Oedenburger Zeitung, 1897. Januar (Jahrgang 30, nr. 2-25)

1897-01-03 / nr. 2

»-7----·-—F-» —,L J > N i ve \ 5 b er en ETEEEETLET TE EEE —_—_— u ITRETTETT TREE, IE. Zabegang. Preis: G Seller. Bräanumerationd: Breife: . » &0eo: Ganzjährig 20 fr, Halbjäbrig 10 Kr., Biertelläbrig SR, Monatlid I Kr. 70 g. Ganzjährig 25 Sr., Halbjährig 12 Ar 50 Sr., Bierteljährig 6 Ir 25 HL, Monattich 2­8. 20 Hl. gär Unswärts: Sennkig, 3. Jänner 1897. »olifiides Tagblatt. Hreis: 6 Keller. Adminiftration und Verlag: Kuhtrnderi Mlfred Nomtoniter, Brake 121. Weleton Ar. 25. Inferate nah Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco versendet Mieten uimauftrage Abonnementd: und nfertiont Bes bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaur­ _ Organ der Oedenburger liberalen Partei. " Oedenb­er dethung, Politisches Tagblatt freisinnig liberaler Tendenz. Mit­­ Jänner begann ein neues Abonnement auf die „Oedenburger Zeitung" ; dieselbe bringt folgende Beilagen: Sumoristische Zeitung reich) illustrirtes, geistsprühendes Wißblatt, ganz ähnlich von Münchener „liegenden Blättern“, wöchentlich 8 Seiten Groß-Unart ; SIllustrirtes Sonntagsblatt gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­­vollen Bildern und die allerliebste­ Sluftrirte Kinderzeitung. Abonnements-Preis der Dr. 3.: Ganzjährig 0 fl., halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50 = Dedenburg; Auswärts: Ganzjährig 12. fl. 50 = halbjährig 6 fl. 25 Kr. vierteljährig 3 fl. 13 ir. — Für die abgenannten drei illustrirten DEE Beilagen ist ein Zuschlag von 25 kr. DEE pro Quartal separat zu entrichten. Das Abonnement kann auch mit jedem anderen Tage entrirt werden und laden hiezu höflich ein Die Kedaktion. Die Adminifration, EEE ERETETTE “encenetl a Rüdblike, Dedenburg, 2. Jänner. Wir Ungarn feiern mit Antritt des gestern begonnenen neuen Jahres Die Eröffnung des zweiten Jahrtaufsends. Mit Freuden begrüßten wir gestern den doch sonnenhellen Anbruch dieser neuen Epoche scheinbar heiter und günstig eingeleiteten Jahresanfang und ges­tellten zu dieser Freude die zuversichtestarfe Hoffnung, daß Ungarn auch im zweiten Jahrtausend seines Bestandes durch immer mäc­htigere Entfaltung seiner reichen innern Hilfsquellen an Bedeutung unter den ersten Kulturstaaten Europa’s beständig zu­ nehmen werde, hiefür bürgt ums die glühende Begeisterung seiner Söhne für das theure Vater­­land, die unablässig der Förderung seines N­uhmes und seiner Größe ihre besten Kräfte weihen. Die Regierung war und ist nach jeder Richtung hin unermüdlich bestrebt, Ungarn in einer Weise zu repräsentiren, wie die einem unabhän­­gigen, selbstständigen und hervorragenden­ Staate im europäischen Konzerte zusteht. Die Negierung und ihre Leistungen waren der Nation und der großen Feier würdig, die Ungarn im eben abgelaufenen Jahre vor den Augen und unter Teilnahme ganz Europa’3 beging. Ueber die ganze Feierlichkeit, über alle vor­­nehmen Festlichkeiten goß die überaus loyale Theil­­nahme der Krone ihren unvergleichlich hehren Glanz, der seinen Kulminationspunkt in jener denk­­würdigen V­ersammlung fand, wo die Krone in das neue Haus des ungarischen Neidhdtages gebracht und von aller Welt bejubelt und gesegnet wurde. An diesen sich unwillführlich aufdrängenden Rückblid anknüpfend, werfen wir auc­h ein flüchtiges Streiflicht auf die Erscheinungen des nun vom Zeitenstrome verschlungenen Jahres. So glanz­­und ruhmvoll dasselbe für Ungarn auch gewesen i­, ein wild­ glückliches, war es leider doch nicht, denn die Kluft, welche die unglücseligen politischen Differenzen zwischen den Liberalen und Klerikalen, in den meisten Gemeinwesen des Landes aufriffen, gähnt no­ immer, wenn ach minder weit, zw­ischen den Freunden eines gesunden Forts­­chritts und den­ starren Anhängern der Revision. Außerdem haben die wirthschaftlichen Verhältnisse sich­­ sehr ungünstig gestaltet. Der Bodenertrag hinter den gehegten blieb weit Erwartungen zurück. Die geschäftlichen Zustände sind von einer ihrer trostlosen Defadenge befallen gewesen und wohin man blicht, herrscht bei den erwerbenden Faktoren unserer Gesellschaft für allenthalben Mißmuth über die geringe Prosperität ihrer Anz­­trengungen. Aber entmuthigt ist unsere, im Innern fraft­­strotzende Nation durch die wirthschaftlichen Krisen noch lange nicht und es waltet in stets aufsteigender Linie das brennende Verlangen, die Segnungen unserer Kultur immer weiteren Kreisen der mensch­­lichen Gesellschaft zugänglich zu machen. Auch in dieser Richtung bilden wir mit Achtung und Vertrauen auf unsere Gesteßgebung. Wir befssen ein Parlament, das mit Ernst und Eifer den Aufschwung Ungarns in wirthschaftlicher, kultureller und insbesondere staatlicher Beziehung besorgt und unablässig bestrebt ist, im Innern des heiligen Stefansreiches gedeihliche Reformen zu schaffen, Groß der Kämpfe, die es in si anszutragen hat. Der Unfriede zwischen den Nati­­onalitäten freilich dauert noch fort, aber do s­cheinen die Gegenfäße sich abgeschwäc­ht zu haben und es ist Aussicht vorhanden, daß diese Abschmwä­­chung si auch weiterhin vollziehe. 3 ist auch nicht daran zu zweifeln, daß das Verhältniß der beiden Staaten der Monarchie zu­einander in be­­friedigender Weise geregelt werde. Das Zusammen­­gehörigkeitsgefühl wird schließlich über die, vorläufig hiüben wie drüben im Vordergrunde stehende ‚Herber=­­­fehrung der Einzelninteressen, den Sieg erringen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl findet seinen sichtbaren Ausdruch in der­­ Verehrung und Liebe aller Nationalitäten beider Reichshälften für den M­onarchen und wie starf diese Empfindungen sind, hat sich auch in diesem Jahre wieder gezeigt, als der Tod das Herrscherhaus eines seiner hervor­­ragendsten Mitglieder beraubte. Fe Brüden mögen. Feuilleton. Der Kenner. — Bon Dr M. Lehmann — E3 mögen wohl­­ hundert Jahre her sein, als Fürst Woldemar von Waldburg eines Tages spazieren litt, 3 war ein schöner heiterer Som­­mertag, und Fürst Woldemar genoß in vollen Zügen die reine Luft, die ihm entgegenströmte. Er fühlte sich sehr glücklich; er war jung, schön, gesund, der regierende Herr eines kleinen, aber reichen Fürstenthums. Seit einigen Wochen war Fürst Woldemar verlobt mit der schönen, reichen anmuthi­­gen Erbprinzessin Wilhelmine von Sonderheim; die beiden Fürstenthümer lagen neben­einander und sollten dur­ diese Heirath, vereinigt werden. Fürst Woldemar war in so heller Stimmung, daß er die ganze Welt an sein frohes Herz hätte Da kam ihm ein Mann entgegen,­­­­dem man schon von weitem die polnische Nationa­­­lität und den jüdischen Glauben ansah. Er trug einen schweren Knotenstod in seiner Hand ; auf seinem breiten Roden lagerte ein Bad, der wahr­­scheinlich seine Habseligkeiten enthielt. Der Jude grüßte den vornehmen Heren, und der Fürst hielt sein Pferd an. „Wie Heißt Du, Mauschel?“ fragte er den­­ Juden. „Da der gnädige Herr willen, daß ich Heiß’ Mauschel, warum fragen mich der gnädige Herr ?“ antwortete der Jude. Fürst Woldemar lachte: „Woher bist Du ? fragte er weiter. „Aus Strzelno". ‚Wie heißt­­ Euer Edelmann“ fragte der Fürst. „Ber bin ich.“ „Dummer Kerl, Du, bist doch nicht der Edel­­mann von Strzelno.“ „Doch gnädiger Herr, meine Frau Heißt Edel, also bin ich der Edelmann, der Mann von der Edel.“ Fürst Woldemar lachte auf’s Neue. „Ich meine,” sagte er dann, „wie Euer Oberster Heißt.“ „Der bin ich.“ „Du bist doch nicht der Oberste von Strzelno ?" „Doc­hnädiger Herr, man Hat mir ange­­wiesen meine Wohnung auf einem Thurm, daß ich fol geben Acht, wenn irgendwo wird ausbrechen euer, und da ich­ wohne oben im Thurm, bin ich der Oberste von Strzelno. Fürst Woldemar lachte auf’s Neue. „Du bist ein pfiffiger Kerl,“ sagte er. „Wohin geht die Reife ?“ „Nach Waldburg, dort möchte ich Seiner Durchlaucht, dem Fürsten, meine Dienste anbieten.“ „So? womit kannst Du denn dem Fürsten dienen ? Was verstehst Du denn ?“ „Ich bin ein großer Kenner.“ „Ein Kenner? Was ist das?“ „Ich bin ein großer Kenner von Pferden, denn ich habe sechs Jahre lang bei dem größten Pferdehändler gedient; ich bin ein großer Kenner von Diamanten, denn ich habe vier Jahre, bei einem großen Juwelier gedient; ich bin ein großer Kenner von Menschen, denn ich habe zwei Jahre bei einem berühmten Nabbi, der zugleich ein großer Kabbalist ist, gedient; da dachte ich, der junge Fürst könne mich als seinen Rathgeber engagieren. „Komm mit mir," sagte Fürst Woldemer, im höchsten Grade belustigt, „ich selbst bin der Fürst und will einmal probiren, ob ich von Deinem Rathe Gebrauch machen kann.“ Der Fürst kehrte in das Schloß zurück und Moses aus Strzelno folgte ihm dorthin. “ Fürst Woldemar ließ seinem Gaste ein Zimmerchen anweisen,in welchem die Dienerschaft wohnte,und gab Befehl,ihn mit allem Nothwen­­digen zu versorgen.Da aber Moses von den ihm angebotenen Speisen nichts genießen durfte,so zog er es vor,sich in das Städtchen Waldburg zu begeben,um dort seinen Hunger zu stillen. Wochen waren vergangen,und der Fürst hatte den Juden,den er auf der Straße aufgelesen, schier vergessen.Da wurde dem Fürsten von seinem künftigen Schwiegervater ein Reitpferd geschickt. Als dasterd im Schloß Waldburg abgeliefert wurde­ erregte es die Bewunderung aller Derer, die es sah.Es war ein edles Roß,echte Voll­­blutrace;man schätzte den Werth desselben auf viele tausend Thaler.Der Fürst war ganz entzückt von dem schönen Pferde.Er war ein leidenschaft­­licher Reiter und liebte es,die wildesten Pferde zu bändigen. (Fortlegung folgt.) Für Abonnenten liegt heute Ar. 1 des „Iluffrirten Sonntagsblattes“ bei. Siezu ein halber Bogen Beilage. ‘

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