Oedenburger Zeitung, 1899. Februar (Jahrgang 32, nr. 26-48)

1899-02-01 / nr. 26

— z r ’ en : EEE EEE TITTEN BE Te Re. 26. . Jahrgang. Bräanummerationd-Breite: Für Loco: Ganzjährig 20 Kr., Halbjährig 10 Kr., Bierteljährig 5 Kr, Monatlich 1 Kr. 70 Hl. Für Auswärts: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig 12 Kr 50 HL., Bierteljährig 6. Kr 25 Hl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Preis: % Seller. Mittwoch, 1. Februar 18 35 . Volifiides Tagblaft. Adminiftration und DVerlag: Buchdenkerei Alfred Nomm­alter, Grabenrunde 121. Telefon Ar. 25. Preis: 6 Seller. Inserate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallein gratis und franco verendet, Annuncenaufträge, Abonnements­ und Injertiond- Gen­bühren sind an die Administration (Drabenr­unde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaug.­­ ” Die Bih-Bahigänge der Friedens­­« aktion. Oedenburg,31.Jänner.». sz Morgen treten wir bereits aus­ dem ITEismonat;die Temperatur läßt auch schon das Welten des"­Frühlingsathems ahnen, aber ü­ber der politischen Welt brauen noch immer feuchtkalte,dichte Nebel und frostig läßt sich die Stimmung jener an,die als autorisirte Wettermacher für einen freund­­lichen Horizont Sorge tragen sollen. Yır unterrichteten Kreisen Budapest’s hält man wohl — laut legten Nachrichten — ‚ noch immer daran fest, daß die Chancen eines endgültigen Friedensschlusses nicht üble sind, doch verhehlt man sich auch nicht, a8 zufolge gewisser Unterströmungen die alte Friedensaktion noch immer metter­­endischer Natur ist. Daß sich zwischen "den Forderungen der oppositionellen Ver­­­­trauensmänner und dem, was die Fiberufe 5. Bartel gewähren kann, ohne sich einer Ge Demüthigung auszuregen, ein Vermittlung g­­efunden werden kann, daß hält man ‚Kreisen der aufrichtigen Friedens­­e heute sogar für wahrscheinlicher , aber eine Gemeißheit hat man­­‚noch immer nicht dafür. E38 wäre, * D­ieser Prozeß leicht und bald er­­‚gt werden könne, nothwendig, daß inner­­halb aller Parteien volle Einigkeit darüber herrschen solle, daß der Friede unbedingt­­ zustande kommen muß. Nun aber gibt es allen Parteien auch intransigente Unter­­gungen, die, je näher man dem Friedensschluffe kommt, umso heftigere Bewegungen hervorrufen und den glatten Verlauf der Aktion­­ zu stören trachten. Es sind also unablässige Zi­e-3­a­b­­gänge, auf welche die Friedensaktion gedrängt wird. Bald eröffnet sich ein freier Ausblick auf wiedergewonnene normale Zu­­stände im Lande, bald wieder tappt man beflommen in dem Wirrsal leidenschaft­­licher Verwilderung herum und die Piom­­­iere des Verständigungswertes sind be­­müht eine Brühe zu schlagen über den Abgrund, der ursprünglich die Propositionen der Opposition von den Zugeständnissen der Negierung trennte. „PB. 8.” tanzirt heute eine ernste und sehr bedeutsame V­ersion, deren Ur­­sprung man aber nicht zu erforsc­hen, deren Nichtigkeit man nicht zu prüfen vermag. Dieser Version zufolge sei es nicht nur ganz ausgeschlossen, daß wirklich wie es gestern h­ieß Finanzminister Dr. Lufacs in Wien mit der Kabinettbildung betraut worden sei. Es habe sich­ vielmehr heraus­­gestellt, daß Herr vd. Lufacs nicht nur scheindbar regierungsmüde ist, sondern daß derselbe­­ bereits im feßtabgehaltenen Mi­­nisterrat je seine formelle Demission gegeben Habe, und daß Diese durch den Minister Grafen Szechenyi der Krone zur Kenntniß gebracht wurde. Daraufhin sei nun am Samstag aus der S Kabinett- Kanzlei die Berufung Zufacs zur Audienz erfolgt. Gewiß lag die Ber­­­muthung nahe, daß die Krone, bei welcher sich der Finanzminister seines Charakters, seiner Facfenntung und seiner geraden Gesinnung halber, des auszeichnendsten Vertrauens erfreut, denselben zur Zurück­­nahme der Abdankung veranlassen werde. Umso eher wurde dies geglaubt, als Herr v. Lufacs während der vier Jahre seiner Ministerschaft der eigentliche Träger der ganzen Ausgleichsaktion­­ gewesen ist, deren sämmtliche Fäden bis hinab zu den allerkleinsten Details in seiner Hand konzentrirt waren. Ob die dargestellte Version riptig, und ob es gelungen ist, Herrn dr. Lufacz zum Verbleiben im Amte zu bewegen, läßt sich in die­sem Augenblicke nicht Konstatiren. Wir haben aber auch dieser Nachricht Raum gegeben, um zu zeigen, wie weit die politischen Strebungen und Strömungen von­einander entfernt sind Der eine Theil sieht­ in Lufacs bereits den fünfzigen Kabinets­­chef, der andere hinm wieder seinen gänz­­lichen Nachritt vom M­inisterrathe. Auf diesem Zid-Zadmege begegnet man auch der angeblichen Berufung Feier vAry8 an die Sorge der Regierung, an welche die Oppositionsparteien am liebsten den Geheimrath Koloman von Szell gestellt w­rssen möchten, der aber nicht daran denkt sich Dieses so überaus schwierige, verantwortungsvolle Amt auf­­zubürden. Aber das von ihm nun­ einmal übernommene Friedenswerk seßt Herr vd. Szell mit ebensolcher Energie wie Umsicht unverdroffen fort. Hoffentlich wird es seiner staatsmännlschen Einsicht, der alle Friedensfreunde ohne­­ Unterschied der Parteien jebt das vollste Vertrauen entgegenbringen, ebenso gelingen, endlich der widerstrebenden und ungeberdigen Unterströmungen Herr zu iwerden,‘ mie ,­­i­m Feuilleton, Sumpfblume. — Novelle von Franz Herczeg — torifirte Ueberjegung aus dem Ungarischen Emil Kumlis. (Sortregung.) Lächelnd und sichtlich voll Freude empfing ne Y Jurificz. „&3 war nichts. Eher üble Laune als Krankheit und dazu ein wenig Kopfschmerz. — "raten Sie ein, ich bitte!“ "Sie führte ihren Gast in ein sonderbare­s­­ Zimmer. An den für den Alltagsgebrauch inten Möbeln war die billige Fabrik­arbeit seinen, daneben aber waren theure Lurug­ A aufgehäuft. Prächtige Perserteppiche, ein oulletianerspiegel, silberne Toilettegegenstände, "werthvolle Nippejachen. " »3n der Stube herrschte übrigens nichts weniger als Ordnung. Das Bett war noch nicht geordnet, an den zerm­üllten Riffen war­­ der Eindruck von Yeijis Kopf sichtbar. Auf dem Tuihe lagen ein Atlasschuh, ein Mieder und einige Schildkrotlämme. Als sich Jurifich auf dem Diwan nieder­­­­ließ, geriet­ ihm ein kleiner kalter Gegenstand in die Hand. Er war ein Diamantohrring. Sefji schüttelte die dichte Mähne und blieb dann vor ihrem Gatte stehen. Eigentlich sah sie recht schlampig aus, doch Jurifics fand sie noch reizender als ehedem. Ihre Gestalt war von einer so edlen, gesunden Plastik, da daran die Kleidung weder etwas zu stören, noch zu schönern vermochte. Al sie fest Lächelnd so vor ihm stand, die­ Seiten am Busen glättete und dann Burific mit ein wenig befangenem Blicke lange ansah, begann den jungen Mann abermals die Frage zu beschäftigen, die er sich so oft schon vorgelegt: Wer und mal ist diesem Mädchen ? Biöglich glaubte er die Antwort gefunden zu haben. Sein forschendes Auge blieb an einem Porträt haften, das­ in einem Rahmen aus getriebenem Silber an der Wand hing. Er stellte einen auffallend schönen Greiß dar. Wer dieses Medaillonprofil, diesen fühn empor­­gefämmten Schnurrbart und dieses Faunlächeln einmal im Leben gesehen, der konnte die Züge des Fürsten Hadfalufjy nie wieder vergessen. Der Fürst war durch seine Verschwen­­dungsmanie und seine Brimadonnenlaunen allgemein bekannt. Er zählte zu jener inter­­nationalen Gesellschaft, die sich High­life nennt, wohnte in Paris, überwinterte an der Riviera, jagte in England, badete in Cannes und ließ jene Pferde in Baden-Baden rennen. Die Berliner Union zählte ihn ebenso zu ihren Mitgliedern, wie die Jodeyklubs von Paris und Wien. Und weil seine Befisthümer zufälligerweise in Ungarn lagen, nannte man ihn einen Magyaren, wiewohl er von allen Ländern gerade das ungarische am lang­­weiligsten fand und von allen europäischen Sprachen gerade die ungarische am wenigsten beherrschte. Hadfaluffy also,­­­ieser unersättliche Frauenjäger, hat auch von diesem Mädchen schon Befii ergriffen ! Suriic rannte die moderne Welt und deren Leben viel zu gut, um etwa hinter der geheimnißvollen Existenz Jesjis irgend­eine romantische Geschichte zu vermuthen. Er Hit sie für das, wovon er sich jet überzeugt hatte, und er hätte sie nicht leicht für etwas anderes halten künnen. Und diese Gemißheit ärgerte ihn, ja wirkte geradezu niederdrücend auf ihn. Eine Weile betrachtete er das Bildniß an der Wand, dann richtete er prößlich mit brutaler Offenheit an das Mädchen die Frage: „Also Hadjaluffy hält Sie aus?“ Das Mädchen war auf dem Teppich niedergefniet und hob eben einige verstreute Haarnadeln auf. Sebt blickte sie erstaunt auf. Bortregung folgt.) ° bon . ° - 2 - | i

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