Oedenburger Zeitung, 1892. November (Jahrgang 25, nr. 251-275)

1892-11-02 / nr. 251

-«,s.--·F«»s«.-s.-·-.—..-.---.--Y.­- s---..---.,-»..-.—-k-». « TheaterHKunst nnd Literatur. Siebe Freundin! „Träum’ ich? ist mein Auge trüber? Nebel’ s mir um’s Ungesicht 2“ ..... Oh,du seelen guter Herr von Schiller! Sehen Sie,liebe Freundin in seinem Eifer,meine besten dichterischen Empfindungen vorauszuahnen hat er sogar mein Unwohlsein in poetische Form gekleidet und wie genau er über die Krankheitszm­stände unterrichtet war,das beweisen seine Worte: ,,Geh,dir hat ein Herz geschlagen,groß genug, den Schmerz zu tragen!« « Ja,und als der Schmerz endlich vorbei,da läßt er sich’s nt­cht nehmen,ihn mit dem Zurufer »Ha!wie will ich dann dich höhnen!«gründlich hinauszukomplimentiren und so mich vor aller Welt wieder gesund zumeldeOh Ich kenne mich aus;im»Kafe Olymp«bei einer»Nektarschu­le Schwarz«hat dieser Streber und bürgerliche Fildscheer aus der»Oedenburger Zeitung« erfahren,wie ein Anderer aus der Gilde der Literatur höchst liebenswürdig mich bei ihnen öffentlich und offiziell krank gemeldet hat und weil ich ihm nun schon so lange Ruhe gelassen habe­, ließ e­s ihm keine Ruhe und weil er nicht so glücklich ist,mit ihnen korrespondiren zu können,schrieb er obige Zeilen-»anMienen-« Lächerlich·...an Minna!Ich-weißes besserz an eine Dame vom hiesigen Theater sind die Worte gerichtet,denn welchee Sinn läge sonst in dem Satze:,.Jn den Trümmern deiner Schöne seh’ich dich verlassen geh’n,weinend in die Blumenszene....« Wer es wohlsein mag,die er meint?Ueb­­rigens verräth sich auch in diesen Worten-wie überall-der Grünling hinter den Coulissen. Erstens sind die Blumenszenen hier sehr rar geworden, seitdem die quitationsoffiziere für die Stadt Oedenburg—Distanzreiter sind.Heute macht man einer Diva höchstens noch an ihrem Benefize-Abende irgendein pauvres «Blümel-Blümel«vor,das entfernt mit einer Blumenszene verglichen werden könnte;alle an­­deren­ nur keine Blumenszenen——spielen sie­ aber hinter den Coulissen ab,wobei er allerdings vorkommen kann,daß eine Schöne weinend von dannengeht. Und dann,wie geschmacklos,die»Trümmer von Schönen«zu erwähnen,meint er da die kom­­pakte Masse,oder die Ruinen?Mich lehrte der langjährige Anschauungsunterricht,daß weder einem Trum,noch den Trümmern der Schönheit Blumenszenen bereitet zu werden pflegen und leidet irgendwer an einer Geschmacksverirrung und thut es dennoch-was kümmert das diesen sogenannten Dichter Schiller? Er soll sich lieber den Zuschauerraum als Objekvationsgebiet erküren und dann soll er hin­­gehen und seine,,schönen Tage­‘in»stille Tage von Aranjuez«umwandeln. Das liest sich freilich ganz nett,wenn er seine Berichte über den Theaterbesuch in die Worte zusammenfügt:»denn Bank an Bankgedränget sitzen-es brechen fast der Bühne Stötzen— (warum nitgar!)herbeigeströmt von Fern und Nah........ «Ein Blick in die Kassen­­rapporte weiß ganz andere Dinge zu berichten; da werden wirklich die,,Völker und die Namen« gezählt,welche gastlich hier zusammengekommen sind und was das Schlimmste an der Sache ist, an den Durchschnittsabenden ist man nahezu im Stande,diese Zählung an­ den Fingern vorzu­­nehmen. Die Aufscheidereien eines idealen Poeten sind doch „viel weniger im Stande, volle Häuser zu machen, als gute Vorstellungen, an wel’ Leteren in­ der laufenden Saison gewiß sein Mangel ist: Warum sollte si also der Theater­­besuch „wie von Orpheus Saitenruf belebt“, nicht heben ? die häufige Leere — glauben Sie mir — „ergreift ihn, der das Wort gesprochen und (hoffent­­l­) auch) sie, an die’s gerichtet war!“ Der unermüdliche Haus- und Hofpoek gibt ja diesfal3 ein ganz unfehlbares Rezept an die Hand: „Wandle — heift’s — der Weg ist offen, immer nach­ dem Aufgang fort. .Bis zu Siemens Hatzke’schen Bforten Dir gelangst, da gehst Du nA: 2 Und fastlfch, was hätten Sie auszufegen an den wirklich guten, zum Theile s­ogar vorzüglichen Mitgliedern der heutigen Theatersaison ? Im Luft­ und Scauspiele dominirt das reizende Frl. Brand, die Sonne der Bühne, deren erwärmende Darstellungsfunft selbst den nörgelnden Nezensentenpoeten Schiller zu dem Ausspruche begeistert: „Und die Sonne versendet glühenden Brand!“ Ihr zur Seite steht unsere liebliche Naive, welche stets einige Amorpfeile im Köhlchen vorräthig hat und als Held des Salors Herr Er!, dem zum Erlfünig (ver­zeiht ob Schiller das Heine Ansehen bei Collega Söthe) nichts fehlt, an der Bart, mit welchem er seinen äußeren W Menschen um seinen WBreis m&­rk­en will. Im Uebrigen spielt er „gar schöne Spiele und „geht es nicht willig, so braucht er Gewalt“. Und dann Herr Krug, so lange geht er zum Brunnen der Künstlerschaft, bis daß er — voll wird um Sodann seinem P­ublitum die fostbarsten Z Talentpröbchen literweise auszuschänzen ; Frau Treumann aber und die Herren Werftl, Griedberg, Ci­ofssy und Neumann— „Nie rauschen herauf, sie rauschen nieder“ —­ und gerne sieht man sie immer wieder. Nehmen Sie dagegen das Operetten- und Posfen-Ensemble unter die Britische Zupe, da finden Sie vor Allem Herrn Schreiber, den uner­­müdlichen Direktor: „Abend wird’s und wieder Morgen, nimmer, nim­mer steht er fill", — er, der Meister des Humors. Und doch ist er derzeit schlecht aufgelegt, allein „Fraget nit, warum er trauert”, sondern geht lieber fleißig ins­­ Theater, denn „sehnend breitet er die Arme nach dem theuren Schattenbild“ eines ausverfauften Hauses. Neben ihm der Tenor Franufchie, der „im Kampf der Wagen und Gesänge“ mit fühnem Wagen die Gesänge Los schmettert und Monsieur Charles, er wagt es, Rittersmann — manchmal freilich auch knapp, — zu tauchen und siehe da, er Hat aus dem weiten Schlund schon manc­’ schönen Schaß gehoben ; endlich noch Herr Mailer, er si — gewährt ihm die Bitte — im Bunde der Sänger der Dritte. Fl. Jerg — auch sie ist im Arkadien geboren — dies Kind, „laßt’s Eurer Huld em­­pfohlen sein! Sl Leonardi „die unüber­­windliche Flotte“ denkt sich im Stillen: „Singe, mein Gesang gegeben“ und läßt sich als Schauspielerin mit­spotten; daneben nimmt das kaum beschäftigte Frl. Reimann unter den obwaltenden Umständen eine zumartende Stellung ein und tröstet si mit den Worten Schillers in der „Hoffnung“: „E33 reden durch Ärztliche Autoritäten empfohlen, schriec­ überaus angenehm, fießt den französischen Erzeugnis­sen qualitativ nicht nach und ist überdied nun die Hälfte Billiger. In Sopron erhältlich bei Herren: Egesz Lörinez Apotheker, Gyengö Päl, Lenck Samuel, Rosinger Mör, Forster G. jun., Gebrüder Hauer, Nemeth Nik., Russ J. B., Sehngerl Alex. und Wrehovszky M. Der Esterházy-Cognac wird aus reinem Wein ohne Zugabe fremder Surrogaten, auf französische Art Yestilfirt, eignet ji daher nur gegen Budapest, VI., 1504 Cholera , und überhaupt bei jeder epidemischen Krankheit als vorzüg­­liches Präventivmittel, und träumen die Menschen viel von besseren, fünfzigen Tagen­. Auch Fr. Löwe lädt ihr „Heißes Blut“ von kommenden Triumphen träumen und während Schmidt-Renmer­ mit fein’ hübischen Zahenterl im Leiberl die Erfolgerl auf dem Bühnerl wie die Fünferl aus dem Woften­­tafcherl zieht, grollt Frau Zwerenz recht übel­­launig mit Schiller: „Raum für Alle hat die Erde, was verfolgst Du. . .?“ Nun frage ich Sie, ob sich mit unseren Künstlern nicht bestens wirthschaften läßt? rein­d, stolz find sie sogar sehr stolz und unbes fümmert um ale Schiller’sche Rezensentengeißel gehen sie ihre gloriosen Künstlerwege. Na­ja, „tolz lieb’ ich den Spanier“, nı3 it aber auch da einzig Spanische an ihnen. Heinrich. Telegraphischer Koursbericht. des Bankhauses Arthur Joseph in Wien. Telegrammadresse: Zosephus, Wien. Schinfkurse der Wiener Börse vom 2. November Staatsanleihen: Bantatt­en: K Münz-Dukaten 5.­39;Marknoten 58.77 Napoleon d’or 9.53 | Souvereigns 11.97 Nobelnoten 116.25. An- und V­erläufe von Henten, Zosen, Pfandbriefen, Brioritäten 7c. 2c. genau zum amtlich festgelegten Tagestourje besorgt das Bankhaus Arthur Joseph, 28ien, I., Zienngaffe 9. Auskünfte werden bereitwilligst ertheilt, Anfragen prompt beantwortet. Meine Wochenberichte versende ich über Verlangen franfo. es jogilletekröl 2016 törv. 209. $-a Ertelmeben belyegmentes Lizitations-Kundmachung. Die gefertigte Gemeinde-Berstehung gibt hiemit bekannt, daß das der Gemeinde-Kommune Okka gehörige Gasthaus, be­­stehend aus 1 Gast-, 2 Extras, 2 Wohnzimmern, 1 Küche, 1 Selchküche, 1 Fleischbant, 2 Keller, 2 Stallungen, 2 Kegel­­bahnen und aus einem großen Schupfer, auf drei nacheinan­­der folgende Jahre, d. i. vom 1. Jänner 1893 bi 3 1. De­­zember 1895 im Lizitationswege verpachtet wird. Die Lizitation wird am­ 8. November, vormittags 9 Uhr in der Gemeindekanzlei abgehalten, und selbst auch die Lizitations-Bedingnisse täglich eingesehen werden können. An Neugeld haben die Lizitanten 150 fl., an Radium 200 fl. 8... zu erlegen. Okka, am 16. Oktober 1892. Die Gemeinde-Vorstehung.­­­ Das Geheimniss alle Hautunreinigkeiten, und Hautausschläge, esser, Finnen, Flechten, Leberflecke, übelriechenden Schweiss wie: Mit zu vertreiben, besteht in täglichen Waschungen mit Charbol-Theerschwefel-Seife 1150-b Beachten Sie es beim Einkauf ob der Stoppel unversehrt und den deut­­lichen Korkbrand „Gröf Esterházy Gaza“ enthält. Sechs goldene Medaillen, Ehrenkreuze und Ehrendiplome: | Graf Geza Esterhazy Cognac külsö väczi­ ut 23. Paris, Leipzig, Bordeaux, Berlin, Nizza, Brüssel.­­­­­ ­I9A UL wop>ol Jrur y9ISs uuRy JEyYLIgBHT SOSOL«T Direktion der Graf Esterhazy’schen Cognacfabrik Yaik "UOSSIUL YIIIASIS HYNPOIT UAYISISOZULIF UNI UOFTHBIGE3 1yoy :[PyFıN) SOyosuugurgdu 1 A belyeg- etc. von Bergmann & Co. Dresden. Vorräthig St. 45 kr. bei: Carl Kremser. 172.50 SS Theater der königlichen Freistadt Oedenburg, Direktion: A. Schreiber. Abonnement , Nr. Donnerstag, den 3. November 1892. Der arme Konathan. Operette in 3 Orten von Hugo Wittmann und Luliud Bauer. Deufit von Carl Willöder. Verantwortlicher Redakteur: Ernst U­arbach. — Redaktionsbureau : Szechenyi-Plag Yer. 15/16. — Herausgeber und Berleger: &. Yommak­er , John 80. . | Telegramme der „Dedenbg.deitg.“ London, 2. November. 90.000 Kohlenarbei­­ter fü­ndigten an, daß sie vom 1. Jänner 1893 ab nach dem jegigen Lohntarif nicht mehr arbeiten wollen. Athen, 2. November. Die rumänische Regierung hat sich an die Berliner juri­­d­ifhe Fakultät um ein Gutachten in dem bekannten Streitfall, betreff der Erbschaft Zappa’s gewendet. Hamburg, 2. November. Der Senat hat bei dem deutschen Reichskanzler beantragt, Hume­­burg nunmehr für feind­enfrei zu erklären, CABERR =

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