statt­­halter von Böhmen ein aristokratisches Weitglied­ der (am­ deiticheezehischen Ausgleiche festhaltenden) Windishgräg-Gruppe des böhmischen Großgrumnds­befiges in Aussicht genommen.­ ­ 0 | Semmering eintrafen, bm Graf Julius Szapary wieder für Abonnenten Tfiegt Nr. 14 von „Sedem Etwas“ bei. ; ;

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