Oedenburger Zeitung, 1897. Mai (Jahrgang 30, nr. 100-123)

1897-05-01 / 99-nr. 100

« XXX. Zabrgang. R Samflag, 1 Mai 1897. Sedenburg Preis: 6 Scheller. »Volk­isches Organ. EEREPEBEeM — P­ranomerations-Preise: Für Loeo: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig 5 Kr., Monatlich 1 Kr. 70 SI. Für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr, Halbjährig 12 Kr. 50 Hl., Vierteljährig 6 Kr. 25 HL, Monatlich 2 Kr. 20 HI. 1 Zeitung Adminiftration und Verlag: Kuhdeuheri Wlfred Rommalter. Grabenumde 121, Telefon Ar. 25. Tue Preis: G Seller. Snierate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco versendet A­nnoncenaufträge, Abonnements­ und nfertions-Ges­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. 3­ eine Aktion zur Selösthilfe. Oedenburg, 30. April. Man erwartet zwar vielleicht ‚von und, daß wir in Rücksicht auf den­ morgigen 1. Mai, diesem Tage der allgemeinen Arbeiterfeier, aus­schließlich unsere Betrachtungen an leitender Stelle widmen, allein wenn au natürlich unser Herz der Eintritt des schönsten aller Monate im Jahre, des blüthenschweren, duftatimenden, sonnengoldigen Mai erfreut, so ist es eben diese Ienzesfrohe Stimmung, die und abhält heute sozialdemokratischen Abhand­­lungen die Spalten zu öffnen, denn unsere Ideale: „Licht, Freiheit, Fortschritt, brüderlicher­­ Gemein­­geist“, haben zwar insbesondere die Sozialdemokraten an ihre Fahnen geheftet, allein zumeist­ gerade so, wie gewisse Wahlfahrer, die sich das Bild der Gnadenmutter vorantragen­ lassen, dabei aber an das nachte Wirtshaus denken, wo es recht drunter und drüber gehen sol. Der 1. Mai, wo die Natur in ihrer vollsten Frische und Jugendfülle sich offenbart, wo sie so recht die fessellose Freiheit in der Entfaltung ihrer Schäte manifestirt, ist allerdings ganz danach an­­gethan ein anschauliches Bild jener gewiß menschen­­wü­rdigen Bestrebungen zu bieten, die darauf gerichtet sind, unnatürlichen Zwang abzuschütteln und alle jene Blüthen menschlicher Leistungskraft ungehemmt zu entfalten, die "gleichsam,"vermöge der herrschenden gesellschaftlichen Einrichtungen, bislang in der Krrospe schlummern mußten. Aber noch halten wir gerade die stärksten Heeresabtheilungen Derer, die sich zur Sozialdemokratie "vereidigt haben, bei weitem nicht für (geistig) kriegs tüchtig dazu, mit Aussicht auf Erfolg, den Kampf mit den bestehenden Verhältnissen aufzunehmen und wenn auch einige der­ Führer genau mit dem wirklichen Wesen jener, im innersten Kern gefunden Sozialdemokratie ver­­traut sein mögen, die großen, gedankenlosen Maffett, die hoffnungsfreudig den Lodrufen folgen, welche in den­­­ bekannten Schlagworten der G Sozial­­demokratie liegen, kommen und wie ebenso viele vertrauensselige Sando-Panja’s vor, welche’ den abenteuerlustigen Ritter von der Mandha durch alle Noth und Fährlichkeit begleiten, um zulegt — „Statthalter auf einer Insel“ zu werden, ohne die wirflich ritterli :en Grundideen auch nur zu ahnen, die den Geist Don Duigotte’s zunerst erfüllt und zulegt verwirrt haben. Doch genug, wir haben nunmehr mit einem Tropfen demokratischen Deleg die morgige M­a­i­­feier auch unserer Seite gesalbt und wollen nun mit einigen Worten ein Thema streifen, das wenigstens halb und Halb sozialistisch angehaucht ist, nämlich die jeit im Zuge befindliche Selbst- Hilfe gerichtete Aktion der Landwirthe. Die agrarischen Ideen haben in Ungarn bereits wiederholt stärkeren Widerhall gefunden als gegen­­wärtig, wo die Fragen der Quote und der aus­­wärtigen Angelegenheiten im V­ordergrunde des Interesses stehen. Das­ bedeutet aber immer noch nicht, daß die jenige Aktion Der Land­­wirthe nicht eventuell noch größeren Erfolg haben könnte, als zur Zeit der bloßen Phrasen­­drescherei. Das Projekt der Schaffung eines Land­­wirt desBerbandes hat einen gesunden Kern: die Idee der Selbsthilfe. Eine gänzliche Sani­ung der durch die Weltkonkurrenz verursachten Uebelstände vermag aber nicht einmal durch die uner­­mü­dlichste Thätigkeit herbeigeführt zu werden ;der Staat jeh­er steht dem­ traurigen­­ Folgen D dieser Konkurrenz machtlos gegenüber,­­und auch Die Monarchie, als gemeinsames Zollgebiet,­­ kann beim besten Willen gegen die niedrige Preisbildung nicht ankämpfen. Diese­­ unleugbaren Thatsachen sollen nun dazue dienen, um die Aufmerksamkeit der von der Krise bedrohten Landwirthe auf's Richtige zu senfen, damit ihrer Aktion ein erreichbares Ziel vor­­gestelt‘werde. Unsere Objektivität veranlaßt­ung, den politischen und Sozialen Hintergrund der von Neuem um sich greifenden Bewegung nicht näher zu beleuchten und nicht darauf hinzuweisen, daß die Agrarbewegung in den meisten Fällen mit der verfappten­ fonfessionellen und Klassenreaktion identisch war. AB am Beginne der konstitutionellen Aera der Liberalismus auf dem Gebiete des Verwaltungs­­und Kulturwesens seinen Siegesweg antrat, da ver­­harrten die so sehr zalreichen retrograden Elemente im Magnatenhause meist in ihrer Passivität ,­­so­­bald jedoch in der Grundbelegfrage irgend­ein liberaler Bersuch unternommen wurde, da­­ erschienen, sie sofort auf dem Kampf plage. Balthasar Horvat’s Kolonisirungs-Gejegentwurf gab den Anlaß zur ersten eindseligkeit, deren oigen auf späte­ Dezennien hinaus wirkten. Die feudalen Magnaten­­ bezichtigten den Minister sowohl wie den Gefec: entwirft der „Landvertheilung”, die aber in der­ Vorlage durchaus nicht angestrebt wurde, was fon daraus hervorgeht, daß dieselbe vom Abgeordneten­­hause wiederholt einstimmig angenommen wurde. _ Nach mehrfacher Protesterhebung seitens der­­ Magnaten sah sich Bitto — Balthasar Horváth hatte mittlerweile demissionirt — zu einem Kom­promiß gezwungen, durch welches die Kolonisten zur Abhängigkeit von den Grundhefigern verurtheilt und in Ungarn gewissermaßen irische Zustände ges _ ichaffen wurden. . Wo hielte Ungarn Heute, wenn­gleich: am­ Anfange unserer konstitutionellen­­ Vera eine etwas radikalere Grundbefig-Politik zur Geltung gelangt wäre? Es wären uns wahrscheinlich, der Ruin des Mittelgrundbefiges, die Stagnation des, Bauern­thum8 _jenseits? der Donau und die im­ Alföld aufgetauchten gefährlichen­­ Unruhen erspart gen blieben. Durch das Mißlingen des von Balthasar Horváth unternommenen Versuches wurde jedoch unsere Grundbesig-P­olitik auf den k­onservativen Standpunkt zurücgeworfen, von welchem sie sich auch in jüngster Zeit nicht fortbewegen konnte,­­ wenngleich, das !895er Kolonifirungsgefeg einen Hortschritt bedeutet, der aber hauptsächlich darin besteht, daß der Staat selbst das Kolonifirungse­wesen in die Hand nahm. Dadurch wurde aber die Sache nicht besser, der Kleine Landwirth wurde immer mehr zum Bauer degradirt..., während ein­staatlicher Kredit, der natürlich wohlfeil sein, und auf lange Frist gewährt hätte werden müssen, dem Grundbefig auch in­ den minder­­ bemittelten Händen erhalten haben würde; und wenn­ die jet im Zuge befindliche Aktion der­­ Landwirthe sich bemüht diesen­­' billigen Kredit zu schaffen; dann­ gebührt Dieser Bestrebung das vollste Lob. Nebst dem Kreditwesen ist­ es die richtige Vertheilung der Lasten, worauf die . . . Feuilleton. Die Stauntdeutung. —»humoreskevon,raf.,Gx·i·jI«therRos«enhagen­— (Schluß.) Und so kam es,­daß z-Hapna am nächsten Morgen bei dem Frühstück das große Wort sprach­­—schreite.Ich·.habe mir die Sache in einer schlaf-und traumlosen Nacht nach allen Seiten Hin überlegt, ich Habe Alles pro und contra, wie­ es ja wohl heißt, erwogen, und ich bin zu der Ansicht gekommen, daß meines Bleibens hier nicht länger sein kann. Kein­ Mensch kann dafür verant­­wortlich gemacht werden, daß er träumt, noch weniger für das,­­was­ er träumt. Ihr Habt mir aus meinem Traumbild einen ‚Vorwurf gemacht — ungerechten Tadel ertrage ich von seinem Menschen, dazu bin ich zu alt. Ich reife, 4 Uhr 23 Minuten geht mein Zug. Nun will ich paden. Sie erhob sich mit einer­­ stolzen Bewegung, um ihren Worten den nöthigen Nachdruch zur ver­­leihen, und ja sich im Kreise um. Im Stillen hatte sie doch wohl gehofft, daß man ‚sie um Verzeihung bitten, sie zu einem längeren Bleiben auffordern und versuchen würde, ihr ‚die Reifepläne auszugeben, der nichts Derartiges geschah. Jeder schien mit einem Frühstück­ beschäftigt zu sein, daß er seine Beit fand, si um irgend etwas Anderes zu küm­­­­mern, und so verließ die Tante stolz aufgerichtet, um ihre innere Niederlage zu verbergen, das Zimmer. !­m Nachmittag reiste­ sie ab. Alle­ begleiteten sie zur Bahn und schieden von ihr mit dem Wort: — Auf baldiges Wiedersehen, Tante Hanna. — Na, die kommt sobald nicht wieder, meinte Alfred, als der­ Zug um die Ehe verschwunden war, ich glaube, das verzeiht sie uns ihr Leben lang nicht. Sie flimmten ihm bei, aber um so größer war das Erstaunen, als sie am nächsten Tage, während die Familie bei dem Nachmittagskaffee saß, die Thür plöglich öffnete und­ Tante Hanna herein­­trat. Wort­o sahen sie alle gegenseitig an, und maßloses Erstaunen sprach aus ihren Zügen. — Tante bist Du es wirklich, oder ist e&& nur Dein Geist? stotterte Bella, die sich zuerst faßte, endlich: Ich deine Du bist gestern abgereift?­­ : Mir ist auch so, bestätigte die Tante, aber nun bin ich Schon wieder, da. Ihr sagtet doch zu mir: „Auf Wiedersehen.* It es Euch nicht recht, daß ich fam? — Aber natürlich, Tante! Wie kannst Du nur so etwas sagen? —Selbstverständlich, und wie sich das schön paßt, das Bettzeug ist noch nicht einmal weggepadt, aber verstehen thute ich es doch noch nicht. — Das sollt Ihr gleich erfahren, unterbrach Hanna die Anderen, die auf sie einsprachen ; also gestern Mittag fuhr ich ab und kam gegen Abend zu Hause an, wo ich Alles­ fand, wie ich es ver­­lassen, sogar das­ Traumbuch — Bitte, Taß das Tante! schaltete Alfred ein. Doch mit erhobener Stimme fuhr diese fort: — Ufo ich fand das Traumbui­h, und sofort sah ich nach, was der Traum zu bedeuten hatte. . ..» —Bitte,laß das­ bat Alfred,warum zum zweitenmal Unfrieden stiften!? Aber sie ließ sich nicht stören. —Also ich schlug die»Deutung der Träume«· auf,und da lasich auf Seite fünfzehn,die siebente Zeile von obennlg enden,—· . « «Sie griff in die Tasche und holte aus derk selben die»Deutung der Träume«hervor.Bello klammerte sich angstvollatt.de b­eliebtetx,als· wolle sie ihn schützen und bewahren vor jeglichem­ Leid,das jetzt verkündet würde,·und mit leiser­ Stimme bat sie: at geh nicht fort — Mar, bleibe bei mir ! Mar, von mir ! Bärtlich drühte Mar seine Braut an si, während­ Alfred nervös mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. — Bitte, Wfred laß das­ bemerkte Tante Hanna, Du weißt, das stört mich im Lesen. Endlich hatte sie das vergilbte Buch aufge­schlagen und Seite fünfzehn gefunden.­­ — Mo das las ich: Braut oder Bräutigam sein — Enttäuschungen. Seinen eigenen Bräutigam _ todt jeden — der Todtgesehene bekommt ein langes, glückliches eheliches Leben. « a « ZHir Abonnenten Liegt Heute Mr. 18 des „M­ufrirten Sonntagsblattes‘“ bei. Unsere Heutige Hummer ist 8 Heiten stark. '

Next