Oedenburger Zeitung, 1897. Februar (Jahrgang 30, nr. 26-47)

1897-02-02 / nr. 26

Ist-»M­­ BEE Des Keiertages wegen erscheint unsere nächste ARummer Mittwoch Abends. ET. wc . — WERTE FE ' Is­.—,d­...—«» ST TEFTCE TEE At. 26, XXX Jahrgang Sar 2oeo: Gestigh­t 20 Kr., Halbjährig 10 Mr., Bierteljährig , Monatlich 18% 70 8. Für Auswärts: Fries 25 Kr., Halbjährig 12 Mr. 50 Hr., Bierteljährig 6 Kr 35 HL, Monatlich 2 Mr. 30 SI. Dienstag, 2. Februar 1897. Genen res —] Penny Zeitung »Folitisches Tagblatt. Administration und Berlag: Suaiendert Mifred Romtmalter, Sraklmnie 11. Telefon Ar. 25. Preis: 6 Keller. EN ‚Breite: Freis: 6 Keller. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsi­h überallhin gratis und franco versendet. Annoncenaufträge, Abonnements: und Insertiond: Bei Kühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einrufenden Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus: ER 7 Der Das Wahlrecht und der Hienerbogen. Dedenburg, 1. Februar. Die kürzlich im Abgeordnetenhause abgegebene bündige Erklärung unseres M­inisters­ des Innern, wonach die Reform des Wahlgesetes als ein bereits in der Ausarbeitung begriffener Gegenstand be­­zeichnet wurde, hat natürlich die gesammte ungarische Presse zu Kommentaren veranlaßt, die sich aber sämmtlich in dem einen WBunfte deden, dag in der That das jegige antiquirte Wahlgeseß eine zeitgemäße Abänderung, beziehungsweise Erweiterung erfahren müsse. Der Minister ging sogar noch weiter als blos die Nothwendigkeit dieser Reform zuzugeben, indem er auch seine Meinung über manche Grund­­züge derselben aussprach, und zwar unter Billigung der liberalen Partei, ja theilweise aller Parteien des Abgeordnetenhauses. Daß aber der Minister sich weder in Details einließ, noch den Zeitpunkt genau fü­irte, der für die geießgeberische Durchführung derselben in Aus­­sicht zu nehmen ist, wird Jedermann begreiflich finden, der sich über die Schwierigkeiten einer Wahl­­reform Ear ist und der in Betracht zieht, welch eine tiefe Bewegung eine solche Aktion in der öffent­­lichen Meinung hervorzurufen geeignet ist. Wir können uns natürlich, wenigstens zur­zeit nicht für das allgemeine Wahlrecht aussprechen, weil dieses turbulente Elemente in den Reichstag berufen künnte, die nur zu sehr geneigt wären, eine ruhige, besonnene Gefäßgebung in den Trubel unausführbarer Aspirationen zu reißen, aber eine weite und staatsmännische Ausdehnung des Wahlrechtes halten wir sogar für eine Selbst­­erhaltungspflicht der liberalen Partei, weil sie sich in den breiten, schon zur Ausübung des Wahl­­rechtes reifen Schichten der Bevölkerung Bundes­­und Interessengenossen sichert, die sie im Kampfe gegen das bei uns gefährliche, ja umpatriotische allgemeine Wahlrecht wirks­am unterjrügen werden. Die Reform des bestehenden Wahlgeleges ist aber auch sonst eine Pflicht der liberalen Partei vom Standpunkte ihrer Grundlage und in Folge ihrer hohen nationalen und politischen Aufgabe als einer regierenden Partei. Das bestehende Wahlgefäß ist in seinen wesentlichen Bestandtheilen ein Anachronis­­mus. Es ist veraltet und obendrein ungerecht. Sehen wir die Geniusfrage. Das Stimmrecht beruht beim Grundbesiß auf der einstigen Urbarial­­session oder auf der­­ Steuerleistung im Zusammen­­hang mit der Urbarialjession. Welche Berechtigung kann heute ein solcher Census noch haben! Er führt auch thatsächlich zu den größten Anomalien. In ein und demselben Wahlbezirke gilt häufig in jeder Gemeinde ein anderer Genius. In der einen Gemeinde ist das Stimmrecht an eine Grundsteuer von 3. DB. drei Gulden, in der anderen an eine solche von fünfzehn Gulden geknüpft. It das Gleich­­berechtigung ? Ferner it das Wahlrecht bei den Heinen Gewerbetreibenden an die Zahl der Gehilfen gebunden. Nur bei gewissen Berufsflasjen ist ein Harer Steuercensus festgestellt. Diese Verschiedenheit der Berechnung des Genius führt zu Mißbräuchen und muß zu Solden führen. Ueberdies ist sie ungerecht und somit iMiberal. Gänzlich veraltet und unhaltbar ist ferner­­ das System der jährlichen Wählerlisten und der Abstimmung ohne Wahlzertifikate. Eine große An­­zahl der Klagen über Wahlmißbräuche ist auf diese zwei, der Willkür Thür und Thor öffnenden In­­stitutionen zurückzuführen. Hiemit hängt die politisch absolut nicht zu rechtfertigende Bestimmung zusammen Daß die Ausübung des Stimmrechtes nicht an die Steuerverpflictung, sondern an die thatsächliche Entrichtung derselben geknüpft is.­ta, it das höchsste Recht des Staatsbürgers, das Wahlrecht, dazu geeignet, zum­­ Steuereintreibungsbüttel herab­­gewürdigt zu werden ? Mit der Anlage ständiger Wahlregister würde natülich auch diese vorfand­­fluthliche Verfügung aus dem Gefäße ver­­schwinden müssen. Die Angelegenheit des Census und der Wahlregister müßte daher so geregelt werden, daß durch einen einheitlichen, mäßigen, auf die Steuerverpflichtung basirten Census der Kreis der Wahlberechtigten ausgedehnt werde und daß durch die entsprechende Einrichtung der ständigen Wählerlisten mit Certifikaten der Wahlberechtigten die umverkürzte Ausübung ihres Wahlrechtes mög­­licht gesichert werde. Wird mun die Eintheilung der Wahlbezirke auf moderner, auf den von den Noüdsichten der Staatsnothwendigkeit gebotenen Grundlagen vorgenommen, so kann diese Reform den Interessen der ungarischen Nation nur­­dien­­lich sein. Die fremdsprachigen Nationalitäten Ungarns greifen das Wahlgefeg häufig an und behaupten, daß es die Fünftliche Menjorität, die Fünftliche Herrschaft der Ungarn hervorgebracht habe. Das ist einfach un­wahr Das Wahlgefeg und die Eintheilung der Wahlbezirke wie sie fest bestehen, sind dem magyarischen Stamme höchst ungünstig. Die Eintheilung der M Wahlbezirke und die Zahl der den Städten gewährten Abgeordneten wurzelt noch in der Auffassung von vor Achtund­­vierzig, zu welcher Zeit sämmtliche Städte mit ihren Deputirten nur eine Stimme repräsentirten. Auch die Schöpfer des Wahlgeieges gingen noch von der Annahme aus, daß die Stübe des Staates der auf dem Lande wohnende Adel sei. Seitdem weiß schon jeder polizifer, daß die Kraft des Vaterlandes in den Städten liegt, daß die Städtebürger das starre Band sind, welches die Nation und die Dynastie zusammen­hält und zu einem gewaltigen Machtfaktor, der allen An­­griffen von Außen widersteht verschmilzt. Städte wie Oedenburg, Brekburg, Wieselburg, die so nahe an der westlichen Grenze liegen, schreiten rasch und energisch auf dem Wege der Magyarisirung vorwärts und arbeiten somit rüstig an dem Baue eines unerschütterlichen ungarischen Staates. Die Wahlreform hat daher die Vermehrung der Zahl der Abgeordneten der Städte als ihren wichtigsten Punkt aufzunehmen. Thut sie dies, dann wird sie gerecht und klug vorgehen, da die Städte der Sibe der Intelligenz, des­­ Reichthums und Gewerbefleißes sind. Die Städte leiten der freiheitlichen und fort­­schrittlichen Bewegung, die unsere leitenden Kreise erfaßt hat, den größten Borschub, denn die bäuer­­liche Bevölkerung ist zu jeher der Beeinflußung von Hlerifaler Seite unterworfen und der gesunde Liberalismus findet wieder seine gefährliche Gegner­­schaft im Proletariate, daß nur in ertrefften Sinne denselben ausbeuten möchte. Aber die Intelligenz gebildeter Städtebürger liefert die feste Grundlage zu einem imponirenden und völkerbe­­glücenden Staatswesen. E. M. Regimente und dem Hofstaate des Erzherzog Otto zugetheilt, wird die Stromteffe Karoline Le­deb­ur, eine Tochter des Aderbauministers Grafen Ledebur Wicheln, zum Altar führen. O­bene Geheimräthe. Wie „Budapesti Hirlap“ meldet. Soll demnäc­hst dem Reichsjagd­­abgeordneten Dr. Mar Falk, dem­­ Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses Ludwig Lang und dem Staatssekretäm­­ im Finanzministerium Bela Gränzenstein die Geheimrathswürde verliehen werden. CD Bom Konsularkorps. In San Remo wurde ein Honorar-Vizekonsulat errichtet und zum umbesoldeten Bizefonjul daselbst der ungarische Staatsbürger Dr. Desider Czirfuß ernannt.­­ Die Ausgleichsverhandlungen. Die auf Erneuerung des Bankprivilegiums abzielenden Ver­handlungen zwischen den beiden Finanzministern Dr. v. Lufacd und Dr. Nitter v. Bilinsfi wurden Samstag und Sonntag fortgelegt. Die beiden Minister hatten auch mit dem Gouverneur de Dr österreichisch-ungarischen Bank Dr. Julius Rau wiederholt­e­ Besprechungen. Zugleich verhandelte der ungarische Handelsminister Baron Daniel mit dem österreichischen Eisenbahn­­minster FML. dr. Guttenberg und der ungarische Ministerpräsident Baron Bánffy mit dem Minister des Reußern Grafen Goluchomski. Die auf die Finalisirung der Ausgleichsgesee bezüg­­lichen Verhandlungen nehmen den günstigsten Ver­­lauf. Die ungarischen Minister haben ihre Heimkehr nach Budapest für heute Montag in Aussicht gestellt.­­ Ministerkonferenz in Wien. Samstag Nachmittag fand in Wien im alais‘ des Ministeriums den Reußern unter Vorfig des Grafen Golubow­fi eine gemeinsame Mi­­nisterkonferenz statt, an der die gemein­­samen Minister Krieghhammer und K­allay, der Chef des Generalstabes Freiherr v. Bech, die beiderseitigen Ministerpräsidenten und Finanzminister theilnnahmen. Die Bes­tabhungen betrafen die Kosten für Ansc­haffung der neuartigen Geschügße. hr Abonnenten liegt heute Ar. 5 der „Illustrirten ‚Kinderzeitung‘‘ bei. Aus den Lomitaten. Hirm, 31. Jänner. [Dö­rig-Korr)] Bom „Alten Krieger Korps.*) Die hiesige _Ortegruppe des „Alten Krieger Korps“ dessen Sig fi in Mattersdorf befindet, hatte heute einen ereignißreichen Tag. Samstag Nachts hatten die Mitglieder ihren Ball zu absolviren, Sonntag Mittags der General- Versammlung in Meattersd­orf beizumahnen und endlich Nachmittags, einem verstorbenen Kameraden auf seinem feßten Gange das Ehrengeleite zu geben. Der Ball ist zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen. Zahlreicher Besuch und gute Musik, welche die Korpskapelle besorgte. Dazu genügend tanzkräftige Tänzerinen und Tänzer. Für das leib­­liche Wohl sorgte der umsichtige Wirth Herr geitgeb bestens , so ft­e8 sein Wunder, daß si die „Alten Krieger" in dem mett deforirten Sale recht wonnig fühlten. Auch Ehrengäste waren erschienen, um sie das luftige Treiben anzusehen. Ebenso nahmen mehrere Kameraden aus der Um­­gebung an dem Balle Theil. Die Mitglieder und viele Gäste, die sich zu­­meist an dem Arbeiterstande verruth­en, nügten die seltene Gelegenheit gründlich aus, um sich der freudigen Stimmung ganz hinzugeben. Die meisten feerten den (Ball-) Freudenbecher bis zur Nagel­­probe. Als die Wintersonne über dem Brunnberge hervorblinzelte, hing bei Manchen noch der Himmel voller Geigen. Einzelne wurden von ihren vesperti­ Dem Tage. O­berleitung Durch allerhöchste Ent­­schließung wurde verliehen: dem Direktor der Buda­­pester höheren Mädchenschulfe Wilhelm Szuppan, der Titel eine königlichen Wathes , und dem Elementarschus-Direktor in Budapest, Adolf & y­t=­­längs das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. OÖ Aus der High­life. Graf Bih­or Szechenyi, Oberlieutenant im 7. Hußaren-

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