Oedenburger Zeitung, 1897. November (Jahrgang 30, nr. 251-274)

1897-11-03 / nr. 251

w. XXX. Jahrgang. Wittwod, 3. November 1897. Preis: $ Seller. Dedenb Prånumerations-Preise: Sür Locox Ganzjährig 20 M.,­halbjähriglo Kr.Viertel·äri « ,HKT.,Mo­natlich­ 1M.Zohl.« en Für ” -Stwärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr. 50 Hl., Ssierteljährig 6 Kr. 25 Hl, Monatlich 2 Kr. 20 Hr. a Ar. 25 l,­­­urger Zeitung »Politisches Tagblatt. Administration und Verlag: Buchdenkerei Mifred Rommalter, Grabenunde 121, Telefon Ar. 25. a Preis: 6 Seller Sm­erate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallhin gratis und franco werfende Annoncenaufträge, Abonnements­ und Insertiond­@­bühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzugender Vermittlung duch alle Annoncen-Bureaus. Parliamentarischer«nsassenstillstand. Dedenburg, 2. November. Die Redeschlachten im österr. Neichirathe ruhen bekanntlich 513 zum nächsten Donnerstag ; nach der fünfundzwanzigstündigen Krartprobe, welche wohl das Weißerste an Mühen und­ Anstrengungen den Abgeordneten auferlegte, mußte freilich eine totale Erschöpfung der Kräfte eintreten, die nun wohl einer längeren Erholung bedürfen, um sich wieder gegeneinander messen zu künnen. Wann und wie aber wird der unselige Streit in den? Es ist ja recht und billig, daß die Deutschen in Oesterreich, die solange innegehabte und ihnen auch wirklich zusommende Führerrolle im Staate nicht den Brechen, Folen und Slowenen preisgeben wollen, aber die Mittel, die sie ergreifen, um ihre Hegemonie zu vertheidigen, sind nicht nur ver­­werflich, sie sind geradezu ein Selbstmord. Nicht mit dem Muthe der Verzweiflung sollen die Deutschen ihre Position zu behaupten suchen, sondern mit überzeugungskräftiger Einsicht und Reife der klaren politischen Vernunft zum Siege verhelfen. Die Deutschen in Oesterreich sollten si an unserer Unabhängigkeitspartei ein Beispiel nehmen, wie man würdig die parlamentarischen Waffen führt. Unsere äußerste Linke ist auch Halsstarrig und resolut, aber obschon sie unausgeregt den Ausgleich und den Dualismus befehdet, so thut sie es doch mit mehr minder scheinbar stichhaltigen Argumenten , und insbesondere mit dem Bewußtsein : an Stelle dessen was sie beseitigen will, einen immerhin möglichen staatlichen Zustand zu fegen, während “ jenseits der Leitha die Obstruktionisten schlechter­­dings selber nicht wissen, welche staatliche Ordnung sie einlegen würden, wenn es ihnen gelänge die gegenwärtige zu stürzen. Die Obstruktion gegen das Ausgleichsprovi­­­­sorium ist nicht mehr ein Kampf gegen Die Sprachenverordnung, auch nicht im weitern Sinne gegen das Kabinet Badeni, sondern geradezu ein Sturmlauf gegen den Dualimus. Und deshalb waren die jüngsten Inunziationen des­­ ungarischen Ministerpräsidenten keineswegs eine Hilfsaktion für den österreichischen Ministerpräsi­­denten, sondern einzig und allein der wohlmeinende Warnungsruf­­ eines aufrichtigen Anhängers des Dualismus. Die Berufung auf das Beispiel der Lungezechen, welche mit ihrer maßlosen Obstruktion gegen Alles und Ale angeblich Erfolge erzielten, gilt für die Deutschen in Oesterreich am aller­­wenigsten. Denn jene Herren haben niemals ge­­leugnet, daß ihnen an der bestehenden Staatsform der österreichisch-ungarischen Monarchie nichts gelegen sei, ja sie wollten ganz offen an­stelle des Dualismus den Trialismus oder gar den Föderativ­­staat regen und gewähren auch heute dem Dualis­­mus nur ad hoe Heeresfolge. Die Deutschen jedoch, für deren politischen Einfluß in Oesterreich der Dualismus die festeste, ja vieleicht nur mehr einzige Stügmauer ist, durften gegen denselben niemals, wenn auch nur zum Scheine einen Angriff unter­­nehmen. Denn sollte wirklich einmal der Dualismus fallen, dann dürften die Deutschen in Böhmen sich am allermeisten unterjocht fühlen. Während die ungarische Selbstständigkeit nur eine gleichmäßige und gerechte Theilung der politischen, wirthschaft­­lichen und moralischen Güter bedeutet, würde die czechiische Präponderance einen eisernen Despotismus auszuüben versuchen. Nur die starre Aufrechthaltung des Dualismus kann Oesterreich vor dem Einbruc der immer stärker sansschwellenden föderalistischen Hochfluth retten. "Wie jeßt die Unreinigkeit jede parlamentarische Gemeinsamkeit selbst in den vitaliten Tragen des Fortbestandes der Monarchie gegriffen hat, kämpft feßt jedes Kronland extra für seine vermeintlichen Rechte ; jede Nationalität will die Herrschaft über die andere an sich reißen. Die Sra­tionen sind für fleinliche Interessen bereit, in foalicter Form gegen die anderen mitzuwirken und zur Unterbrückung der Freiheit mitzuhelfen. Wo ist noch in Oesterreich das zu finden, was ma­n einst österreichischen Patriotismus nannte?! Nur mit Ungarn eng verbrüdert, ist Die Monarchie eine Großmacht, darüber lange, doch sein Zweifel herrschen, ob man nun Bangermane oder Banjlave.. ist. Was also den "Bestand, den Zusammenhalt, die Dauer sichern sol­­lt nur die Idee der Monarchie Was wird aber aus der der Monarchie werden, dem Idol, dem einst in arger Verblendung die Zentralisten die Unabhängigkei Ungarns opfern zu künnen glauben, wenn einma der Dualismus unmöglich gemacht sein wird ! Und wenn die österreichischen Parteien nicht bald zur Einsicht kommen, daß sie in ihrem Neid, ihre Mitgunst gegen Ungarn den Dualismus unmöglich machen, wenn die Regierungen Desterreichs nicht Kraft genug in fi fühlen, der Winklerei der Demagogen vor dem Dualismus Halt zu gebieten, so wird Desterreich auch die­dee der Doppel­­moncer die in die Brüche werfen wie er seine eigene Staatlichkeit bereit beinahe zugrunde gerichtet hat E38 ist wahrlich die Höchste Zeit, daß die Fragen des Dualismus von der Tagesordnung verschwinden, daß sie endgültig und zwar natürlich im Sinne der 1867er Gehege gelöst werden. Seit drei Jahren wird fortwährend an den Grundlagen der Monarchie gerüttelt. Diese Monarchie war bis heute allerdings tief und fet begründet. Aber­­­ sei sie noch so fest, ein permanentes Erdbeben kann auch felsenfester Boden nicht aushalten ; dies sollten sie die einsichtsvolleren Politiker jenseits der Leitha vor Augen halten und die Notanwendung daraus ziehen, sobald er abgelaufen sein wird der parla­­mentarische Waffenstillstand. E. M. PO ‚­­ . m . BE­ EEEEEEEREEEEEEEEEEEEEEEREREEBERGEEREEEBESEEEEEEEEE Ems: Dom Tage. Beigelegte Kanzlerkrise. Man Schreibt aus Berlin: In einer dreis­viertelstündigen Audienz hat Fürst Hohenlohe vom Deutschen Kaiser die Erlaubniß erlangt, “die Militär-Strafprozeßordnungsreform dem Neichstag in der kommenden Session vorzulegen. Hätte Kaiser Wilhelm diese Genehmigung versagt, dann hätte der Deutsche Reichskanzler seine Demission nehmen müssen und sicherlich auch genommen. Denn er hatte dem Reichstage das bindende Bersprechen gegeben, sein Wort verpfändet, ihm in der kommen­­den Session die Militär-Strafprogeßreform zu unterbreiten. Fürst Hohenlohe stand und fiel also mit der Militär-Strafprogeßreform.Lange hat sich der Deutsche Kaiser gegen die Reform der Militär-Strafprozestordnung gesträubt und gestemmt, ein­nem­­­ Feuilleton. Auf Wache. — Bu Befehl, Herr General! Der junge Offizier trat einen Schritt vor, dem er dem Blid des Kommandanten begegnete. — Siddon ! Ein Bauer aus dem­­ Hochland rächte mir, in diesem Augenblick einen Zettel vom­auptquartier. Sehen Sie, Hier ! Auf demselben Siddon nahm das Rapier­­stand mit DBfleistift geschrieben : „Glauben Sie Alles, was E. H. Ihnen erzählen wird. George Washingt­on.“ Er gab den Zettel zurück. — Well! sagte der Kommandant; der Courier erzählte, daß die königlichen Truppen heute Nacht, gedecht von der Finsterniß, beabsichtigen, einen Ausfall zu machen und die Festung zu über­­rumpeln. Sehen wir sie nicht, wenn sie­ sich heran­­schleichen, so sind wir verloren, denn die Nacht sieht gerade aus, als­ werde sie günstig für sie und ungünstig für uns sein. In demselben Augenblick, wo sie in den Bergpaß auf der andern Seite des Hudson eindringen, werden sie ein verabredetes Signal geben, nach welchem die Glieder der äußeren Linie hinzustoßen sollen. Von dort beab­­sichtigen sie, vereint sich bis zur Festung­­ heran­­zuschleichen und dann über diese wie die Kate über die Maus herzufallen. — Und das Signal? fragte Sidton. — Eine rothe Rakete, welche emporgesandt wird, und das wird das Einzige sein, mwas und­ auf­­merksam machen kann. Sehen wir sie, so wifsfen wir auch, zu welcher Zeit sie am Paß sind, und können uns danach die Zeit berechnen, welche der übrige Weg in Anspruch nehmen wird, und so unsere Verhal­­tungsmaßregeln ergreifen. Sehen wir das Signal dagegen nicht, bevor sie über den Hudson gekommen sind, so werden wir biß zum legten Mann nieder­­gemießelt werden. Die Stärke des Feindes ist der­­ unserigen viermal überlegen, und wir Fapituliren nicht, General Unworth hat niemals fapitulirt, und seine Leute werden es auch nicht thun. Wir sind: Amerikaner. Wir werden den Boden, den wir angebaut haben, ver­­theidigen und sind berechtigt,freie Männer auf unserem eigenen Grund und Boden zu sein. — Siddon! Von der äußersten und am meisten vor­­springenden o der «weltlichen Bastionen wird das ganze gegen Westen "gelegene Terrain übersehen werden können. Ein Mann, der Augen wie ein False hat, und auf dessen Zuverlässigkeit und Sinne ich mich wie auf meine eigenen verlassen kann, muß dort auf Ausschau nach dem Signal stehen. Einem Gemeinen vertraue ich unser Leben und unsere Ehre nicht an. Ich habe dagegen beschlossen — der Kommandant erhob sich bei diesen Worten, indem er den T­eld­­stuhl bei Seite schob — diese Aufgabe Demjenigen anzuvertrauen, der das schärfste Auge unter der ganzen Bejagung hat, und den ich feme, den ich seit seiner Kindheit kenne, wo er als siebenjähriger Knabe auf meinen Knien tritt, — dem jüngsten Offizier. — … ist jeßt schon spät, die Uhr ist zehn. Gehen Sie sofort hinauf auf die Bastion, Sid­­don, und bleiben Sie dort, bi Sie die Flafete­ ge­­sehen haben. Melden Sie es dann augenblicklich, in­ dem Sie einen Schuß abfeuern — nur einen ein­­zigen Schuß, denn es ist seine Sekunde zu verlieren. Erinnern Sie sich, daß er Leben oder Tod für zwölftausend tapfere Kameraden gilt! Der Kommandant drühte Siddon’s Hand’ fest in der feinigen und ließ sie erst wieder log, indem er si Tangsam entfernte. — Gehen Sie mit Gott, Siddon! Ihre Ka­meraden verlassen sie auf Sie wie auf sich selbst. Siddon legte die Hand an die Mühe und eilte hinaus. Der Abend war finster und schwul, einer sei­ner heißen Augustabende, die un­willkürlich die Kräfte in jedem Nerv erlahmen und in ihrer Unheimlichkeit wr von unbestimmten Gefühlen durchschauern lassen. Als Siddon schwel die Wachtstube paffirte, trat ein junger Lieutenant ebenso schnell aus der­­selben­ heraus. — Robin Siddon? — Auf Wade.­­ — Der Hudson braust heute Abends so laut, ich wünschte, daß ich in der jämmerlichen Sole erst glücklich über ihn Hinweggekommen wäre. (Fortlegung folgt.) Für Abonnenten liegt Heute Ar. 44 der „Illusrirten Kinderzeitung Pre |

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