Oedenburger Zeitung, 1892. Juli (Jahrgang 25, nr. 200-224)

1892-07-01 / nr. 200

«.--k«-O­schendosen­ von der belgischen Ganzes-Bein­­s sp-schließlich-Ch«erbsou­rg kommenden Schisse einer siebentägigen«ärztlichen Beobachtung unterzogen werden sollen. O Der neue Gemeinderath von Agram. Nachdem am 30. August die neuen Gemeinde­­räthe verifizirt wurden, finden die Bürger­­meisterwahlen am 10. September statt. Die Wahl des Sektionsrathes Morinski zum B­ür­­germeister erscheint vollständig sicher.­­ Insolvenzen. Eine der größten Kleider­­s­portfirmen der Monarchie, Brüder Golden­­berg, welche zahlreiche Verbindungen mit Ser­­bien, Rumänien und der Zürsei unterhielt, hat heute Konkurs angemeldet. Die Passiven betragen 800,000 fl. Besonders stark betheiligt ist der Budapester Blast, auch die Länderbank er­­leidet einen Schaden von 140,000 fl. Der Tuchhändler Gustaw Nowal in Brünn ist mit 107,000 fl. Basliven insolvent geworden ; derselbe strebt einen außergerichtlichen Ausgleich an. Weiterles. Hamburg, 31. August. Die Cholera steigt wieder rapid. Im den lebten 24 Stunden kamen 425 Erkrankungen, 219 Todesfälle vor. Viele Geschäfte sind geschlossen. Gestern wurden in der Zeit von Mitternacht bis Mitternacht 508 Kranke und 268 Todte, somit 776 Personen gegen 650 am vorherigen Tage transportirt. Die Epidemie verbreitet sich mehr auf die Vororte und Landgemeinden,­­Budapest, 31. August. Der Gesundheits­­zustand der Hauptstadt kann als ein befrie­­digender bezeichnet werden. Der Minister des Innern verfügte, daß die Sanitäts-Inspektoren Den Gesund­­heitszustand in den rentfomitaten prüfen sollen. Weiters wurde die Organisirung einer Lan­­des-Zentral-Epidemiekommission unter dem Borsige des Ministers des Innern angeordnet. Wien, 31. August. Nach Mitternacht brach, wie wir erfahren, in Speijina ein großes Scadenfeuer aus, das raid drei Häuser ergriff. New­ Zork, 31. August. Der „News York Herald“ meldet aus Trinidad, daß die Aufständischen von Venezuela Lagunyra einnahmen. In K­araklas ftnhen die Geschäfte in Folge der durch die jüngsten Ereignisse hervorgerufenen Auf­­regung. Aus Curagao wird gemeldet: Im Folge der in Puerto Cabello ausgetrogenen Unruhen, bei denen auch Privateigenthum ze­r­­stört wurde, sind das französische Kriegsschiff „Magnon“ und das spanische Schiff „Sorge-Juan“ zum Schuße der französischen und spanischen Unter­­thanen dahin beordert worden. Auch D­eutsche, englische und Holländische Schiffe befinden si auf dem Wege nach Puerto Cabello. Bremen, 31. August­. Um halb 5 Uhr Morgens brach in dem Speicher Nr. 4 de­reibezirkes, in welchem Baumwolle und Whisky eingelagert waren, eine heftige Feuerabzunft aus. Gegen 9 Uhr V­ormittags war der Brand auf den Feuerherd beschränkt. Kokal-Beiting. Die Eröffnung des städtischen Wasser­­werkes ging heute Vormittags in festlicher Weise vor sich. Vor 8 Uhr Morgens hatten vor dem Hause der städt. Wasserleitungs = Aktiengesellschaft (Georgen­­gasse) die bestellten Wagen, zirka 20 an der Zahl, Aufstellung genommen, welche dann bald darauf von dem Herrn Bürgermeister fün. Rath Lind, Vizepräject Stadtpfarrer v. Böda und den Di­­rektiongräb­en, sowie von vielen hervorragenden Persönlichkeiten, darunter zahlreiche Stadtrepräsen­­tanten und schließlich den Mitgliedern der „Lieder­­franz“ und „Ferfidalker“ bestiegen wurden. Der lange Wagenzug bewegte sich über die Graben­­runde, Heilige­ Geistgasse längs der Wiener und Schwimmschulgasse nach dem Sammelbrunnen, dessen freier, geräumiger Bla mit einer großen Anzahl von mit Guirlanden u­­wundenen Flaggen­­stangen in den städtischen Farben reich beform­t war. Nach Besichtigung des Maschinenhauses be­­flieg Seine Hochwürden der Herr Stadtpfarrer Abt v. Böda eine provisorische Tribüne und hielt an die mehrere hundert Köpfe zählende Ver­­sammlung mit gewohnter Eloquenz in­­ ungarischer und deutscher Sprache eine ebenso geist- als schwungvole Testrede, in welcher er die epochale Bedeutung des heutigen­ Tages schilderte. Nach einjähriger aufopfernder Arbeit werde Leute das Waffjerinwert, welches seine Ent­­stehung dem so oft schon glänzend bewährten Lokalpatriotismus Hochherziger, Bürger. danft,­ sei­­ner segenbringenden Bestimmung­­ übergeben.­ Man­­könne nicht sagen, daß etwa Aussichten auf großen Gewinn und fette Dividenden das Unternehmen ermöglichten ; beherzte Bürger, die das Wohl ihrer Mitmenschen stets zu fördern bestrebt sind, Haben das Projekt, das seit einem halben Jahrhundert studirt wurde, zum Teile der Bewohner Deden­­burg’s der Verwirklichung zugeführt. Das Leben, die Gesundheit sind die theuersten Schäße des Menschen und mit diesem schönen Wasserbeden wurde der Bevölkerung die denkbar größte Wohl­­that zur Erheiterung des Geistes und die Herzens geboten. Man nannte Indien das reichste und wunderbarste L­and und dennoch, wie unglückkic ist dieser W­olfsstamm. Warum, weil er die Schäße der Natur nicht auszubeuten vermag. Auf dem Boden, wo wir fest stehen, Hauften einst Kelten und Römer. Alle haben verschiedenartig gelebt und «3 blieben die im Schoße der Erde liegenden Schäße auch unter ihnen unbenügt. Wir künnen dieses Werk, mit Stolz, eine Errungenschaft der Gottlob­ immer mehr die ausbreitenden Zivi­­lisation nennen. Möge die Bevölkerung einge­­denk des alten Saßes: in sano corpore mens sana est (in einem gesunden Körper wohnt eine schöne Serle) diese Wohlthat dankbar entgegennehmen. Herr v. Broda begrüßte seine Rede fortlegend — die Herren Direktiongräthe der „Dedenburger städt. Wasserleitungs- Aktiengesell­­schaft“ bei diesem Sammelbrunnnen, der ersten Station der W­asserleitung, welcher die Wiege unserer idealen Bestrebungen, die Hoffnung des Erfolges unserer Arbeit und die wahre Quelle der Hebung unserer Stadt bildet. Der Weltruf des Dichters: „Kämpfe, schaffe und vermehren durchzittert seit Langem schon dieses Land; und der Idealismus des Dichters litt oft Schiffbruch an dem Felsen des materiellen Egois­­mus. Schließlich bricht sich die Idee doch Bahn. Auch bei und siegte die Idee des gut erfaßten städtischen Interesses. Dieser Brunnen ist das Herz der Wasserleitung, in diesem sammelt sich das Element, welches eine Spende Gottes ist, das frische und gesunde Trinkwasser, welches einen Hauptfaktor des körperlichen und geistigen Lebens bildet. Erbitten wir nun den Heiligen Segen Gottes auf diese Quelle, daß sie unversiegbar mit dem erfri­­schenden Wasser alle Kläge und Häuser dieser ge­­liebten Stadt zum Wohle unserer Mitbürger telebe­­n . Unter lebhaften­ begeisterten Eisen­rufen ver­­läßt der Festredner die Tribüne und wird zahl­­reich beglückwünscht. Von hier zog die Versammlung zu­m Reser­­voir,welcher steile Weg für manche Theilnehmer mit Schwierigkeiten verbunden war.Aber der Freudentag überwand leicht auch die kleine Unan­­nehmlichkeit und nach ku­rzer Rast bat des­ Herr Stadtpfarrer den Bürgermeister kön.Rath Johann Finck das Werk als eiössnet zu erklären. Der Bürgerm­eister bezeichnet die Vollendung des Werkes als epochemachend in der Entwicklung dieser Stadt. Dies beweisen die sehr zahlreich Versammelten und die auf ihren Antlitzen erstrahlende Freude­­n ganzen­ Lande—fährt Redner fort— fungirt unter den Städten mit vortrefflicher Gesund­­heitspflege als ein­e der ersten die könige Frei­­stadt Oedenburg.Wirektkeiten­ in sein­er herrli­­chen Gegend, eines fruchtbaren Bodens, aber wo­­mit wir von jeher stiefmütterlich bedacht waren, ist das Wasser. Diesen Mangel mußten wir lange Zeit fühlen, denn sein Fluß, ja nicht einmal ein größerer Bach durchzieht die Stadt, um auf unsere Industrie belebend zu wirken. Nichtsdestoweniger ist Dedenburg nicht zurückgeblieben. Heute zählen wir nahezu 30.000 Einwohner. Der Bürger­­meister zuerkennt das Hauptverdienst diese­dee angeregt zu haben einem Sohne unserer Stadt, Moriz Preiß, der den berühmten Geologen Heinrich Wolf zum Studium unserer geologischen Verhältnisse wieher berief und damit auch das Fundament zu den weiteren Arbeiten in einer hier sehr verbreiteten Broschüre niederlegte. Der Bürgermeister dankt insbesondere dem Herrn Margistratsrathe Dr. Franz Prinz, der mit gewohnter Begeisterung und Gewissenhaftigkeit das Projekt der Wasserleitung aufgriff und mit Ausdauer für die Realisirung thätig­ war. Ferner malte er seinen Dank in erster Reihe auch dem Pro­­fessor an der Staats - Oberrealschule Herrn Dr. Ignaz Wallner, der mit selbstloser Auf­­opferung in allen Sigungen zugegen war und seine vielvermögende Kraft der guten Sache wid­­mete, aussprechen. Schr­eobender Erwähnung that der Bürgermeister auch des Wiener Ober- Ingenieurs Herrn Johann Jahn und Schloß mit dem aufrichtigen Wunsche, daß das Wasserleitungs - ‚Werk das­ Aufblühen dieser Stadt.­­fordere. zum­ Wohle des Landes. “zum N­uhme der­ Krone und zur Freude unser Aller! Er könne das Werk umso mehr seiner Be­­st­immung übergeben und al eröffnet erklären, da diesses Wasser allen An­­forderungen der HKHygiene bestens entspricht. (Lebhafte Kffenrufe.) Der „Liederfrang“ im Bereine mit dem „Ferfidalkör“ sangen nun das erhebende „Isten aldd meg a magyart“, worauf nach einigen Dantes­­worten Seitens des Herrn Stadtpfarrerd an die Gesangvereine, welche der eier die eigentliche weihevolle Stimmung verliehen, die Testlichkeiten beendet waren. Eine Dissonanz machte blos das Er» fingen der österreichischen Wolfshymne womit die „Schunda-Banda“ die Feier abschließen zu Sollen für gut erachtete. Nach Beendigung der Feier wurde ein kleiner Frühschoppen auf einem nächst dem Reservoire be­­findlichen, freien schattigen Plägchen eingenommen und ließ sich­ die Gesellschaft wohl schm­eden. Von hier fuhren die Alttheilnehmer auf den Theaterplag, wo unter der freundlichen Mitwirkung der frei­­willigen­euerwehr vom Dache des Theater- Magazingebäudes der kräftige Wasserstrags über die Dächer der Nachbarhäuser flog, daß Leder­­mann seine helle Freude daran haben konnte und dann erfüllten Herzens im Stillen die aaderen Förderer dieses Unternehmens pries. * * * Um 1 Uhr versammelten sich die BP. T. Säfte der „Wasserleitungs-Aktiengesellschaft“ zu einem opulenten Settbanfette im kleinen Kasinosaale, wobei anfangs eine etwas zu feier­­liche, aber später dann, während der vielen höchst­­gelungenen ZToarte eine sehr animirte Stimmung Herrichte. Den Reigen der Tischreden eröffnete der Bize­­srätes, Hahm würden Herr Stadtpfarrer ». Poda auf Seine Majestät den König, worauf sich Alles von den Ligen erhob und begeistert in das Erb­en einstimmte. Redner legte fort, indem er das Haupt der Kommune, den Herrn ,Bürgermeister , den Direktiongrath der Aktiengesellschaft und die Bau­­unterneh­mung hochleben ließ. Herr Bürgermeiter fün. Rath yind dankte in gewählten Z Trinfsprüche, der in ein Essen für den ab­wesenden Präsidenten Paulin Müller ausflang. Von diesem Lepteren war ein humor­­volles Telegramm in ungarischer Sprache aus Baden eingelangt, worin der Herr fün. Rath die Festgäste feierte. Nun ergriff Advokat Dr. Schreiner das Wort auf die Vollender des technischen Werkes, insbesondere auf Herrn Julius Blum, den Staats-Oberingenieur, der seinerseits den kontrol­­lirenden Wasserleitungs-Ingenieur Herrn Bamo- Icher hochleben ließ. Eine äußerst umziehend und sehr reich gehal­­tene Studie über den Werth des Woferd der neuen Zeitung in hygienischer Beziehung lieferte Herr Professor Dr. Ignaz Wallner, der zu­legt in launiger Form der Breffe gedachhe. Nedak­eur Marbach dankte Namens der an­­wesenden Kollegen in wenigen Worten, der Wissen­­schaft und ihren Segnungen die Ehre gebend. Herr_ Stadtphysicus Dr. Behf sprach sehr markig der Sat­variirend: Gesunder Geist im gesunden Kör­­per. Herr Paul Ritter v. Standorffer prieb in bekannter Jovialität und sinniger Elo­­quenz die Chemifer und Hygienifer, insbesondere Herrn Bros. Dr. Wallner Die Kürze der Zeit gebietet und Einhalt, sonst Hätten wir noch einer Reihe geistesfrischer und umregender Trinf­­sprüche zu erwähnen. Das Menu war von erquisfter Beschaffen­­heit und Die Bedienung eine prompte und auf­­merksame. Der erste September 1892 wird mit goldenen Lettern in der Chronik. Dedenburg’s ver­­zeichnet stehen. Veritas.­ okalnotizen. * Die Frage der öffentlichen Brunnen. Die Bewohner der „Wieden“ befragen si bei und, mittelst eines in sehr bitteren Ausdrücken ab­­gefaßten Briefes, daß sie, obwohl — wie allgemein bekannt — am stiefmütterlichsten, betreffs der n­euen Wasserleitung bedacht sind, seinen öffent­­lichen Brunnen erhalten haben. Man ist in d­em genannten Stadttheile darüber unbeschreiblich aufgeregt und hat sogar in dieser Stimmung einen an der ganzen Angelegenheit total unschuldigen Stadtrepräsentanten injultirt. Der für die meisten Bewohner der „Wieden“ zunächst gelegene Brunnen ist knapp bei dem. _

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