Oedenburger Zeitung, 1897. Januar (Jahrgang 30, nr. 2-25)

1897-01-03 / nr. 2

"­­« Oesterreichs Ungarn das nach wie vor seine feste Anlehnung im Dreibund findet, steht zu allen­­ Mächten in den besten Beziehungen. Wir dürfen also von dem Jahre, das soeben begonnen hat und welches in der Politik das „Ausgleichsjahr“ genannt werden wird, Hoffen, daß es sich im Allge­­meinen gut anlassen werde. Groß sind zwar die Hindernisse, die sich zwischen den beiden Reichshälften anläßlich der verhängnißvollen Duoten- Frage aufthürmen . Schwerer und theurer ist wohl noch kein Ausgleich­­ zu erlaufen ge­wesen, als dieser vierte in der Neihe der Ausgleiche. Mannigfache betrübende, abstoßende und verderbliche Erscheinungen und Wendungen in den Wiener Zuständen und Verhältnissen, sie sind auf Die Nothunwendigkeit zurückzuführen, die Hindernisse, die sich dem A­ustandebringen des Ausgleiches entgegenstellten, nach aller Möglichkeit zu beseitigen oder zu­­ umgehen. Vor Allem der Ausgleich ! Der Ausgleich, das ist der kategorische Imperativ­­ für die Regierung. Diesem einen Awede muß sich Alles unterordnen und wird Alles untergeordnet. Das Ausgleichsjahr ist ja da, die Krisis, die in jedem Dezennium wiederkehrt. Diesmal aber erfordert sie eine besonders ·Wirkliche­ Behandlung-Wir Ungarn sind zu Geschenken an Oesterreich,soweit dies Unsere Mitteler«la1­ben,« ··bereit,allein man fordere keine unbilligen Opfer pon uns,am wenigsten jener lichtfeindlichen Partei in Oesterreich gegenüber, an deren Spibe ein Lueger den Haß gegen Ungarn predigt. Das hieße unserer M­itterlichkeit und Seelengröte denn doch allzuviel Selbstverleugnung zumuthen. “and wird nur von Hand gewaschen ; wollt Ihr Nüd- Fichten, Ihr jenseits der Leitha, so erweiset sie auch); auf wechselseitige Gerechtigkeit und Billigkeit berubhe der Ausgleich. Wir wollen gerne Konzessionen machen, um auf Grund der politischen Marimen ımfteres großen Deal mit der andern Reichshälfte weiter zu partiren, allein so weit geht unsere Bereit­willigkeit denn doc nicht, zum offenbaren Schaden der Nation, die von Deftereich gestellten Bedingun­­gen anzunehmen. Von beiden Theilen müssen die entgegenkommenden Schritte unternommen werden und was wir auf der einen Seite fonzediren, muß uns auf der andern Seite refompensirt werden. Das nennt man einen Ausgleich der beider­­seitigen Interessen und begründeten A­nsprüche. Einen solchen müssen beide Regierungen zustande­­ bringen, das ist die gebundene Marschroute, auf welcher sie vorwärts kommen und das Biel endlich erreichen müssen, so viele Hindernisse sich vorläufig auch in den Weg stellen. E. M. Sr r RER Zr 2 Vedertburger Rettung der ganzen ungariischen Nation erwiesen Habe ; e3 freut Dich sehr, daß Du Dich als dessen gern erinnert. Mögest Du auch daran nicht zweifeln, da IH Dir und Deinem D­olfe auch fünfzig gin­stet. Mein Wohlwollen entgegenbringen werde. Mittlerweile übersende Ich, indem Ich Dir für Dein Schreiben danke, als Unterpfand Meiner Liebe Dir und den Deiner Obhut anvertrauten Gläubigen mit Freude Meinen apostolischen Segen. — Rom zu St. Peter, am 21. Dezember 1896 im XIX. Jahre Meines Bapsitium ®. — Leo m.p. BP. SL FFBO Die Heiligsprechung eines Königs von Angern. Im Namen mehrerer Mitglieder des ungarischen Hochadels hat Graf Ferdinand Zichn sich mit dem Ersuchen an die römische Kurie ge­­wendet, diese möge das Verfahren behufs Heilig­­sprechung des römischdeutschen Kaisers und Königs von Ungarn Ferdinand I. (1619-1637) einleiten.­­ Der Verwaltungsgerichtshof hat am Neujahrstage seine erste feierliche Sigung gehalten, in welcher der Präsident des Gerichtshofes seinen Amtseid ablegte. Der derzeitige Präsident Alexander Weferle bezieht von diesem Tage ab eine Bezahlung von 20,000 fl. Die Präsidentenstelle ist wohl nur mm 12,000 fl. systemisirt, doch behält der derzeitige Präsident nebstbei auch seine 8000 fl. betragende Pension, da seine lesten Bezüge vor der Pensioni­­rung al­s Ministerpräsident 20,000 fl. betragen haben und &.­W. XI.1885 daher verfügt, daß einem in P­ension getretenen Beamten bei neuer­­licher Verwendung im Staatsdienste die Pension in insoweit einzustellen sei, als die Bezüge der neuen Stelle mit der Pension zusammengenommen größer sind als jene Be­züge, auf deren Basis die Pen­­sionirrung erfolgte. O Anseren Bollgatter in D­erlin, dem Herrn dr. Szögyeny-Marich, verlieh Seine Diaseität der König das Großkreuz des Leopold­­prden v. O­­om gemeinsamen obersten Rechnungs- Hofe. Durch allerhöchste Entschließung wurde dem Hofrathe Ludwig Seiler aus Anlaß seiner selbst­­erbetenen Benfionirung das Ritterkreuz des Leopold­­ordens tarfrei verliehen.­­ Die serbische Krise. Wie man un­ ,auch Belgrad berichtet, erklärte der Minister des Innern Giorgemwitsch die Slupjchtina durch einen Königlichen 11fas für aufgelöst. Die Fort­­ichrittspartei beschloß ihre gänzliche Auflösung. Die feste Nummer des Parteiorgans „Videlo“ wurde am 31. Dezember 1896 an­gegeben. Dom Gage.­ ­ Bom d­erhöchsten Hofe. Seine Maje­­stät und sämmt die in Wien weilenden Erzherzoge und Erzherzoginen wohnten der Jahres- Schlußfeier im der Hofburgpfarrkirche bei.­­ Am 6. Jänner begibt si­­e. Majestät der König­e zu zwei­ bis Dreitägige Hoc­hwildjagd nach Mürzsteg Die­ Erzherzoge Otto und Ferdinand reisten gestern Nachmittagg im strengsten Infognito von Wien nach Ajaccio­­ auf Korsila zu ungefähr zwei­wöchentlichem Besuch ihrer Mutter und Geschwister Erzherzogin Maria - Therese, Franz Ferdinand d’Ere, Maria Annun­­ziata und Elisabeth.­­ Aus Rirchschen Streifen. Durch aller­­höchste Entschließung wide die Stufenweise Ber­­­­rüdung folgender der Raaber Diözese ange­­­höriger Dignitäre genehmigt: des Dedenburger­­ Erzdechanten Anton MoHl zum Diözesan-Erz­­­dechanten; des Wieselburger Erzdechanten Alois­­ Beidl zum Dedenburger­­ Erzdechanten ;­­ des K­ochmänder Erzdechanten Dr. Johann -Suranyı zum Wieselburger Erzdechanten ; des­­ Nabaközer Erzdechanten Ignaz Mladonicz­y zum Locsmänder Erzdechanten; des Komorner Erz - Dechanten Peter Schlegel zum N­äbaköczer Erz­­­­dechanten; ded3­­ Bapaer Erzdechanten Ermit­­ Koutroväcz zum Komorner Erzdechanten; des Canonicus scholae Dr. Anton Balitz zum Papaer Erzdechanten. Ferner wurde die Stelle eines Canonicus scholae dem Titular-Abt und Pfarrer von Szent-Fános Adolf Braun verliehen.­­ Das Heujahr - Zirkular des Papstes. Kardinal - Fürstprimas Klaus Baßary hat in seinem Neujahr­ - Zirkular ein Schreiben des Papstes veröffentlicht, welches Seine Heiligkeit in Beantwortung der Weihnachtsgratulation Seiner Eminenz an diesen gerichtet hat. Das Schreiben lautet folgendermaßen : „Unserem geliebten Sohne Gruß und apostolischen Segen. Dein anläßlich der Christfestes Mir gesendetes­ Schreiben habe Ich als Zeichen Deiner Chrerbietung mit großer Freude empfangen. Du hast in D­iesem Schreiben wieder­­holt das Wohlwollen erwähnt, dad Ich Dir und a Su u Ha EEE 3. Jänner 18:7. Borgeihmad Einen wahrhaft angenehmen der heurigen Zafhings-Saison bot uns der Gesangs­­verein „Frohsinn“ mit feinem im Rosengasthofsaale veranstalteten „Sylvester-Abend“. Es war wirklich ein Hochgenuß, dieser vorzüglich gelungenen, urge­­müthlichen V­eranstaltung heimwohnen zu künnen.­­Diese Unterhaltung machte dem Namen de­s Vereines alle Ehre. Das Programm des Abendes war reichhaltig und abwechslungsreich. Es enthielt 12 Nummern: 1. Jessz6, 2. Liebe3-Stationen, humor. Quadrille 1. gemischten Chor, 3. Beim Bunderdoftor, humor. Szene, 4 Zweimal ver­­heiratet, Luftspiel in 1 Affe, 5. Der Amerikaner, Eolo-Szene, 6. „Oh ne mondj­­engem“ Jerfikar, 7. Die Eigeunerinen, musikalischer Scherz, 8. „Der gute Ton“, Deflamation, 9. Osivius Schmadtlode, Humor. Solo-Szene, 10. Gesangverein Zwickel” Humor. Szene,­­ 11. Niem­es Lotto, Zombole,­ 12. Sylvestergruß. Die Rollen in dem Lustspiele und in den humoristischen Szenen wurden, in der Mehrzahl, vortrefflich gegeben. Manche Mitwirkende zeigten sich außerordentlich sicher und agile, und trugen ihren Bart wie auch die Komplets sehr gut, deutlich und geschieft pointirt vor. Gespielt wurden die Hauptrollen von den Bräulein Hofer, Kaltenböch, Böhm und den Herren Weid, Lehner, Klein, Labus, Anderl, Polsterer, Schin­feld Oswalt,PBayr, Pflrnter, Fröh­lich. Den Glanzpunkt des Abends bildete der musikalische Scherz : Die Bigeunerinen, von ©. Unbehaun, K­lavierbegleitung vom­ Fl. Hermine Hofer. Die sieben Zigeunnerinen, die Fräulein Kaltenböd, Böhm Eibed, Hofer, Dllinger, &erbl und WRofen­berg boten in Gesang, Spiel und Mimik eine vortreffliche Leistung. Nach jeder Piece gab es für sämmt­­liche Mitwirkende brausende Hervorrufe. Den Somnenantheil der Ehren des Abends kann der Chormeister des DBereines, Herr Banl Hofer sowie dessen Tochter, Frl. Sermine Hofer, welche die „Zigeunerinen“ mit den Danten ein­­streirte, für sich in Anspruch nehmen. Erst gegen 2 Uhr Morgens war die Tombola zu Ende. Am 24 Dezember v. Z. feierte Herr Lehrer VB. Hermann im engsten Familienfreife das silberne Hochzeits-Jubiläum. Am Donnerstag­ fand­ bei St. Georgen eine Kreisjagd Statt, an welcher Se. Durchlaucht Fürst P­aul Esterházy. theilnahm. —B. „Die rothe [ Aus den Domitaten. Kismarton, 1. Jänner. Orig-Korr.] Brinz Carneval.­­ Faidings Kalender — Sylvester-Freier — Kreisjagd.) Die Herol­de des schönen Prinzen Sarneval sind hier eingetroffen und verfünden unter Boscunenichall der unterhaftungs- und tanzlustigen Bewohnerschaft, dank Seine Herrlichkeit, Prinz Fafchirg, baldigf seinen Einzug hier halten werde. Zu Seinem diesjährigen Wirfenthalte wurden die Motalitäten: „Weiße Note“, „Rafino“, „Tarsasker“, und „aofdere Traube“ ausersehen. Zur Dienst-­leistung des hohen Herrn sind­­ zugetheilt: Amor, Rofırs, Komus, Wi, Humor, Scherz, Spak, Schall, Brad-Mak-Lad, Schellenfonpe, Pierrats, Dominos, Debardeure, Nachtfatter, Caviar, Veuve-Cliquot, Nederer, gesunder Magen, ausdauernde Beine und aespicfte Beine. Sebgenannten Begleiter scheint Prinz Carneval besonders zu favorisiren, das Sprüchlein wohl rennend : „Die Welt wär schön, die Welt wär gut. Wenn nur das Geld nicht wäre, Für Geld kauft man Champagnerwein, Für Geld kauft man die Ehre.” Seinen Hofstaat vervollständigen die verschie­­denen Musikkapellen, so da heißen: „Militär-, National-, Feuerwehr- und Veteranenkapelle. Unsere Damen- und Herrenwelt sieht mit Sehnsucht der Ankunft des herrlichen Prinzen entgegen und beab­­sichtigt dem Ehen Gatte glänzende Opationen zu bereiten. Zur seinen Ehren werden großartige Seite, genannt „Bälle“ veranstaltet werden und wo Prinz Garneval das Szepter schwingt, da werden die Ehen nicht im Himmel, sondern im Ballsaale geschlossen. Den Reigen der Bälle eröffnet der Veteranen- Verein mit seiner am 10. d. M. stattfindenden Unterhaltu­ng. Dieser folgt der am 16. stattfindende „Bürgersöhne-Ball“, wobei zwei Orchester die Molnär’sche National- und die euerwehr- Kapelle, die Mufik besorgen werden. Am 23. d. wird der bereits­ angekündigte „Junge-Herren- Ball" abgehalten. Welche Unterhaltungen uns der Monat Februar bieten wird, werden wir später berichten. Wienettes. Reichenberg, 1. Jänner. In der vergangenen Nacht wurde die Schafwollspinnerei Anton Jäger am S Katharinberg, bei­ Reichenberg ein Raub ver­flammen. Der bedeutende Schaden sol durch Vereicherung­ gedeckt sein. Viele Arbeiter sind durch den Brand brotlos geworden. Vom­ 1. Jänner. Der Syndikus der hiesigen B­echseljeniale, Le Vieri, wurde gestern Abends verhaftet. Derselbe ist beschuldigt, ihm anvertraute Papiere im Werthe von 90.000 Lire defraudirt zu haben. Die Verhaftung erregt Sensation. Rom, 1. Jänner. Nach der „Italie“ bereitet Leo XIII eine neue Encyclifa an den ungaris­­chen Episkopat vor. Chur, 1. Jänner. Sechs Soldaten sind aus dem Militärgefängnisse in Innsbruck nac­h Graubünden entflohen. Die Auslieferung derselben wird verlangt. Gommaninal­deitune. Amtliche Publikationen der Kommune Diedenburg.­ ­ 14090896. Lizitations- Handmachung. Zur GSıcerstellung des Beton-Kanalbaues von der Artillerie-Kaserne bis zur Einmündung der Esterházygasse wird am 29. Jänner 1897 Vormittags 10 Uhr im städt. Ingenieuramte eine öffentliche schriftliche Minuendo- Lizitation abgehalten, zu welcher Unternehmungslustige unter Einhaltung folgender Bedingungen eingeladen werden: 1. DOfferent hat im Offerte ausdrücklich zu bemerken, daß er das Projekt, den Kostenvoranschlag und die Beding­­nisse genau fennt und sich denselben ohne Vorbehalt unter­wirft. 2. Das Vadium von 1000 fl. ist im Wpaarem oder in fautionsfähigen Staatspapieren in der Stadt. Kım­mertafja zu deponiren und die Duittung darüber dem Offerte beizus­legen. 3. Der Nachschlag ist in Perzenten, Buchstaben anzugeben. 4. Die Pläne, der Kostenvoranschlag und die Beding­­ung sind im städt. I Ingenieuramte während der vormit­­tägigen Amtsstunden einzusehen. 5. Die gehörig gestempelten, gesiegelten und mit der Aufschrift: „Offert für den Beton-Kanal von der Artillerie- Kaserne bis zur Einmündung der Esterházygasse” versehenen Offerte sind längstens bis obigen Datum im städt. Ein­­reihungsprotokolle einzureihen, da später einfangende Offerte nicht berücsichtigt werden, in Ziffern und Sortfegung in der Beilage. We­g

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