Oedenburger Zeitung, 1897. Juli (Jahrgang 30, nr. 148-173)

1897-07-02 / nr. 148

»: I- Preis: $ Seller. »Politifides Brgan. erlung Preis: 6 Seller. EBENEN Belefon Ar. 25. P­ränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 20 Kr, Halbjährig 10 Kr., Vierteljährig 5 fir., Monatlich 1 Kr. 70 Sl. Für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr, Halbjährig 12 Kr. 50 Sl, Vierteljährig 6 Mr. 25 HL., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Adminiftration und Verlag: Buchdenkerei Alfred Rommalter, Grabenrunde 11. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco versendet Annoncenaufträge, Abonnements­ und Insertions-Ges bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. Medenburger Zeitung, Politisches Tagblatt freisinnig Liberaler Tendenz. Mit 1. Juli begann ein neues Abonnement auf die „Medenburger Zeitung“ ; dieselbe bringt folgende Beilagen: Humoristische Zeitung reich illustrirtes, geistsprühendes Wigblatt, ganz ähnlich von Münchener „fliegenden Blättern, wöchentlich 3 Seiten Groß-Quart , Iluftrirtes Sonntagsblatt gediegene, belletristische Wochenschrift mit pracht­­vollen Bildern und die allerliebste Iluftrirte Kinderzeitung. Abonnements-Preis der De. 3.: Ganzjährig 10 fl., halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50­­ r. Ioco Dedenburg. Auswärts: Ganzjährig 12 fl. 50 ve. halbjährig 6 fl. 25 fl. vierteljährig 3 fl. 13 fl. — BEE Zü­r die abgenannten drei illusteirten BE Zeilagen ist ein Zuschlag von 25 kr. DEE pro Quartal separat zu entrichten. Wöchentlich einmal (jeden Samstag) kann die „Oedenburger Zeitung“ mit der Gratisbeilage „Bolksblaff” für Glos 50 Streuzer pro Quartal au abonatzt werden und empfehlen wir diese Ausgabe insbesondere den Landwirthen um solchen Bewohnern des Komitats, sowie der Stadt Oedenburg, welche nur an Sonntagen Beit haben, sich über alle wichtigsten Ereignisse im Verlauf der Woche zu unterrichten. Das Abonnement kann auch mit jedem anderen Tage entirrt werden und laden hiezu höflich ein Die Redaktion. Die Adminisration. Stagnation. Dedenburg, 1. Juli. Die B­rafe, die jegt am häufigsten gehört wird, hat die drühende Temperatur, die naturgemäß fest zu Beginn des Hochsommers ihre Flam­men­­süffe über die dampfende Erde sendet, zum Gegen­­stande. Wenn sich zwei Bekannte begegnen, pflegen sie si, indem Jeder die Schweißperlen von feiner Stirne wischt, mit den weniger überraschenden als beiderseits tiefgefühlten Worten anzureden: „Nein, die Hige!“ Mit Eintritt des­ Sommerihmwüle aber ist man es schon gewöhnt, waß sie auch minder lebhaft die Pulsationen des öffentlichen Lebens äußern, und zumal in diesem Jahre herrscht, wohin man die b­e richtet, eine allgemeine Stodung, eine wahrhaft beunruhigende und scheinbar sehr schwer zu überwindende Stagnation. Ins­besondere das politische Leben weiter auffallende Rathlosigkeit, ein ZTarten und Suchen nach den Blößen des Gegnerd auf, und dabei ohne einen anderen Erfolg, als daß man selbst auf immer sterilere Gebiete geräth. Die starre Regierungsmajorität it in ein Defilee gerathen, in dem sie ihre Uebermacht nicht entwickeln kann, rückmwärts ehrenhalber nicht darf, vorzudringen aber nicht vermag, weil die Enge volständig zu sperren auch die schwachen Kräfte der Opposition genügen. Wohl mag auch, den Vertheidigern des Engpasses schon schwul genug zu Muthe sein, aber auch sie glauben nicht zurück zu fünnen, ohne in die Gefahr des Ueberranntwerdens, zu gerathen und an einen gütlichen Vergleich, bei dem die Gegner mit möglicht wenig Reibung sich aneinander vorüberschlängeln würden, scheint vor­­läufig auch nicht zu Ddenfen zu sein. So hebt die eine politische Kraft im aufreibenden Ringen mit der Andern die sonstige Stärke beider auf und dieses wechselseitige Karalysiren des Uebergewichtes kann natürlich seine andere Wirkung ausüben, als die der kompleten Stagnation. Gestern Mittwoch nahm das Abgeordnetenhaus die Debatte über die Prolongation des Jude r­­teuergejege3 auf und wird sich natürlich auch hier des heftigen Widerstandes der Opposition kaum erwehren können. Ja sogar mehrere Wort­­führer der liberalen Partei haben die geplante Bei­­behaltung der erhöhten Ausfuhrprämien nur aus dem Grunde unterstüßt, weil sie ein nothwendiges Uebel it. Der Fehler läßt sich nämlich in seiner Weise beschönigen, den man in der modernen Wirthschaftspolitik Ungarns begangen­ hat, daß mit der an sich sehr rühmenswerthen Sorge um Schaffung von Großindustrien, nicht gleichzeitig Die Sorge um Schaffung, Sicherung und Ausdehnung von Abtag­­gebieten für dieselben im Lande selbst parallel ging. Nun halten wir leider bei dem Punkte, daß die wenigen Industrien, die wir haben, auf Schwachen Füßen stehen und in Folge der fortwährend noth­­wendig werdenden Unterstüßungen von Seiten de Staates eigentlich eine Belastung des Staates und der Gesammtheit der Steuerzahler sind. Nirgend ® vieleicht tritt dieser Uebelstand so eflatant zutage als bei der Zuderindustrie. Ein wie reiches Feld steht aber eben dieser Industrie noch in Ungarn selbst offen. Wie gering ist der Zuderfonsum in Ungarn ! Kaum jechs Kilogramm per Kopf und Jahr und kaum die Hälfte von dem entsprechenden Konsum in Oesterreich. Durch­ die entschieden zu hohe Besteuerung von 19 Gulden per Meterzentner wird nämlich der Konsum dieses so noth­wendigen Gebrauchsartikels erschwert und für viele Schichten der Bevölkerung beinahe zu einem Luxusartikel gemacht. Würde der Finanzminister anstatt der Kosten für die Prämien auf einen Theil der im­mensen Steuern verzichten, dann würde die ungarische Industrie auf den Export gar nicht angewiesen sein und durch die Aufhebung oder Renderung der Zusasteuer von jedhss Gulden, die in Oesterreich nicht eingehoben wird, hätte es der Finanzminister in der Hand, die Produktion in diesem Sinne zu regeln­en. Statt­dessen soll die Zuertheilung vor Prämien aufrechtgehalten werden und natürlich werden National- und Unabhängig­­keitspartei dagegen wieder mit Zuhilfenahme der verhängungvollen Obstruktion kämpfen. So breitet sich­­ wie ein trostloser Sumpf, in dem zwecklos die Brötsche quaden, die Stagnation über das Parlament und die Theorie des wechsels­­eitigen Aushungerns tritt in Kraft. Feuilleton. Auch eine Hochzeitsreife. Bon Aerander Engel. Wenn ich an das Sprichwort denke, daß Ehen im Himmel geschlosfen werden, befällt uich stets eine eigere Wehmuty. Das faite graue Leben straft täglich das alte, arme Sprichwort, das sich einst so sicher gefühlt, Lügen. Es gedeihen Heu­tzutage fast nur mehr die „Konvenienz-Ehen­“. Die guten Menschen, sie haben den egoistischen Verbindungen von heute wenigstens diesen freundlich klingenden Titel­ verliehen. Ich weiß nicht, warum ich so oft jenes armen, traurigen Mädchens gedenken muß — sie steht«meinem Herzen so ferne als möglich — das eine so Schöne Probe von unmoderner Aufrichtigkeit und altmodischer Unverdorbenheit des naiven Herzens befundete. Das Heine­r­ädchen Hatte einen bewu­ndernswerthen Muth .. . . Sie h­eirathete auf Bitten ihrer Eltern einen reichen Mann, trog dem sie sie vor dieser Ehe fürchtete. „Es wird Schon gehen“, sagten. die Alten mit einem fol banalen Wort will man einen Bund fürs Leben abthun. Ja, die Alten! Und was weiß denn ein junges, unerfahrenes Mädchenkind vom Leben? Es versucht, folgsam zu sein, selbst in Dingen die tief sein Herz berühren und vom "elterlichen" Ein­­flusse frei sein­ sollten. Und er ging ein und heirathete den reichen Mann­ . . Bevor sie vor den Traualtar trat, wollte sie ihr noch ein Geständnis machen, aber der Gedanke an ihre Eltern hielt sie davon ab. Er mußte ja Alles in ihren­ Augen feien, der begüterte Dummkopf! Auch auf ihrer weißen Stirne standen ar und Deutlich ihre Gedanken. War er denn blind für jenes Wesen, das ihm ewig angehören sollte? Ein energisches „Nein“ in der Seele, sprach sie zitternden Tones das traditionelle „Ja“. Und sie ergänzte es aus ihrem Herzen mit einem „Sa... ich will unglücklich sein“ Das Ehepaar begab sich auf die Hochzeitsreife. Er drüht sich mit einem gewissen Selbstbe­­wußtsein legitim an sie, er hatte ja das unbestreit­­bare Recht dazu. Die Kirche hatte ihm dieses Recht zuerkannt, das kleine Deädschen aber wollte dies Recht nicht sanktioniren. Sie vermochte si nicht länger zu beherrschen, die Thränen, welche sie so lange im Auge zerdrüch, drängten si nun ge­walt­­sam vor... . Die amwesenden Koupegenossen machten sie wohl denken: „Die weint Freuden­­thränen, die Glückliche mit ihrer Flitterfreude.“ Selbst er dachte wahrscheinlich so... . Die zuvor kommenden Koupegenossen drückten ich sanft in ihre Eden, unterhielten sich mit ge­­dämpften Stimmen, sahen mit deutlich zur Schau getragener Weltsicht weg, nur um das junge Paar in seinem neuen Glücke nicht zu stören. „Theneres Kind“, besänftige er sie und zärtelte ungenirt ihr Kinn... . Sie währte ihn ab, sie schämte sich vor sich selbst. Allein mit ihm hätte sie sein wollen. Nein, das macht nicht . .. . sie wird e3 ihm jegt ins Ohr räumen ... sie kann e3 nicht länger in ihrer Seele bewahren ..... e8 ringt nach befreiender Aussprache . . . Und sie beugt sich zu ihm, um es ihm zuzu­­flüstern. Gerne neigt er seinen Kopf ihr entgegen. „Berzeihe mir . . . wenn ich Dich bisher ge­ täuscht... . Du mußtest e3 ja sehen, daß ich Dich nicht liebe... Ich versuchte e3, aber e3 geht nicht länger. Ich fühle mich so schwac und feige dieser Ehe gegenüber... . Ich kann nicht lügen .. . wie Andere. Ich muß Dir die Wahrheit sagen. E8 knüpft mich nichts an Dich. E3 ist nichts an Dir,­­ was mich harmonisch berühren würde... Und ich gehöre nicht zu jenen, die das Lieben erlernen künnen, wie es die guten Eltern stets von ihren Töchtern vorausseßen.“ Sie Schluchzte auf, einen Moment lang. Dann, si fassend, feste sie fort und es glitt hastig von ihren Lippen : „Ich fürchte mich vor der gepriesenen Ges­ wohnheit, welche die Liebe erzeugen soll, solche.. Liebe schredt mich, sie unterscheidet sich gewiß von jener, die ich mir so Heiß erträumt . ... Ich bitte Dich, nimm mir’ nicht übel, daß ich nicht resigniren. fann . . . Aber ich fühle meine Unfähigkeit.” „Hör’ auf mit diesen dummen Sachen. Die Anderen schauen schon her... . Das wird ss im Laufe der Zeit Alles geben ... . Ich werde nicht zu viel von Dir verlangen und nach Möglichkeit nachtsichtig sein . ... Aber jest af’ mich mit solchen ungeitgemäßen Bekenntnissen. Bedeut’ doch, wir befinden uns auf der Hochzeitsreise , wich’ Dir tasch die Thränen aus den Augen, das schiekt sich nicht für eine junge Frau... .“ Für Abonnenten liegt heute Ar. 26 der „Humoristischen Zettung‘“ bei. a -

Next