Oedenburger Zeitung, 1892. Oktober (Jahrgang 25, nr. 225-250)
1892-10-01 / nr. 225
MWLWM M»—-.—;..«:s-. EEE .XX7 Jahrgang EREREEE Re m Saufg, 1. Oktober” "1892, Abends. Ordenburger Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirthschaft,ne für soziale Suieeesen, Einzelne Aummern Rollen 5 Kreuzer. Buddenkeri E. Nomtvalter & Sohtt, Grabenrunde DI. Qr. 225 Weihung. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations: Preise: Für Loco: ae 10 fl., Selnjährig, 5 fl., Bierteljährig 2 fl. 50. r., Monatlich 1 Für Auswärts: Ganzjährig 14 fl., Setägeg 7 fl, Bierteljährig 3 fl. 50’Er. Ale für das Blatt bestimmten ERERE mit Ausnahme von Inseraten, Prämumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Dering und Inseratenaufnahme: ur lintere nächte Nummer erscheint Montag Abends. BER Neuenburger Zeitung. Mit 1. Oktober begann ein neues Abonnement auf die „Oedenburger Zeitung“. 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Goldberger, Servitenplaß s. Die ersten Interpellationen. Dedenburg, 1. Oktober. Die parlamentarische Maschine hat nunmehr ihre Arbeit begonnen, ob aber diese Arbeit erfolgreich sein werde, das hängt von Faktoren ab, welche dermalen noch nicht abzusehen sind. Für die erste Sikung, deren vornehmsten Gegenstand die Wahl der Delegationsmitglieder bildete (wir haben bereits gestern die Abgeordneten genannt, auf welche die Wahl gefallen ist) stand auch schon eine wahre Fluth von Interpellationen bevor. &3 wurden deren vorläufig nur vier vom Stapel gelassen, aber auch diese lassen vermuthen, daß die “Opposition nicht gefonnen ist, der Regierung jene wylliihe Ruhe zu gönnen, welche die Vorauslegung der raschen Erledigung der Negierungsvorlagen wäre. Die genannte Interpelationen bezogen sich auf die Milleniumsfeier und die Landesausstellung, sowie auf die Trapeer Wahlvorgänge, welche gleich von zwei Abgeordneten bemängelt wurden. Geradezu fomisch wirkte die mit Bezug auf die Tirpelallianz von dem Abgeordneten Kovat3 an den Ministerpräsidenten gerichtete, von uns ebenfalls schon erwähnte Interpellation, die gewiß zu nichts Anderem taugt, als zu beweisen, wie viel leere Stroh in unserem Abgeordnetenhause gedroschen wird. Die nterpellation enthielt eigentlich eine Nüge, welche an die allerhöchste Stelle gerichtet ist. Josef Kovacz findet nämlich, daß der König si im vorigen Jahre zu pessimistisch über die auswärtige Lage geäußert hat, und will, daß dies verhindert werde. Das Soldtal der armen Börseaner, die voriges Jahr in Folge der Aeußerungen des Königs zu Schaden gekommen sind, liegt dem besorgten Landesvater so jeher am Herzen, da er es nicht scheut, sich lächerlich zu machen. Und da Eflige man noch unsere Abgeordneten wegen Mangel an Selbstverleugnung an. Befremdend ist 3, daß die neuen Geseße über die Verwaltungs-reform, von denen bei Beginn der Thätigkeit des heiter im Januar gewählten Reichstages so viel die Rede war, jegt fast gar nicht mehr gesprochen wird. Selbst Graf Apponyi, der Initiator der Reformpläne hat sich in seiner legten Jaßbereniger Rede viel mehr mit den kirchenpolitischen Fragen und den Nationalitäten-Schwierigkeiten, als mit der Verwaltungsreform-Idee befaßt und in dieser total veränderten Sachhlage liegt das Traurige der Situation. Denn würden die Verwaltungsgejege auch weiterhin die Berathungen des Neidhdraged beherrschen, so fünnte, ob man diese Gejege angenommen oder neuerdings zu Falle gebracht worden wären, doc irgendein positiver Nuten für das Land herauskommen. Im ersteren Falle würden die angenommenen Gejege den jenigen Verwaltungs-Miseren in einer oder anderer Richtung ein Ende bereiten. Würden aber die Gejege zu Fall gebracht, dann müßte auch Graf Szapäary endlich zurücktreten, da seine Unfähigkeit zu regieren und das Parlament zu führen in diesem Falle der ganzen Welt offenkundig wäre. Was wüßen und aber der Wegtaufen und der Nationalitätenhader? Den besten Fall angenommen, daß nämlich beide Fragen zur Zufriedenheit aller betheiligten Paftoren gelöst werden, vergeht biß zur gedeihlichen Erledigung eine große Spanne Zeit, während welcher eine solche Unruhe in den Geistern, eine solche Spannung zwischen den einzelnen Konfessionen und Nationalitäten eintreten muß, daß die endliche Lösung des gordischen Knotens unmöglich eine vollständige Aussöhnung herbeiführen kann. Wie erst, wenn seine befriedigende Lösung gefunden wird? Wenn konfessioneller Hader und Nationalitätenzwist auch fernerhin am Marke des Landes zehren werden ? Das würde Folgen nach sich ziehen, deren Tragweite unabsehbar, deren Einwirfung auf unser staatlices und bürgerliches Leben von dem verderblichsten Einflusse wäre. Man hat nicht einmal den Trost, daß wenigstens die heute Samstag begonnene Delegationssession ruhig verlaufen werde. Vielmehr haben wir Aussicht auf eine bewegte Delegationssession, wie solche seit Jahren nicht erlebt wurde. Die Nationalpartei rüstet zu heftigen Angriffen zumeist staatsrechtlicher Natur, durch welche sie auf die öffentliche Meinung einen tiefen Eindruck hervorzurufen hofft. Einen Verbündeten wird Diese Partei in der Person Gabriel Ugrons finden. Diese Wahl ist zweifeldohne das bemerkenswerthafte Vekommniß der jüngsten parlamentarischen Session. Seit dem Jahre 1868, als das damalige linke Zentrum seinen Exodus aus der Delegation hielt, hat sein der staatsrechtlichen Opposition angehöriges Mitglied in den Reihen der Delegirten Pla genommen. Die Wahl Ugron’s in diese Körperschaft besigt demnach gewissermaßen eine prinzipielle Tragweite. Ueberdies hat die Wahl speziell dieses Abgeordneten in den zur Verhandlung der gemeinsamen Angelegenheiten berufenen Ausschuß eine prinzipielle Bedeutung, welche erst im Laufe der Delegationsverhandlung bemerkbar werden dürfte. Gabriel Ugron ist einer der leidenschaftlichsten Redner des Abgeordnetenhauses, ein Parlamentarier von unbezähmbarem Temperamente. Mit ihm kommt ein neues Clement in die der ruhigen diplomatischen Diskussion geweihten Räume unserer Delegation, in denen an die Opposition in gedämpftem Tone zu sprechen gewohnt war. Dem Tage, Oberleitung. Seine Majestät der König verlieh dem Honve)-Oberintendanten 1. Staffe Gregor Berbapics, anläßlich seiner Bensionirung, für seine vieljährigen, treuen und ersprießlichen Dienste, dag Ritterfreug dd Franz Sofer-DOrden 2. O Befund des Deutschen Saisers. Aus Mürzsteg wird und gemeldet, daß Se. Majestät nach Vortrag des Obersthofmeisters das Programm für die Empfangsfeierlichkeiten anläßlich des Besuches des Deutschen Kaisers genehmigt hat. Dem Kaiser Wilhelm wird ein prachtvoll bespannter Sechserzug zur Verfügung gestellt. Zu Ehren des Deutschen Kaisers wird ein Carousfel geritten, für welches bereits Pferde aus den kaiserlichen Gestüten in Wien eingetroffen sind. Erzherzog Josef Anguilinit am 29. September Abends mit dem Schnellzuge zuständigen Aufenthalt und zur Dienstleistung im 72. Infanterie-Regimente in Preßburg eingetroffen. Am Bahnhofe Hatte sich Stadthauptmann Kutzera und ein zahlreiches Publikum eingefunden. Das Chateau Balugyay, wo der Erzherzog bis zur Fertigstellung des für ihn bestimmten Hauses als Saft Palugyay’s wohnen wird, war festlich bei flagat und beleuchtet. Im R. u. Ministerium des Innern sol die in Erledigung gekommene Stelle eines Staatssekretärs vorläufig gar nicht beseßt werden. O Ein Berlobungsgerücht. Aus Kopenhagen meldet man: Die Berlobung der Brintzerlin Louise, ältesten Tochter de Kronprinzen, mit ihrem Better, dem Herzoge von York, Sohn des Prinzen von Wale, steht in den nächsten Tagen bevor. O Weber zwei Obergespans-Ernennungen meldet „B. Hirlap”: Obergespan des Somogyer Komitates wird der gewesene Abgeordnete Aladár Szof Szehenyi werden. Die Ernennung des Sároser Vizegespans Sigmund BPehy zum Dobergespan des Komitates Abaujpur-Thora ist bereits eine vollzogene Thatsache. Der R. u. Justizminister hat, wie die „Bud. Korr.“ mittheilt, zur Vermehrung des Manipulationspersonals bei den f. Gerichten und Anwaltschaften in das nächstjährige Budget eine die bisherige um 125.000 fl übersteigende Summe eingestellt. O von den Delegationen. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß die Delegationssessionen im Ganzen 24—25 Tage dauern wird. Die verschiedenen Ausschüsse der ungarischen Delegation werden sofort im Laufe der nächsten Woche mit der Verhandlung der betreffenden Budgets beginnen, und auch der Budgetausschuß der österreichischen Delegation dürfte schon Ende der nächsten Woche in die Berathung der nächstjährigen Boranschläge eingehen. Zum feierlen Empfange der Delegationen trifft Ministerpräsident Graf Taaffe in Budapest ein. Während der Delegationssession beabsichtigt auch Finanzminister Steinbachi mehrere Tage in Budapest aufzuhalten. Ein militärisches Bankett. Man schreibt unterm 830. September aus PB Preßdburg: Zu Ehren der Offiziere des an Dalmatien eingerüdten Bataillons des 71. Infanterie- Regimentes fand gestern im Hotel König von Ungarn ein Bankett statt, an welchem auch Erzherzog Friedrich beimagn. Oberst Schuhar toastirte auf den Erzherzog, worauf dieser in fast viertelstündigem Toaste antwortete. Während der zehn Jahre, seit welchem er als Brigadier, Divisionär und Korps- Kommandant hier thätig ist, sei ihm jedismal die allerhöchste Belobung für die ausgezeichnete Schulung und Führung der Truppen zutheil geworden. Er erhebe sein Glas auf den guten Geist der Truppen und auf gute Kameradschaft. Aus den Tomitaten. Kapuvär, 30. September. [Drngforr.] (Ernennung: Hirschjagd. Mauth. Diebe. Zür Abonnenten liegt Heute Ar. 40 des „Sluftrirten Sonntagsblattes‘“ bei. Sie zu ein Halber Bogen Beilage.